Easy Voting Tools in der politischen Bildung

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Landeszentrale für politische Bildung  
Baden-Württemberg  
- Außenstelle Freiburg -  
Dr. Michael Wehner/Thomas Waldvogel  
Bertoldstraße 55  
D-79098 Freiburg  
Fon: +49 761 20773-77  
Fax: +49 761 20773-99  
www.lpb.bwue.de  
www.lpb-freiburg.de  
Email: michael.wehner@lpb.bwl.de  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Quelle: Screenshots 
 
 
"Voting Advice Applications (VAA) haben seit ihrer Etablierung um die Jahrtausendwende einen 
internationalen Siegeszug erlebt. Allein der Wahl-O-Mat wurde seit seiner Einführung in Deutschland 
bei der Bundestagswahl 2002 etwa 47 Millionen (Stand Juli 2016) Mal genutzt. Der Beitrag diskutiert 
am Beispiel des Wahl-O-Mat zur Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg sowohl die Chancen als 
auch Problembereiche des erfolgreichsten Produktes der politischen Bildung. Trotz vielfältiger 
Herausforderungen versprechen VAAs die Informationskosten einer Wahlentscheidung zu senken und 
einer rationalen Urteilsbildung des (Wahl-)Bürgers den Weg zu bereiten. Millionen von Menschen 
bieten sie einen niedrigschwelligen Zugang zu einem wichtigen Informationsangebot der politischen 
Bildung und gelten damit zurecht im Zeitalter der Online-Vergleichsportale als "Killerapplikation" der 
politischen Bildung." 
 
 
 
 
 
 
 
 
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So wie sich der Verbraucher zum Nutzer gewandelt hat, der weiterhin Preise vergleicht, aber dann auch das 
Image eines Unternehmens studiert, womöglich die Produktionsbedingungen kennen möchte und in jedem Punkt 
einen personalisierten Service erwartet - so schauen sich die Wähler nun auch die politische Performance an. ... 
Reduktion auf Funktionen, die mir wirklich etwas bringen. Überprüfbare Versprechen. Der Wähler erwartet 
keine Weltrettungspläne, keine Erlösungsgeschichten, die gültig sein sollten bis in die entferntesten Winkel des 
Sonnensystems, sondern Vorschläge und Ideen, die für ein zu wählendes Parlament in der ihm gegebenen Zeit 
realisierbar sind. (Minkmar 2016) 
 
Easy Voting Tools in der politischen Bildung 
Kaffee oder Tee. Vegan oder Vegetarisch. Adidas oder Nike. Apple oder Samsung. Auto oder 
Bahn. 20 000 Entscheidungen treffen wir täglich. Die Entscheidungsgesellschaft mit ihren 
schier unendlichen Optionen verlangt von uns mannigfache, oft zeitintensive Kauf- und 
Wahlentscheidungen und auch die Demokratie mit ihren vielfältigen Partizipationsmöglich-
keiten setzt eine lebenslange rationale Urteilsbildung des sich (wahl-) entscheidenden Bürgers 
voraus. Seit 1998 in Holland und 2002 in der Bundesrepublik gibt es mit dem "StemWijzer" 
und dem "Wahl-O-Mat" eine Voting Advice Application (VAA) die verspricht, die 
Informationskosten einer Wahlentscheidung für die Bürgerinnen und Bürger zu senken. Der 
Siegeszug dieser Online-Tools, die sich durchaus in Anzahl der Thesen und 
Antwortmöglichkeiten, Gewichtung sowie Ergebnispräsentation unterscheiden, ist in erster 
Linie ein europäisches Phänomen, doch allmählich verbreiten sich diese Angebote der 
politischen Bildung nicht nur in Nordamerika, Australien, sondern z.B. auch in Nordafrika 
(http://www.tunivote.net/). Gemessen an den Nutzerzahlen sind vor allem smartvote aus der 
Schweiz und VoteMatch UK aus Großbritannien als sehr erfolgreiche VAAs zu erwähnen 
(vgl. https://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/wahl-o-mat/links/). 
 
Der Wahl-O-Mat und die Landtagswahl 2016 in Baden-Württemberg 
Der Wahl-O-Mat ist das erfolgreichste Produkt der politischen Bildung seit ihrer 
institutionalisierten Gründung 1952 auf Bundes- und 1972 auf Landesebene in Baden-
Württemberg. Wenn auch nicht unumstritten, ist der Wahl-O-Mat das, was die Informationen 
zur politischen Bildung im Printbereich darstellen: das mehr oder weniger einzige 
identifizierbare Marken- und Massenprodukt, das die Träger politischer Bildung im 
öffentlichen Auftrag kennen. Im Unterschied zu vielen anderen Angeboten der politischen 
Bildung (Publikationen, Seminare) ist die Nachfrage auf dem (Online-) Markt der 
Orientierungs- und Entscheidungshilfen sehr groß und muss nicht erst mit intensiven 
Werbemaßnahmen und Pressemitteilungen geweckt werden. Der Wahl-O-Mat hat in der 
Gruppe seiner hochgebildeten, politikinteressierten, jüngeren Kernzielgruppe Kultstatus. Er 
ist ein Aushängeschild, das den meisten Wahlberechtigten mittlerweile in der Republik 
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bekannt sein dürfte. Der Namen des Tools hat sogar Eingang in den Duden gefunden. 
(http://www.duden.de/suchen/dudenonline/Wahl-O-Mat). 
 
"Bislang bietet kein anderes Web-Tool einen ähnlich guten und ausgewogenen Überblick 
über die Positionen verschiedener Parteien zu den entscheidenden Themen eines 
Wahlkampfs." (Rothe 2012). 
 
Eine relativ hohe Zahl von 38 Thesen gewährleistet eine ausreichende Unterscheidbarkeit der 
Parteien. Sie können vom User je nach subjektiver Bedeutsamkeit auch noch einmal stärker 
gewichtet werden. Die Tool-Thesen zur Wahl in Baden-Württemberg wurden von 
jugendlichen Redakteuren gemeinsam mit der LpB-Außenstelle Freiburg, der Bundeszentrale 
sowie mit Journalisten und Politikwissenschaftlern in einem mehrtägigen Workshop 
entwickelt. Die Parteien positionierten sich dann zu den Aussagen, autorisierten ihre 
Antworten und lieferten schließlich eine kurze inhaltliche Begründung für ihre 
Entscheidungen (vgl. Mikulic 2016 zum "making of" des Wahl-O-Mat BW). 
 
Seit der Einführung bei der Bundestagswahl 2002 wurde das Tool bisher etwa 47 Millionen 
(Stand Juli 2016) Mal genutzt. Den Einzelrekord erzielte der Wahl-O-Mat bei der 
Bundestagswahl 2013 mit 13,3 Mio. Nutzern. Lokale und nationale Medien fungieren als 
offizielle Kooperationspartner oder verlinken auf das Angebot. Mit wachsender Bekanntheit 
und Etablierung des Tools einerseits und offenen Wahlausgängen andererseits, verstärkt sich 
dann auch das Interesse einzelner Nutzerinnen und Nutzer, zumal wenn Leitmedien wie 
Spiegel online oder sueddeutsche.de als Partner auftreten oder gar ihre Berichterstattung dem 
Wahl-O-Mat widmen. 
 
 
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung 
 
 
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Laut Auswertungen der Bundeszentrale macht der Wahl-O-Mat 85 Prozent der Nutzer Spaß. 
Rund 40 Prozent der Wahl-O-Mat-Nutzerinnen und Nutzer sind jünger als 30 Jahre. Mehr als 
die Hälfte der Nutzer fühlt sich vom Wahl-O-Mat zu weiterer politischer Information 
motiviert. Zwei Drittel der Nutzer wollen über den Wahl-O-Mat mit Freunden, Kollegen oder 
der Familie sprechen. Über die Hälfte der Nutzer wird durch den Wahl-O-Mat motiviert, sich 
weiter über die Themen und Parteien zu informieren (Bundeszentrale für politische Bildung 
2014).  
 
Ungefähr fünf Prozent der Nutzer werden durch den Wahl-O-Mat motiviert zu wählen, 
obwohl sie das nicht geplant hatten. Die Generalsekretärin der CDU Baden-Württemberg, 
Kathrin Schütz, meinte dazu treffend; "Wenn fünf Prozent der Nutzer sagen, dass sie wählen 
gehen wollen, obwohl sie das nicht vorhatten, ist das Angebot sehr relevant." (Soboll 2016) 
 
Von (Landtags-)Wahl zu (Landtags-)Wahl erfährt das Tool steigende "Umsatzzahlen" und 
Rekordzusprüche. So auch bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg. Waren es im Jahr 
2006 lediglich 140 000 Menschen, die den Wahl-O-Mat in Baden-Württemberg nutzten, 
konnte diese Zahl 2011 bereits versiebenfacht werden (985000). 2016 haben 1,81 Mio. 
Userinnen und User - und damit im Prinzip etwa jede vierte Wählerin oder jeder vierter 
Wähler - bei der letzten Landtagswahl in Baden-Württemberg den Wahlomat gemacht. Das ist 
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neuer Länderrekord, dem ganz sicher die 2016 noch einmal gestiegene Wahlbeteiligung 
(70,4%) zugutekam und der allerdings wohl nur bis zur Landtagswahl im Mai 2017 in 
Nordrhein-Westfalen Bestand haben wird. Innerhalb von zwei Wochen nach seiner 
Freischaltung hatte der Wahl-O-Mat in Baden-Württemberg bereits die Marke von einer 
Million Nutzern erreicht. Schon am ersten Tag, an dem er online ging, nutzten fast 300 000 
Interessierte das Internetangebot. Den zweithäufigsten Tageszuspruch erfuhr der WOM dann 
am eigentlichen Wahltag mit deutlich mehr als 200 000 Userinnen und Usern (vgl. Grafik). 
 
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung 
 
 
Dies unterstreicht auch die Verantwortung und Verpflichtung, die die Wahl-O-Mat-Macher 
mittlerweile gegenüber Wählerinnen und Wählern, aber auch Parteien gegenüber haben.  
 
Als didaktisch-methodisches Werkzeug der politischen Bildung wurde der Wahl-O-Mat BW 
auch in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit eingesetzt. Speziell entwickelte 
(Veranstaltungs-) Formate für den Unterricht in Kombination mit Elementen aus Rollen- und 
Planspielen bringen "Noch-Nicht"- und Erstwählern das Serviceangebot der Zentralen 
politischer Bildung in Schulen näher (z.B. Engel 2016). Mobile Teams der Landeszentrale für 
politische Bildung spielten den Wahl-O-Mat mit Interessierten auf Tablets in Supermärkten, 
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der Straßenbahn oder im Stadion beim Bundesligaspiel des SC Freiburg gegen den 1.FC 
Kaiserslautern (vgl. Frahm 2016). 
 
Der Wahl-O-Mat: Wahlempfehlung für Populisten, Entmündigung von Jungwählern? 
Seit einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts München aus dem Jahr 2008 können alle 
Parteien am Wahl-O-Mat teilnehmen, die bei einer Wahl antreten. Diese Möglichkeit besteht 
auch für Parteien, die vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft werden.  
 
Durchschnittlich benötigen Userinnen und User etwa 10 Minuten, um sich durch die 38 
Thesen des Wahlomats zu klicken und ihre politische Einstellung mit der von Parteien 
abzugleichen. Verleitet also der Wahl-O-Mat im schlimmsten Fall in nicht einmal 10 Minuten 
zu einer extremistischen Wahlentscheidung? Seit der Einführung des Tools wird darüber 
diskutiert, ob der Wahl-O-Mat politische Bewertungen verkürzt und die simplifizierten 
Thesen politische Einstellungen und Urteile verfälschen und damit vor allem 
Jungwählerinnen und Jungwähler zu populistischen oder extremistischen 
Wahlentscheidungen verführen. 
 
Der Extremismus- oder Populismus-Bias ist nicht unbegründet. Michal (2012), einer der 
schärfsten Kritiker des Onlinetools, weist darauf hin, dass populistische und/oder 
extremistische Parteien ihre Wahlaussagen gezielt als Wunschkataloge anlegen und quasi mit 
Versprechen die User ködern, "also opportunistisch frisieren, dass sie Inhalte als taktisches 
Mittel einsetzen. Dass sie "Übereinstimmungen" gezielt konstruieren. Das ist vermutlich der 
Grund, warum der Wahl-O-Mat - ganz egal, wie die Menschen antworten - ungewöhnlich 
häufig Splitterparteien auf die vorderen Plätze katapultiert." 
 
Ein Korrektiv für Produzenten wie Konsumenten bilden hierbei die Begründungen, in denen 
die Parteien ihre Positionierung zu den einzelnen Thesen näher ausführen. Auch im 
Controlling-Prozess während der Erstellung des Wahl-O-Mat zur Landtagswahl in Baden 
Württemberg 2016 mussten bei 8 der 20 berücksichtigten Parteien Widersprüche zwischen 
Positionierung und Thesenbegründung angemahnt werden, wenngleich sich hier kein 
systematischer Opportunismus beobachten ließ, sondern das Fehlverhalten einem zufälligen 
Muster zu folgen schien. 
 
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Auch von Nutzerseite kommen vereinzelt Rückmeldungen und Beschwerden zu vermeintlich 
irrtümlichen Übereinstimmungen mit entsprechenden Parteien. Die folgende Rückmeldung ist 
typisch für eine solche (Fehl-)Einschätzung:  
 
"Nachdem meine Tochter berichtet hat, dass ihr Ergebnis und das eines Freundes nach dem 
Durchlaufen des Wahl-O-Mat zu einem krassen Ergebnis geführt hat (REP, AfD, NPD o.ä.), 
habe ich jetzt auch mal einen Test gemacht. Ich darf Ihnen sagen, dass wir alle Akademiker 
sind, uns die Umwelt aber auch eine freiheitlich soziale Gesellschaft mit einer sozialen 
Marktwirtschaft wichtig ist. Mir wurden die REP vorgeschlagen, gefolgt von den Piraten und 
auf dem 4. Platz NPD - ich bin entsetzt! Was für ein schlechtes Tool. Die gute Absicht ist bei 
einer solch schlechten Umsetzung gefährdet. Steuergelder verschwendet. Sie sollten das 
sofort aus dem Netz nehmen, wenn Ihnen an einer seriösen Unterstützung gelegen ist."  
(Mail an die Außenstelle Freiburg der Landeszentrale für politische Bildung vom 2. März 
2016, 16:29 Uhr) 
 
Auch der Vorwurf, dass neben populistischen Thesen auch unklare Formulierungen (z.B. 
keine Mietpreisbremse) und Thesen mit geringer politischer Bedeutung ein falsches Bild der 
Landespolitik zeichnen, ist ja durchaus zutreffend.  
 
Wenn auch ausgeschlossen werden kann, dass der Wahl-O-Mat seine Nutzer zu Neonazis 
werden lässt, so wird weitaus häufiger der Vorwurf erhoben, der Computer nehme einem die 
Wahlentscheidung ab. Die Bundeszentrale verweist in all ihren Publikationen und 
Internetseiten darauf, dass das Wahl-O-Mat Ergebnis keine Wahlempfehlung sein soll. 
 
Da der Wahl-O-Mat - allerdings im Unterschied zu neueren Tools wie dem "Wahlhelfer" des 
Mannheimer Morgens - die Kandidatenfrage nicht berücksichtigt und angesichts 
abnehmender Parteiidentifikation die Themenorientierung für die Wahlentscheidung 
bedeutsamer wird, könnte eben doch mancher User versucht sein, das automatisierte 
Verfahren des Thesen-Parteien-Programmabgleichs für bare Münze zu nehmen und der 
Versuchung zu erliegen, seine Wahlentscheidung vom Ausgang des Wahl-O-Mat-Ergebnisses 
abhängig zu machen. Die Argumentation Marschalls, dass der Wahl-O-Mat einen Effekt auf 
die Wahlbeteiligung habe, gilt durchaus auch für einen möglichen Einfluss des Wahl-O-Mat-
Ergebnisses auf individuelle Wahlentscheidungen: "Der Wahl-O-Mat senkt für eine issue-
orientierte Wahlentscheidung die "Kosten", sich sachorientiert mit Parteiprogrammen 
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auseinanderzusetzen und diese mit den eigenen Positionen abzugleichen: Zunächst erleichtert 
er die Informationsrecherche und bereitet Fragestellungen, die in Parteiprogrammen oder in 
der politischen Diskussion zu finden sind, in einer - so der Anspruch der Thesenentwicklung - 
verständlichen Art auf. Der Wahl-O-Mat nimmt schließlich auf der Grundlage der Antworten 
zu einer Reihe von Issues einen komfortablen, einfachen und daher für den User leicht 
nachvollziehbaren Vergleich zwischen den eigenen Positionen und den Programmen der 
Parteien vor. Senkt der Wahl-O-Mat die Informationskosten und gibt er Orientierung für die 
Wahlentscheidung, müsste er auch einen Effekt auf die Wahlbeteiligung haben. Die 
Bereitschaft, zur Wahl zu gehen, sollte folglich durch die Wahl-O-Mat-Nutzung erhöht 
werden." (Marschall 2011) 
 
Andererseits ist kaum davon auszugehen, dass die vom Tool gelieferte Prozentzahl der 
individuellen Übereinstimmung mit den ausgewählten Programmthesen dazu führt, dass man 
sich die Wahlbeteiligung und Wahlentscheidung von den Servern der Bundes-und 
Landeszentrale abnehmen lässt, zumal 80% der Tool-Nutzer politisch interessiert sind und 
bereits eine ausgeprägte Parteiorientierung haben. Die prozentualen Unterschiede im 
Parteienvergleich sind zudem oft so gering, dass es mir für mein Wahlverhalten kaum 
weiterhilft zu wissen, dass meine Ergebnisse zu 77% mit Partei A und zu 72% mit Partei B 
übereinstimmen.  
 
Wenn aber "Wahlprogramme so unverständlich wie eine Doktorarbeit" (Brettschneider et al 
2016) sind, bietet der Wahl-O-Mat die Möglichkeit einer verständlichen Leseprobe. Neben 
den Übereinstimmungswerten bieten hierbei vor allem die häufig wenig beachteten 
Thesenbegründungen der Parteien einen Einblick in deren Programmatik und 
Argumentationsweise. Diese mosaikhaften Einblicke in parteipolitische Weltbilder sinnhaft 
zusammenzufügen, mit der eigenen Weltanschauung zu vergleichen, Kon- und Dissonanzen 
zu identifizieren, kann und will der Wahl-O-Mat nicht leisten. Dies obliegt dem User, sofern 
er als Politikkonsument einen weiteren Demokratiehorizont entwickeln möchte, als es der 
Wirkmechanismus von (Informations-)Kosten, (Politik-)Angebot und (Wähler-)Nachfrage 
postuliert. 
 
Der Wahlomat verschafft exemplarisch, aber eben nur exemplarisch, eine vergleichende 
Übersicht durch die Programmdschungel der einzelnen Parteien. Dabei ist zu bedenken, dass 
der Natur des Wahl-O-Mat eine Tendenz innewohnt, Unterschiede zwischen den Parteien 
"überzubetonen". Bewusst werden im Redaktionsprozess zwischen den Parteien 
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diskriminierende Thesen bevorzugt, um dem Nutzer eine auf den 38 Thesen basierende 
Unterscheidbarkeit zu gewährleisten. Eine bei 20 berücksichtigten Parteien im Wahl-O-Mat 
zur Landtagswahl in Baden Württemberg nicht zu unterschätzende Herausforderung, die zu 
einer Verzerrung zwischen einzelnen Parteienpaaren führen kann.  
 
Es gilt also nach wie vor, den Computer aus- und den Verstand einzuschalten, denn die 
individuelle Wahlentscheidung ist mehr als ein einfacher Algorithmus. Letzterer spielt in den 
VAAs eine zentrale Rolle: Dasselbe Eingabeverhalten kann je nach gewählter 
Berechnungsmethode zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen (Louwerse/Rosema 
2014). Das Design einer Voting Advice Application hat also nicht nur bei der Thesenauswahl 
(Walgavre et al 2009), sondern auch bei der Auswertung einen nicht zu vernachlässigenden 
Effekt auf den "Match" zwischen Wähler und Partei (Gemenis 2013). Und auch eine 
begründete Interpretation des Ergebnisses, ob als Spinnennetz, Prozentangabe, 
eindimensionale rechts-links-Skala oder mehrdimensionaler Politikraum stellt hohe 
Anforderungen an den Nutzer. 
 
Es zeigt sich: Die Nutzung des Wahl-O-Mat ist voraussetzungsvoll. Für eine adäquate 
Nutzung sollte der User über eine ausgeprägte Analyse-, Entscheidungs- und 
Urteilskompetenz verfügen, denn der Wahl-O-Mat ist durchaus komplexer als es auf den 
ersten Blick scheint. Es ist eine zentrale Aufgabe der politischen Bildung die Nutzung von 
VAAs mit unterschiedlichen Angeboten intensiv zu begleiten. 
 
Alles in allem liefert der Wahl-O-Mat ein sehr zuverlässiges Ergebnis der programmatischen 
Nähe bzw. Übereinstimmung eines Nutzers zu einer bestimmten Partei. Darüber hinaus 
ermöglicht das Tool es auch, Ähnlichkeiten und Unterschiede sämtlicher im Wahl-O-Mat 
vertretenen Parteien zu berechnen und die gängige Stammtischparole "Die sind doch alle 
gleich" zu entkräften (vgl. Wagschal 2014). Die bundesdeutsche Parteienlandschaft ist alles 
andere als alternativlos. 
 
Auch wenn in Teilen von CDU und SPD immer noch Bedenken gegenüber dem Tool 
bestehen und befürchtet wird, dass vor allem radikale und populistische Parteien von 
einfachen Thesen profitieren und Zustimmung erfahren (wie z.B. die Abschiebung von 
Asylbewerbern, Wohngeld nur für Deutsche, Ausbildungsplatzgarantie oder (Grund)-
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Steuersenkung), hat allein die millionenfache Nutzungszahl zu einer erhöhten Akzeptanz bei 
den politischen Entscheidungsträgern geführt.  
 
Bedauerlicherweise wird es aber 2016 wie bereits schon 2011 in Mecklenburg-Vorpommern 
keinen Wahl-O-Mat geben (vgl. Korfmacher 2016), während in Hessen die Parteien ihre 
Verweigerungshaltung aufgegeben haben und zur Wahl 2018 das Tool mit Thesen, Antworten 
und Begründungen bespielen werden.  
 
Dabei ist der Wahl-O-Mat aber auch das hilfreiche Tool für die immer größer werdende Zahl 
volatiler Spät- und Wechselwähler. Laut Infratest dimap erfolgte die Wahlentscheidung bei 
der Bundestagswahl 2013 bei 15% der Befragten am Wahlsonntag, bei 17% in den letzten 
Tagen und bei 20% in den letzten Wochen (http://wahl.tagesschau.de/wahlen/2013-09-22-BT-
DE/umfrage-mobilisierung.shtml). Dies korrespondiert durchaus auch mit den 
Nutzungszahlen des Wahl-O-Mat, denn am eigentlichen Wahltag, dem 13.03.2016, erfolgten 
über 10% aller Zugriffe. 
 
Mittlerweile erfüllt der Wahl-O-Mat noch ganz andere Funktionen und wird von Politikern, 
Politologen und Journalisten als Analysetool zur Abgleichung inhaltlicher Präferenzen, 
Schnittmengen und Übereinstimmungen von einzelnen Parteien genutzt. Die Thesen aus den 
jeweiligen Parteiprogrammen ermöglichen sogar auch eine Synopse möglicher 
Koalitionsoptionen und Überschneidungen.  
 
So wird aus dem Wahl-O-Mat ein Koal-O-Mat, der allerdings auch schnell zeigt, dass 
politikwissenschaftliche  Theorie und politische Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Die 
Grafik in der Anlage zeigt z.B. deutlich, wie groß die Übereinstimmungen von CDU und 
AFD sind, wenn man ausschließlich die Wahl-O-Mat Thesen als Grundlage für die 
inhaltlichen Schnittmengen von Parteien nimmt, auch wenn eine solche 
Koalitionsmöglichkeit derzeit alles andere als realpolitisch sinnvoll erscheint. 
Auch bei den neuen grün-schwarzen Koalitionären in Baden-Württemberg zeigte sich gerade 
einmal bei 10 von 38 Wahl-O-Mat Thesen eine Übereinstimmung (26%). Beide Parteien 
wiesen z.B. bei Themen wie der Residenzpflicht für Asylbewerber oder der Mietpreisbremse 
hohe Unvereinbarkeiten auf und fanden dennoch zu ihrer "Vernunftehe" (vgl. 
Stecker/Däubler 2016). 
 
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Quelle: Landeszentrale für politische 
Bildung Baden-Württemberg, Außenstelle Freiburg 
 
Fazit: der Wahl-O-Mat als politisches Vergleichsportal  
Voting Advice Applications sind nicht der Königsweg zur Festlegung der eigenen 
Wahlentscheidung des urteilsfähigen Bürgers. Die spezifischen Interessen der Macher 
(welche Organisation ist Anbieter der VAA, wie kommt die Auswahl der Fragen bzw. Thesen 
zustande und wer entscheidet schlussendlich darüber?) und der "Politikanbieter" (z.B. sind die 
Antworten der Parteien programmatische Wahrheit oder Werbung?) sollten von den 
Nutzerinnen und Nutzern immer kritisch hinterfragt werden. Nicht alle Anbieter von VAAs 
machen schließlich ihre Auswertungsalgorithmen öffentlich. Die in "objektiven Zahlen" 
angebotenen "mathematischen Ergebnisse" dürfen nicht zu einer unreflektierten Übernahme 
der "Resultate"  führen und in Konsequenz dazu verleiten, andere Informationsquellen zu 
vernachlässigen.  
 
Der Wahl-O-Mat und seine jeweiligen nationalen Ausprägungen in anderen Ländern bieten 
allerdings Millionen von Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zu einem wichtigen 
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Informationsangebot der politischen Bildung. Insofern ist es nicht übertrieben, VAAs als 
"Killerapplikation" der politischen Bildung zu bezeichnen.  
 
Parteiprogramme sind sicherlich keine Produkte  im eigentlichen Sinne, die mit ein paar 
Mausklicks ge- und verkauft werden. Es geht um Demokratie, Teilhabe und die 
Urteilsfähigkeit von Bürgerinnen und Bürgern, die für ein Gemeinwesen wichtiger sind als 
jede Kaufentscheidung.  
 
Im Zeitalter des Online Shoppings greifen allerdings immer mehr Menschen zu digitalen 
Vergleichs- und Preisportalen, um (mitunter von Anbietern oder "gekauften" 
Produktbewertern gefakte) Orientierungshilfen für ihre (Konsum-) Entscheidungen zu 
erhalten. Diese Informationen sind leicht zu finden und zu bedienen, liefern interessante 
Bewertungen, erlauben Vergleichsmöglichkeiten und sparen Zeit. Aus einem Markt an 
Anbietern mit unterschiedlichen Angeboten bietet mir das Polit-Portal die übersichtliche 
Möglichkeit, das für mich passende auszuwählen. Die Benutzung des Wahl-O-Mat ist eine 
rationale und zweckorientierte Verhaltensweise von partizipationswilligen Bürgerinnen und 
Bürgern. Weder ihre Kauf- noch Wahlentscheidung kann ihnen aber von der  Webseite 
www.guenstiger.de, www.idealo.de oder eben www.wahlomat.de abgenommen werden. 
Um im akzelerativen Diktum der Zeit zu formulieren: Der Wahl-O-Mat ist das Fast-Food-
Produkt für den schnellen Demokratie-Konsumenten, sozusagen der jederzeit verfügbare 
schnellgastronomische Premium-Politburger. Ein politisches Massen-Grundnahrungsmittel, 
das manche satt macht, ohne ihre Informations- und Lernkosten zu hoch werden zu lassen und 
bei anderen erst den Appetit auf eine ausführliche und diskursive politische Bildung a la carte 
weckt.  
 
Vor allem die "Generation Wahl-O-Mat" trifft ihre Entscheidungen "pragmatischer, 
themenspezifischer und situationsabhängiger als die noch stärker weltanschaulich gebundenen 
Älteren. "Wahl-O-Mat statt Weltanschauung" - so navigiert sich die jüngere Generation heute 
eher gegenwartsorientiert durch die Angebotsvielfalt der Politik.... Politische 
Meinungsbildung, Orientierung und Entscheidungen erfolgen eher kurzfristig und werden 
stärker geprägt von momentanen Eindrücken und tagesaktuellen Diskussionen im Netz, in 
Fernsehduellen, Talkshows und anderen Angeboten der Komplexitätsreduzierung. Relativ 
kurz vor der Wahl werden die "Angebote" der Parteien gescannt und man wählt als 
"Nachfrager" dann pragmatisch das, was in der Gesamtschau den eigenen Bedürfnissen am 
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weitesten entgegenkommt - eine Art "Supermarktmentalität" dominiert die politische  
Meinungsbildung vieler junger Menschen in der Generation Wahl-O-Mat."  
(Vehrkamp 2014, 16f.) 
 
Der Wahl-O-Mat steigert das politische Interesse (meist von bereits Interessierten), regt zur 
Diskussion und Beteiligung an. Seine Begleitmedien (z.B. Unterrichtsmaterialien) und 
Begleitformate (z.B. Wahl-O-Mat on tour) werden zahlreich genutzt. Er zeigt die 
Unterschiede zwischen den Parteien; zumindest bei den (oft zugespitzten) sogenannten 
Wahlprogrammen, die mitunter besonders in Zeiten schwieriger Regierungsbildungen selten 
1:1 in Koalitionsverträge überführt werden können. 
 
Emotionalisierung, Personalisierung, Skandalisierung und Dramatisierung erleben die 
Bürgerinnen und Bürger im Wahlkampf zuhauf. Der größte Vorteil des Wahl-O-Mat liegt 
vermutlich darin, dass er eine einfache und schnelle Grundlage liefert, sich mit Sachfragen 
und Inhalten von Wahlprogrammen auseinanderzusetzen. Der Wahl-O-Mat ist kein 
politischer "Toyboy" oder ein einfaches Online-Spiel wie es die Bundeszentrale - wohl in 
absichtlicher Relativierung der hohen politischen Relevanz - selbst so etikettiert, sondern ein 
bedeutsames rationales und zweckorientiertes Informations- und Orientierungstool, das bei 
der Durchführung auch noch Spaß macht und Lernfreude bereitet.  
 
Die weltweite Verbreitung der Voting Advice Applications und die rasant wachsenden 
Zugriffszahlen zeigen, dass hier ein niedrigschwelliges Angebot der politischen Bildung es 
geschafft hat, eine millionenfache Nachfrage zu generieren. Diese Erfolgsgeschichte gilt es 
trotz berechtigter Einwände zu nutzen. In der Schweiz, Finnland und den Niederlanden 
benutzen bereits bis zu 40% des Elektorats eine VAA bevor sie ihr Stimmrecht ausüben. Die 
hohe Akzeptanz und Relevanz sind ein Beleg dafür, dass auf dieses Angebot nicht mehr 
verzichtet werden sollte. Auch nicht in Mecklenburg-Vorpommern. 
 
 
Literatur 
Brettschneider, Frank/Thomas, Claudia/Haseloff, Anikar/ Haug, Oliver: 
Wahlprogramm-Check 2016 - Die Wahlprogramme zu den Landtagswahlen 2016 in Baden-
Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt im Vergleichstest, März 2016, 
https://www.uni-hohenheim.de/uploads/media/Wahlprogramm-
Check_BW_SA_RLP_2016.pdf  
Bundeszentrale für politische Bildung: Die Wirkung des Wahl-O-Mat, vom 22.1.2014 
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Engel, Christian: Alter, wer lagert bei uns Atommüll? Vom 08.03.2016, 
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Autor 
Dr. Michael Wehner ist Leiter der Außenstelle Freiburg der Landeszentrale für politische 
Bildung Baden-Württemberg und Lehrbeauftragter am Seminar für wissenschaftliche Politik 
der Universität Freiburg. Er studierte in Freiburg Politikwissenschaft und Geschichte und 
promovierte über die Auswirkungen des veränderten Medien- und Kommunikationsverhaltens 
auf die politische Bildung und die Ansprache der Bürgerinnen und Bürgern. Er ist 
Herausgeber des Buches "Der historische Machtwechsel: Grün-Rot in Baden-Württemberg", 
Baden-Baden 2013. 
 
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