Agnes

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7.) Agnes 
 
Wir erinnern uns an jene Freundin Martinas, ihre ständige Begleiterin auf dem 
gemeinsanen Schulweg, auch wenn Martin sich schon dazugesellte, ein intelli-
gentes, schwarzhaarig-hübsches, fröhliches, wohlerzogenes Mädchen aus gutem 
Haus, in der Waldnerei gern gesehen, weil sie zur Tochter ungewöhnlich gut pass-
te (Bd.1,235). Dass die beiden Klassenkameradinnen so zusammen fanden, beruh-
te nicht auf Gegensätzen; allerdings beschränkten sich ihre gemeinsamen Interes-
sen fast ausschließlich auf die Schule: Gute Noten, Lehrerinnen und Lehrer, der 
Lyzeums-Alltag im weitesten Sinn, Hausaufgaben, Fremdsprachen, Literatur. Nur 
im Fach Sport unterschieden sie sich deutlich; während Martina die ganze Band-
breite  von  Gymnastik  über  Turnen,  Leichtathletik  bis  zu  sämtlichen  Spielen 
leistungsstark war, konnte Agnes diesem Bereich lustlos nichts abgewinnen.  
Auch  das  sonst  spätestens bei Tertianerinnen  wichtige Thema  'Jungs'  oder  gar 
pubertärer Sex spielte bei ihnen erstaunlicherweise offenbar keine Rolle. Martin 
wurde jedoch von Agnes sofort kameradschaftlich akzeptiert. Als er die beiden 
erstmals überraschend an ihrer Penne abholte und zum Bus begleitete, genierte 
sich nur Martina wegen der anderen Mitschülerinnen. Bei Agnes löste dies kein 
spürbares Befremden aus. Ihr genügte es, dass er von Waldners her als Freund des 
Bruders bekannt war. Selbst sein Vorschlag, doch miteinander bis zur nächsten 
Haltestelle  weiterzugehen,  weil  ja  noch  Zeit  war,  wurde  von  ihr  ohne  langes 
Gerede  fröhlich  angenommen,  während  es  der  eigentlich  Gemeinten  eher  die 
Peinlichkeit verlängerte. Aber allein gegen zwei wollte diese denn auch nicht sein. 
Außerdem  konnte  es  der  Aufdringliche  in  den  misstrauischen  Augen  von 
Lehrer/rinnen  ja  auch  auf Agnes  abgesehen  haben,  zumal  Martinchen  hierbei 
schlauerweise jegliches klärende Händchenhalten ablehnte. 
Martin lernte Agnes schnell schätzen. Eigentlich gefiel sie ihm beinahe genauso 
gut wie Martina; ins Wanken geriet er jedoch nicht. Dennoch ertappte er sich bei 
dem Gedanken, dass er die seltene Schwarzäugige glatt noch dazunehmen würde, 
wenn es unser Gott  erlaubte, vermied  aber konsequent, dies spüren zu lassen. 
Einmal durfte er die beiden Süßen fast bis nach Hause begleiten, aber nur im 
Schutz  der  Dämmerung  und  weil  beider  Eltern  bei  einer  adventlichen  Nach-
mittagsveranstaltung ihrer Schule nicht genau wissen konnten, mit welchem Bus 
sie heimkämen. Es war feucht-kalt unter der Weihnachtsbeleuchtung. Martinchen 
hakte fröstelnd fest bei ihrem Schatz ein und forderte ihre Freundin auf, dessen 
andere  Seite  ebenso  zu  belegen,  was  dann  auch  ohne Umschweife  geschah. 
Martin fühlte sich nun doppelt beglückt, ließ aber etwas unsicher verlauten: "Jetzt 
muss  ich  nur  aufpassen,  dass  ich  den  richtigen  Arm drücke!"  Die  beiden 
Backfische kicherten nur darüber, als wüssten sie noch nicht, dass es zwei Sorten 
von Menschen gibt, und dass der in der Mitte sich schon rasieren musste. 
Die glücklichen Jugendjahre vergingen leider schnell, zu schnell. Doch der Kon-
takt zwischen den Freundinnen riss auch nach der gemeinsamen Pennälerzeit nie 
ab, beschränkte sich dann aber weitgehend aufs Telefonieren.  Irgendwann war 
auch Agnes unter der Haube und ihr Leopold hinterließ bei Begegnungen einen 
guten  Eindruck,  schien  vollauf  zu  ihr  zu passen.  Bald  wurde  ein Töchterchen 
geboren und Agnes durfte glücklich sein, was man ihr von Herzen gönnte. Martin 
war sogar etwas neidisch darauf, konnte er sich doch absolut nicht vorstellen, dass 
sie ihren Gatten ebenso hinterfotzig betrog wie sein eigenes Luder ihn. Deshalb  
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hinterließ  die  überraschende  Nachricht  von  ihrer  Scheidung  beim  Ehepaar 
Grübler nur totales Unverständnis. Martin jedenfalls fand lange keine Erklärung; 
ob Martina etwas Genaueres erfuhr, blieb ihm verborgen. 
Heute  ist Agnes  durch  eine  unheilbare  Nervenerkrankung  schwer  gezeichnet., 
noch jung bereits an den Rollstuhl gefesselt. Das Leiden wurde erst spät erkannt. 
Schon  ihr  mangelnder  Bewegungstrieb  im  Schulsport  sollten  eigentlich  darauf 
hinweisen.  Dann  hätten  vielleicht  die  schlimmsten  Folgen  vermieden  werden 
können. Dass ihr Mann sie deswegen im Stich ließ, verstehen angesichts ihres 
Zustandes  nur  jene,  die  davon  überzeugt  sind,  dass unser  Dasein  mit  dem 
irdischen Tod zu Ende ist und man es deswegen bestmöglich genießen soll. Ein  
Kreuz wie Agnes tapfer mitzutragen, bedarf eines echt liebenden Partners, der 
auch davon ausgeht, dass es eine unsterbliche Seele gibt, die nach Erlösung aus 
dem  Jammer  hier  für  immer  glücklich  in  Gottes  Herrlichkeit  leben  kann, 
vorausgesetzt, man hat zu Lebzeiten das Seine dafür getan! Die Tochter wohnt 
fast 1000 km von ihr weg, fand dort einen guten Job im diplomatischen Dienst, 
kümmert sich Rahmen des Möglichen sehr um sie. Mit den Grüblers verbindet 
Agnes nach wie vor eine herzliche Freundschaft. Geradezu heldenhaft meistert sie 
ihr hartes Schicksal. Mit nie erlahmender Energie versorgt sie sich trotz schwerer 
Behinderungen  weitgehend  selbst,  gleicht  durch  technische  Einrichtungen  ihre 
körperlichen Einschränkungen erstaunlich aus, lehnt Unterstützung überwiegend 
ab,  manchmal  geradezu  kränkend,  verschüttet  lieber den  Inhalt  mit  zittrigen 
Händen, als sich das Trinkglas zum Mund führen zu lassen, macht es auch ihren 
Freunden  schwer,  Beistand  zu  leisten.  Mit  unbeugsamem  Willen  und  eiserner 
Disziplin zeigt sie dem Geschick die Zähne. Irgendwie gelang es ihr, sich mit die-
sem Verhängnis abzufinden, sich zu arrangieren, manchmal sogar den Eindruck 
erweckend, diese täglichen Herausforderung zu wollen. Besonders tief erschüt-
terte  sie  den  Grübler  mit  dem  ihn  erschaudernden  Satz:  "Wenn  mir  Jesus 
begegnete,  würde  ich  ihn nicht  um  Heilung  bitten!"  War  ihre  immer  noch 
fröhliche Lebensbejahung also gar keine Maske? Gibt es tatsächlich Menschen, 
die ihre Krankheit derart lieben, dass sie diese nicht mehr missen möchten?? 
Martin beschäftigte auch die Frage, wie sie wohl mit ihrer Sexualtität zurecht-
komme. Seine Gattin konnte ihm kaum weiterhelfen; sie hatte sich angeblich nie 
mit Agnes darüber unterhalten, auch früher nicht zur gemeinsamen Schul- und 
Jugendzeit,  als  sie  noch  gesund  schien.  Hatte  sie  vielleicht  diesbezüglich  gar 
keine Gefühle? Das käme ihr jetzt zugute! Aber sie war doch verheiratet und 
gebar ein Kind? "Dazu muss man nicht unbedingt Spaß am Sex haben", meinte 
Martina achselzuckend. "Worüber habt ihr denn in den stundenlangen Gesprächen 
geredet,  von  welchen  du  mir  erzähltest?"  bohrte  ihr  Gespons  weiter.  "Haupt-
sächlich  über  Bücher,  die  wir  beide  gelesen  hatten,  bevorzugt  Romane  mit 
historischem Hintergrund, wie z.B. 'Ein Kampf um Rom' von Felix Dahn oder 
Margaret Mitchells 'Vom Winde verweht!' Und an dieser Stelle fügte sie den viel-
leicht  aufschlussreichen  Satz  hinzu:  "Für  Rhett  Butler  haben  wir  beide 
geschwärmt; er war unser Typ!" Ein Schlüssel zum Verständnis für vieles?? 'O 
jemine', schoss es dabei - und noch lange nachwirkend - durch Martins Kopf und 
Herz. 'Also auch sein Martinchen begeisterte sich für diesen Kerl wie damals so 
viele auch höhere Töchter, in der Verfilmung von Clark Gable meisterhaft und 
fürs  weibliche  Geschlecht  offenbar  unwiderstehlich verkörpert!  Ja,  was  dieser 
Rhett alles zu bieten hatte, konnten er und  wohl auch Leopold keinesfalls er-
bringen:  Ein  H
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Rücken stamme aus dem Krieg zwischen Süd- und Nordstaaten, in welchem er 
heldenhaft kämpfte, in Wirklichkeit war es das Überbleibsel einer hundsgewöhn-
lichen Wirtshaus-Rauferei, ein arroganter Herrenmensch, der brennende Zigarren 
auf wertvolle Teppiche warf in der Erwartung, dass Sklaven, vom Geruch sengen-
der  Wolle  herbeigerufen,  sie  schon  aufheben  und  löschen  würden;  der  seiner 
Ehefrau Scarlett bei Widerrede mit der Peitsche drohte, worauf diese ansonsten 
recht störrische Person wohlweislich lieber parierte, einer, der diese im Suff brutal 
vergewaltigte, wenn auch zu deren allergrößtem Vergnügen! Nur, normalerweise 
wäre er dafür im Knast gelandet, auch wenn Mitchells Margaret so etwas offenbar 
als  saugut  empfindet  und  deshalb  diesen  Kerl  in  ihrem  Frauengehirn  ersann. 
Andererseits  aber  behauptet  sie  wiederum  von  selbiger  Scarlett,  sie  lasse  die 
Tollheiten der Männer lediglich über sich ergehen, weil es halt so sein müsse, eine 
ähnliche Paradoxie wie bei Doris Dörrie (Bd.1, S.474/15). 
Mit alledem konnte Martin freilich nicht dienen, um so wie dieser Rhett zu impo-
nieren;  aber  nun  wusste  er  wohl,  wodurch  sich  seine  Braut,  selbst  von  ver-
heirateten Hurenböcken, so leicht den Kopf verdrehen ließ und was sie bewog, 
das  ihretwegen  heimtückisch-meuchelmörderische Verhalten  eines  solchen,  be-
wundernd als 'typisch Mann' zu bestaunen (Bd.1.Kap.61.1). Jetzt wurde ihm auch 
denkbar, weshalb sie bei ihm trotz seiner starken Potenz und anhaltenden Bemü-
hungen nie zum vaginalen Orgasmus kam. Er hatte eben versäumt, sie besoffen-
aggessiv enthemmt aber ejakulationsgebremst lange genug brutal zu traktieren, 
nachdem er gerade aus einem Bordell getorkelt kam. Ja, dieser Rhett Butler war 
also ihr Typ, ein 'Potentat' gleich Rasputin, dem russischen Mönch und Weiber-
verwüstling, der bockigen Ziegen predigte, man müsse viel sündigen, damit Gott 
seine Lieblingstätigkeit 'gnädig verzeihen' auch oft genug ausüben kann. 
Nun gut, er wollte Martina ja wiederholt freigeben und sie ihren 'Typen' über-
lassen; weshalb hängte sie sich dann stets wie eine Klette an ihn, selbst dann 
noch, als er bereits mit Elfi glücklich war, die wohl nie solchen Gesellen aufge-
sessen wäre! War Agnes nicht die Ehrlichere, als vielleicht sie selbst sich von 
ihrem Gatten trennte, weil er letztlich doch nicht ihr Typ war und nicht dieser sie 
mit ihrer unheilbaren Krankheit allein ließ??! 
Kürzlich sah Martin sie im Rollstuhl sich einen Weg durch die Menge in der Fuß-
gängerzone bahnen, der Menschheit ganzer Jammer! Er wollte zu ihr, sie zu be-
grüßen, konnte es aber nicht vor Tränen und hielt sich hinter der Auslage eines 
Blumengeschäfts  verborgen.  Wie  verliefen  doch  früher  solche  Begegnungen, 
wenn sie beide fröhlich aufeinander zueilten: "Hallo Agnes!" - "Hallo Martin, 
wie geht es Martina? Hat schon lange nicht mehr angerufen, die treulose Tomate!" 
- "Ruf du sie doch an! Sie wird sich freuen." - " Mach ich, hab sowieso eine 
Neuigkeit: Denk dir, ich bin schwanger! Konntest du dir das von mir vorstellen?!" 
- "Aber natürlich! Wieso denn nicht?! Wird hoffentlich nicht das letzte Mal sein!" 
- "Na, bin froh, wenn das erst mal rum ist. Aber wunderschön ist es doch!!....."  
 
Jahrzehnte später kam es zu folgendem Telefonat: ''Ich fahre morgens regelmäßig 
in eine nahe Café-Bäckerei frühstücken. Meistens gesellt sich ein freundlicher 
Türke zu mir, holt hilfreich alles was ich möchte von der Theke und bringt es mir 
an  den  Rollstuhl.  Stets  begrüßt  er  mich  mit  'Allahu  akbar'  und  ich  antworte 
ebenso. Was hältst du davon, Martin?'' - ''Grundsätzlich ist das natürlich deine 
Sache, Agnes. Viele Christen meinen, der islamische Allah und unser Gott wäre 
dasselbe  und  gebrauchen  den  Zuruf  dan
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 allmächtigen Schöpfers von Weltall, Himmel und Erde mit allem darauf. 
Allah wurde dagegen von dem Menschen Mohammed Ibn Abdallah sieben Jahr-
hunderte  nach  Christus  als  Hirngespinst  ersonnen,  als  überirdisches  Fantasie-
Wesen,  das  ihn,  den  ehemaligen  Handelskaufmann  und dann  blutlüsternen 
Kriegsfeldherrn und Islamgründer angeblich in all seinem Tun und Lassen unter-
stützt.  Von  diesem  habe  er  auch  die  Koranverse  empfangen,  z.B.  ''Tötet  eure 
Feinde,  wo  ihr  sie  findet;  stellt  ihnen  Hinterhalte!'';  gemeint  sind  damit  alle 
Andersgläubigen. Mit 'Allahu akbar' zieht der islamistische Terror seine Blutspur 
um die Welt. So was kann aber nur des Teufels sein, wie Salman Rushdie in 
seinem Roman 'Die satanischen Verse' richtig aufzeigt. In Wahrheit heißt 'Allahu 
akbar'  folglich:  'Grüß  dich  der  Teufel!'.  Nur  von  diesem  kann  der  Prophet 
Mohammed  beispielsweise  auch  die  Erlaubnis  zu  einem  ganzen  Dutzend 
Ehefrauen bekommen haben, plus x leibeigene Sklavinnen. Als seine Lieblings-
angetraute Aischa dvon das Recht herleitete, selbst fremdzugehen, wurde sie von 
ihrem  'Scheich'  Mohammed  Ibn Abdallah  zu  hundert  Stockhieben  verdonnert, 
aber kräftigen.  
Eine solche Aischa spielt dann in Rushdies 'Satanischen Versen' die Hauptrolle; 
sie führt, islamisch absurd, als 'Seherin' die Bewohner eines ganzen Dorfes in den 
Untergang, behauptend, mit 'Allahu akbar' das Arabische Meer zu teilen, so dass 
man  trockenen  Fußes  von  Indien  nach  Mekka  pilgern  könne,  um  dort  am 
'Schwarze-Kunst-Stein' von Krebs geheilt zu werden. 
Und was Mohammed Ibn Abdallah im Namen seines 'Allahu akbar' den für ihn 
auf Erden blindgläubig einstehenden Männern im Paradies alles verspricht, z.B 
solche schwarzäugigen Frauen wie dich, Agnes, zu Hauf, alle unberührt, diesen 
aber kein Mäuseschwänzchen; sie müssen allesamt auch im Jenseits nur spuren 
wie  im  Diesseits.  Solcher  und  noch  vielerlei  Unsinn  mehr  kann  nichts  mit 
unserem Dreieinigen Gott zu tun haben, ist aber stets irgendwie im Allahu-akbar-
Zuruf immanent enthalten.'' - ''Was soll ich nun, Martin?'' - ''Grüß den Türken 
weiterhin wie du es für richtig hältst! Unser Dreieiniger Gott verzeiht dir. Und ich 
bete für euch beide um Erkenntnis der Wahrheit, Liebes.'' 
 
Agnes schlief  82-jährig sanft für immer ein. In der Todesanzeige der lokalen 
Presse stehen fogende Verse von Rainer Maria Rilke: 
 
                           Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, 
                           die sich über die Dinge ziehn. 
                           Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, 
                           Aber versuchen will ich ihn. 
 
                           Ich kreise um Gott, um den uralten Turm, 
                           und ich kreise jahrtausendelang; 
                           ich weiß noch nicht, bin ich ein Falke, ein Sturm 
                           oder ein großer Gesang

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