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PANDEAE – Der Traum von der ewigen Jugend

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Grosselfingen, 19.12.2021

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Die Überlebenden einer Apokalypse versuchen eine neue Gesellschaft, frei von Gewalt und i...
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Die Überlebenden einer Apokalypse versuchen eine neue Gesellschaft, frei von Gewalt und im Einklang mit der Natur. Jedoch überlebt auch eine künstliche Super-Intelligenz.

MichaelNitsche
Bachstraße 13
72415 Grosselfingen

michael.nitsche [at] lettris.de

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 3  
 
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 4  
WILD CARD 
PANDEAE I 
Der Traum von der ewigen Jugend  
 
Roman  
von 
Michael Nitsche 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
© 2020 Michael Nitsche 
Alle Rechte vorbehalten 
Arbeitsstand  2021-03-25 
 
 
 
PROLOG 
 
Faulheit, Habgier und Angst erklärt die Entwicklung der Menschen und daraus resultiert ihr 
Streben nach Bequemlichkeit, Wohlstand und Sicherheit. Doch paradoxerweise erzeugt genau dieses 
Streben der Menschen auch die Kräfte, die das wieder zerstören. So steigen Zivilisationen auf und 
nieder, ein ewiger Kreislauf, der scheinbar nie zu Ende kommt.  
Doch jede Ewigkeit ist eine Chimäre und die Engpässe in der Evolution, die genetischen 
Flaschenhälse, sind fragil in einem letzten, apokalyptischen Niedergang der Menschheit. Keine 
fantastische Zukunft, kein transhumanistisches Zeitalter, sondern ein Zeitalter der Dunkelheit und 
eines langsamen Verfalls sind das Ergebnis.  
Das Universum scheint seine letzte Hoffnung verloren zu haben. Kann die Wild-Card der 
Evolution eine Wende bringen?   
 
 
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Inhalt 
1 Post-Apokalypse 
2 Tausend Jahre später - Emma 
3 Genetische Experimente 
4 Der letzte männliche Genpool 
5 Die Eliminierung des männlichen Genpools 
6 Annas wild card hat keine Chance 
7 Leben in einer postapokalyptischen Frauengemeinschaft 
8 Liebe am Meer - Gertrud 
9 Die Entdeckung der verbotenen Männlichkeit 
10 Mord und Flucht 
11 Abenteuer der behinderten Mädchen 
12 Unbeschwerte Jugend 
13 Verbotene Spiele 
14 Wettlauf zum Kontinent 
15 Die Schatzhöhle 
16 Emmas Liebe und Fluchtvorbereitungen 
17 Eine verlassene Gegend 
18 Emmas Tod 
19 Nanina in der Falle 
20 Naninas Befreiung 
21 Gertruds Kampf für eine andere Zukunft 
22 Rona und Sika entkommen 
23 Gertud und Nanina werden verfolgt 
24 Rebellen? 
25 Planlos und viel Fragen 
26 Dunkle Schatten der Vergangenheit 
27 Die Vision eines neuen Reiches 
28 Hoffnungslosigkeit und ungeahnte Kräfte 
29 Die Ankunft der neuen Prinzen 
30 Flucht und kein Ende 
31 Die Rückkehr der Evolution 
32 Das Goldene Zeitalter 
 
 
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1 Post-Apokalypse 
 
Als Thomas an einem der letzten milden Herbsttage mit einem Beil das zuvor gesägte Holz spaltete, 
tauchten zwei Männer ² oder waren es Frauen? ² am Waldrand auf. Der Wald war in den letzten Jahren schon 
weit auf sein Haus vorangeschritten, sodass er sie erst sehr spät bemerkte.  
Schnell lief er ins Haus. Sie hatten ihn allerdings schon bemerkt. In der oberen Etage riss er die Armbrust 
von der Wand, dazu noch eine kleine Vogelarmbrust, die mit einer Hand bedient werden konnte, spannte beide 
und legte die rasierklingenscharfen Jagdbolzen auf.  
Was wollten die? 
Deckung suchend, schlichen sich die Zwei ans Haus.  
Haben die eine Schusswaffe?, dachte Thomas und kalter Schweiß lief ihm den Rücken hinab.  
Sie hatten Thomas tatsächlich in eine ungünstige Schussposition gebracht. Um zielen zu können, hätte er 
sich aus dem Fenster mit seiner sperrigen Armbrust lehnen müssen. Für die Vogelarmbrust war die Entfernung zu 
groß.  
Die beiden schienen miteinander zu diskutieren und dann wurden sie lauter. An den gedämpften Stimmen 
konnte Thomas hören, dass es Männer sein mussten. 
Die streiten, stellte Thomas fest. Vor Jahren hatte er immer Glück gehabt und war verschont worden von 
umherziehenden Horden plündernder junger Männer. Das frühere Dorf war schon immer sehr abgelegen 
gewesen.  
Dann rief plötzlich einer der Männer: »Wir brauchen Hilfe. Wir haben keine Waffen! Kannst du uns helfen, 
wir haben dich gesehen." 
Es klang sehr verzweifelt. Gehörte das zu ihrem Trick? Thomas war sich nicht sicher und schwieg.  
Die beiden redeten wieder hinter ihrer Deckung, dann meldete sich die gleiche Stimme: »Wir brauchen 
Medikamente ² kannst du uns helfen?"  
 »Kommt vor - Hände hoch!", befahl Thomas wie aus einem Reflex heraus und wollte es gleich wieder 
zurücknehmen.  
Die beiden traten mit erhobenen Händen hinter der Steinmauer hervor. Der eine brachte seinen rechten 
Arm nicht ganz hoch, er war verbunden.  
 »Wir brauchen dringend Antibiotika. Er hat den Wundbrand im Arm". 
Thomas musterte die beiden. Der eine war schon älter und etwas kleiner, mit weißen Haaren, der andere 
mit dem verbundenen Arm vielleicht Anfang 50, seine Haare hingen ihm in ungepflegten Strähnen links und 
rechts am Kopf herab. Die Kleidung war abgerissen und beide sahen mit ihren langen Bärten so verhungert aus, 
wie zwei Pilger auf dem Weg durch die Wüste nach Mekka.  
 »Wer seid ihr? Woher kommt ihr?" 
Der Ältere ging nicht auf die Frage ein, er schien verzweifelt zu sein.  
Stöhnend meldete sich der Jüngere, er ließ seine Arme fallen und seine Frage klang, wie die ultimativ 
letzte: »Kannst du mir helfen?" 
In Thomas arbeitete sein Gehirn auf Hochtouren. War es gefährlich, sich auf die beiden einzulassen? 
Brauchten die wirklich Hilfe oder wollten sie ihn reinlegen? Selbst wenn sie ihn reinlegten, war das nicht auch 
irgendwie egal? Wie hoch war das Risiko für ihn? Offensichtlich gingen auch die beiden ein hohes Risiko ein. 
Er sah sie sich noch einmal an.  
 »Zeig mir deinen Arm!"  
Der Jüngere wickelte ihn aus und Thomas konnte sich von der Realität des Endstadiums dieses Körperteils 
überzeugen.  
 »Ich komme runter". Thomas legte seine Armbrust ab, verschloss zur Vorsicht das Zimmer und ging nach 
unten. Die beiden Männer waren Vater und Sohn, die gleich ihm irgendwo in einem alten Haus gelebt hatten, 
wie sie ihm kurz mitteilten.  
Der Arm war nicht mehr zu retten. Es musste sofort etwas getan werden. Thomas erinnerte sich an einen 
Film, der sehr realistische Szenen aus dem 18. Jahrhundert enthielt, und schlug vor, den Arm sofort abzusägen. 
Die beiden hatten keine Wahl. 
Thomas fand noch ein paar wenige Penizillin-Tabletten.  
Bert, sein Vater, hielt Kevin fest, der ein paar Schmerztabletten geschluckt hatte und einen Holzknebel in 
den Mund bekam.  
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Thomas band den Oberarm kurz unter der Schulter fest ab und begann zu sägen. Auf dem Herd stand 
heißes Öl bereit.  
Bert hielt fast die ganze Zeit die Augen geschlossen. Nur Kevin stöhnte und drohte immer bewusstlos zu 
werden. Die Geräusche der Säge, als sie den Knochen erreichte, ließen Kevin stöhnend in Ohnmacht fallen. Bert 
richtete ihn sofort wieder auf und spritzte kaltes Wasser ins Gesicht. 
Thomas staunte über sich, noch nie hatte er so etwas getan. Er war sich bewusst, dass sein geringes 
Wissen für Kevin tödlich sein konnte. Aber welche Rolle spielte der Tod überhaupt noch? Warum versuchten sie 
zu überleben? Wann war der kritische Punkt erreicht und der Überlebenstrieb schlug plötzlich in den Todestrieb 
um? Warum war dieser Punkt nicht schon längst erreicht? 
Thomas handelte aus dem Motiv der Hoffnungslosigkeit heraus, die immer einen letzten Versuch sinnvoll 
machte, denn eine hundertprozentige Wahrscheinlichkeit für irgendetwas war selten, auch im Angesicht des 
Todes. 
Thomas goss etwas von dem siedend heißen Öl über die Wunde und mit Nadel und einem Faden nähte er 
grob die Haut über dem Knochenstummel zusammen.  
Kevin bekam die erste Penizillin-Tablette, deren Verfallsdatum schon Jahre zurücklag. 
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Thomas ging jetzt mit Bert auf die Jagd und fand es ganz gut, nicht mehr allein zu sein. Wenn er jetzt 
Stimmen hörte, dann war es entweder Bert oder Kevin und nicht die seines einsamen Gehirns. Die beiden 
versuchten, sich nützlich zu machen. Thomas erfuhr, dass sie in ihrer Behausung aufgespürt worden waren und 
resozialisiert werden sollten. Sie konnten sich nur durch die Flucht retten, verloren dabei aber ihre selbst 
gebauten Jagdwaffen und Kevin bekam die Schussverletzung in den Arm.  
Warum sind die beiden genau so hirnverbrannt wie ich, dachte Thomas, und tauschen dieses elende Leben 
nicht gegen das geruhsame und statistisch längere Leben eines Eunuchen in der neuen menschlichen Gesellschaft? 
Was war das schon für ein irrationaler Stolz, als Mann, als vielleicht einer der letzten Männer hier irgendwo in der 
Wildnis zu verrecken? 
Die Wildnis bot nur noch wenig Komfort. Die Nahrungsmittelreserven in Dosen waren schon lange zu 
Ende, die täglichen Mahlzeiten bestanden aus Kraut, Getreideschrot, Rüben und Wildfleisch, dazu noch einige 
Abwechslungen aus dem Garten, zumindest in der wärmeren Jahreszeit.  
Bald werden wir noch die Felle gerben müssen, dachte Thomas, als er die letzten Kleidungsreserven an Bert 
und Kevin verteilte.  
Kevin besorgte mit seinem verbliebenen Arm die Küche so gut er konnte und war immer missmutig, wenn 
die anderen beiden zur Jagd gingen.  
Im Keller waren noch ein paar Flaschen Wein, die zu besonderen Anlässen weiter dezimiert wurden. Ein 
solcher Anlass war die gelungene Operation von Kevins Wundbrand. Es gab noch genug Apfelbäume und aus 
den von den Dreien gesammelten Äpfeln reifte ein Wein in alten bauchigen Glasbottichen.  
Der Apfelwein wurde auch dringend notwendig, um wenigstens am Abend etwas Entspannung zu bringen. 
Die Stimmung zwischen Bert und Kevin verschlechterte sich von Tag zu Tag. Kevin, Anfang seiner Midlife-Crisis, 
wollte nicht begreifen, dass sein jetziges Leben schon der Endzustand sein sollte. Er faselte davon, eine Frau zu 
rauben und in der Wildnis weiter nordwärts eine Familie zu gründen. Bert erklärte ihn daraufhin für verrückt. 
Obwohl er auch Enkel gern gesehen hätte. Bert hielt sich immer für kinderlieb, selbst in einer Zeit noch, als es 
mehr Tier- als Kinderliebhaber gab und Kinder bei allem störten, bei der Karriere, beim Urlaub und in der Freizeit. 
Die Forderungen nach Ganztagsbetreuung der Brut fand immer mehr Gehör bei den Politikern der damaligen 
Zeit und wurde bald flächendeckend in den westlichen Industrienationen eingeführt.  
Dann wieder machte Kevin seinen Vater verantwortlich, dass er jetzt als Krüppel, wie er sich selbst 
bezeichnete, hier elendig zugrunde gehen würde. Bert heulte still vor sich hin und dachte immer mehr an Suizid. 
Thomas musste öfter eingreifen und beschwichtigen. Als er einmal vom Holzholen aus dem Schuppen 
zurückkam, musste er Kevin davon abhalten, mit dem Messer auf Bert loszugehen.  
Der Winter kam jetzt immer sehr schnell Anfang November. Das Klima hatte sich nach dem 
vorausgegangenen dramatischen Anstieg innerhalb von zehn Jahren stabilisiert. Die verheerenden Stürme waren 
deutlich weniger geworden und die Winter behielten ihre anhaltend niedrigen Temperaturen bis zum Frühling.  
 
Die Jagd bei tiefem Dauerfrost und einer Schneedecke von einem halben Meter war schwer und jeden Tag 
mussten die Fallen abgelaufen werden. Kraut und Rüben hätten zwar Thomas über den Winter gebracht aber 
nicht noch Bert und Kevin. Was blieb, war das Fleisch der Wildtiere und das war im Winter nicht im Überfluss 
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vorhanden. Das Harz der Bäume und Brombeerblätter dienten als kärgliche Beigabe. Der Apfelwein spendete 
abends etwas Trost, aber auch der musste bald rationiert werden.  
Weihnachten, dieses uralte Fest der Hoffnung auf das Ende des Winters, kam heran. Thomas hatte in den 
zurückliegenden Jahren immer einen kleinen Vorrat an Haselnüssen, getrockneten Äpfeln und Birnen mit grob 
zerriebenen Roggenkörnern zu einem Fladen geformt und gebacken. So war es auch diesmal. Kerzen gab es 
schon lange nicht mehr. Was übrig blieb, war der ständig rußende und rauchende Kienspan.  
Mit viel Mühe hatte Bert eine offene Feuerstelle mit einem funktionierenden Rauchabzug in einem Zimmer 
im Erdgeschoss eingerichtet. Dort traf man sich jetzt in den letzten Tagen vor dem Weihnachtsfest bei einem 
Glas des Apfelweins, der so langsam seine Alkoholprozente steigerte.  
Bert war 65 Jahre und manchmal stiegen Erinnerungen in ihm hoch, die eigenartige Bilder produzierten. Er 
sah sich wieder am Computer sitzen und durch Wälder, Schluchten und verlassene alte Tempel streifen, auf der 
Jagd nach dem Fleisch von seltsamen Tieren und ständig auf der Hut vor Trollen oder Skeletten mit Schwertern, 
die aus Höhlen plötzlich hervorkamen und sich ohne Vorwarnung auf ihn stürzten. Er machte sich nicht viel aus 
den Krimis, die seine Frau fast jeden Abend im Fernsehen sah, da ging er lieber als einsamer Jäger los und 
erfüllte die Aufträge der Magier oder des Königs in seiner fantastischen Cyberwelt. Das Spielen am Computer war 
ein Ausgleich für ihn gewesen. Aus Faulheit, wie er es selbst immer nannte, hatte er den Beruf eines Schreiners 
erlernt, war wegen der geringen Bezahlung aber ausgestiegen und versuchte sich seitdem mit Reparaturen und 
Unterstützungen für Frauen, die Probleme mit dem Computer hatten, über Wasser zu halten. Die Frau und 
Mutter war Bert und Kevin und ihrem gemeinsamen Computerwahn davongelaufen, als Kevin gerade mal 13 
Jahre war.  
Welche Ironie des Schicksals, dachte Bert, wenn man dies alles in der bitteren Realität noch erleben muss, 
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das diese Katastrophe über die Menschen gebracht hatte?  
 »Nein", meinte dazu Thomas in einem ihrer Abendgespräche, wenn es mal nicht um die alltäglichen 
Probleme des Essens ging, »es war dieses trügerische <Immer weiter so wie bisher>, das es in Wirklichkeit nie 
geben kann. Irgendwann siegt die Trägheit und dringend notwendige Veränderungen werden ausgeblendet. 
Man will das Bestehende nur noch ein wenig verbessern, damit es noch angenehmer wird." 
 »Ja, ist das so falsch", warf Kevin ein, »mein Traum von der Zukunft sah ganz anders aus. Roboter, mit 
denen man spielen, die man vielleicht auch lieben konnte, virtuelle Realitäten, die den ultimativ emotionalen Kick 
bringen würden. Medizinische und technische Lösungen für alle körperlichen oder geistigen Unzulänglichkeiten 
und Gebrechen. Ein Leben, das wenigstens 150 Jahre dauert. In einem angenehm guten Klima leben mit Baden 
im Meer, Klettern in den Bergen und Fischen in den Flüssen. Daneben noch Unterhaltung, Spaß und 
anspruchsvolle Kunst, vielleicht, wer will. Eine ethisch saubere Sklavenhaltergesellschaft, die unsauberen Dinge 
erledigen die Roboter, das wäre mein Traum gewesen." 
Kevin hatte eine Zeit lang in einer Softwarefirma als Programmierer gearbeitet, allerdings nur immer 
irgendwelche Datenbanken reorganisiert oder neu angelegt. 
Thomas grinste ihn an: »Wenigsten kannst du jetzt fischen gehen, soviel du willst." 
 »Was soll da nicht gehen?", nahm Bert das Thema wieder auf. »Wir haben diesen Traum verspielt, so 
einfach ist das. Wir haben nur geträumt und nichts wirklich dafür getan. Wir haben immer bessere Panzer 
entwickelt, Jagdflugzeuge, Raketen, Sprengköpfe und dazu immer bessere Computer, die noch genauer und 
vernichtender die Waffen lenken konnten. Und wie du gesehen hast, war nichts umsonst entwickelt. Alles kam 
zum Einsatz", stellte Bert resignierend fest.  
Wäre ich nicht so ein Feigling, dachte er hinzu, so hätte ich mir schon lange die Kugel gegeben.  
 »Würde ich an einen Gott glauben, dann wären wir Männer dafür bestraft worden. Dann wüsste ich 
wenigstens, wieso das nukleare Finale uns Männern das Ende brachte. Aber waren die Frauen denn nicht auch an 
der ganzen Misere wenigsten etwas mit Schuld?" Thomas schaute Bert fragend an. 
»Ja sicher waren sie das, sie mussten ja auch darunter leiden." 
»Wo war der kritische Punkt", Kevin verfolgte immer noch seinen Traum des Robotersklavenhalters, »wo 
war die entscheidende Weiche, die uns in eine andere Zukunft gelenkt hätte?"  
Ratlosigkeit.  
Keiner der Drei hatte noch die Kraft, über diesen Punkt nachzudenken. 
Die nächsten Tage verfolgte Kevin wieder seine Idee, eine Frau zu rauben und in der Wildnis 
unterzutauchen. Er wandte sich an Thomas, der Ende 60 war, und hoffte bei ihm Verständnis zu finden. Bert lief 
die Fallen ab und war nicht im Haus. 
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»Kannst du mir helfen, zu einer Frau zu kommen?" Thomas verdrehte die Augen nach oben. Er hatte 
dieses Thema schon lange abgelegt.  
»Ich meine es ernst!"  
Wie musste Kevin verzweifelt sein, dachte Thomas, dass er mit einem Arm das versuchen wollte, was er im 
Vollbesitz seiner Kräfte nicht schaffen würde. 
 »Wozu brauchst du mich, als Onkel oder Taufpaten oder?" 
 »Ich werde hier noch wahnsinnig, wenn ich wie ihr nur noch auf den Tod warten soll. Das ist so sinnlos." 
 »Mag sein, dass es sinnlos ist. Was du vorhast, ist aber unmöglich. Wenn du schon nach etwas Sinnvollem 
suchst, dann nicht nach einer Frau. Kapier es doch: Die Frauen brauchen keine Männer mehr, die sehen uns als so 
etwas an wie eine Mischung aus Tier und Mensch. Menschsein heißt jetzt Frausein." Er vermied es, auf den 
fehlenden Arm zu deuten und zu sagen: Du bist ein Krüppel, kapier das! 
Was haben die Männer nicht alles gemacht, um von diesem Makel des Tierischen loszukommen, erinnerte 
sich Thomas, und alles war umsonst. Sie haben sich in die Kinderbetreuung geschickt, haben es akzeptiert, dass 
Frau nicht dauernd Sex will, haben das gemeinsame Einkaufen in Mode Zentren mit stoischer Ruhe über sich 
ergehen lassen. Selbst an ermüdend lange Sexvorspiele haben sie sich widerwillig gewöhnt.  
Kevin schien nichts zu hören. »Es muss doch noch andere Männer geben, die so eine Idee haben. Vielleicht 
finde ich die und die haben ein Dorf gegründet oder schon mehrere." 
 »Pass auf", versuchte Thomas das Spiel mitzuspielen, »ich helfe dir. Aber nicht jetzt. Wir warten, bis es 
Frühling wird." Nach einer kleinen Pause fügte er noch hinzu: »Wir brauchen alte Landkarten, dann suchen wir 
die Gegend systematisch in Richtung Norden ab." 
Damit konnte er Kevin beruhigen und sogar sich selbst. 
Bert kam von den Fallen mit einem Fuchs zurück, dem sie schon länger nachstellten. Wenn Fuchsfleisch 
auch keiner mochte, ihnen blieb keine andere Wahl mehr. Noch beim Ausziehen der einzigen, noch 
einigermaßen benutzbaren Stiefel begann er zu berichten: »Als ich am kleinen Auerberg war, bin ich die letzten 
paar Meter bis zur Kuppe hochgestiegen, weil ich ein Motorengeräusch hörte." 
Kevin und Thomas schauten erschrocken auf. 
 »Ja, es war ein Motorengeräusch. Im Süden konnte ich nahe am Horizont zwei Hubschrauber sehen, die in 
östliche Richtung flogen."  
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 »Nichts weiter, es sah nicht so aus, als ob sie etwas suchten. Außerdem waren es zwei." 
 
Kevin dachte sofort an ihre Verfolgung. Es war ihnen ein Rätsel, wie sie vor nunmehr einem halben Jahr 
gefunden wurden. Plötzlich waren bewaffnete Reiterinnen aufgetaucht als Kevin Holz hackte und Bert einen 
Hasen ausweidete. Sie hatten sich in einer alten Wassermühle wohnlich eingerichtet. Der Vorbesitzer hatte sogar 
eine kleine Turbine installiert, die für die ersten Jahre ein den Umständen entsprechend komfortables Leben 
ermöglichte. Selbst in strengen Wintern konnten sie mit täglichem Enteisen des Zulaufs noch Strom gewinnen, 
der zum Heizen ausreichte. Später dann nahmen allerdings die Reparaturen überhand und es fehlte ihnen eine 
Drehmaschine, um Ersatzteile herstellen zu können. So waren auch sie immer stärker vom Holz abhängig 
geworden.  
Die drei Polizistinnen, so stellten sie sich vor, baten um eine Unterredung und Bert führte sie ins Haus. Eine 
der zwei, mit leichten Maschinenpistolen bewaffneten Frauen, inspizierte die an der Wand hängenden 
Jagdbögen und Pfeile. Die dritte trug ein Scharfschützengewehr. Kevin setzte einen Brombeertee an.  
Höflich erkundigten sie sich nach den Umständen des Lebens in der Wildnis und ob sie die Einzigen seien, 
die hier lebten. Bert gab bereitwillig Auskunft, ihm war nicht bekannt, dass in der Umgebung noch irgendjemand 
wohnte. Auf ihren Jagdstreifzügen trafen die beiden niemand mehr. 
Nach diesem höflichen Geplauder wurde es bald ernster. Die Patrouillenführerin erklärte ihnen, dass es 
nach den neuen Gesetzen nicht mehr erlaubt ist, ein Leben zu führen, das keiner Gemeinschaft angeschlossen ist. 
Die neuen regionalen Gemeinschaften, sie vermied es, Staaten zu sagen, seien jetzt in einer Weltgemeinschaft 
zusammengeschlossen und hätten die entsprechenden Gesetze erlassen. Jeder Mensch habe wieder genau 
definierte Rechte und Pflichten. Alle die, welche noch nicht einer Gemeinschaft angehörten, hätten die Pflicht, 
sich registrieren zu lassen. Das sei auch mit dem Recht verbunden, dass sie innerhalb einer solchen Gemeinschaft 
leben und arbeiten könnten. Natürlich sorgt sich die Gesellschaft auch im Krankheitsfalle um ihre Mitglieder.  
 »Wie sieht das konkret aus?", wollte Bert wissen, »bekommen wir jetzt einen Ausweis und müssen Steuern 
zahlen?" 
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 »Nein", war die kategorische Antwort, »es gibt nur einen Chip, der unter die Haut gebracht wird und der 
Wohnsitz muss in einer genehmigten Siedlung sein." 
 »Und wer finanziert den Staat?"  
 »Es gibt keinen Staat, was die Menschen haben wollen, müssen sie selbst tun und das tun sie in 
Gemeinschaften. Jeder arbeitet nach seinen Fähigkeiten und bekommt nach seinen Bedürfnissen." 
 »Und wer legt fest, was diese Bedürfnisse sind?", wollte Kevin wissen, es klang ihm irgendwie zu 
sozialutopisch. Das konnte doch nicht lange funktionieren. Was war denn die Garantie dafür, dass die 
Bedürfnisse nicht die Oberhand gewannen? 
 »Das erfahrt ihr dann genau, wenn wir euch nach Selena gebracht haben. Dahin reiten wir jetzt, es ist ein 
weiter Weg und wir müssen noch vor der Dunkelheit am Sammelpunkt sein." 
 »Wie habt ihr uns denn gefunden?", wollte Kevin noch wissen, erhielt aber keine Antwort mehr.  
Beide erhielten noch auf ihre Bitte hin die Erlaubnis, ein paar persönliche Dinge aus dem Obergeschoss zu 
holen. Eine der Frauen ging mit.  
Bert und Kevin hatten noch einen Fluchtplan aus der Zeit, als noch Banden von halbwüchsigen jungen 
Männern durch die Gegend streiften.  
Mit aller Kraft versuchte Kevin, seine Faust in ihrer Magengrube zu landen. Sie konterte rechtzeitig aber 
Bert gelang es, sie über den Tisch zu stoßen. Sie verschwanden aus dem Raum durch eine Tür hinter dem 
Vorhang, hasteten über einen dunklen Bodenraum zu einer Luke. Von dort sprangen sie auf das Dach des 
Holzschuppens und von da auf eine Wiese. Schräg zum Haus und jeder in eine andere Richtung, versuchten sie 
das Unterholz des an dieser Seite des Hauses besonders nahe liegenden Waldes zu erreichen.  
Sie hörten hinter sich noch Schreie und das Hämmern einer Maschinenpistole. Gerade als Kevin die ersten 
Zweige des Unterholzes ins Gesicht bekam, spürte er einen stechenden Schmerz im rechten Unterarm und hörte 
einen einzelnen Schuss. Er war einfach weiter gerannt, ohne sich umzusehen.  
Der Fluchtweg berücksichtigte auch, dass sie mit Pferden und Hunden verfolgt werden konnten. So lief er 
streckenweise einen Bach entlang, bog im Wasser in ein kleines Rinnsal ein und hastete dann wieder einen 
sandigen Hang hinauf.  
Drei Stunden später traf er sich mit seinem Vater am Ufer eines alten Wasserloches, das sehr weit vor ihrer 
Zeit ein Steinbruch gewesen war und sehr versteckt lag.  
Jetzt erst sah Kevin seinen Arm genauer an. Der Schuss hatte kurz unterhalb des Ellbogens die Knochen 
des Unterarms zersplittert. Während der Flucht hatte er versucht, das Bluten zu stoppen. Mit den Zähnen und der 
noch brauchbaren Hand hatte er einen Ärmel des T-Shirts zum Abbinden verwendet.  
Bert mühte sich, einen Verband anzulegen, was ihm so leidlich gelang. 
Gegen Abend konnte sie noch den Feuerschein ihres brennenden Hauses von der Ferne sehen.  
Drei Tage lang schlugen sie sich nach Norden durch. Das wenige Harz der Bäume, essbare Blätter und, 
wenn sie Glück hatten, ein paar Würmer, die sie unter maroder Baumrinde fanden, musste ihnen als Nahrung 
dienen. Sie wussten, dass dort weiter nördlich eine Gegend kommen musste, die sich schon zu normalen Zeiten 
langsam entvölkerte. Fehlende Arbeitsplätze hatten nur noch alte Leute zurückgelassen, die natürlicherweise mit 
der Zeit immer weniger wurden.  
Dann entdeckten sie eine feine Rauchfahne und beschlossen unter allen Umständen, auch wenn sie wieder 
in die Hände einer Polizeipatrouille geraten sollten, diesen Punkt anzusteuern. Der Arm schmerzte und verfärbte 
sich bereits. Es war ihre letzte Hoffnung. Die drei Wüstungen, die sie auf ihrem Weg fanden, waren alle sehr 
gründlich zerstört und es hätte zu lange gedauert, in den Ruinen noch einen Keller zu finden, der Nahrungsmittel 
hatte.  
So fanden sie Thomas. 
 
Die nächsten Tage spielten die Hubschrauber und die Spekulationen darüber, was sie denn hier in dieser 
verlassenen Gegend gemacht hatten, eine wichtige Rolle. Sie hatten jahrelang kein Flugzeug gehört oder 
gesehen. Es gab keine Kondensstreifen mehr am Himmel. Kevin war der Meinung, dass sie wieder angefangen 
haben zu suchen, nach solchen Männern, wie sie es waren, die vielleicht schon Dörfer gegründet hatten, mit 
Kindern. Und vor seinem inneren Auge sah er kleine Jungen über eine Wiese einem Ball hinterher rennen. 
Zum Feuer versuchten sie, ganz trockenes Holz zu nehmen, das wenig Rauch abgab.  
Kurz vor Weihnachten hatte der Schnee bereits eine Höhe von fast einem halben Meter erreicht, und wenn 
es nicht mehr viel schneien würde, bliebe die Höhe bis Ende März erhalten. Tauwetter, das es vor Jahrzehnten in 
dieser Gegend immer zu Weihnachten gegeben hatte und das die Weihnachtsstimmung, auf die jede Werbung 
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setzte, trübte, gab es nicht mehr. Der Golfstrom war schon vor dem schnellen Meerwasseranstieg versiegt und 
hatte in den noch weiter nördlich liegenden Gebieten zu einer Klimaflucht geführt.  
Die Stimmung der Drei wurde immer depressiver und es gab noch öfter Streit. Sobald Bert nicht in der 
Nähe war, fing Kevin wieder mit seinem Plan an, eine Familie zu gründen. Er hatte wohl mal eine Freundin gehabt 
und erinnerte sich noch daran. Eine Lebensgemeinschaft konnte er aber damals nicht eingehen, da er nach 
seinem Berufsabschluss keine Arbeit und keinen Verdienst fand und notgedrungen zu seinem Vater ziehen 
musste.  
Thomas ging das auf die Nerven, bis er Kevin Schläge androhte, wenn er nicht bis zum Frühjahr damit 
warten konnte.  
Dann wieder dachte Thomas: Es ist ja nur noch Kevin, der einen Sinn findet in dieser elenden Existenz. Bert 
lebt vielleicht noch wegen seines Sohnes. Und ich, fragte er sich, habe ich Angst vor dem Sterben? Ist das nicht zu 
wenig, um weiter zu leben?  
Er ging in den Tiefkeller und inspizierte die verbliebenen Reste an Vorräten. In einer Holzkiste lagen noch 
ein paar Flaschen Rotwein, die eine Lagerfähigkeit von mindestens zehn Jahren hatten.  
Die sind trotzdem noch trinkbar, dachte Thomas, was zehn Jahre hält, hält auch noch mal zehn Jahre. 
Thunfisch in Blechdosen mit längst abgelaufener garantierter Haltbarkeit. Zwei Gläser mit sauren Gurken, 
die irgendwie immer wieder vergessen wurden, mit nach oben zu bringen.  
Dann war da noch die zugemauerte und verputzte Wandnische, von der Bert und Kevin nichts wussten. Er 
hatte sie angelegt, als noch die Gefahr von Plünderungen bestand. Ein paar Gold- und Silbermünzen enthielt sie 
hinter der dünnen Ziegel- und Mörtelschicht, ein gut mit Wachs imprägniertes und in Öllappen eingewickeltes 
Schweizermesser, ein größeres Brennglas zum Feuermachen, Angelhaken, selbst hergestellte Pfeilspitzen aus 
Edelstahl und in einer kleinen silbernen Pillendose waren 20 Gramm Natrium-Pentobarbital, das letzte sanfte 
Schlafmittel, das ihn in einer ausweglosen Situation möglichst ohne große Schmerzen töten würde. 
Der Vorraum zu seinem Bunker, wie er den Tiefkeller auch noch nannte, war voll mit 
Gebrauchsgegenständen, die er nicht mehr gebrauchen konnte, weil sie entweder kaputt und nicht mehr 
repariert werden konnten oder weil einfach, wie bei dem Campinggaskocher, das Gas fehlte. Nur zum 
Wegwerfen des Gerümpels konnte er sich noch nicht entschließen.  
Das, was früher einmal die Weihnachtszeit gewesen war, rückte immer näher. Alle drei hatten beschlossen, 
sich Mühe zu geben, dass sie diese Zeit ohne großen Stress verbringen wollten. Thomas hatte sich innerlich von 
seinen letzten Flaschen Rotwein bereits verabschiedet, er würde sie spätestens zum Jahreswechsel opfern. 
Irgendwie mussten sie im kommenden Jahr mit etwas Neuem beginnen und wenn es die Suche nach anderen 
versprengten Männern war. Selbst Bert war jetzt der Meinung, dass sie etwas unternehmen mussten, er würde 
Kevin helfen, eine Frau zu finden, zu rauben und mit ihnen in die Wildnis gehen. 
Thomas glaubte, dass sie mehr Erfolg haben würden, wenn sie weiter nördlich oder östlich nach anderen 
Männern suchen würden, als aus dem Süden eine Frau zu rauben.  
Schließlich kamen sie auf die Idee, Weihnachten und Silvester zusammenzulegen und zur Sonnenwende zu 
feiern. Was sollten auch die alten Feste und der alte Kalender, für einen Neuanfang mussten auch neue Feste und 
ein neuer Kalender her. Da sie sowieso nur noch von der Natur abhängig waren, sollten die Himmelslichter ihnen 
die Zeit anzeigen.  
Im Haus suchten sie nach alten Kleidungsstücken, versuchten sie zu reparieren. Aus Resten nähten sie 
Rucksäcke. Aus gut trockenem Eschenholz sägten, schnitzten und schmirgelten sie drei neue Jagdbögen. Thomas 
kümmerte sich um die Herstellung neuer Bolzen für die beiden Armbrüste und fertigte zusammen mit Bert Pfeile 
mit eisernen Spitzen für die Bögen.  
Die Reparatur alter Schuhe wurde in Angriff genommen und Listen mit noch zu fertigenden 
Ausrüstungsgegenständen wurden geschrieben. 
Alle waren so mit den verschiedenen Arbeiten beschäftigt, dass sie fast ihre neue Sonnenwendfeier 
vergessen hätten.  
  »So, heute ist Schluss mit der Arbeit", verkündete Thomas am 21. Dezember gegen Mittag, »heute um 
Mitternacht feiern wir den Beginn eines neuen Jahres." 
Er teilte die anderen ein: »Bert, du sorgst dich um dHQ5DXPODVV·GLUZDVHLQIDOOHQ,FKZLOODEHUNHLQH
Weihnachtskugeln und anderen Kitsch irgendwo sehen. Kevin, wir beide werden uns um Essen und Trinken 
kümmern, das wird wohl die Hauptsache werden." 
Bert brummte vor sich hin, verschwand dann aber im nahen Wald um Reisig zu holen.  
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Kevin versuchte sich im Herstellen von Fladenbrot, das er mit Restbeständen aus getrockneten Äpfeln und 
Sonnenblumenkernen anreicherte. Er war nicht davon überzeugt, dass es besser schmecken würde als das fade 
Zeug, das sie davor schon immer essen mussten.  
Dann machte er sich an den Festtagsbraten, der aus Rehfleisch bestand, das sie noch ausreichend in ihrer 
jetzt immer frostigen Vorratskammer hatten. Zusammen mit schlierigem, selbst gepressten Öl und ein paar 
getrockneten Kräutern kam es in einen Topf auf den einfachen Steinherd in der Küche. Salz war ein großes 
Problem ihrer Küche, es fehlte Thomas schon ein paar Jahre. Sein Onkel hatte nie an eine so lange Zeit des 
Überlebens gedacht und viel zu wenig in seinem Vorrat gehalten.  
Der Abend rückte heran und Bert legte viel Holz in den Kamin, an diesem Abend wollten sie nicht frieren.  
Aus dem Wald hatte er frisches, grünes Fichtenreisig geholt, zu viel für die Ausschmückung ihres 
Kaminraums, so schlug er vor, den Rest draußen zu verbrennen, um auch ein äußeres Symbol zu schaffen für 
ihren Neubeginn. Thomas und Kevin waren einverstanden.  
 
Die sternklare und eisig kalte Nacht kam, im Südosten stieg das Sternbild des Orion über den Horizont, 
der Mond ging im Westen unter. In dem alten Bauernhaus saßen Thomas, Kevin und Bert am Feuer, tranken 
tiefroten Bordeaux und aßen Rehbraten zum krümeligen Fladenbrot.  
Sie sprachen davon, was ihnen das Neue Jahr bringen würde an Abenteuern, an neuen 
Herausforderungen. Und irgendwie wirkten sie glücklich, vielleicht war es auch nur der Wein, der eine so 
dringend notwendige Entspannung brachte, dass sie sogar anfingen, alte Lieder zu singen. So gegen Mitternacht, 
den genauen Zeitpunkt kannten sie schon nicht mehr, brannten sie den Reisighaufen draußen an und rochen 
den Duft des frischen Fichtenrauches. Die Kälte trieb sie aber bald wieder rein. Drinnen wurde frisches Holz 
aufgelegt, der Wein und das Feuer im Kamin ließen jeden von ihnen heitere Geschichten aus seiner 
Vergangenheit erzählen. 
Kevin glaubte, mal ganz flüchtig ein Geräusch gehört zu haben und fragte die anderen, ob sie auch was 
gehört hatten. 
 »Du hörst vielleicht die Mäuse, die mitfeiern wollen", beruhigte ihn Thomas, »hier, trinken wir noch ein 
letztes Glas für heute."  
Kevin vergaß es, vielleicht wollte er dieses ferne Motorengeräusch gar nicht hören, nicht in so einem 
Moment. 
Drei Tage später wäre dieses Motorengeräusch wieder nach Mitternacht zu hören gewesen, nur diesmal 
schliefen alle schon ihren Tiefschlaf. Einen Morgen danach gab es für die Drei nicht.  
 
Ein Helikopter landete am nächsten Tag auf einer Lichtung in der Nähe. Drei bewaffnete Polizistinnen 
untersuchten die rauchenden Trümmer des Hauses nebst der Umgebung und verschwanden dann so schnell 
wieder, wie sie gekommen waren. 
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2 Tausend Jahre später ± Emma 
 
 
 
Als Emma sich entschloss, das behinderte Kind aufzuziehen, hatte sie praktisch keine Wahl. Sie fühlte sich 
nicht nur einsam, sie war es auch und das schon sehr lange. Wenn sie ihr bisheriges Leben zurückverfolgte, 
musste sie feststellen, dass sie seit ihrer Schulzeit einsam war. Viel Zeit verbrachte sie damals allein in einer Ecke 
des Gartens oder später auch an den steilen Klippen des Meeres. 
Emma hatte von sich die Meinung, dass sie in allem nur Durchschnitt war, ein Mittelwert aus all den 
anderen Kindern. Sie war nicht hässlich, niemand war mehr hässlich, wenn sie nicht einen Unfall hatte. In ihrer 
Schulklasse war sie nicht nur in den Leistungen, sondern auch in der Größe und im Gewicht immer nur der 
Durchschnitt.  
Sie fiel niemandem auf. Als sie eine neue Lehrerin für Gartenwirtschaft bekamen, wusste die nach einem 
Vierteljahr ihren Namen immer noch nicht.  
Das war für sie so außergewöhnlich beängstigend, dass sie wahrscheinlich nicht sonderlich erschrocken 
wäre, wenn sie ihr Spiegelbild nur als blassen Schemen gesehen hätte.  
Wenn in der Schule Gruppen zu Zweien oder Dreien eingeteilt wurden und die Schüleranzahl nicht 
aufging, konnte sie sicher sein, dass sie immer der Rest hinter dem Komma war: Acht Gruppen zu je 3 
Schülerinnen Rest Emma. Rest Emma, so lautete immer das Teilergebnis. 
Sie kannte keine Leidenschaft für irgendeine Sängerin oder Künstlerin, sie schwärmte nie für eine Lehrerin 
und brauchte auch nie rot zu werden, wenn die Angebetete vorbei ging. Es gab nie in ihrem bisherigen Leben 
eine Angebetete. Später konnte sie den im Unterricht gelernten Methoden der Selbstbefriedigung nichts 
abgewinnen. Sie hatte ganz andere Vorstellungen, Vorstellungen, die in der Schule geächtet waren. Sie bekam 
ein schlechtes Gewissen als sie herausfand, dass eine Kerze ganz weit in ihr die Befriedigung gab, die sie bei den 
Spielen mit anderen Mädchen vermisste.   
Emma wartete und träumte, sie konnte nicht einmal genau sagen, worauf sie wartete und wovon sie 
träumte. Ihre liebste Imagination vor dem Schlafen war es, wie ein Fisch durch das grenzenlose Meer zu 
schwimmen und über all die Riffe und Meeresböden zu schweben.  
Sie hatte sich nach dieser ungewöhnlichen Arbeit mit den behinderten Kindern erkundigt, weil sie dazu an 
den Rand der Zivilisation und Kultur reisen musste. Dieser Entschluss war für sie so etwas wie ein gut geplanter 
Suizid, aber ohne plötzliches Ende. Doch so weit ging sie nicht, um das bewusst in sich als innere Stimme zu 
hören.  
Es würden 12 Jahre werden und danach war sie am anderen Ende. Und wie dieses Ende aussehen könnte, 
darauf verspürte sie keine Neugier.  
Sie war noch nie besonders neugierig gewesen, auch in ihren besten Kindheitserinnerungen nicht, als die 
Freundin der Mutter noch lebte.  
Ihre Mutter lebte mit einer älteren Frau zusammen, die etwas zu früh starb. Emma war 6 Jahre alt. Von da 
an hatte sie nicht mehr viel von ihrer Mutter und alle Versuche, diese aus ihrer Dauermelancholie herauszuholen, 
schlugen fehl.  
Sie wohnten damals in einer kleinen Siedlung, die unweit einer alten, sehr großen Metropole lag. Außer 
einigen runden Hügeln war von der einstigen Stadt nichts mehr übrig. Ein kleiner Teil des vor tausend Jahren 
riesig zu nennenden Hafens wurde noch von ein paar Fischfrauen genutzt, die auch eine kleine alte Mole immer 
wieder reparierten, um dahinter mit ihren Booten anlegen zu können.  
Die Mutter besaß einen Handwebstuhl, auf denen wunderschönes Tuch gewebt wurde. Zweimal in der 
Woche half sie in einer mechanischen Spinnerei, der auch eine Färberei angeschlossen war. Dafür bekam sie das 
Garn für ihre Weberei besonders günstig. 
Im Garten gab es immer etwas zu tun und was da wuchs, konnte Mutter und Tochter das ganze Jahr mit 
frischem Gemüse gut ernähren. Ein Ölbaum spendete genügend Oliven, selbst Weizen wuchs mit guten Erträgen. 
Was sie nicht zum Leben brauchten und das meiste von dem Tuch, welches ihre Mutter webte, verkaufte oder 
tauschte sie auf dem Markt gegen Töpfe, Geflügelfleisch und andere Dinge, die noch im Haushalt gebraucht 
wurden. Manchmal hatten sie wegen der Eier ein paar Hühner in einem kleinen Auslauf, die sie dann aber wieder 
lebend als Suppenhuhn verkauften. Emmas Mutter konnte kein Blut sehen, geschweige denn ein Huhn 
schlachten.  
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Viele Werkzeuge, die sie nicht so oft brauchten, wie teure Hacken zur Bodenbearbeitung, auch Saatgut, 
tauschten sie mit den Nachbarn aus.  
Man traf sich auch zu bestimmten Festen, auf denen musiziert, getanzt, Kuchen gegessen und manchmal 
auch Wein getrunken wurde.  
Als Emma noch klein war, tollte sie auch, wie jedes Kind, mit den anderen in den Gärten umher, spielte 
Fangen, Verstecken, Küssen und Kitzeln, kletterte auf Bäume und schaukelte in Hängematten. 
Mamas Freundin mochte sie, das wusste Emma auch. Von ihr bekam sie manchmal etwas heimlich 
zugesteckt, meist eine kleine süße Leckerei, für die sie sich dann mit einem Kuss bedankte.  
Als diese Freundin innerhalb von vierzehn Tagen an einem Schlaganfall starb, war Emma lange sehr 
traurig. Eine Lähmung des ganzen Körpers führte dazu, dass die Freundin langsam an Auszehrung zugrunde 
ging. Ihr Körper konnte keine Nahrung mehr aufnehmen.  
Wenn Emma die Situation so im Nachhinein betrachtete, kam sie zu der Überzeugung, dass ihre Mutter 
nur wegen ihrer Freundin sie bekommen hatte. Alle Versuche, auch die ihres unbewussten "Es", die Mutter zu 
erobern, schlugen fehl. Bald nach dem Tod von Mutters Freundin fing "Es" an wieder ins Bett zu nässen und 
später dann, in der beginnenden Pubertät, versuchte "Es" noch einmal, in einem fast tödlich verzweifelten, letzten 
Anlauf, durch Magersucht die Aufmerksamkeit auf Emma zu lenken. 
Als man im Haus der Heilerinnen zu der Erkenntnis kam, dass man Emma nicht mehr helfen konnte, entließ 
man sie mit vielen Ratschlägen nach Hause zu ihrer Mutter. Diese befolgte auch einige davon. Sie setzte sie, 
ihren Wunsch erfüllend, an die Mole, damit sie dem Tun der Fischfrauen zusehen und das Meer, das Emma liebte, 
spüren konnte. 
Als sie so in Decken gehüllt schon seit dem Morgen in einem bequemen Stuhl am Wasser gesessen hatte 
und die Sonne sich dem Horizont zu neigte, kam eine Fischfrau zu ihr: »He, was machst du hier, es ist längst 
Mittag vorbei. Hast du nicht mal Hunger? Ich beobachte dich schon die ganze Zeit da drüben von meinen 
Netzen aus."  
Emma wendete nur langsam den Kopf und kam auch nur langsam aus ihrem Halbschlaf zurück, der sie 
gerade noch wie eine Wolke über das Wasser gleiten ließ. 
 »Ich habe keinen Hunger", antwortete sie müde, »ich habe etwas zu essen und zu trinken hier." Sie zeigte 
auf eine kleine, aus Bast geflochtene Tasche. 
 »Keinen Hunger? Du bist krank, sonst würdest du nicht hier so sitzen". Die Frau hatte sich breitbeinig 
neben sie gestellt und schattete ihr die Sonne ab. Emma schätzte sie mindestens 10 Jahre älter als ihre Mutter.  
 »Ich hab auch keinen richtigen Hunger, mir ist heute ein Netz kaputt gegangen und ich hab's nicht mehr 
retten können. Muss sich in irgendwas am Grund so sehr verhakt haben und ich wollte mit Gewalt - na ja, jetzt 
ist's halt futsch."  
Nach einer Pause fuhr sie fort: »Aber essen muss man trotzdem. Ich mache eine Fischsuppe von gestern 
warm, da können wir dann etwas zusammen essen. Du brauchst etwas Warmes!" 
Ich will aber nicht, dachte Emma trotzig aber die Frau war schon verschwunden, zu einer der kleinen 
Holzhütten, keine hundert Meter weit hinter der Mole. Nach einer Weile kam sie zurück, brachte einen 
Klappstuhl, einen Krug und zwei Tassen mit. Aus dem Krug dampfte es und der Geruch von würzigem Meer 
drang auf Emma ein.  
Jetzt kommt das Meer zu mir, fühlte sie für einen kurzen Moment, noch an ihren letzten Traum denkend.  
Die Fischfrau lächelte sie an und goss eine halbe Tasse voll, ein Brocken undefinierbares Fischfleisch 
schwappte mit hinein.  
 »Probiere mal." Sie hielt Emma die Tasse hin und Emma schlürfte etwas von dieser Brühe, und da es nicht 
mehr heiß war, probierte sie auch einen kleinen Schluck. Die Suppe war, außer gesalzen, wirklich nicht besonders 
gewürzt. Sie trank in kleinen Schlucken die Tasse aus. Danach fühlte sie sich sehr schwach und müde und mit 
letzter Kraft kämpfte sie gegen das Würgen an. Der Magen wollte noch nicht begreifen, dass es nur das Meer 
war, das jetzt endlich zu Emma gekommen war.  
 »Ich komm dann später noch mal und bringe uns einen Tee", hörte sie die Frau, immer leiser werdend, 
noch sagen. Sie entschwand wieder in ihre Traumwelt und flog über das Meer.  
Emma wusste nicht, wo sie hin schwebte, das Meer hatte kein Ende. Aber sie spürte jetzt, dass sie flog und 
sie musste auch aufpassen, dass sie nicht zu tief zum Wasser hinabglitt. Bevor das geschah, schlug sie die Augen 
auf und sah die Fischfrau auf dem Stuhl sitzen.  
 »Du hast so fest geschlafen, dass du nicht einmal wach wurdest, als mir der Löffel klirrend aufs Pflaster 
gefallen ist", begrüßte sie Wella, wie sie sich später vorstellte.  
Wella, die Fischfrau, hatte tatsächlich Tee mit, schwarzen Tee, ein nicht alltägliches Getränk. 
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 »Der wird dich munter machen, das verspreche ich dir", lachte sie Wella an. 
 »Bist du allein", wollte Emma wissen und sie ärgerte sich sogleich, dass sie so direkt gefragt hatte. Sie 
spürte instinktiv, dass sie Wella verletzt hatte oder an Dingen rührte, an denen sie lieber nicht rühren sollte. Aber 
es lag wohl auf der Hand, warum sonst konnte sie sich um sie kümmern.  
 »Ja, richtig geraten", gab Wella nachdenklich zur Antwort, wollte aber nicht weiter darauf eingehen und 
verschwand in Richtung ihrer Fischernetze. 
Am Abend kam ihre Mutter und holte sie wieder ab. Von dem Brei, den sie in ihrer kleinen Küche bekam, 
konnte sie wenigsten heute zwei Löffel im Magen halten. Sie erzählte ihrer Mutter von der Fischfrau und dass sie 
morgen wieder am Meer sitzen wollte. Ihre Mutter lächelte das erste Mal seit ² Emma konnte sich nicht mehr so 
richtig erinnern, wann sie das letzte Mal von ihrer Mutter angelächelt worden war. 
Am nächsten Tag wurde das Wetter schlechter und es begann, am Nachmittag leicht zu regnen. 
Emma aß wieder mit der Fischfrau zusammen, allerdings später erst, da diese seit dem frühen Morgen auf 
See zum Fangen gewesen war und dann die Fische noch abliefern musste. Emma hatte auch den Eindruck, dass 
Wella ihretwegen früher vom Fang zurückgekommen war. 
Emma ging es langsam wieder besser und sie besuchte Wella, wann immer es ihr möglich war. Als es ihr 
noch besser ging, fuhren sie auch zusammen auf das Meer zum Fischen. 
Eines Tages fragte Emma ihre Mutter, ob sie zu Wella ziehen darf, wenigsten für eine Woche. Mutter 
lächelte wieder und eine Träne zeigte sich im Augenwinkel.  
 
Emma war 14 Jahre alt geworden, lebte jetzt mit Wella zusammen und besuchte ihre Mutter in 
regelmäßigen, aber langen Abständen.  
Emma schaffte Ordnung in Haus und Garten, half mit, die Fische für den Markt vorzubereiten und besserte 
die Kleidung aus. Manchmal fuhr sie auch mit auf See, aber so richtig Spaß machte ihr diese Arbeit nicht. In Wella 
hatte sie eine Freundin gefunden, die sie allen anderen Frauen und Mädchen vorzog und irgendwie hatte sie 
auch Vorstellungen für intimere Beziehungen. Sie wagte es aber nicht, mit Wella darüber zu sprechen und Wella 
gab ihr auch keine Gelegenheit dazu.   
Es war ein einsames Leben. Wella hatte keine anderen Freundinnen, wollte auch keine, so passten sie ganz 
gut zusammen. Der Kontakt mit den Nachbarn war nur auf das Notwendigste beschränkt. Wella passte auch 
nicht ganz zu den anderen, ihre Figur war an anderen Stellen mit Fett unterlegt als bei den meisten anderen 
älteren Frauen.  
In der ersten Woche ihres Zusammenlebens fragte sie Wella nach ihrer Vergangenheit und ob sie schon 
feste Freundinnen gehabt hatte.  
Wella erzählte nur ungern darüber, wie sie in einem Haus mit drei Frauen und zwei anderen Kindern 
aufgewachsen war. Emma hatte dennoch den Eindruck, dass es eine, trotz aller Entbehrungen, sehr schöne Zeit 
gewesen sein musste.  
 »Du siehst wunderbar aus", sagte Wella, als sie Emma beim Waschen zusah, »du wirst mal eine sehr 
schöne Frau werden. Eigentlich bist du ja schon eine." Wella musste lachen aber es klang irgendwie traurig.  
 »Ich hatte eine Freundin, damals in dem Haus, mitten im Wald", begann Wella etwas stockend zu 
erzählen. Sie war zwei Jahre älter und ging zwei Jahre früher, mit zwölf Jahren wurde sie abgeholt und in eine 
Stadt gebracht. Als ich zwölf war und auch fort musste und alles gut überstanden hatte, begann ich sie dann 
nach ein paar Jahren zu suchen". 
 »Was hattest du überstanden?", wollte Emma wissen.  
 »Die Operation", antwortete Wella kurz. 
Emma ließ nicht locker: »Was für eine Operation?" 
Wella suchte nach Worten. Wie sollte, konnte sie es Emma erklären?  
 »Du musst wissen, Emma, alle Menschen werden nicht vollkommen geboren. Wir drei hatten alle so einen 
Bruch hier am Unterbauch, einige Organe hatten sich nach außen gestülpt, was bei dir im Körper geblieben ist." 
Sie zeigte auf ihren Unterbauch zwischen den Beinen. »und dieser Bruch muss mit ungefähr zwölf Jahren operiert 
werden." 
Emma guckte ungläubig. 
 »Du weißt ja, dass ganz früher die Kinder erst einmal bei den Menschen im Bauch, dort in der 
Gebärmutter, heranwuchsen, bis sie groß und kräftig genug waren, dass sie selbstständig atmen und essen 
konnten. Jetzt wachsen schon viele der kleinen Kinder in einer künstlichen Gebärmutter unter optimalen 
Bedingungen auf." 
 »Und was hat das mit deinem Bruch zu tun?", fragte Emma immer noch ungläubig. 
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 »Ja, manchmal klappt das nicht so ganz mit der künstlichen Gebärmutter und es passiert halt hin und 
wieder so ein Bruch. Schicksal." 
 »Jetzt, nach der Operation bist du aber eine richtige Frau, nicht wahr? 
 »Nein, Emma, ich bin keine richtige Frau. Das, was da herausgekommen ist, der Bruch aus der 
Bauchdecke, lässt sich nicht mehr hinein operieren.  
Und nach einer längeren Pause fügte sie hinzu: »Ich kann nicht das fühlen, was eine Frau fühlt". 
Emma ließ nicht locker: »Und was ist mit deiner Freundin, hast du sie gefunden?" 
 »Ja, später, nur kurz. Das war vor einem Jahr".  
 
Vor Wellas innerem Auge tauchte der nächtliche Besuch Sebas auf. Doch das erzählte sie Emma nicht, und 
auch nicht was Seba ihr erzählte, wie sie durch einen Fehler bei der Narkose aufgewacht war und alles mit 
ansehen musste, ohne reagieren zu können. Seba war wie Wella und all die anderen aus den Blockhäusern nach 
ihren Operationen in ein Ausbildungslager gekommen. Dort lernten sie zwei Jahre lang den Umgang mit 
Werkzeugen für das Holzfällen und die Holzbearbeitung oder die Rückgewinnung von Metallen und deren 
Verhüttung in kleinen Schmelzöfen. Danach kamen die meisten in den Norden, in bewachte Arbeitslager zur 
Rohstoffgewinnung. Diese Zentren lagen weit weg von den übrigen Siedlungen. Aus den über tausend Jahre 
alten Industrieansiedlungen, die nur noch von Wald überwucherte Hügellandschaften waren, versuchten sie 
Metalle zu gewinnen, zu sortieren und in weiterverarbeitbare Barren zu gießen.  
Wella war eine der wenigen gewesen, die eine Ausbildung im Fischfang erhielten und dann nach einem 
Pflichtjahr im Hafenausbau mit einem Boot selbstständig auf Fang gehen konnten. Nach der Ausbildung wurden 
sie auf verschiedene Küstengebiete aufgeteilt.  
Seba hatte dann herausgefunden, wo Wella hingekommen war. Und Jahre später stand Seba eines Nachts 
vor Wellas Tür. Sie war ohne Erlaubnis und unerkannt bis zu Wella gekommen. Mit Tränen in den Augen 
umarmten sie sich.  
Seba berichtete damals, dass es sie, diese transgegenderten Relikte einer früheren Menschheitsepoche, 
bald nicht mehr geben würde und dass diese Blockhäuser aufgelöst würden. Es lag Hass dabei in ihren Augen. 
»Wir sind furchtbar betrogen worden", wiederholte Seba immer wieder, »wir lassen uns das nicht länger 
gefallen!"  
Wella erfuhr, dass Seba im Untergrund lebte, verriet aber nicht wo.  
 »Wella, wir brauchen dich ² später", und nach einer längeren Pause fügte sie noch hinzu: »Und bessere 
Schiffe. Dafür brauchen wir dich, du kennst das Meer" Erstaunt und ungläubig schaute Wella sie an. Was sollte 
sie davon halten? »Wer seid ihr, ich verstehe nichts."  
 »Das erfährst du später", Seba lachte, »kannst du mir helfen? Ich brauche ein paar Sachen vom Markt und 
muss so schnell ich kann weiter." Seba holte ein paar Gold- und Silbermünzen aus ihrem Kittel. Wella staunte, 
Goldmünzen hatte sie noch nie gesehen. Am nächsten Tag besorgte Wella die Kleidung und die Nahrungsmittel 
für eine der Silbermünzen. In der Nacht verabschiedete sich Seba: »Schau dir den Ring an, das ist unser 
Erkennungszeichen." Seba holte aus einer versteckten Saumtasche ihres Kittels einen silbernen Ring hervor. Es 
war ein schwerer Silberring mit einem goldenen Kreuz und zwei kleinen dunkelroten Steinen an beiden Seiten. 
Die gleichlangen Balken des Kreuzes wurden zu den Enden hin etwas dicker.  
 »Jede, die so einen Ring hat, gehört zu uns. Denen kannst du vertrauen." Seba nahm Wellas Kopf in ihre 
Hände und gab ihr einen Kuss. »Wenn ich zurückkomme, nehme ich dich mit und dann erfährst du alles. Und 
sage niemand etwas von mir, dass ich hier war und vor allem auch nicht von dem Ring. Das ist besser so, für dich 
und uns, wenn du jetzt so wenig wie möglich weißt." Seba versteckte den Ring wieder. Am nächsten Abend 
umarmte Seba noch einmal Wella und verschwand dann mit dem jetzt schwereren Bündel in die Nacht. Wella 
hatte noch immer dieses Abschiedsbild von Seba vor ihrem inneren Auge.   
  
Emma lernte von Wella das Knüpfen von Netzen, das Ausnehmen von Fischen, aber am liebsten fing sie 
selbst Fische mit einer kleinen Harpune, die sie unter Wellas Anleitung selbst mit einem Messer geschnitzt hatte. 
Zweimal musste sie die Spitze aus Knochen schnitzen, weil beim ersten Mal der Schaft durch die kleinen 
Widerhaken viel zu schwach geworden war. Sie fuhr mit einem kleinen Boot im Hafenbecken an der Mole 
entlang und wusste bald, wo sich die größeren Fische in kleinen Höhlen und Löchern versteckt hielten.  
Das Fischen war gar nicht so einfach, denn dort, wo sie den Fisch unter Wasser sah, war er in Wirklichkeit 
gar nicht. Sie musste immer auf eine andere Stelle im Wasser zielen, und wenn die Harpune ins Wasser glitt, 
machte sie einen Knick und traf oder ging vorbei. Emma brauchte viel Geduld, bis sie den Neigungswinkel gut 
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abschätzen konnte. Wella half ihr dabei, indem sie Holzstücke an Steine band und im Wasser versenkte. Daran 
konnte sie dann üben. 
Sie blieb ungefähr zwei Jahre bei Wella, dann war sie alt genug, um ein Ausbildungsjahr beginnen zu 
können. Sie entschied sich für Garten, Feld und Wald. Dazu musste sie die kleine Hafenstadt verlassen und weiter 
ins Landesinnere umsiedeln. Sowohl ihre Mutter als auch Wella konnte sie nur noch einmal, nach einem halben 
Jahr, besuchen. 
Gegen Ende dieses Jahres bekam sie die Nachricht, dass Wella von einem Sturm auf See nicht mehr 
zurückgekommen war. Einen Monat später traf sie auch noch die Nachricht, dass ihre Mutter sehr schnell an 
einer unheilbaren Krankheit gestorben war.  
Emma war traurig und zugleich aber auch erleichtert, wie sie sich eingestand. Die Verantwortung, 
irgendwann für ihre alte Mutter sorgen zu müssen, war von ihr genommen worden. Gleichzeitig hatte sie 
tagelang das Gefühl, ins Bodenlose zu stürzen. 
Ich habe keine Freundin, stellte sie immer wieder in ihren melancholischen Stunden fest. Will ich keine? 
Wozu bin ich noch da?, fragte sie sich und fand keine Antwort. Dann wurde ihr es plötzlich klar: Wenn ich nicht 
wieder lerne, wie schön eine Rose ist, dann muss ich sterben. 
Emma beschloss, sich um solche Kinder zu kümmern, die mit so einem Bruch wie Wella geboren waren 
und von den übrigen isoliert werden mussten.  
Sie bewarb sich und wurde angenommen. 
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3 Genetische Experimente  
 
 
Anna liebte es auch noch in ihren besten Jahren, die Labors über die Serpentinen einer langen Treppe zu 
verlassen und nicht den Fahrstuhl zu nehmen. Wenn sie aus der Tiefe des uralten Lavaflusses nach oben stieg 
und langsam zuerst Moose, Farne und dann die ersten Pflanzen an Vorsprüngen und Felsnischen erschienen, 
hatte sie ein Gefühl, wie neugeboren zu werden. Ganz oben konnte sie dann schon von unten die Blätter von 
Bananenstauden sehen, die den Eingang in ihre unterirdische Welt einrahmten. Sie liebte diese Insel mit ihren 
teilweise immer noch sichtbaren schwarzen Lavafeldern.  
Gegen Ende der apokalyptischen Zustände auf allen Kontinenten hatte man die isolierte Lage dieser 
Inselgruppe im Atlantik ausersehen zur Kryokonservierung von ausgewählten weiblichen Eizellen und 
männlichem Sperma. Die autonome und alternative Energieversorgung garantierte eine lange Stabilität der 
eingefrorenen Pellets, zumal alles damals in den Wirren der Kriege hier auf der Insel sehr geheim geschehen 
konnte. Die Infrastruktur war noch vorhanden und Ferienflieger brachten schon sehr lange keine Touristen in ihre 
Hotelburgen.  
Später wuchsen dann in den unterirdischen Anlagen auch Embryos heran. Noch später, als Frieden 
herrschte und die Anlagen nicht mehr als sichere und störunanfällige Reproduktionsanlagen gebraucht wurden, 
zog die Genforschung in die Lavablasen und jetzt hohlen Lavaflüsse ein.  
Anna war für die Reproduktion der Samenzellen und deren genetische Stabilität und Entwicklung 
verantwortlich. Sie hatte die Leitung dieser Abteilung seit zehn Jahren und konnte auf eine lange Folge von 
Vorgängerinnen zurückblicken. Solange war es auch ungefähr her, dass sie sich von ihrer Freundin getrennt hatte 
und jetzt allein lebte. Ein kluge Frau braucht keine Freundin, diese alte Weisheit stellte sie auch bei sich fest. 
Welche Frau sollte es schon auf Dauer mit ihr aushalten. Sie hatte ihre Arbeit, die füllte sie aus und da war da 
noch diese Idee der »Ewigen Jugend", dieser uralte Traum der Menschheit hatte sie gepackt. Diesem Traum 
gehörte ihr Leben, darauf richtete sie alle ihre Experimente. Material war genügend da und es bestanden auch 
keine moralischen Bedenken gegenüber von Genmanipulationen mit den kümmerlichen Resten des 
ursprünglichen männlichen Genpools. Sie hatte dafür uneingeschränkte Erlaubnis für ihr kleines Team 
bekommen.     
Anna hielt nichts von den Fitnessprogrammen, um sich scheinbar jung zu erhalten, ihr reichte es, wenn sie 
täglich den Weg zu den Labors zu Fuß ging. Ein wenig Gymnastik jeden Morgen gab ihr das Gefühl für ihren 
Körper, das sie brauchte. Sie musste nicht ein Jahr ihrer Lebenszeit mit Joggen verbringen, um dann vielleicht ein 
halbes Jahr länger zu leben.  
Sie lief über die wüstenartige und sehr karge Landschaft zur Wohnanlage am Meer, eine Frau kam ihr 
entgegen, die durch die Schlichtheit und das grobe Material ihres Kittels auffiel. Sie musste vom Kontinent sein. 
Als sie auf gleicher Höhe waren, verneigte sich die fremde Frau und sprach sie an: »Darf ich Sie einfach 
ansprechen und um eine wichtige Unterredung bitten?" 
Anna staunte über ihre ungewöhnliche Anrede. Sollte sie belustigt sein oder was verbarg sich dahinter?  
 »Wer bist du und woher kommst du?"  
 »Ich komme vom Kontinent und bin abgesandt, um mit Ihnen zu sprechen." Die fremde Frau verbeugte 
sich wieder. 
 »Von wem gesandt? Wenn jemand mit mir sprechen will, dann meldet er sich an und dann bekommt er 
einen Gesprächstermin. Also was soll das! Melden Sie sich an und dann werden wir sehen" Anna wollte 
weitergehen, aber die Frau hielt sie am Arm fest.  
 »Bitte hören sie mich an, es ist wichtig! Ich bin vom Reservat für die Reproduktion von Samenzellen, dem 
Sie vorstehen." 
Anna blieb verdutzt stehen. Für kurze Zeit erinnerte sie sich. Als sie die Nachfolge ihrer Vorgängerin antrat, 
war sie einen Tag in einem Dorfzentrum gewesen. Sie war im Helikopter gegen Mittag angekommen, hatte eine 
kurze Besichtigung der Aufzuchtstationen für Geflügel, Ziegen und Kaninchen, der Werkstatt für 
Holzbearbeitung, der Lager und der Gemeinschaftsräume besichtigt. Eine mit Wasser betriebene Mühle diente 
dem Mahlen von Getreide und gleichzeitig als primitives Sägewerk für Holz. Eine Räucherei verbreitete ihren 
Geruch über dem ganzen Zentrum. Ungefähr zwanzig Frauen waren damit beschäftigt, das Aufwachsen der 
isoliert in vereinzelten Blockhäusern gehaltenen Sperma-Reproduzenten zu gewährleisten. Für eines dieser 
Blockhäuser blieb keine Zeit mehr, sie flog am späten Nachmittag wieder zurück. Das Gebiet lag sehr abgelegen 
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von der nächsten Siedlung und sie musste noch weiter bis zur nächsten Reproduktionsstation, nur von dort 
konnte sie dann mit einem Flugzeug zurückfliegen. 
 »Mein Name ist Seba und ich bin in einem eurer Blockhäuser aufgewachsen." 
Fieberhaft überlegte Anna, ihr war bisher nicht bewusst gewesen, dass diese - wie sollte sie diese 
Menschen nennen - wussten, warum sie dort waren. War sie wirklich eine von denen ² und was wollte sie von 
ihr? Meist wurden diese Reproduzenten nach ihrer Umwandlung im Norden in Arbeitslagern untergebracht, 
möglichst weit weg von der übrigen Gesellschaft. 
Als hätte Seba die Gedanken von Anna erraten, ergänzte sie: »Ja, ich komme aus den alten 
Industriegebieten des Nordens. Nur der Umstand, dass es jetzt wieder möglich ist, Waren auch gegen Metallgeld 
zu tauschen, hat es möglich gemacht, dass ich hier bin." 
 »Gehen wir diesen Pfad hier lang, der führt zum Meer und an der Siedlung vorbei", bestimmte Anna. Sie 
musste diese Seba schnell und vor allem ungesehen wieder loswerden.  
Seba berichtete Anna von den Entdeckungen, die die ehemaligen Samenproduzenten über sich selbst 
gemacht hatten. Auf der Suche nach Metallen in den verwitterten Schutthügeln der alten Industriestätten hatte 
sie auch Dokumente über die Vergangenheit der Zivilisation in einigen alten, noch recht gut erhaltenen Bunkern, 
gefunden. Sie hatten daraufhin eine geheime Organisation gegründet.  
Anna und Seba setzten sich auf einen flachen Stein am Meer. Der Blick beider schweifte über die leichten 
Wellen bis zum Horizont.  
 »Was uns dazu bewogen hat, hier bei Ihnen vorzusprechen, ist der Entschluss des obersten Senates, die 
Reproduktion von Samenzellen ganz einzustellen."  
Anna starrte auf das Meer, als müsse sie in dieser riesigen Wasserebene einen Punkt finden, an dem sie 
sich orientieren konnte. Natürlich wurden Samenzellen nicht mehr gebraucht. Die Gentechnologie war so weit, 
dass schon seit mehreren Generationen darauf vollständig verzichtet werden konnte. Menschliche Embryonen 
konnten über Jungfernzeugung jetzt sicher und gesund herangezogen werden, selbst aus zwei Eizellen mit 
halbiertem Chromosomensatz konnten Embryonen aufwachsen. Und die künstlichen Gebärmütter waren 
technisch so ausgereift, dass die herkömmliche Aufzucht in einem Menschenleib nicht mehr nötig war und auch 
nur noch auf besonderen Wunsch der Frau erfolgte. Das war nicht immer so gewesen. Nach den apokalyptischen 
Ereignissen des letzten Zeitalters war die jetzt aus Frauen bestehende Weltbevölkerung dramatisch unter die 
Eine-Million-Grenze gefallen und erholte sich nur sehr langsam. 
Doch was sollte sie Seba antworten? War es doch der männliche Teil der Menschen, der als Hauptursache 
der Apokalypse und fast vollständigen Vernichtung der gesamten Menschheit angesehen wurde. Warum sollte 
der Teil noch erhalten werden? Er war doch schon lange überflüssig und unnütz.  
Anna sah sich in eine Defensive gedrängt: »Was sollte denn dagegen sprechen?"  
 »Nichts, außer vielleicht, dass der größte Teil der Menschen jetzt leben muss wie vor zweitausend Jahren. 
Nur ganz wenige leben wie ihr hier auf den Inseln einen Mythos." 
Seba machte eine Pause und dachte an die gefundenen Bibliotheken und die langen geheimen Studien 
der menschlichen Vergangenheit.  
 »Die Evolution stagniert und wenn Katastrophen, vielleicht aus dem Weltraum oder aus der Welt der 
Mikroben, auf die Menschen zukommen, wäre es vielleLFKWEHVVHUZHQQ¬ª 
 »Nein, die alten Modelle der Männlichkeit sind obsolet", fiel Anna sofort Seba ins Wort, »ein Zurück wird 
und kann es nicht geben. Das hat keinen Sinn." 
 »Könnte man sich aber nicht auch eine Weiterentwicklung des männlichen Teils vorstellen, frei von den 
nicht mehr gebrauchten Eigenschaften aus dem Tierreich?" 
Anna war sich sicher, dass eine Weiterentwicklung auch ohne das Relikt der Männlichkeit funktionieren 
musste. Während ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, dass die Polarisierung nur eine vorübergehende Etappe in 
der Evolution sei, einer Etappe, die vor allem aus der Findung von Überlebensstrategien und aus der Konkurrenz 
der Arten bestand. Eine Art, die Menschen, hatte sich durchgesetzt und war zur beherrschenden Art geworden. 
Jetzt war eine neue Etappe der Evolution angesagt. Die Grausamkeit, Rücksichtslosigkeit und Unerbittlichkeit 
gegen die anderen Arten und auch gegen sich selbst hatte zum beinahe Verschwinden der Menschen geführt.  
Beide saßen schweigend und schauten auf den dunkler werdenden, klar blauen Himmel über dem Meer. 
Im Westen leuchtete bereits der Abendstern über dem Horizont. 
Seba wusste, dass es schlecht um ihre Sache aussah. Wollten sie nicht einfach nur ihre Art erhalten, war ihr 
Egoismus nicht einfach nur geprägt aus der Kindheit und dem Verständnis der Natur, das aus ihrer besonderen 
männlichen Biologie entsprang? Trauerten sie nicht alle nur der besonderen Kindheit und ihrem Verlust nach? 
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 »Vielleicht könnte es einen neuen Schub in der Evolution geben, der uns dahin bringen würde, vielleicht 
sogar den Weltraum zu besiedeln." Seba vermied bewusst das Wort erobern, das sie in den alten Schriften 
gefunden hatte. 
 »Nachhaltigkeit und Erhaltung sind die Grundlagen der Gesellschaft."  
 »Aber fehlt da nicht ein Sinn, ein Ziel? Wo soll das denn enden? Nur die Grundbedürfnisse in Gegenwart 
und Zukunft zu befriedigen und das auf einem niedrigen Niveau?"  
Anna fand keine Antwort, die Seba überzeugen würde. Und sie, hatte sie denn eine Antwort für sich?  
»Alles andere führt in eine Katastrophe, das wissen wir aus den praktischen Erfahrungen vor tausend 
Jahren", versuchte Anna das Gespräch zu beenden. 
Seba gab nicht auf, mit einer letzten, verzweifelten Argumentation versuchte sie Anna zum Nachdenken zu 
bringen. 
»Vielleicht gibt es noch andere Modelle einer Gesellschaftsentwicklung, gewaltfreie, die auf Intelligenz und 
Gemeinschaftssinn orientiert sind und trotzdem eine Motivation für die Zukunft besitzen? Kann diese Motivation 
nicht aus der Spannung zwischen zwei Geschlechtern kommen?"  
Anna wusste nicht, ob das empörend oder eher belustigend sein sollte. Diese Seba hatte keine Ahnung, 
welcher gewaltigen Anstrengungen es bedurfte, das wenige an Computern und Flugzeugen und anderen 
technischen Einrichtungen auf diesem Niveau zu erhalten. Es war nicht mehr geworden, sondern weniger, wie 
Anna für sich feststellen musste. War da nicht eine große Müdigkeit in der Gesellschaft? Hatte diese Seba 
vielleicht recht und es fehlte ein Ziel, das vielleicht nicht erreichbar war, aber dennoch als Ziel fungierte? Was 
waren die Motivationen für ihr Leben heute?  
»Mit der Motivation haben Sie vielleicht recht, wenn auch anders als Sie denken mögen. Auch ich kenne 
die Vergangenheit und die damalige Behauptung: Erfolg beim anderen Geschlecht zu haben, oder konkreter 
ausgedrückt, Liebe zwischen den Geschlechtern wäre schon immer einer der Hauptfaktoren der Motivation für 
die Gesellschaft gewesen. Fällt dieser weg, da das Gegengeschlecht wegfällt, sähe es vermutlich immer traurig 
aus. 
Ja, und damit haben wir das Problem, Sie als ein nicht ganz weibliches Wesen haben es tatsächlich nicht 
begriffen. 
Liebe, wie man sie auch immer definieren mag, ist an erster Stelle die reife gesunde Objektbeziehung zur 
Umwelt, zu der Natur der Dinge, zu der Umgebung, die der Mensch erlebt und in der er lebt. 
 Sie begehen zwangsläufig den typischen Fehler, emotionale Beziehungen sowie deren Natur der 
Motivation nur als ein zwischen Menschen unterschiedlichen Geschlechts stattfindenden Austausch 
wahrzunehmen, aber ob Sie eine blöde Zicke oder eine wunderbare Frau sind, muss zwangsläufig immer im 
Auge der jeweiligen Betrachterin als subjektiv angesehen werden! 
Ein Großteil aller damaligen männlichen Schriftsteller, Poeten, Philosophen und Wissenschaftler beschrieb 
die Wirkung der Natur, deren formvollendete Schönheit, beschrieb die Kraft, den Kampf, die Eleganz und das 
Zusammenspiel der vielen Systeme und deren Streben nach Dominanz, Eroberung und Unterdrückung ² und 
widmet Paarbeziehungen nur ² wenn überhaupt, einen kleineren Stellenwert. 
Glauben Sie ernsthaft, die Männer damals stifteten ihre freiwillige, selbstvergessene und oftmals 
entbehrungsreiche wissenschaftliche Arbeit und Faszination, ihren Sinn fürs Künstlerische, Logische oder 
Lebendige immer einem übergeordneten Frauenbild? 
Weit gefehlt, die Frau war ein gesellschaftliches Anhängsel, manchmal eine notwendige Konvention an die 
Gesellschaft, aber selten die Muse oder Inspiration, so artig und überbetont das auch immer werden musste. 
Und das wollen Sie zurückholen?  
Nein, das wird es nicht geben. 
Auch die jetzt befreiten Frauen können das hervorbringen, was die Männer konnten. Aber ist es noch 
sinnvoll in einer auf Nachhaltigkeit angewiesenen Welt?"  
Seba wirkte traurig. Anna fuhr fort und sie merkte, dass sie einfach roboterhaft das wiederholte, was ihr in 
den vielen Schulungen der Führungskader eingeprägt worden war.  
»Wenn wir eine expansive Gesellschaft wollten, wäre es auch ohne männliche Elemente möglich. Doch das 
kann die Erde nicht verkraften. Das Experiment ist zu Ende. Die Evolution hat eine neue Ebene erreicht, in der 
männliche Prinzipien sinnlos und damit unerwünscht sind." 
Außerdem kannte sie den obersten Senat, die Verfassung konnte nicht geändert werden, nicht durch 
irgendwelche fantastisch philosophischen Überlegungen, dafür sorgte schon der Wächterinnenrat und die 
Kommissarinnen mit ihrem Vetorecht.  
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 Was Seba offenbar nicht wusste, war die Genehmigung, einen kleinen Teil der männlichen Reproduktion 
für Forschungszwecke weiterführen zu können, mit dem Ziel, die Verkürzung der Chromosomenenden und die 
fehlerhafte Zellteilung zu verhindern. Außerdem sollte auf der Basis von Stammzellen ein ergänzender 
Reparaturkomplex geschaffen werden, der auch eine stetige Erneuerung von Organen zum Ziel hatte.   
Die Verlängerung des Lebens, war das eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn?  
Nein, dachte Anna, das ist nicht die Antwort, das ist nur ein uralter egoistischer Traum der Menschen. Kein 
Individuum kann seinen Tod akzeptieren bei voller körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit.  
Anna hatte ihre konkreten Vorstellungen, wie das gehen könnte, bereits umgesetzt und wartete nun auf 
Ergebnisse. Sie wollte sich dazu die besonderen Eigenschaften des vom Aussterben bedrohten sogenannten Y-
Chromosoms zunutze machen.  
»So, kommen wir auf den Punkt. Ihr wollt also eure Art erhalten und das nur wegen eurer Kindheit." 
»Ja, und das wegen unserer Erinnerungen an die Kindheit. Alle von uns wünschen sich diese Zeit zurück. 
Verglichen mit dem Leben danach, ist das wie ein Mythos gewesen, vergleichbar mit dem Leben, welches ihr 
Auserwählten hier auf der Insel und in euren abgeschotteten Zentren lebt." 
Hatten diese Reproduzenten überhaupt irgendwelche Ansprüche an die menschliche Gesellschaft? Anna 
hatte das nie überlegt, sie hatte nie welche in der Aufzucht gesehen. War dies Absicht gewesen? 
Aufzucht! Sind es nicht auch Menschen, wenigsten in ihrer Kindheit?, dachte Anna und ihr wurde es langsam 
bewusst, dass sie nur ihrer Aufgabe nachgegangen war und sich um diese sogenannten Reproduzenten nicht 
gekümmert hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich jemand in eine solche Kindheit zurücksehnen könnte, 
eine Kindheit in Isolation und mit diesem Relikt, diesem Bruch. Frauen waren die in der Evolution höher 
stehenden Menschen gewesen und damit als Einzige folgerichtig für eine nachhaltige Entwicklung der Menschen 
geeignet. Aber war die Entwicklung zumindest in technischer Hinsicht vielleicht zu einem Stillstand gekommen 
oder vielleicht schon auf dem Rückweg? Und konnte diese fast schon letale Müdigkeit durch eine neue 
Männlichkeit aufgehalten werden? Musste es dazu nicht auch eine neue Weiblichkeit geben? 
»Wie bist du hier auf die Insel gekommen?" Anna wunderte sich über sich selbst. Wie war es überhaupt 
möglich, unerkannt hier zu landen. Wie konnte sie sich auf ein solches Gespräch einlassen, das sie derart ins 
Grübeln brachte und das sie eigentlich gar nicht führen dürfte.  
»Mit einem Segelboot. Wir haben das Gold und Silber dazu." Seba konnte sich, trotz der 
Hoffnungslosigkeit für ihren Auftrag, ein Grinsen nicht verwehren. Die sklavische Arbeit im Norden, in den Abfall- 
und Schutthaufen, hatte doch noch neben dem bisher verborgenen Wissen auch Geld eingebracht.  
»Und was wollt ihr konkret von mir?"  
Seba schwieg einen Moment. Hatte sie eine Chance? Sie musste es versuchen.  
»Wir wollen, dass die Reproduktion nicht eingestellt wird."  
»Die wurde langsam eingestellt und die Dorfzentren aufgelöst. Die Kinder sind alle operiert. Der Beschluss 
ist aus dem Jahre 994, also schon vor 8 Jahren getroffen worden."  
Seba atmete tief: »Das haben wir befürchtet." Die Gewissheit ihrer schlimmsten Befürchtungen erzeugte 
eine tiefe Enttäuschung. Seba tat Anna fast leid. »Gibt es nicht noch Samenbanken oder sind die alle schon 
vernichtet?"  
Anna konnte die Vernichtung nur bestätigen.  
Es hatte Unregelmäßigkeiten vor Jahren gegeben. Man hatte sogar den Verdacht, dass etwas gestohlen 
worden war oder vielleicht auch in einem Übereifer vernichtet wurde. Bis jetzt gab es noch keine Aufklärung des 
Falls. Deshalb war die umgehende Vernichtung der Restbestände beschlossen worden, bis auf ihr 
Forschungsprojekt und das unterlag jetzt einer besonders strengen Kontrolle.  
»Wir sind zu spät." Seba saß zusammengesunken auf dem Stein. Jetzt tat sie Anna leid und in einem Anfall 
von Mitleid, über das sie sich später grämte und immer wieder in Zweifel kam, ob sie da nicht einen großen 
Fehler gemacht hatte, erzählte sie von ihrem Forschungsprojekt und dem einen Dorfzentrum mit den drei 
Blockhäusern, das noch übrig geblieben war. Die Reproduzenten waren aber alle genetische Experimente, die 
keine Ursprünglichkeit mehr besaßen. Wenn alles planmäßig verlaufen würde, konnten sie vielleicht in drei bis 
vier Jahren mit den Experimenten beginnen und die ersten gentechnisch entworfenen Embryonen bis zur 
Geburtsreife bringen. 
 
 
 
Seba blieb still und Anna merkte, dass sie schluckte und mit den Tränen kämpfte.  
Seba wollte wissen, wo das Zentrum lag. Das konnte und wollte Anna nicht sagen.  
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»Können wir in Verbindung bleiben, können wir etwas tun, um das Projekt zu unterstützen?" Unsere letzte 
Hoffnung, dachte Seba, doch das sagte sie schon nicht mehr. 
»Die beste Unterstützung ist: Hier nicht mehr aufzutauchen! Es grenzt ja schon an ein Wunder, dass so 
eine wie du hier unbemerkt aufgetaucht ist." Anna wusste nicht, ob es belustigend oder doch irgendwo ernst 
war, dass sie auf so ungewöhnliche Weise Seba getroffen hatte. Woher hat diese Seba Informationen über mich 
erhalten, fragte sich Anna, dass sie mich hier regelrecht abfangen konnte. 
»Vielleicht können wir doch helfen." Seba zeigte auf den Ring an ihrer linken Hand. Ein altertümlicher 
Silberring mit drei ebenen, gegeneinander geneigten Platten. Ein erhabenes goldenes Balkenkreuz zeichnete sich 
auf der mittleren und größeren Platte ab. Die Balken wurden zum Rand hin etwas dicker. Auf der linken und 
rechten Platte war jeweils ein runder dunkelroter Granat eingelassen.  
»Das ist unser Erkennungszeichen." Und nach einer Pause fügte Seba noch hinzu: »Wenn hier noch einmal 
jemand auftauchen sollte und sie so einen oder so ähnlichen Ring hat, dann kannst du von ihr unbedingte Hilfe 
erwarten. Ach und hier habe ich noch ein Geschenk." Seba holte aus einer Tasche ihres Kittels eine goldene Kette 
mit einem Schmuckanhänger. Ein klarer grüner Smaragd fiel daran auf. 
»Das Stück haben wir bei der Metallgewinnung im Norden gefunden. Es lässt sich aufziehen und enthält 
einen Speicher für Computer. Wir wissen aber nicht, ob er noch funktioniert. Vielleicht haben Sie eine 
Verwendung dafür." 
Seba bedankte sich und mit einer Verbeugung verabschiedete sie sich, um dann in der Dunkelheit durch 
die Klippen zu verschwinden.  
Anna saß noch auf dem Stein in der zunehmenden Abendkühle. Die Wellen des Atlantiks rauschten 
periodisch auf den Strand. Ihr kam alles unwirklich vor. Dann schaute sie wieder auf das Schmuckstück in ihrer 
Hand. Nachdenklich lief sie die Klippen hinauf und schlug den Weg zu ihrer Bungalow-Wohnanlage ein. War es 
nicht ihre Pflicht, diesen Vorgang zu melden?  
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4 Der letzte männliche Genpool 
 
 
Mit der Eisenbahn fuhr Emma mehrere Tage immer nach Norden, kam dort in einer kleinen Stadt an. Die 
neu geborenen Säuglinge waren schon da und auch noch zwei andere junge Frauen. Sie bekamen Spritzen, 
sodass die Brüste anschwollen und Milch produzierten. Dann bekam sie die hübsche kleine Nanina. Alle Babys 
waren mit einem kleinen silbernen Plättchen unter der Haut versehen, sodass man sie jederzeit mit einer 
speziellen Lampe identifizieren konnte.  
Sie bekamen in einem Babyhaus, das einmal viel mehr Frauen aufnehmen konnte, die entsprechende 
Ausbildung, wie sie mit den Kleinen umgehen mussten, was bei den verschiedenen Krankheiten zu tun war und 
was sie den Kindern an Fähigkeiten beibringen mussten. Emma spezialisierte sich auf Lesen und Rechnen, das 
hatte sie selbst in der Schule immer gern getan. Während dieser Zeit hatte jede Frau schon ihr Baby mit in dem 
kleinen Zimmer.  
Besonders ängstlich war Emma beim Umgang mit dem Bruch Naninas. Man hatte ihr gesagt, dass man 
vorsichtig sein musste, dass man nicht zu derb anfassen sollte und dass man auch mal etwas streicheln konnte, 
wenn das Baby mit Schreien nicht aufhören wollte.  
Nanina machte ihr viel Spaß. Sie redete mit ihr, wenn sie beide allein waren und sie konnte fast zusehen, 
wie Nanina wuchs. Wenn sie ihr Baby mit den anderen verglich, so hatte sie immer das Gefühl, sie hätte das 
schönste abbekommen. Alle anderen blökten wie kleine Schafe, nur ihre Nanina klang unverwechselbar schön. 
Als Nanina dann ein Jahr alt war, fuhr sie in einem Pferdewagen mit den zwei anderen Frauen zum 
Zentrum ihres Dorfes. Sie mussten unterwegs noch drei Mal Station machen und immer abgelegener und 
unbesiedelt zeigte sich die Gegend.  
Als sie dann endlich im Dorfzentrum ankamen, war sie sehr enttäuscht. Es gab nur ein paar wenige 
Holzhäuser, ein Gästehaus mit einer Bibliothek, Vorratshäuser und Tierzuchtstationen für Hühner, Ziegen und 
Kaninchen. Hier musste einmal viel mehr Betrieb geherrscht haben. Jetzt sorgten fünf Frauen für den Erhalt der 
Anlage. 
Von hier dauerte es noch einmal drei Stunden, bis sie ihr Ziel erreicht hatten, das Blockhaus, das für die 
nächsten 12 Jahre ihr zu Hause sein würde.  
Eine Seite des aus dicken Baumstämmen erbauten Hauses war aus Steinen. An der Innenseite dieser 
Steinwand befand sich der Ofen, der zugleich auch ein Küchenherd war. Im Winter musste er das ganze Haus 
heizen. Dazu besaß er zwei Feuerstellen. Eine Vorratskammer auf der einen und eine Toilette und ein Waschraum 
auf der anderen Seite bildeten den hinteren Teil des Untergeschosses. Eine Treppe führte nach oben. Dort waren 
unter dem schrägen Schindeldach die Schlafkammern. 
Sie wurde begrüßt von Hela, ihrer zweijährigen Rona und von Sila, deren Kind schon zur Operation 
abgeholt war. Sila blieb noch einen Tag und führte Emma in ihre Aufgaben in Feld und Wald ein. Von ihr lernte 
sie noch ein wenig die Umgebung kennen und erhielt ein paar Tipps, wie man am besten mit der Garten- und 
Feldarbeit fertig wurde. 
Dann kam ein kleiner Pferdewagen, Sila packte ihre paar Sachen ein, verabschiedete sich, wünschte ihnen 
viel Kraft, ließ zwei Tränen in ihren Augenwinkeln erscheinen und winkte ihnen noch eine Weile aus dem Wagen 
zu.  
Alle Frauen wussten, umso mehr sie sich selbst versorgen konnten, umso größer würde nach den 12 
Jahren ihr Anspruch auf Altersversorgung ausfallen. Bei Krankheit oder Totalausfall einer Frau, so wussten sie, 
würde jederzeit Ersatz da sein. Sie konnten völlig frei, und ohne die geringsten Existenzsorgen, die nächsten 
Jahre hier leben.  
Nachdem Sila gegangen war und sie mit Hela allein war, fing Hela plötzlich laut an zu weinen und ohne 
langen Übergang verfiel sie in einen Weinkrampf. Hela war 22 Jahre alt und Emma erst 19.  
»Du weißt ja noch nicht, was hier los ist." schrie sie und schluchzte in ihr Taschentuch. Rona saß auf ihren 
Knien und sah sie erstaunt mit ihren großen braunen Augen an. »Nur Arbeit, den ganzen Tag und jetzt ist auch 
noch Sila weg." 
Sie schien sich wieder zu fangen, trocknete ihre Tränen, küsste Rona, die wie versteinert dasaß und fragte: 
»Was wollen wir heute am Abend essen?" 
 
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Der Alltag zu viert hatte begonnen, bis in einem Jahr die nächste Frau mit einem kleinen Mädchen 
eintreffen würde. 
Im ersten Jahr schafften sie es mit sehr viel Mühe, den Garten in Ordnung zu halten, sodass sie immer 
Gemüse hatten. Getreide und Kartoffeln sowie Käse, Öl und Fleischwaren brachte in regelmäßigen Abständen der 
Wagen vom Dorfzentrum.  
Der Winter war im ersten Jahr für beide am schlimmsten. Das Holz reichte nicht, die kleinen Vorräte waren 
nach dem ersten Kälteeinbruch, der bis minus 15 Grad reichte, schnell aufgebraucht und der Wagen vom Dorf 
kam erst in einer Woche. Und ob der Holz dabei hatte, bezweifelte Hela. Im letzten Winter hatte er nie welches 
mit, da war ja aber auch noch Sila da, die hatte immer auf genug Vorrat geachtet. 
Emma musste sich auf den Weg in den Wald machen, sie hatte Angst, Hela hatte noch mehr Angst, wie sie 
ständig beteuerte.  
Sie nahm einen kleinen Handwagen, ein Beil und ein paar Stricke mit, wie sie es in der Ausbildung gelernt 
hatte. Schnee war noch nicht gefallen. Jedes Geräusch ließ sie schreckhaft zusammenfahren. In der Ferne glaubte 
sie Wölfe zu hören, wusste aber nicht einmal genau, wie sich das richtig anhörte. Schnell suchte sie ein paar 
dünne Äste zusammen, die sie auf dem Waldboden finden konnte. Von einem umgefallenen Baum versuchte sie, 
mit dem Beil größere Äste abzuschlagen. Entweder blieb das Beil stecken oder es prallte so ungünstig ab, dass 
sie sich die Hand verstauchte.  
Sie gab es auf und suchte nur noch dünnes Reisig, das sie schnell auflas, um wieder nach Hause zu 
kommen.  
Mit dem Ofen und dem nassen Reisig hatten sie große Mühe, ein Feuer in Gang zu halten. Es qualmte zur 
Ofenklappe raus und entwickelte wenig Hitze, sodass sie sich entschlossen, die Nacht mit den Kindern an den 
lauwarmen Steinen des Ofens zu verbringen.  
Am nächsten Tag, gleich nach dem kalten Frühstück, machte sich Emma wieder mit dem Handwagen auf 
den Weg in den Wald. Diesmal hatte sie trockeneres Holz gefunden, sie wusste jetzt schon besser, worauf sie 
achten musste.  
Gegen Mittag war sie wieder da und sie konnten eine warme Mahlzeit kochen.  
Die nächsten Tage verließen sie die Nähe des Ofens nicht, alle schliefen sie immer vor den warmen Steinen 
des Ofens und es dauerte ein paar Tage, bis Emma so viel Holz geholt hatte, dass sie einen Tag nicht in den Wald 
brauchte. Außerdem schlug das Wetter um, es wurde milder und noch einen Tag später begann es zu regnen. 
Große weiße Flocken mischten sich dann gegen Abend unter die Regentropfen und am nächsten Tage war alles 
unter einer dicken weißen Schneeschicht begraben.  
Nanina war von der weißen Pracht so geblendet, dass sie mit ihren noch unsicheren Schritten am Morgen 
in den Schnee lief und voller Neugier hineingriff und weinend wieder ins Haus gelaufen kam, von Emma lachend 
empfangen. 
Der Wagen vom Dorfzentrum kam und hatte zwei Säcke mit gutem, trockenem, ofenfertigen Holz mit. 
Außerdem waren zwei Ziegen angebunden, die jetzt ihnen gehörten und die für die Milch der Kinder 
verantwortlich waren. Das Milchpulver war inzwischen fast aufgebraucht. Die Ziegen waren Helas zukünftige 
Aufgabe. Sie kannte sich schon damit aus, hatten sie doch vorher auch schon eine gehabt, die aber dann 
abgeholt wurde und irgendwann als Dörrfleisch zurückkommen würde.  
Die Frau vom Dorfzentrum hatte sich schon gedacht, dass ihr Holz nicht reichen würde und deshalb die 
Säcke mitgebracht. Sie lobte aber Emma, dass sie es soweit allein geschafft hatte und nicht in Panik bei ihr 
aufgetaucht war, was es die anderen, neu angekommenen Frauen aus den zwei anderen Häusern gemacht 
hatten.  
Im Sommer lernte es Emma, auf dem Feld Sonnenblumen, Mais und Hafer zu säen, Kartoffeln zu pflanzen 
und Roggen anzubauen. Rona musste ihr schon helfen und das Unkraut zwischen den Pflanzen mit herausziehen, 
sie wollte auch immer Emmas Hacke haben, die war aber noch viel zu schwer für die Dreijährige.  
Nanina blieb bei Hela in der Küche und bereitete ihr noch oft Verdruss, wenn sie einen Krug umkippte 
oder sonst etwas durcheinanderbrachte beim Mithelfenwollen.  
Die Ziegen lieferten genug Milch für die Kinder und Hela versuchte sogar Käse zu bereiten, sie mochte 
aber den Geruch der Ziegenmilch nicht sonderlich. Die ersten kleinen runden Käse rochen stechend scharf und 
schmeckten auch so, die nächsten gelangen ihr schon besser, sodass sie immer weniger vom Dorfzentrum 
brauchten.  
In jeder freien Zeit fuhr Emma mit ihrem Handwagen in den Wald um Holz zu holen, damit sie im Winter 
einen Vorrat hatten. Sie nahm meistens Rona mit, damit Hela mit Nanina allein und vom Gequengel Ronas frei 
war. Während sich Emma mit den großen Ästen abmühte, sammelte die Kleine Tannenzapfen in einen Sack, und 
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wenn der voll war, durfte sie spielen. Am liebsten stochert Rona in kleinen Erdlöchern mit einem Stöckchen 
herum und freute sich immer, wenn ein kleines Insekt herausgekrochen kam.  
Wenn irgendwo ein Tümpel im Wald war, warf sie Steine hinein. Emma hatte ihr beigebracht, wie man 
flache Steine über das Wasser hüpfen lassen konnte. Rona probierte es mit Ausdauer so lange, bis ihr erster Stein 
einmal einen kleinen Sprung machte.  
Nach dem Winter, den sie schon ganz leidlich überstanden hatten, kam am 17. Juni Alina mit der 
einjährigen Sika an. Jetzt waren sie vollständig für die nächsten Jahre. 
Hela übernahm die Küche und Emma nur noch das Feld und den Wald. Alina half überall mit, wo sie 
gerade gebraucht wurde und so gab es manchmal Reibereien, weil gleichzeitig eine wichtige Arbeit auf dem Feld 
oder im Haus anstand.  
Emma gab meist nach, sie versuchte Rona für sich zu gewinnen, die auch gern mit ihr ging, so konnte sie 
doch der nervigen Sika entgehen, die immer noch viel Arbeit mit dem Windeln machte.  
Nanina musste sich meistens um Sika kümmern, was sie anfangs überforderte. Später schien sie 
einzusehen, dass ihr nichts anderes übrig blieb und so versuchte sie mit Sika im Haus und Hof zu spielen.  
Sie hatten jetzt auch eine ganz junge Katze bekommen, die wegen ihrer anhänglichen und für Katzen recht 
unbeholfenen Art Tapsi genannt wurde. Im letzten Winter waren sie mit den Mäusen nicht mehr fertig geworden. 
Die waren so schlau oder die Frauen so ungeschickt, dass keiner dieser Schmarotzer mehr in die Falle gehen 
wollte. Ja sie schienen in der Nacht, wenn alle schliefen, auf den Tischen zu tanzen. Jedenfalls konnte man am 
Morgen ihre Spuren dort sehen. 
Viel Zeit zum Nachdenken blieb die erste Zeit meist, bis langsam die Routine gefestigt und mehr Freizeit 
zur Verfügung stand.  
Emma dachte im ersten Jahr oft an ihre Zeit am Meer, die warme aber manchmal auch frische Brise vom 
Wasser, die Winter, die keine richtigen waren, verglichen mit der Eiseskälte, die hier oft wochenlang herrschte.  
Im ersten Winter hatte sie große Probleme mit dem Waschen. Nur der eine Ofen war zum Bereiten von 
heißem Wasser geeignet. Die Toilette war so kalt, dass Emma lieber einen Tag mal nicht hinging. Zwar floss dort 
ständig fließendes Wasser, das aus dem Bach über lange Holzrinnen und hohle Baumstämme geleitet wurde, 
aber oft war im Winter alles vereist, auch die Schwämme und Bürsten zum Säubern.  
Zeitweise fühlte sie sich so elend und müde, dass sie am liebsten beim Holzholen im Wald bleiben und 
einfach nur im Schnee schlafen wollte. Doch Nanina hielt sie regelrecht am Leben und dann freute sie sich doch 
wieder auf ihr Lächeln, wenn sie vom Holzholen zurückkam.  
 
Bei ihrer einjährigen Ausbildung hatten sie alle die verschiedenen Jahresfeste gefeiert, die sie erst noch 
allein, aber jetzt auch so langsam mit den Kindern gestalteten.  
Bei den Vollmondfesten kamen sich Alina und Hela immer näher. Der Kuss, den jede von jeder bekam und 
das rituelle Salben wurde inniger zwischen den beiden. Emma fühlte Bitterkeit in sich aufsteigen. Sie war ja die 
meiste Zeit nicht im Haus, sie hatte, so fühlte sie, die undankbarsten Aufgaben, das Feld und den Wald. 
Manchmal, im Sommer, wenn sie allein war, musste sie sich plötzlich an einen Baum lehnen und ihn umarmen, 
heiße Tränen liefen ihr die Wangen herunter. Sie nahm immer öfter Rona mit, anfangs nur, um nicht allein zu 
sein.  
Rona war ein hübsches und liebes Kind, dunkelbraune, fast schwarze Haare, volle Lippen und einen 
ebenmäßigen Mund, dazu fein gezogene Augenbrauen, und große, immer erstaunt fragende braune Augen.  
Rona hatte auch bald herausgefunden, dass sie mit einem Schmollmund und den großen Augen Emma 
immer wieder umstimmen konnte, wenn Emma anfangs auch nicht wollte.  
Als dann Alina und Hela den Wunsch vorbrachten, sich zusammen ein Schlafzimmer zu teilen, willigte sie 
ein und zog mit Rona in ein Zimmer. Nanina und Sika, die sich schon gut miteinander vertrugen, zogen auch in 
ein Schlafzimmer.  
Die Betten in den Zimmern waren groß, sodass jede ihre eigene Bettdecke haben konnte, wenn sie wollte. 
In den eiskalten Wintern war es aber meist notwendig, dass man sich dicht unter einer gemeinsamen 
Doppeldecke versammelte, um warm schlafen zu können.  
Anfangs war Emma traurig darüber, dass sie mit Alina und Hela nicht den richtigen Kontakt gefunden 
hatte, denn sie waren ja ausgewählt worden, um sich gegenseitig zu ergänzen.  
Alina hatte lange schwarze Haare, ein angenehmes, etwas rundes Gesicht und war von eher gedrungener 
Gestalt. Sie war sehr musikalisch, hatte eine ausgebildete Stimme und spielte Gitarre. Sie war immer fröhlich und 
sang meist bei ihrer Arbeit. 
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Hela dagegen hatte aschblondes Haar, längere Beine und einen länglichen, recht sympathischen Kopf, mit 
ausgeprägtem Hinterkopf. Sie liebte Blumen über alles und sorgte immer dafür, dass in den Vasen frische 
Blumensträuße standen. Selbst für den Winter trocknete sie welche und steckte sie in Vasen oder machte daraus 
Gebinde, die sie auf den Tisch stellte. 
Und ich, fragte sich Emma und stellte fest, ich bin einfach nur der Durchschnitt von beiden. Mich hat man 
aus den beiden gemischt, schwarz und weiß in einen Bottich geschüttet, umgerührt und fertig ist die graue Emma.  
Die dunkelblonden, ins Braune gehenden Haare, die durchschnittliche Figur, alles war so ziemlich die Mitte 
von den beiden.  
 
Im Sommer gab es manchmal heftige Gewitter, bei denen Rona immer unter die Decke von Emma kroch, 
sie hatte Angst vor den Wetterhexen, die dann wild, aber eigentlich ohne richtiges Zielen mit ihrem feurigen 
Hammer warfen. Als das Gewitter dann nachließ, Rona war sechs Jahre alt, fragte sie plötzlich Emma: »Wo 
kommen denn die kleinen Kinder her?"  
 »Aus der Großen Mutter", antwortete Emma, und versuchte sich zu erinnern, was sie dazu in der 
Ausbildung gelernt hatte. »Dort seid ihr erst ganz winzig klein und wachst im Wasser auf, so wie die 
Kaulquappen im Teich, bis ihr allein atmen, essen und trinken könnt. Wenn ihr ungefähr ein Jahr alt seid, verlasst 
ihr diese Gebärmutter und bekommt eine richtige Mutter, die euch weiter versorgt, bis ihr genau so groß seid 
wie wir."  
Rona war ruhig und versuchte zu verstehen. Emma erzählte weiter und wollte auch gleich noch der Frage 
zuvorzukommen, warum denn dann alle Kinder nicht gleich aussehen: »In der großen Mutter bekommt ihr alles, 
was ihr braucht, um danach richtig zu wachsen und gesund zu sein. Ihr unterscheidet euch alle ein klein wenig, 
aber immer seid ihr hübsche Kinder."  
Rona war zufrieden, wenigstens für eine bestimmte Zeit, und da sie die Älteste war, würde sie wohl mit 
den langsam erwachenden Fragen immer auch als Erste kommen, um ihren Durst nach Erkenntnis zu stillen.   
Nach einem Jahr wollte sie schon mehr wissen. »Nanina ist mir beim Spielen auf meinen Bruch gefallen, 
das hat sehr wehgetan. Warum habt ihr keinen Bruch und nur wir?" 
»Du weißt ja, Rona, dass die kleinen Kinder aus der großen Gebärmutter kommen und manchmal gibt es 
da kleine Unsymmetrien."  
»Was sind Unsummetien?"  
»Das sind kleine Unfälle, die manchmal in der Gebärmutter passieren.", versuchte Emma zu erklären. 
»Manchmal gibt es solch eine kleine Unsymmetrie, solch einen Bruch. Nur ganz wenige Kinder bekommen so 
etwas." 
Mehr für sich selber als zu Rona sagte sie: »Das hängt damit zusammen, dass wir Menschen eine lange 
Entwicklung aus dem Tierreich hinter uns haben. Und unsere unsterbliche Seele erst diese Erfahrungen machen 
musste. Und manchmal gibt es so einen Rückfall." 
»Und der Rückfall, das sind wir?", fragte Rona traurig. »Das ist gar nicht schlimm", versuchte Emma zu 
beruhigen. »Das lässt sich beheben, wenn ihr alt genug seid, könnt ihr operiert werden. Und dann ist alles wieder 
normal." Rona war zufrieden. 
Emma machte sich manchmal Vorwürfe, dass sie sich weniger um Nanina kümmerte und viel mehr um 
Rona. Es war eine schweigende und nicht ausgesprochene Übereinkunft unter den Frauen, dass Emma ihre 
Zuneigung zu Rona zeigte. Hela und Alina schienen sogar froh darüber zu sein. Kinder waren nun mal für alle da 
und Alina für Hela.  
Erst dachte Emma, dass Nanina darunter leiden könnte und vielleicht sogar eifersüchtig werden würde, 
aber das war unbegründet. Nanina hatte in Sika eine Freundin gefunden und sie wurden immer unzertrennlicher. 
Die beiden vermissten weder Alina noch Emma. 
Nanina war auch irgendwie anders als Rona und Sika. Emma wusste nicht genau in welchen Dingen, aber 
auch Alina hatte das schon festgestellt. Wenn es irgendwie eine magische Aura gab, woran alle Frauen hier 
glaubten, dass sie andere Frauen haben konnten, nur sie selbst gerade nicht, so hätten sie am ehesten noch eine 
bei Nanina vermutet. Doch Nanina hatte so wenig eine Aura wie all die anderen im Haus, sie war einfach etwas 
anders, so als wäre sie von einem anderen Stern gekommen. Nanina hatte goldblonde Haare und große 
hellblaue Augen, sie hatte eine schlankere Figur als Kinder sonst in ihrem Alter. 
 
 
Als Rona ihren strahlend hellblauen Kapuzenkittel mit dem reich verzierten Ledergürtel zu ihrem 
Ankunftsfest, sie war jetzt neun Jahre alt, bekam und sie vor Glück über die Wiesen tanzte und sprang, hatte 
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Emma in der Nacht darauf einen ihrer schönsten und zugleich beängstigendsten Traum. Sie war im Walde 
unterwegs und es wurde dunkel. Sie hatte den Eindruck, sie müsse jetzt schnell nach Hause laufen, weil 
irgendetwas passieren würde, vor dem sie Angst haben musste.  
Da tauchte aus dem dunklen Wald ein weißes Pferd mit wehender Mähne auf. Langsam kam es auf sie zu. 
Ein Strom von Glücksgefühlen durchströmte Emma, als sie Rona auf dem Pferd sitzen und ihr zuwinken sah. Rona 
war größer und kräftiger, als sie im Augenblick wirklich war. Rona hatte einen goldenen Reif im Haar, trug ein 
blaues, reich besticktes Gewand, wie es nur Prinzessinnen in Märchen trugen. Kurz vor ihr stoppte der Schimmel 
und drehte um, Rona winkte ihr mitzukommen, doch sie konnte nicht, ihre Beine schienen erstarrt und wie 
Wurzeln im Erdreich zu stecken. Die Wurzeln zogen sie ins Erdreich hinein. 
Erschrocken wachte sie auf, der Mond schien direkt auf ihr Bett und neben ihr lag ruhig Rona und schlief 
ganz tief und fest, mit dem Gesicht ihr zugewandt. Sie küsste Rona zart auf die Wange und streichelte ihr ganz 
leicht über die Haare. Rona drehte sich im Schlaf auf die andere Seite. 
Emma grübelte, was dieser Traum bedeuten könnte, sie fand keine für sie stimmige Deutung.  
Wenn sie über ihr Leben nachdachte, blieb ihr dafür nur in den Nächten Zeit. Stundenlang lag sie wach 
und dachte über den Fluss ihres Lebens nach. Drei Viertel ihrer Zeit in der Blockhütte am Rande der 
Waldlichtung, am Rande des Teiches, waren vorüber.  
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5 Die Eliminierung des männlichen Genpools 
 
 
Hilda lief den Kies bestreuten Weg vom Hubschrauber Landeplatz durch die mediterranen Gärten zum 
Hauptgebäude. Ein Hauch von Ewigkeit umfing sie zwischen diesen immergrünen Zitrusgewächsen und den 
alten, mit viel Mühe teilweise erhaltenen Gebäuden.  
Jahrtausende gingen über diesen Ort am Rande eines kaum noch zu erkennenden Kratersees. Alba Longa, 
wie dieser Ort vor über vier Jahrtausenden genannt wurde, spielte eine mythologisch wichtige Rolle bei der 
Gründung eines Weltreiches, das mit seiner späteren Religion Jahrtausende lang große Teile der Menschheit 
dominierend im Bann hielt.  
Später dann war es die Sommerresidenz des Stellvertreters des alleinig wahren Gottes auf Erden. Wichtige 
Entscheidungen, die ganze Menschheit betreffend, wurden von hier in die Wege geleitet und lieferten dann auch 
wesentliche Bausteine der Apokalypse.  
Ein unsichtbarer Schutzschild, so kam es Hilda vor, musste über diesem Ort liegen, dass er die Wirren des 
letzten Jahrtausends bis auf wenige Änderungen überstanden hatte. Mit viel Aufwand mussten die alten 
Gebäude immer wieder renoviert werden. Dazu gab es in dem, zu den Gärten gehörenden, landwirtschaftlichen 
Gut eine spezielle Baubrigade, die mit allen dafür notwendigen Maschinen ausgerüstet war.  
Die einstmals am Horizont erkennbare Großstadt gab es nicht mehr. Bewachsen mit undurchdringlichem 
Gestrüpp und Pinien waren die im Laufe der Zeit zu Erdhügeln gewordenen Gebäude der Stadt. Es gab sehr 
lange keine Menschen mehr, die sich hier erneut ansiedeln wollten. Dafür waren die Reproduktionsraten viel zu 
gering. Das hohe Kommissariat hatte alle Kräfte zu mobilisieren, damit die Weltbevölkerung nicht wieder unter 
die kritische Menge von einer Million fiel.  
Der Flugplatz dieser ehemaligen Stadt, die vor einem Jahrtausend noch gern als der Mittelpunkt der Welt 
bezeichnet wurde, war die vielen Jahre hindurch in betriebsbereitem Zustand erhalten worden. In Hangars 
wurden Flugzeuge gewartet, die nur dem Wächterinnenrat unterstanden und von denen nur einige ausgewählte 
Kommissarinnen überhaupt etwas wussten. Und dieses Wenige war auch sehr wage. Es waren Spezialflugzeuge 
und Hubschrauber, die in den letzten Phasen der Apokalypse zur Bekämpfung und Vernichtung von 
versprengten Terroristen eingesetzt wurden. Doch wurde es immer schwieriger in den angegliederten 
Werkstätten, die Flugzeuge zu warten. Ein Drittel des ursprünglichen Bestandes musste schon aufgegeben 
werden, da es nicht mehr gelang, bestimmte Aggregate zu reparieren. In einem Konstruktionsbüro wurde 
versucht, Ersatzlösungen zu finden und einfachere Konstruktionen zu verwenden, Konstruktionen, die in den 
Werkstätten gefertigt werden konnten. Die größten Schwierigkeiten bereitete das Herstellen der entsprechenden 
Materialien. Die Technologie war so speziell gewesen, dass es jetzt schier unmöglich war, diese Qualität des 
Materials zu erreichen.  
Hilda lief nicht das erste Mal diesen Weg zum Palast mit den beiden Kuppeln im Ostflügel.  
Ein Hauch von Inquisition und Hexenverbrennung schien für sie immer noch in der Luft zu liegen. Sie 
gehörte zu den Privilegierten, die gute historische Kenntnisse in ihrer Ausbildung vermittelt bekommen hatten. 
Sie wusste nicht genau, ob sie die Wahl dieses Ortes mit einem Triumph über die vergangenen finsteren 
Jahrtausende der Unterdrückung der Hälfte, oder besser der Menschen überhaupt, damit verbinden sollte, oder 
ob es geheime und rational nicht zu erfassende Verbindungen gab, die eine Tradition verborgener Macht 
anzeigten.  
Die sicher alle Jahrhunderte einmal ausgetauschten Dielen knarrten, als sie sich im fünften Stock des 
Palastes dem Zugang zu der einen Kuppel näherte. Die andere Kuppel enthielt immer noch ein Fernrohr, das 
auch gelegentlich zur Himmelsbeobachtung genutzt wurde. Astronomie war allerdings in dem letzten 
Jahrtausend überflüssig geworden. Die Augen der Menschen waren auf die Erde gebannt. Für einen Blick nach 
oben war kein Bedürfnis vorhanden. Priester, die auch Astrophysiker waren, hatten hier in diesem Gebäude vor 
einem Jahrtausend versucht, Gravitation und Quantenphysik, Gott und die Evolution zu vereinigen, eine späte 
Rache des Ketzers Galileo Galilei. 
Was auf den Inseln der Glückseligen niemand wusste und nur wenige vielleicht ahnten, Hilda war die 
Verbindungsfrau zum Wächterinnenrat und hatte gute Aussichten, in absehbarer Zeit zum internen Kreis zu 
gehören. Das Gefühl einer wahren und dabei geheimen Macht anzugehören, übte einen unwiderstehlichen Reiz 
auf sie aus. Ihr war es schließlich gelungen, die Unregelmäßigkeiten in der Buchführung über die 
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Spermienproduktion aufzuklären. Es war tatsächlich ein Samencontainer von der Insel vor mehr als 50 Jahren 
verschwunden, eine in höchstem Maße gefährliche Tatsache. 
Das Büro ihrer Leiterin Hedwiga war gleich neben der Kuppel der Sternwarte und hatte von der Terrasse 
einen reizenden Blick zu dem kleinen See in der Nähe. Hilda kannte den alten Namen »Lago d'Albano", sie hatte 
sich mit der Geschichte dieses Ortes eingehend beschäftigt. Ihr Streben richtete sich darauf, dem  
Wächterinnenrat anzugehören. 
Freundlich lächelnd kam die Leiterin ihr entgegen und sie setzten sich auf die große Terrasse mit Seeblick. 
Ein weißer Holztisch mit drei ebenfalls weiß gestrichenen Holzstühlen und eine, im gleichen Farbton gehaltene, 
Liege bildeten eine kleine Sitzgruppe, die von einer Sonnenschutzwand und ein paar blühenden Sträuchern in 
Kübeln eingerahmt wurde. Auf dem Tisch stand eine glänzend polierte, große Kupfervase mit großblütigen 
Blumen, deren Namen Hilda nicht kannte. 
»Wie war der Flug, meine Liebe?"  
»Oh, ich kann nicht klagen. Nur das letzte Stück im Helikopter, du weißt ja, ich glaube, ich werde mich nie 
daran gewöhnen können", gab Hilda lächelnd zurück und setzte sich. Hilda hatte schon im Flugzeug ihr 
elegantes knöchellanges Gewand angelegt. Die Schultern waren frei und Hilda mochte ihren schlanken und doch 
muskulösen Körper in diesem Kleid aus blauem Samt mit der goldbraunen Spitzenbordüre um den Ausschnitt. 
Dazu gab ihr die lange, leicht rotbraune seidene Stola das Gefühl des Fließens, wenn sie sich bewegte. Sie hatte 
es oft vor ihrem Spiegel geübt, dieses elegante Wenden und Drehen. Kapuzenkutten waren hier verpönt und 
auch ihre etwa zehn Jahre ältere Leiterin trug solch eine elegante Garderobe. Ihr langes Gewand war in einem 
blassen, seidigen Grünton gehalten. Eine Spitzenbordüre zog sich um den großzügigen Ausschnitt bis auf die 
Oberarme herab.  
Erlesener Silber- und Goldschmuck ergänzte dieses feenhafte Aussehen. 
»Du möchtest doch sicher einen Tee nach dem anstrengenden Flug?" Ihre Leiterin goss Tee aus einer 
zierlichen Porzellankanne in ebenso zierliche und zerbrechlich erscheinende Teetassen mit Blumenmustern. »Ich 
habe den Grünen Tee mit Aloe Vera und Honigbusch gewählt, der dir das letzte Mal besonders gut geschmeckt 
KDWWHª´HUJlQ]WHVLHXQGOlFKHOW+LOGDGabei mehr als freundlich an. Die letzten Neuigkeiten von der Insel der 
Glückseligen wurden mit orientalischer Gelassenheit ausgetauscht gegen die ebenso belanglosen letzten 
Ereignisse in der Oase des Wächterinnenrates um den Albaner See. 
Nach der zweiten Tasse Tee, gesüßt mit dem unverfälschenden reinen Kristallzucker und umgerührt und 
aufgelöst mit einem zierlichen silbernen Löffel mit Rosendekor, näherte sich das Gespräch seinem eigentlichen 
Zweck. Hilda erläuterte ihren schriftlichen Bericht zu dem vor ungefähr vier Dezennien gestohlenen Samenpellet. 
Sie schauten sich die Phantombilder der maskulinen und femininen Exemplare an, die zu diesen Spermien 
gehörten, wie man sich eine spezielle, abstoßende Art von Affen anschaut. Die Lust am Teetrinken schwand 
sofort dahin. Besonders die nahezu ganzhautliche Behaarung der maskulinen Exemplare erregte ihren Ekel.  
»Wer kann daran ein Interesse haben", Hilda konnte es immer noch nicht fassen, »so etwas Abscheuliches 
zu stehlen?" 
Aus Hedwigas Gesicht verschwand das freundliche Lächeln und ließ sie um mindesten 10 Jahre älter 
erscheinen, sodass Hilda erschrak und ebenfalls sehr ernst dreinblicken musste.  
»Wir hatten erst den Verdacht, dass es sich um die Kastraten handeln könnte, das wäre vielleicht noch 
verständlich gewesen", Hedwigas versteinertem Gesicht entrang sich ein gequältes Lächeln, »doch weit gefehlt." 
Sie machte eine Pause und schaute sich den Rest in ihrer Teetasse an, ohne zu trinken. Dann blickte sie fest in 
Hildas Gesicht und flüsterte fast: »Es sind Animalistinnen!"  
Hilda überlief es heiß und Hedwiga schaute wieder auf ihre Teetasse, um Hilda zu schonen.  
 »Animalistinnen?" wiederholte Hilda ungläubig fragend. Sie hatte versucht, besonders unschuldig und 
naiv zu klingen.  
 »Ja, Hilda, frau sollte es nicht glauben, es gibt sie noch, diese Frauen, die sich liebend gern mit solchen, 
mit solchen animalischen Exemplaren paaren würden." 
Hedwiga lehnte sich zurück und seufzte. »Waren wir zu nachsichtig, haben wir zu wenig kontrolliert? Gibt 
es eine Dunkelziffer derer, die sich mit diesen maskulinen Hunden und Schweinen paaren?" Ekel und Abscheu 
zog sich über ihr Gesicht, doch dann wurde sie wieder freundlicher und wandte sich Hilda mit leicht ironisch 
erhobenem Zeigefinger zu. »Das liegt doch in eurer Verantwortung ² oder? Konntet ihr so etwas nicht genetisch 
lokalisieren und ausmerzen?" 
Hilda versuchte sich zu entschuldigen und rutschte etwas nervös auf ihrem Stuhl herum. »Das war schwer 
zu finden, es ist auf mehreren Chromosomen zu finden und schon gar nicht eindeutig. Mal sind diese und mal 
jene Abschnitte beteiligt."  
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Hilda vergegenwärtigte sich den schwierigen Sachverhalt. Man müsste halt genetische Experimente 
durchführen, doch das ist ja aus ethischen Gründen nur mit den maskulinen Rudimenten erlaubt, dachte sie.  
 »Ich weiß, was du denkst", mutmaßte Hedwiga, »die Experimente von Anna werden eingestellt, wir 
müssen auf Sicherheit achten, bevor es zu spät ist. Wir haben keine Zeit mehr für sogenannte wissenschaftliche 
Forschungen oder sollte ich lieber Spielereien sagen?" 
Hilda fühlte sich entwaffnet, was sollte sie darauf antworten? Langsam wurde ihr es bewusst, was da auf sie 
zukam. »Ausgerechnet diese drei besonders animalischen muskelbepackten Kampfmaschinen wurden 
gestohlen", sprach Hilda leise vor sich hin. Abscheu und Ekel wollten nicht von ihrem Gesicht weichen beim 
Anblick der Bilder. 
 »Ja, du sagst es. Es ist ernst. Wenn wir nicht aufpassen, ist unsere Zivilisation in Gefahr." 
Der Tee wurde kalt in den feinen Porzellantassen.  
 »Wir haben es viel zu spät bemerkt, zu sicher fühlten wir uns. Keine konnte sich vorstellen, dass frau so 
etwas begierig stehlen würde." Hilda schaute Hedwiga resigniert an und hoffte, sie hätte eine Lösung. Hedwiga 
schien das zu ahnen und begann ihren Plan zu entwickeln: »Noch ist nichts zu spät, es ist möglicherweise nur die 
HUVWH*HQHUDWLRQGLHHV]XYHUQLFKWHQJLOW9LHOOHLFKWPDFKHQZLUXQVDXFKXQQ|WLJH6RUJHQXQGGLHVH¬ª
Hedwiga machte eine Pause und der alte Abscheu und Ekel zog wieder über ihr Gesicht, »diese Animalistinnen 
waren einfach zu blöd, um ² um diese abscheuliche Reproduktion in Gang zu bringen." 
Hilda vermutete immer noch, dass letzten Endes vielleicht doch die Kastraten dahinter stecken könnten. 
Hatten sie doch zumindest die Anwesenheit eines dieser Subjekte auf der Insel herausfinden können. Sie musste 
ihre Bedenken mitteilen. »Wir haben festgestellt, dass Kastraten heimlich auf der Insel waren. Und wir wissen 
QLFKW¬ª+HGZLJDXQWHUEUDFKVLH"1DWUOLFKN|QQHQZLUEHLPJHJHQZlUWLJHQ6WDQGGHU(UPLWWOXQJHQ nicht 
ausschließen, dass sie auch ein Interesse haben könnten, die letzten maskulinen Exemplare zu retten. Gefährlicher 
scheinen mir allerdings die Animalistinnen zu sein. Möglicherweise arbeiten sie auch Hand in Hand. Wir wissen 
leider noch zu wenig." 
Hedwiga wurde ernst und zog die Stirn in Falten: »Der Wächterinnenrat hat dem Problem die höchste 
Priorität gegeben. Das Hohe Kommissariat und der Altenrat sind informiert und werden die notwendigen 
rechtlichen Schritte einleiten. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass es keine Pannen mehr gibt. Wir 
müssen Fallen auslegen und Gerüchte streuen, damit wir alle Spuren bekommen und dieses Krebsgeschwür 
auflösen können." 
 »Und was wird dabei meine Aufgabe sein?" wollte Hilda wissen. Sie schien den Umfang langsam 
abschätzen zu können. 
 »Du bekommst zwei zusätzliche Mitarbeiterinnen eingeschleust und du wirst dafür sorgen, dass alle 
Informationen über das Maskuline und auch - ", Hedwiga machte eine Pause, Entschlossenheit und 
Durchsetzungswillen zeichneten ihr Antlitz, »die Trägerinnen dieses Wissens unschädlich gemacht werden. Wir 
haben keine andere Wahl mehr. Also veranlasse das Notwendige, ich vertraue dir voll und ganz, du kennst das 
Umfeld am besten. Mach dir Notizen, es gibt keinen schriftlichen Auftrag." 
Hedwig zog ihr kleines Büchlein hervor und notierte mit kleiner und klar lesbarer Schrift ihren Auftrag. 
 »Und vergiss nicht, immer mit mir in Kontakt zu bleiben. Es wird nicht leicht werden. Ich werde dir jegliche 
Unterstützung gewähren, die du brauchen wirst. Wir müssen aber da durch, es steht viel auf dem Spiel", setzte 
Hedwiga noch hinzu. Beide schwiegen längere Zeit. 
 »Du fliegst am Besten gleich zurück. Wir haben auch keine Zeit mehr zu verlieren."  
Das Gespräch war beendet.  
 
 
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6 Annas wild card hat keine Chance 
 
 
Anna wehten die schulterlangen, nach den ersten grauen Strähnen blond gefärbten Haare ins Gesicht, als 
sie in das von der Flugbereitschaft geschickte kleine Flugzeug stieg, das sie dann in einem vierstündigen Flug 
von der Insel zum Festland bringen würde.  
Verwundert war sie nur darüber, dass sie allein flog. Das Institut, dem sie vorstand, hatte unter ihrer 
Amtszeit einen starken Schrumpfungsprozess durchgemacht. Nur mehr ein Dorfzentrum mit drei Blockhäusern 
stand ihren genetischen Experimenten zur Verfügung. Als Gerüchte damals auftauchten, es könnte Genmaterial 
abhandengekommen sein, formierte sich die Meinung, dass man diesen überflüssigen Genpool total vernichten 
müsse. Nur mit Mühe gelang es ihr, diesen einen kleinen Rest für Experimente zu erhalten, alle übrigen 
eingefrorenen Reproduktions-Pellets wurden vernichtet und der kleine Rest fiel unter diese verschärften 
Sicherheitsmaßnahmen.  
Sie hatte damals den Eindruck, man nahm sie nicht mehr ernst, was ihren Ehrgeiz ungemein anstachelte. 
Ihre alte Konkurrentin Hilda aus dem Trainingslager für Führungskräfte der Wissenschaft hatte sich sehr abfällig 
bei jeder Gelegenheit geäußert und ihr Institut mit einem Institut für die Zucht von nicht mehr benötigten 
Schweinen verglichen. Anna war sich darüber im Klaren, dass ihr Hass auf Hilda irrational war. In zermürbenden 
Gedankenspielen war sie ja zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen. Also wozu diese Forschungen?  
Bedeutete dieses Genmaterial nicht aber auch eine bestimmte Freiheit? Anna redete sich das immer wieder 
ein. Es gab weniger ethische Probleme, wenn etwas schief gehen sollte, da das Material ja sowieso minderwertig 
war. Sie hatte freie Hand! Selbst wenn ein Drache das Endergebnis sein sollte. Anna musste bei diesem 
Gedanken, trotz aller Bitternis und Kränkung, schmunzeln. Sie war stolz, dass sie sich durchgesetzt hatte und 
diese Forschungen weiter durchführen konnte. 
Nachteilig war nur, dass ihre Rechenzeit am zentralen Quantencomputer ebenfalls beschnitten wurde. 
Doch irgendwie war sie manchmal verblüfft, der Quantencomputer war nicht mehr sehr leistungsfähig und 
außerdem störanfällig. Wenn sie die Genkombinationen abschätzte, wie viel Zeit das brauchen würde, erhielt sie 
immer ein Ergebnis, das unglaublich schien. Sollte sie sich so stark verschätzen? Was nach ihrer Meinung 
Tausend Jahre und mehr in Anspruch nehmen würde, war bereits nach wenigen Wochen fertig berechnet. Sie 
konnte sich das nicht erklären und eigentlich wollte sie es ja auch nicht. Für sie zählten die Ergebnisse und die 
würden alle in Erstaunen versetzen. Die Wild Card der menschlichen Evolution, ein designeter Mensch mit einer 
praktisch ewig währenden Jugend das war ihr Ziel und das hatte sie wahrscheinlich schon erreicht.  
Sie hatte eine uralte Theorie, mehr eine Spekulation, entdeckt, die ihr bei der gezielten Positionierung der 
Genabschnitte helfen konnte. Die Fluktuationen des Gravitationsfeldes wechselten zwischen harmonischen und 
disharmonischen Zuständen und ihre mimosenhaften Genschnipsel reagierten, wenn auch schwach, aber sie 
reagierten darauf. Als sie darüber auf einer Konferenz vortrug, schmunzelten einige und eine Teilnehmerin 
meinte sogar: »Das hört sich nach Astrologie an!" 
 »Ja, könnte man denken", hatte sie damals geantwortet, »und wenn an der alten Sterndeutung ein 
naturwissenschaftlicher Bezug existiert haben sollte, dann kann der nur über nichtlineare Reaktionen aus dem 
schwingenden Gravitationsfeld erklärt werden. Aber was ich gefunden habe, hat mit der irrationalen Astrologie 
nichts zu tun, es sind nur stabile und instabile Zustände des Gravitationsfeldes, die ich zur Genpositionierung 
nutzen will."  
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Daraufhin hatte sie eine gewisse Narrenfreiheit. In ihren Kreisen waren alle irrationalen Glaubenssysteme 
verpönt. Die neue Frauenesoterik und der Naturgeisterglauben, der bei den Frauendorfgemeinschaften 
herrschte, wurden hier auf der Insel nur mit einem verständigen Lächeln quittiert. »Ja, wenn es ihnen hilft, mit 
dem Leben besser fertig zu werden, warum nicht."  
Ihr ungewöhnlicher Ansatz und der sich abzeichnende Erfolg würden ihr Recht geben. Die entstehende 
euphorische Stimmung, so stellte Anna fest, war besser als alle psychedelischen Drogen.  
Und dann war diese Seba aufgetaucht, Anna erinnerte sich plötzlich, war aufgetaucht und wieder 
verschwunden. Sie hatte nichts wieder gehört und eine Frau mit diesem eigenartigen, maskulin wirkenden Ring 
war auch nicht bei ihr erschienen.  
Der Salon des Flugzeuges stand ihr allein zur Verfügung. Anna ließ sich einen Kaffee und einen Kognak 
bringen. Sie flog über dem Ozean, unter ihr leichte, weiße Wolken, dazwischen Teile des Atlantiks mit einer wie 
erstarrt aussehenden Oberfläche. Sie nahm ihre Dokumentenmappe zur Hand und blätterte darin. War es der 
Forschungsbericht, der sie zu dieser geheimen Sitzung des Altenrates brachte? Oder sollte ihr Institut ganz 
aufgelöst werden? Eine Reihe wichtiger Entscheidungen standen an, das ahnte sie. 
Hatte sie sich Gedanken gemacht, wie dieser Bericht aufgenommen werden würde? Nein, musste sie sich 
eingestehen, sie war vielleicht zu blauäugig herangegangen. Sie kam sich vor wie ein Kind, das etwas entdeckt 
hat und es jedem erzählt, ohne zu ahnen, was es da entdeckt hat. 
Sie hatte den Bericht verfasst und vor 6 Wochen in einem Überschwang der triumphalen Gefühle 
abgeliefert. Darin dokumentierte sie ihre bisherigen Ergebnisse zum Stand der Forschungen auf dem Gebiet des 
Schutzes der Enden von Chromosomen. Es gab einige vielversprechende neue Anwendungen zur Ergänzung des 
Gens für das Enzym Telomerase. Es war ihnen im Labor vor einiger Zeit unter anderem gelungen, die 
Knochenbildung aus dem Knorpel extrem zu verlangsamen, sodass die Knorpelzellen in die Lage versetzt werden 
konnten, sich, zumindest im isolierten Gewebe, unbegrenzt zu teilen.  
Es sei durchaus möglich, in jedem spezialisierten menschlichen Gewebe solche Zentren bilden zu lassen, 
die von innen heraus eine permanente Erneuerung zuließen, war die Quintessenz ihres Berichtes.  
Sie wusste um die Brisanz der Ergebnisse. Der ganze Vorgang konnte nur mittels Palindromen auf dem 
Chromosom und einer Eigenreproduktion erfolgen. War es wirklich nur eine Fähigkeit ihres archaischen 
genetischen Materials? Manchmal hatte sie sogar den Eindruck, dass von ihr unkontrollierte Eigenentwicklungen 
stattfanden. Sie hatte ein neuartiges Immunsystem entdeckt, das nicht biologisch zu erklären war und sie sehr an 
selbständig operierende Nanogebilde erinnerte. Die Nanotechnologie war ihr aber nicht so geläufig. Sie kam zu 
dem Schluss, dass sie sich da irren muss.  
Sie war auch zu sehr Wissenschaftlerin, um an eine soziale Revolution zu denken, die ihre Forschungen 
heraufbeschwören könnten. 
Sie hatte aber auch gehört, dass Krankheiten aufgetaucht sind, die nicht oder nur sehr schwer in den Griff 
zu bekommen wären.  
Diese Gerüchte lieferten auch gleich den angeblichen Grund mit: Eine Fehlsteuerung in der 
Parthenogenese, der wahrscheinliche Anteil an homozygoten Genloki sei zu hoch. 
Ein Ungleichgewicht in der Reproduktion, ein Ungleichgewicht, vor dem sie schon länger gewarnt hatte. 
Der Anteil der Jungfernzeugung bei den Nachkommen war nach ihrer Meinung schon länger zu hoch und die 
Probleme wurden zu lange herunterspielt. Die Mischung des Genmaterials durch die Verschmelzung zweier 
Eizellen war immer noch mit Unsicherheiten und Fehlschlägen behaftet und wurde nur mit ungefähr 10 Prozent 
in der Reproduktion eingesetzt. Die Jungfernzeugung verlief sicherer. Doch diese Probleme fielen nicht direkt in 
den Aufgabenbereich ihres Institutes.  
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Auf dem kleinen Flughafen wartete ein Auto, um sie ohne Verzögerung ans Ziel zu bringen.  
 
Die Gebäude des Altenrates lagen auf einem Hügel. Auf der höchsten Stelle thronte ein gewaltiger 
Kuppelbau aus Granit und Marmor aus der Gründerzeit vor fast 1000 Jahren, am Ende des Industriezeitalters, am 
Ende des physisch polaren Zeitalters, noch von den letzten, spät sterilisierten Männern gebaut. Es erinnerte stark 
an den Gigantismus der patriarchalisch hierarchischen Prunkbauten von Religion und Politik aus der grauen 
Vorzeit. Diese industrielle Wohlstandsmanie und die apokalyptischen Machtkämpfe hatten es fast geschafft, das 
Menschengeschlecht aussterben zu lassen.  
Dieser Bau, das Pantheon genannt, wurde nur noch selten benutzt, hauptsächlich für den Unterricht in 
Geschichte. Es enthielt eine Ausstellung über den Werdegang der Zivilisation und war in mehrere Abteilungen 
gegliedert. Die erste Abteilung war den Schulkindern zugänglich, hier wurde die Geschichte der letzten 1000 
Jahre nach der Apokalypse dokumentiert.  
Die zweite Abteilung beschäftigte sich mit der Apokalypse und dem mühevollen Übergang der 
Menschheit von der aus dem höheren Tierreich stammenden Zweigeschlechtlichkeit zur Monogeschlechtlichkeit 
der Menschheit. Diese Abteilung war auch den angehenden Führungskadern der Gesellschaft zugänglich. 
Die dritte Abteilung war eine reine Forschungsabteilung, mit Dokumenten auch aus der Zeit vor der 
Apokalypse. Nur Forscherinnen mit einer speziellen Ermächtigung hatten Zutritt.  
Die anderen Gebäude dieses Hügels zeigten die verschiedenen Baustile, die dem Monumentalstil des 
Anfanges gefolgt waren. 
Da gab es Holzbauten im Schmetterlingsstil, immer wieder liebevoll restauriert, die aus dem spontan aktiv 
werdenden neuen Lebensgefühl der Freiheit, Sicherheit, Harmonie und des ewigen Friedens entstanden waren. 
Die bunt verzierten Dächer ähnelten immer irgendwie Schmetterlingsflügeln. Diese Zeiten glichen einem einzigen 
Sonnentag, in dem alle kleinen Mädchen auf den grünen Wiesen mit Blumenkränzen im Haar Ringelreihen, 
Fangen, Kitzeln und Küssen spielten. Das Innere dieser Gebäude waren Tanz-, Meditations- und Kuschelräume, 
getrennt durch wunderschöne Vorhänge in bunten Blumenmustern oder Flechtwerke der verschiedensten 
Materialien. Zu viele Verzierungen, die statische Leichtigkeit und die bald immer rarer werdenden 
Handwerkerinnen machten diesem Baustiel dann ein Ende. 
Es folgte der Tierstil. Wie aus dem Boden wuchsen die verschiedensten Lieblingstiere der kleinen Mädchen, 
Schnecken, Igel, Hasen, Enten, aber auch Pilze, Obst und Früchte aus Lehm. Die lehmige Erde schien geradezu die 
Lieblingstiere und Früchte der Mädchen zu gebären. Die Ausbildung des Nachwuchses wurde reformiert und von 
allem Ballast der Vergangenheit befreit. Nichts erinnerte mehr und sollte auch nicht mehr erinnern an die 
vorangegangene dunkle Epoche der physischen Konflikte in der Menschheit. Es gab ab dieser Zeit keine 
Mädchen mehr, sondern nur noch Kinder und Erwachsene.  
Diese Häuser waren aus hölzernem Flechtwerk, mit Lehm beworfen. Grob verarbeitetes Holz, meist in der 
naturbelassenen Form, bildete die Innenausstattung. Reine Naturfasern, mit Pflanzen gefärbt, zu den 
unterschiedlichsten Geweben verstrickt und verwebt, wurden die Kleidung der Bewohner. Fast in jedem Haus 
befand sich neben einem Lehmofen und den verschiedensten Gruppenspielräumen der Kinder auch immer eine 
Ecke mit Steinen und anderen Naturmaterialien. Das war der Wohnplatz der Elementargeister, der Beschützer 
und Helfer im Haus.  
Auch dieser Stil wurde irgendwann langsam abgelöst und wich einem mehr rationalen Stil. Die Gebäude 
wurden zweckmäßiger, schlichter und mit minimalem Aufwand errichtet. Die Bauhütten erlebten eine Krise durch 
Mangel an Bauarbeiterinnen. Viele Kurse für Erwachsene und Kinder wurden über das Selbstbauen von 
Lehmhäusern gehalten.  
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Dann folgte eine Epoche der stärkeren Individualisierung. Sie nahm ihren Anfang mit der Feststellung, dass 
Kinder nicht den ganzen Tag Erwachsene um sich haben mussten, sondern dass sie sich besser entwickelten, 
wenn sie auch mal in Ruhe gelassen wurden. Die größeren Gemeinschaften aus mehreren Erwachsenen und 
Kindern lösten sich langsam auf, bildeten kleinere Gruppen bis hin zu einem Erwachsenen und einem Kind. 
Letzteres war aber eine Ausnahme.  
Gab es die ersten Jahrzehnte noch genügend Wohnraum aus der vorhergehenden, polaren Zeit der 
Menschheit, so verfiel dieser immer schneller. Die Frauengemeinschaften mussten öfter umziehen, in noch nicht 
so stark verfallene Gebäude.  
Langsam, sich über mehrere Jahrzehnte hinziehend, entstanden individuell nutzbare, leicht zu erstellende 
und instand zu haltende, kleine flache Gartenhäuser aus ökologischem Baumaterial. Das wurde der dominierende 
Baustil der einfachen Bevölkerung. Die erneuerte Menschheit hatte ihren Baustil für Jahrhunderte gefunden. 
Die Weltbevölkerung blieb nahezu konstant an der Ein-Millionen-Grenze. Erhaltung und Bewahrung waren 
die Kardinaltugenden der folgenden Zeit. Das Erreichte und Geschaffene zu erhalten, ließ genügend Freiraum für 
eine kreative Weiterentwicklung der Seelenqualitäten des neuen Menschen.  
Gartenhäuser mit ihren großzügig angelegten Wirtschafts- und Blumengärten waren auch um den Hügel 
des Altenrates verstreut. Hier wohnte hauptsächlich das Personal.  
Anna trat in ihrer dunkelblauen, für Wissenschaftler im Rat so vorgeschriebenen Kapuzenkutte durch das 
Portal des Schmetterlingshauses. Sie fühlte sich nervöser als sonst. Kam es daher, dass sie kein ständiges Mitglied 
im inneren Kreis war? Aber das war sie ja noch nie.  
Links in der Eingangshalle war eine Kaffeebar, dort saßen ein paar Blaukutten, unter ihnen entdeckte sie 
auch sofort Hilda, die aufgeregt mit den anderen diskutierte. Jetzt konnte sie auch die Rotkutte sehen, um die 
sich die Diskussion der anderen zu bemühen schien. 
Sollte sie die Gruppe begrüßen? Anna widerstrebte innerlich. Es blieb ihr aber nichts weiter übrig. Mit 
Ehrerbietung begrüßte sie die Rotkutte, dann Hilda und die anderen zwei. Die Diskussion verstummte. Die 
Rotkutte stand auf und sagte in einem kühl freundlichen Ton: »Meine liebe Anna, darf ich dich begrüßen. Die 
Umstände erfordern es, dass wir dich noch zu unseren Beratungen hinzuziehen mussten. Wir erwarten dich am 
Abend um 20 Uhr im Besprechungsraum 209. Ich bin übrigens Alice, ich glaube, wir haben uns schon mal 
gesehen."  
»Ja, ich kenne Sie auch noch von einer Sitzung im vergangenen Jahr", gab Anna lächelnd zurück und 
dabei fiel ihr jetzt endlich ein, wer sie sein könnte. Alice war nicht im Senatsausschuss für Forschung. Sie muss im 
Ethikrat, einer besondere Abteilung des Senats, sein, überlegte sie.  
Alice verließ die Gruppe. 
»Wie war der Flug?", erkundigte sich Hilda höflich. »Nicht aufregender als sonst, das Wetter war ruhig", 
antwortete Anna und bemühte sich um ein Lächeln. »Was machst du hier? Ich wusste nicht, dass du auch hier 
bist."  
»Du kennst ja die Gerüchte vom Spermaraub vor ca. 50 Jahren, die entsprechen den Tatsachen und damit 
nirgendwo Panik entsteht ² müssen es nicht alle wissen."  
»Und was haben wir damit zu tun?", wollte Anna wissen.  
»Nichts, das ich wüsste, lass uns lieber noch einen Kaffee trinken, hier schmeckt er immer besonders gut ² 
ist halt erste Qualität."  
Anna lehnte sich zurück und bohrte weiter: »Du hast doch sicher etwas gehört, warum ich hierher muss." 
Eine der anderen Blaukutten sprang für Hilda ein. »Es gibt auch über dich ein Gerücht, wird dir wohl nicht 
verborgen geblieben sein."  
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»Und welches?" Anna ahnte, dass etwas aus ihrem Forschungsbericht die Runde machte, aber sie wusste 
nicht, was es genau war. Sollte sie etwas befürchten oder sollte sie sich freuen über den wahrscheinlichen Erfolg?  
»Meine liebe Anna, du weißt, dass an verschiedenen Stellen über die Rekombination der Gene gearbeitet 
wird, um die Anzahl der Zellteilungen zu erhöhen - bei uns übrigens auch - und du wirst mit deinem Genpool 
nicht nur auf Begeisterung stoßen. Das müsste dir doch klar sein ² oder?"  
Anna drückte beide Hände ins Gesicht und wischte sie nach unten hin weg. Das war ihr schon klar. Es 
waren aber reine Forschungen und was frau dann daraus machen wollte oder nicht machen wollte, war doch 
nicht ihr Thema.  
Hilda fuhr nachdenklich und leiser fort: »Die Forschungen stehen allgemein im Brennpunkt ² habe ich das 
Gefühl. Es geht nicht nur um deine Abteilung." Und nach einer kurzen Pause sah sie Anna offen an und sprach 
lauter: »Aber ich nehme an, darum wird es nicht gehen, auch die neue Seuche ist nicht so problematisch. Viel 
Glück."  
»Bist du heute Abend auch dort?", wollte Anna noch wissen. Anna war verunsichert und konnte es sich 
nicht vorstellen, dass es nicht um die Seuche ging. Vielleicht hatte sie insgeheim gehofft, man wollte wissen, ob 
ihr Genpool von dieser sich ausbreitenden Krankheit vielleicht verschont würde.  
 »Nein, ich war gestern dran und fliege in einer Stunde wieder zurück."  
 »Wäre es nicht besser, eine große Konferenz zum Thema einzuberufen?"  
 »Ja, vielleicht, wir sollten auf der Insel was unternehmen, das läuft schon wieder so schleppend im 
Geheimen ab, wo doch schneller gehandelt werden müsste." 
Hilda erhob sich, die zwei anderen Blaukutten folgten. »Ich muss noch etwas einpacken", und lächelnd 
setzte sie noch hinzu, »wir sehen uns sicher bald wieder auf der Insel." Als die Blaukutten sich umgewandt 
hatten, steckte Hilda, unbemerkt von ihnen, Anna einen kleinen Zettel zu.  
Anna saß allein bei ihrem Kaffee, der bitter, süß und mit einem feinen Milchschaum abgedeckt war. Neben 
ihr hatte sie die kleine Tasche mit dem Nötigsten für eine oder zwei Übernachtungen. »Bleib stark" stand mit 
schneller Handschrift darauf geschrieben und dann dieses Kreuz mit den Balken darauf. Es schien flüchtig als 
Stempel benutzt worden zu sein.  
Seba, durchfuhr es Anna. 
Nachdem sie in äußerlicher Ruhe ihren Kaffee getrunken hatte, nahm sie an der Rezeption den Schlüssel in 
Empfang und begab sich auf ihr Zimmer im ersten Stock. Sie legte sich auf das Bett und meditierte. Immer 
wieder drängten sich Gedanken dazwischen, die sie störten. Sie hatte ihre Experimente nicht gesehen sondern 
nur Berichte über die Ergebnisse erhalten: Genproben, Blutbilder. Hoffnungsvolle Ergebnisse, wie sie für sich 
feststellen konnte, mit nur einem Manko. Das rudimentäre Y-Chromosom scheint bisher allein in der Lage zu sein, 
diesen Autoreparaturmechanismus in Gang zu halten.  
Etwas aufgeregt stand sie fünf Minuten vor Beginn der geheimen Sitzung an der Tür des 
Besprechungsraumes 209. Sie wurde hereingerufen. Der Raum war mit Holz vertäfelt. Gegenüber der Tür stand 
ein großer halbrunder Schreibtisch, daran saß eine Hochkommissarin des Senats in einem weißen Kapuzenkittel, 
mit einem violetten Saum aus Seide versehen. Immer drei Senatorinnen bekamen für fünf Jahre das Amt der 
Hochkommissarin mit Vetorecht. Nur sie waren berechtigt, einen Beschluss des obersten Senats auszusetzen. Auf 
GHU,QVHOZXUGHQGLH+RFKNRPPLVVDULQQHQQXUVS|WWLVFK¿'LH3DU]HQ¾JHQDQQW 
Vor dem Demut einflößenden Schreibtisch befand sich ein langer Tisch mit jeweils acht Stühlen an jeder 
Seite. Sechs Mitglieder des Senates in ihren roten Kapuzenkitteln saßen daran.  
 »Nimm Platz", begann die Hochkommissarin, »wir wollen es kurz machen, die Zeit drängt."  
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Anna setze sich an die Stirnseite, der Hochkommissarin gegenüber. Die Zeit drängt, dachte Anna, was ist 
eigentlich los, geht es um die Seuche?  
 »Wir haben deinen Forschungsbericht ausgewertet und um die Ergebnisse richtig beurteilen zu können, 
haben wir noch einige Fragen an dich. ² Alice, du hast das Wort."  
Alice räusperte sich. »Ihr seid insgesamt fünf Mitarbeiterinnen." Anna nickte. »Wer außer dir kennt noch 
den gesamten Umfang des letzten Berichtes?" 
 »Gertrud, meine Stellvertreterin."  
 »Gut, nach dem bekannt geworden war, dass Genmaterial gestohlen wurde, warst du verantwortlich für 
die strenge Geheimhaltung und die verschärften Sicherheitsmaßnahmen." Alice machte eine Pause und blätterte 
in ihren Unterlagen. »Wer könnte sich noch Zugang verschafft haben?"  
 »Niemand", antwortete Anna spontan.  
 »Wirklich nicht?"  
Anna lief es heiß den Rücken hinunter. Fieberhaft versuchte sie, sich an irgendwelche auffälligen 
Begebenheiten der letzten Zeit zu erinnern.  
 »Wer kommt an das Material noch heran, außer dir? Hat Gertrud Zugriff zu den Daten?" 
 »Ja, aber nur mit mir gemeinsam. Allein kann sie nicht zugreifen, ihr Zugangscode ist eine Stufe 
niedriger."  
 »Was wissen die anderen drei?" Anna kam sich wie auf einer Gerichtsverhandlung vor. »Die kennen nur 
jeweils ihren Arbeitsabschnitt." 
 »Was man mit den Ergebnissen anfangen kann, wissen aber alle ² oder?" 
 »Ja, das schon, das wird schon mal in den Arbeitsbesprechungen spekuliert." 
Alice schaute in die Runde. »Hat noch jemand Fragen?" Eine Frau neben Alice nahm das Wort. »Die 
Forschungen, wenn ich den Bericht richtig interpretiere, sind in einer Sackgasse angekommen. Es bestehen keine 
Aussichten, den Mechanismus der Reproduktion auf die X-Chromosomen zu übertragen." 
 »Ja, so sieht es zurzeit aus." Jetzt wurde Anna bewusst, worauf die Befragung hinauslaufen würde.  
 »Das reicht", schloss die Hochkommissarin die Befragung ab, »es hat bereits einen vereitelten Versuch 
gegeben, an die Daten zu kommen und wir müssen damit rechnen, dass der Versuch erneut durchgeführt wird."  
 "$EHU¬ª$QQDZROOWHVLFKQRFKPDOV]X:RUWPHOGHQVLHZurde unterbrochen.  
 »Wir müssen aus Sicherheitsgründen den Genpool auflösen und das noch in diesem Jahr. Die Auflösung 
der Forschungsabteilung und die Liquidierung des Restes des damit verbundenen Genpools, wird eingeleitet 
werden.  
Anna, du wirst bei deiner Rückkehr alles Notwendige veranlassen. Es dürfen auch nicht die geringsten 
Spuren über Genkombinationen übrig bleiben. Die Mitarbeiterinnen werden auf andere Institute aufgeteilt." 
Die Hochkommissarin machte eine Pause und fuhr leiser fort: »Wir wissen immer noch nicht, wer ein 
Interesse an solchen Daten haben könnte ² leider." Und zu Anna direkt gewandt: »Es tut mir leid für dich, Anna, 
aber wir können kein Risiko eingehen. Wir haben dich hierher bestellt, damit du weißt, welcher Gefahr wir uns 
gegenübersehen. Das ist schlimmer als jede Seuche."  
Anna konnte sich nicht mehr zurückhalten: »Wir haben den letzten noch verbliebenen männlichen 
Genpool und wir können immer noch nicht garantieren, dass er aus unseren theoretischen Erkenntnissen 
reproduzierbar ist. Wir vernichten etwas, was wir nie mehr so zurückholen können. Wollen wir das wirklich?" 
Anna fasste sich und wurde ernster, gleichzeitig begann ihre Stimme leicht zu zittern, als sie den 
Widerspruch direkt formulierte: »Ich erhebe Einspruch und fordere, dass man den Rest des Genpools als 
welthistorisch kulturelles Erbe einstuft. Ich werde selbst dazu den Antrag stellen.  
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Ich will nicht die Gefahren herunterspielen, die damit verbunden sind, wenn der Pool in großem Maßstab 
aktiviert wird." 
Alice ergriff wieder das Wort: »Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit über Jahre hinweg. Wer will das 
garantieren? Du? ² Das kann niemand. Das Leben findet immer einen Weg, auch wenn bestimmte Spezies 
gelegentlich verschwinden."  
Mit wieder lauter werdender Stimme verkündete die Hochkommissarin: »Die Evolution hat einen Stand 
erreicht, der es überflüssig macht, die Vergangenheit zu bewahren." Und versöhnlich lächelnd fügte sie noch 
hinzu: »Wir haben ja auch noch kein Interesse verspürt, die Saurier neu zu beleben ² warum sollten wir dann 
diese behaarten Halbaffen züchten?" Sie erhob sich und alle im Raum Anwesenden folgten ihr, als sie 
verkündete: »Das hier Besprochene unterliegt der strengsten Geheimhaltung: VERGATTERUNG! - Die Anhörung 
ist beendet." 
Anna verabschiedete sich. Sie hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen verloren zu haben. Sie nahm 
alle Kraft zusammen, um nicht beim Hinausgehen an den Türpfosten zu stoßen. Auf dem Gang hielt das 
Schwindelgefühl noch an. Sie suchte ihr Zimmer auf, schaute in den Kühlschrank, nahm eine Flasche Kognak 
heraus, goss sich einen Schwenker voll und stürzte ihn hinter. Das hatte sie so noch nie getan. Ein Hustenanfall 
brachte sie wieder zurück.  
Was ist passiert, fragte sie sich, der kühle, formelle und in jeder Hinsicht unnötige Besuch muss doch einen 
Sinn ergeben? 
In den Morgenstunden flog sie zurück. Sie war wieder allein mit der Flugzeugbesatzung.  
Ein kleiner Elektrobus brachte sie vom Flugplatz zu ihrer Wohnsiedlung. Noch in Gedanken versunken an 
die unsinnige Anhörung, betrat sie ihren Bungalow. In der Tür zu ihrem Arbeitszimmer schrak sie zurück. Sie 
wurde erwartet. Von hinten spürte sie einen festen Griff im Nacken. Am Schreibtisch standen zwei schwarze 
Kutten. Sie konnte keine Gesichter erkennen.  
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7 Leben in einer postapokalyptischen Frauengemeinschaft 
 
 
Nanina lief aus dem Haus und es lag überall Weißes, im Hof und auf dem Weg, der vom Hof wegführte. 
Wohin dieser Weg führte, das wusste Nanina damals noch nicht. Es war ihre frühste Erinnerung. Sie fasste in das 
weiße Zeug und spürte ein noch nie gefühltes Kribbeln an den Fingern. Das Weiße blieb eine kurze Weile und 
wurde dann nass. Sie rannte wieder ins Haus. Später dann, daran konnte sie sich auch noch erinnern, kippte der 
Schlitten, auf dem sie in Decken eingepackt saß, in eine große Schneewehe. Jetzt konnte sie auch das Kribbeln 
deutlich im Gesicht spüren. 
Der Weg führte zu einem anderen Weg, der an einem Teich entlang lief. Im Winter war das Gewässer 
zugefroren, im Sommer quakten Frösche und später entdeckte Nanina darin auch Fische und noch später 
angelte sie diese auch ab und zu.  
Sie wohnte in einem Haus, das zum größten Teil aus dicken Holzbalken gebaut war. Da war der große 
Ofen, aus Steinen, der im Winter das ganze Haus heizen musste. Hier konnte sich Nanina die Füße und Hände 
wärmen.  
Drei Frauen wohnten darin, eine davon war ihre Mutter. Es gab noch zwei Kinder, Rona und Sika, die zu 
den anderen beiden Frauen gehörten. Wobei es eigentlich keine Rolle spielte, welches Kind welcher Frau 
zugeordnet war.  
Nanina sah ihre Mutter Emma seltener, da sie öfter draußen auf dem Feld oder im Wald war als Hela, die 
Mutter von Rona, die lieber im Haus arbeitete. Rona war ein Jahr älter und Sika ein Jahr jünger als Nanina.  
Wenn sich Nanina weit zurückerinnerte, dann hörte sie Sika wegen irgendetwas schreien und Rona bekam 
eine Ohrfeige, weil sie wieder etwas getan hatte, was sie nicht durfte.  
Rona brachte Nanina später das Fischen bei. Zuerst suchten sie in den kleinen Höhlen unter den Steinen in 
dem Bach, der am Haus vorbei floss und in den Teich mündete. Man musste diese, am Bauch ganz bunt 
aussehenden fingerlangen Fische mit der Hand im Wasser jagen, blitzschnell unter den Stein greifen und dann 
festhalten. Die gefangenen Fische kamen in einen großen Topf mit ein paar Steinen und Wasserpflanzen. Wenn 
Rona mit einem Stock im Wasser im Kreis rührte, konnte man sehen, wie die Fische schwimmen mussten und 
doch immer an einer Stelle blieben. 
Nach ein paar Tagen waren sie meist tot und wurden in den Hühnerstall gekippt. Die Hühner fraßen alles, 
was irgendwie fressbar aussah, auch Maikäfer, die sie einmal gefangen hatten. Ronas Mutter, Hela, sagte ihnen, 
dass die Hühner dann besonders schöne Eier legen würden.  
Nanina mochte keine Hühner. Im Sommer, wenn sie barfuß liefen, kam es nicht selten vor, dass 
Hühnerkacke zwischen den Zehen herausquetschte. Sie mochte einfach diesen Gestank nicht.  
Wenn Nanina allein war, was nicht sehr oft vorkam, setzte sie sich an den Teich und schaute den 
Wasserkäfern und kleinen Fischen zu, wie sie zwischen den Pflanzen dahin schwebten. Sie stellte sich dabei vor, 
dass sie auch in so einer Welt leben würde, und zwischen Bäumen und Sträuchern umherschweben könnte. 
Manchmal hatte sie dabei den Eindruck, die Fische wollten ihr etwas sagen und sie könne es nur nicht verstehen. 
Alina, Sikas Mutter, erzählte ihnen manchmal eine Geschichte von Waldelfen und Gnomen. Die Waldelfen 
sammelten im Sommer Heidelbeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Preiselbeeren, Pilze, Blätter und Kräuter, die sie 
trockneten.  
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Wenn es langsam Winter wurde, kamen die Gnome, die unter einem Hügel eine Stadt gebaut hatten, und 
nahmen ihnen fast alles ab. Und wenn eine Elfe sich weigerte, dann kam sie in ein dunkles Verlies unter der 
Gnomenstadt und konnte Sonne, Mond und die Sterne nicht mehr sehen, was alle Elfen sonst gern taten.  
Diese Geschichten handelten meist davon, wie sich ein paar Elfen listig gegen die Gnome wehrten, denn 
die Gnome waren hässlich und dumm, aber stark.  
Am liebsten mochte Nanina die schöne Elfenkönigin, die von der hässlichen Gnomkönigin gehasst wurde.  
Später dann nahm Rona sie zum Angeln mit. Rona hatte aus einer Haselnussrute, einem dünnen Seil und 
einer zum Haken gebogenen Nadel eine Angel gebaut. Emma, Naninas Mutter, hatte ihr das beigebracht. Die 
beiden mochten sich. Emma nahm Rona gern mit, wenn sie in den Wald ging, um Holz zu holen oder wenn es 
auf dem Feld Arbeit gab. Rona hatte davon auch eine ganz braune Haut bekommen, da sie immer nur einen 
kurzen Rock ohne Oberteil anhatte. 
Mit einem besonders zurechtgeschliffenen Stein, der so an die Schnur gebunden werden konnte, dass er 
dranblieb und einem Stück trockenen und mehrmals in Leinöl getauchten Holz als Schwimmer, gingen sie dann 
zum Fischen, am liebsten zu zweit. Sika störte nur.  
Man musste ganz genau aufpassen, ob der Fisch zugebissen oder nur ein bisschen an dem auf den Haken 
gezogenen Regenwurm genippt hatte. War der richtige Zeitpunkt da, so konnte mit einem kräftigen Ruck der 
Fisch aus dem Wasser gezogen werden. Meist löste er sich schon in der Luft vom Haken und lag dann zappelnd 
im Gras. Rona hatte einen Stock mit einer Kerbe darin von Hela bekommen, sodass sie jeden gefangenen Fisch 
messen konnte. Die ersten Fische, die Rona Hela in die Küche brachte, waren Hela meist zu klein. Hatte der 
karpfenartige Fisch die richtige Länge, so schlug Rona, wie sie es von Emma gelernt hatte, mit dem Stock auf den 
Kopf, bis er nicht mehr zappelte.  
Nanina brauchte länger, bis sie den glitschigen Fisch halten und ihn töten konnte. Schmecken taten ihr 
diese Fische auch nicht. Sie stanken irgendwie immer nach dem Schlamm, der im ganzen Teich war und den man 
zwischen den Zehen spürte wie Hühnerkacke.  
Als sie größer wurden, hassten es Nanina und Rona, wenn sie im Garten oder auf dem Feld arbeiten 
mussten, was sehr oft der Fall war. Meist war Emma, oft aber auch Alina dabei. Alina sang immer ein Lied 
während der Feldarbeit, sie meinte, dass man da den Rücken nicht so spüren würde. Sie spielte auch mindestens 
einmal in der Woche mit ihnen, meistens sangen sie Lieder und alle tanzten dazu.  
Bei Emma lernte zuerst Rona Lesen und Rechnen, später dann, als Nanina ihre ersten Fortschritte gemacht 
hatte und langsam Wörter buchstabieren konnte, wurden sie zu zweit unterrichtet. Emma meinte, das sei wichtig, 
wenn sie später einmal auf dem Markt nicht betrogen werden wollten.  
Sika brauchte etwas länger, und als sie das Lerntrio vervollständigte, war sie anfangs sehr frustriert, weil sie 
nicht so gut war. Lange brauchte sie, um aus dieser Resignation herauszukommen. Sie fing schon an, eine 
Verweigerungshaltung beim Lesen zu verfestigen, als sie entdeckte, dass sie im Kopfrechnen schneller als Nanina 
war. Da erwachte so etwas wie Ehrgeiz in ihr und Rechnen wurde ihr Lieblingsfach. Nach einem weiteren Jahr war 
sie auch besser als Rona im Rechnen.  
Wenn auf dem Feld oder im Garten etwas übrig blieb und wenn auch noch genügend Vorräte da waren, 
wurde das Entbehrliche und haltbar gemachte zum Markt gebracht. Der Markt war eine ganze Tagesreise zu Fuß 
entfernt. Der Weg dahin führte fast nur durch den Wald. Den Kindern war es nicht erlaubt, dort mit hinzugehen.  
Hela war am liebsten in der Küche und am Herd, sie bestimmte meist, was gekocht und gegessen wurde, 
bei ihr lernten die Kinder den Umgang mit den Nahrungsmitteln, wie sie zubereitet, gewürzt, gekocht oder 
haltbar gemacht wurden.  
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Jeden Tag, von klein auf, war immer ein Kind bei Hela und hatte Küchendienst. Manchmal war eins der 
Kinder krank, dann wurde es von Hela mit Kräutertees und Fruchtsäften gepflegt. Aber so richtig ernsthaft krank 
wurde niemand mehr. 
Nanina mochte am Winter nur Alinas Geschichten von den Elfen und Gnomen. Hela und Alina gingen 
dann manchmal ein paar Tage weg, zu einem anderen Haus, sie brauchten dafür fast einen halben Tag, um bei 
Schnee dahin zu kommen. Die Kinder wurden dazu nie mitgenommen. Emma ging auch manchmal fort aber 
meist nur im Sommer. 
Wenn draußen Schnee lag, dann musste Rona mit Emma und später auch mit Nanina in den Wald, um 
Holz zu holen. Sie nahmen dazu einen von Hand gezogenen kleinen Wagen oder, wenn viel Schnee lag einen 
genau so großen Schlitten mit. Trockene Äste suchten sie, und wenn sie wenige fanden, hatten sie eine lange 
Stange mit einem sichelartigen Haken daran, mit dem zogen sie von den Bäumen trockene Äste herunter, was 
nicht leicht war. Das besorgten Emma und Rona, beide zogen mit Hau-Ruck, bis der Ast abkrachte und Nanina 
ihn auf den Wagen oder Schlitten werfen konnte.  
Das Holzholen liebte niemand im Haus und der große Ofen fraß eine Unmenge an Ästen, die vorher auch 
noch mit einem stumpfen Beil kleiner gemacht werden mussten.  
In bestimmten Abständen tauchte eine Reiterin zu Pferde auf. Sie fragte nach Dingen, die im Haus kaputt 
waren und repariert werden mussten, erkundigte sich nach Krankheiten und untersuchte die Kinder, ob sie auch 
gesund waren.  
Nanina liebte den Sommer über alles. Wenn es auch im Garten, auf dem Feld und im Wald immer etwas zu 
tun gab, so fand sie doch stets auch ein wenig Zeit für sich. Am liebsten träumte sie am Bach oder am Teich. Als 
Sika größer wurde, spielten sie oft zusammen am Teich und Bach mit kleinen Booten aus Rinde. Sie ließen sie um 
die Wette den Bach hinunter fahren. Manchmal setzten sie auch Käfer als Passagiere darauf.  
 
Sika schlief, seit sie das Bett nachts nicht mehr nass machte, mit Nanina zusammen. Alina war froh darüber, 
so konnte sie jetzt mit Hela zusammen schlafen. Rona teilte mit Emma ein großes Bett. 
Das Haus war nicht sehr groß und die winzigen Schlafzimmer lagen oben unter dem schrägen 
Schindeldach, gegenüber von einer Vorratskammer. Im Winter war es sehr kalt, obwohl der Ofen von unten 
etwas warme Luft durch die dann offenen Türen schickte. Im Hochsommer dagegen war es manchmal so 
erdrückend heiß, dass es Nanina ohne Nachthemd unter der jetzt dünnen Decke immer noch unerträglich warm 
war.  
Nanina hatte sich bald an Sika gewöhnt und brachte ihr all das bei, was Rona ihr beigebracht hatte. 
Während Sika, als sie klein war, in der Nacht gern die Arme um sich warf und dabei Nanina traf und aufweckte 
oder aus dem Bett fiel und dann irgendwann ganz kalt wieder zu Nanina unter die Decke gekrochen kam, so 
schlief sie jetzt ruhiger und meist die ganze Nacht an Nanina gekuschelt. 
Im Sommer, wenn die Beeren reif wurden, mussten sie oft mit Emma und Alina in den Wald, Beeren 
sammeln. Nichts war furchtbarer, als Heidelbeeren zu pflücken. Stundenlang diese kleinen Beeren in einen 
kleinen Topf sammeln und dann, wenn der voll war, alles in einen größeren oder in einen Krug umschütten. Bis 
der kleine Topf voll war, dauerte es schon lange. Und einen Krug voll zu kriegen, nahm eine unerträglich lange 
Zeit in Anspruch. Dazu kamen noch Mücken, die, so glaubte Nanina jedenfalls, es immer auf sie abgesehen 
hatten.  
 »Hab dich nicht so", war meist Emmas Antwort, wenn sich Nanina verzweifelt beschwerte. Wenn der Krug, 
und der war nicht klein, voll war, dann konnten die Kinder in der Umgebung Pilze sammeln.  
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Rona sammelte meist mit Emma an einer Stelle Heidelbeeren und war auch immer zuerst fertig mit ihrem 
Quantum. Eines Tages beobachtete Nanina, wie Emma, von Alina ungesehen, heimlich Rona Beeren aus ihrem 
Topf gab. Sie wollte sich sofort beschweren, doch Rona drohte und so ließ sie es sein. Sie fand es ungerecht, 
auch Sika brauchte nicht ganz soviel pflücken, da sie noch kleiner war, nur sie, Nanina, musste allein ihren Krug 
voll kriegen.  
War das dann irgendwann doch geschafft, meist am Mittag, gehörte der Nachmittag dem Pilzesammeln. 
Nachdem sie alle ein Stück Fladenbrot, etwas Dörrobst und Käse gegessen und Malzkaffee aus einer 
großen Flasche getrunken hatten, gingen Emma, Rona und später auch Nanina Pilze sammeln, während Alina mit 
Sika die Beeren aus dem Wald nach Hause trugen. 
Pilzesammeln machte Nanina zunehmend Spaß. Wenn es nicht viele gab, tollten sie zusammen durch den 
Wald. Rona kletterte auf eine kleine Birke, und wenn sie oben war, wippte sie, bis sie sich mit ihr zum Boden 
neigte. Nanina machte es nach.  
Wenn es zu laut wurde, rief Emma immer: »Seid leise, ihr verscheucht die Pilze, die haben Angst vor euch." 
Nanina hatte immer den Eindruck, Emma würde mit irgendwelchen Elfen, Gnomen oder Waldgeistern 
Absprachen treffen, die sie dann informierten, wo die besten Pilzflecke waren und wie man die scheuen Pilze 
finden konnte.  
Zum Pilzesuchen gehörte auch ein großer Stock aus Haselnussholz, es hätte ja ein Wolf oder ein 
Wildschwein kommen können. Mit diesem Stock kämpften dann die beiden gegen unsichtbare Wölfe, 
Wildschweine und zu zweit sogar gegen Bären. Meistens schlugen sie aber nur die Blätter von den Sträuchern 
oder Bäumen. Das Pilzmesser war auch eine gute Waffe gegen die Raubtiere des Waldes. Lange konnten sie sich 
darin üben, das Messer so gegen einen Baum zu werfen, dass es dann doch irgendwann, mehr durch Zufall, im 
Baum stecken blieb. 
Zu Anfang des Sommers fand am 17. Juni ihr Ankunftsfest statt. Dazu wurden Kuchen mit den ersten 
Erdbeeren gebacken. Es gab verschiedene Fruchtsaftlimonaden für die Kinder und für die Frauen ein schwarzes 
heißes Getränk, das sehr bitter schmeckte und nur zu bestimmten Anlässen getrunken wurde.  
An diesem Tag wurde nicht gearbeitet, nur die Tiere bekamen ihre Ration Futter und noch etwas mehr. 
Meist war das Wetter schön, sodass sie alle draußen sein konnten. Am liebsten spielten die Kinder Verstecken 
zusammen, da spielte der Altersunterschied keine große Rolle.  
Zum Höhepunkt des Tages bekam jedes Kind ein Ankunftsgeschenk. Das kam von der Dorfzentrale, was 
die Kinder aber nicht wussten, und durfte von den Frauen erst an diesem Tag im Beisein der Kinder geöffnet 
werden.  
Als die Kinder klein waren, packten sie ein Holztier, eine Holzflöte und manchmal auch ein braunes Tier 
aus Schokolade aus. Süße Bonbons, die es sonst das ganze Jahr nicht gab, waren immer dabei. Als Rona 9 Jahre 
alt wurde und schon 8 Jahre hier lebte, packte sie an diesem Tag einen wunderschönen, hellblauen, langen Kittel 
mit einer Kapuze aus. Der Stoff reichte fast bis zu den Knöcheln. Auf den dicken Stoff waren vorn auf der Brust 
Blumen gestickt. Dazu bekam sie noch einen richtigen Ledergürtel mit einer metallenen Schnalle.  
Rona tanzte vor Freude und Emma musste sich die Augen wischen.  
Auch in Naninas Geschenksack war etwas Besonderes, ein Holzschiff mit einem richtigen Segel und einem 
Steuerruder.  
Nur Sika war ein wenig traurig, sie bekam einen kleinen Holzhasen und ein paar Schokoladeneier, die aber 
nicht besonders groß waren. Nanina versuchte sie zu trösten: »Jetzt haben wir schon das erste Tier zum 
Mitfahren auf dem Schiff."  
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Am Ende des Sommers war das schöne Segelschiff kaputt von dem vielen Segeln mit und ohne Tiere. Es 
hatte Stürme erlebt, war gekentert und zuletzt auch von Riesen mit großen Felsbrocken beworfen worden. Rona, 
die größte der Riesen, traf es mitten im Teich und versenkte das Schiff im Schlamm, worauf es zum Streit 
zwischen Nanina und Rona kam. Nanina wollte nur mehr Wellen haben und fing an zu heulen. Rona versprach 
ihr ein neues Schiff zu bauen, was Nanina dann beruhigte. 
Es gab in jeder Jahreszeit kleine Feste. Gleich nach dem Ankunftsfest wurde das Sonnwendfest gefeiert.  
Nanina war schon vier Jahre, als sie das erste Mal dazu für drei Tage das Haus verließen. Sie zogen 
bachaufwärts, meist im Bach watend, durch nahezu unzugänglichen Wald. Immer wieder mussten kleine 
Stauungen mit kleinen Wasserfällen umgangen werden. Das war nicht immer einfach, da sie dazu die 
Böschungen hochklettern und hinter der Stauung wieder den Hang hinunterrutschen mussten. Jede hatte ja 
zusätzlich noch ein Bündel zum Tragen, das nicht leicht war. Nach ungefähr zwei Stunden Waten und Klettern 
erreichten sie einen größeren Wasserfall, der unterhalb ein großes Becken ausgewaschen hatte, hier konnte man 
sogar schwimmen. Von da führte ein Wildpfad auf einen kleinen Hügel, der nur mit ein paar Sträuchern und 
einzelnen, kleineren Felsen bedeckt war.  
Aus ein paar mitgebrachten groben Decken wurden zwei primitive kleine Zelte errichtet, eins für die Kinder 
und eins für die Frauen. Rona und Nanina sammelten trockenes Gras zum Polstern und Sika störte mehr, als sie 
half.  
Mittags gab es, an Holzspießen geröstetes Brot, Dörrfleisch und Ziegenkäse. Hela hatte für jede einen 
Sonnenkuchen gebacken. Goldgelb leuchtete er, war hart und süß. Für die Kinder gab es auch noch getrocknete 
Apfelstückchen. Getrunken wurde Pfefferminztee, der in einem kleinen Kupferkessel zubereitet wurde.  
Am Mittag stand die Sonne so hoch, dass es richtig warm war.  
 
An Nordhang des Hügels, nicht weit vom Wasserfall, war eine lehmig feuchte Stelle, aus der Wasser in 
kleinen Rinnsalen heraussickerte. Hier zogen alle ihre Kleider aus und rieben und schmierten sich mit der lehmig 
feuchten Erde ein. Die Frauen zeichneten sich als Erstes gegenseitig ein großes Kreuz auf den Körper, vom Kopf 
bis zum Ende des Rumpfes und von Schulter zu Schulter. Dann kamen die Kinder dran. Während die Frauen 
schon ins Wasser gingen, durften sich die Kinder noch gegenseitig einschmieren und mit Lehm bewerfen. Dann 
waren auch sie dran.  
Rona versuchte als Erste ins Wasser zu gehen, rutschte aus und schrie, was die Lunge hergab, als sie ganz 
hineinfiel und kurz untertauchte. Das Wasser war sehr kalt, als Nanina vorsichtig die Füße hineinhielt.  
Den Frauen fiel es auch nicht sehr leicht, hineinzugehen und den Kindern dann zu helfen, den Schritt ins 
Wasser zu tun. Nanina fühlte die Kälte von den Füßen aufsteigen und guckte ganz erschrocken nach unten. Ihr 
Bruch am Unterbauch, der jetzt ins Wasser tauchte, zog sich in die Bauchhöhle zurück und war fast nicht mehr zu 
sehen.  
Emma zog sie weiter, und als die Brust ins Wasser tauchte, blieb ihr die Luft weg, sie fing an zu schreien 
und wollte mit aller Macht zurück.  
 »Komm schon, Nanina, wenn du einmal richtig drin bist, ist es sehr schön!", versuchte sie Emma zu 
ermutigen. Schließlich waren alle drin, sogar Sika wurde von Alina auf dem Arm ins Wasser getragen. Alle 
hüpften jetzt und wer es schaffte, mit dem Kopf unter Wasser zu kommen und gleich wieder aufzutauchen, der 
konnte raus in die Sonne und sich dort weiter warmhüpfen. Nanina und Sika brauchten Hilfe, von alleine waren 
sie nicht bereit, den Kopf in das Kalte und Nasse zu tauchen. Nanina hatte auch noch Angst vor Wassernixen, 
denn ihnen war beigebracht worden, dass sie nie nahe an tiefes Wasser gehen sollten, sonst könnten sie von 
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Wassernixen auf den Grund gezogen werden und müssten dann immer dort unten in der Kälte und Nässe leben. 
Nanina nahm das sehr ernst. 
Als alle dann draußen auf dem Hügel im Sonnenschein herumhüpften, bis sie von der Luft und dem Wind 
getrocknet waren, hatten sie bald die Wassertaufe vergessen. Sie zogen einen kurzen Rock an, der ihren 
Oberkörper und die Beine den wohltuenden Stahlen der Sonne aussetzte. 
Am Nachmittag mussten alle Holz sammeln. Trockene Äste und Reisig aus dem Wald wurden auf den 
Hügel gezerrt und dann zu einem großen Stapel aufgeschichtet. 
Danach legten sich die Frauen in die Sonne und die Kinder spielten auf dem Hügel, rannten hinunter zum 
Wasser und wieder hinauf. Alle freuten sich schon auf das angekündigte große Feuer am Abend.  
Als die Sonne sich langsam dem Horizont zuneigte, tauschten alle, auch die Kinder, den kurzen Rock aus 
gegen ihren besten Kittel mit Kapuze, der bis über die Knie reichte. Eine farbige Kordel um die Hüfte gab diesem 
Kleidungsstück die ansprechende Struktur. 
Rona durfte ihren neuen blauen Kapuzenkittel anziehen, mit einem roten Stoffgürtel, den Emma extra für 
sie gemacht hatte. Nanina trug einen hellblauen und Sika einen hellgrünen Kittel, dazu die etwas dunklere Kordel 
aus den Farben Rot, Blau und Weiß geflochten. Auch die Frauen trugen farbige Kittel, Alina einen feuerroten, 
Hela einen hellblauen und Emma einen grasgrünen. Sie hatten ein paar schmückende Elemente und 
Applikationen mehr daran, als die Kinder. 
Jetzt war es aus mit dem Verstecken und Fangen spielen. Alle setzten sich zusammen und aßen beim 
Sonnenuntergang kleine, runde Ziegenkäse, runde Dauerwurstscheiben und rundes Fladenbrot. Aus Tonbechern 
tranken sie dazu Limonade, die aus eingedicktem gelben, grünen und rotem Fruchtsaft und frischem Wasser vom 
Bach angerührt wurde. Das war ihr ganz spezielles rituelles Sonnwendessen und gleich danach wurde der Stapel 
aus trockenen Ästen und Reisig angezündet. Alina las ihre Sonnengeschichte, die immer damit endete, dass am 
Schluss alle die verschiedenen Elementargeister Elfen, Gnome, Nixen, Nymphen, Waldgeister, Zwerge und 
Menschen um ein großes Feuer tanzten. Sie sangen dazu und baten die Sonne, ihnen ihre lebensspendenden 
Strahlen auch in dem kommenden Jahr zu schenken, damit alles wachsen und gedeihen konnte.  
Alina sprach dann die Kinder an und sagte: »Wenn ihr schön aufpasst und immer an all die Wesen denkt, 
die ihr jetzt noch nicht sehen könnt, dann kommen sie vielleicht auch zu unserem Feuer und tanzen mit, wenn 
wir der Sonne danken." Nanina wurde es dabei etwas unheimlich, nur Sika war es offensichtlich langweilig, weil 
sie noch nicht alles verstehen konnte.  
Die Frauen begannen, sich aus verschiedenen kleinen Dosen, mit Salbe gegenseitig einzureiben: die Stirn, 
Schläfen, Kniekehlen aus der einen und zwischen den Beinen mit einer Salbe aus einer anderen Dose.  
Jetzt erhielten auch die Kinder auf der Stirn und an den Schläfen etwas von der Salbe. 
Alina nahm die Gitarre und stimmte das Lied an, das alle Frauen nun gemeinsam mit vielen 
Wiederholungen in immer etwas anderer Melodie und Stimmlage sangen: 
 
Zurück, zurück 
Zurück, zurück 
Zu Erde, Wasser, 
Zu Feuer und zu Wind 
Dann legte Alina ihre Gitarre weg und alle fassten sich an den Händen und tanzten mit diesem Gesang um 
das Feuer.  
Nanina tanzte und tanzte, schaute in die Flammen und glaubte, um das Feuer zu schweben. Sie fühlte ihre 
Füße nicht mehr. Dann drehte sich alles um sie und sie wusste nicht mehr, ob sie noch um das Feuer tanzte oder 
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das Feuer um sie. Sie waren mehr geworden, um das Feuer tanzten noch andere, schöne Elfen und kleine 
Zwerge, die ihr zunickten und lachten. Nanina lachte und freute sich wie noch nie sonst in ihrem Leben. 
Das Feuer glühte nur noch und jetzt löste sich der Kreis auf. Die Frauen sprangen über das nur noch 
glimmende Holz und liefen dann barfuß durch, von den Kindern gefolgt. 
Danach, als es richtig dunkel geworden war, wurden die Kinder in ihr Zelt gebracht und mit Decken 
zugedeckt. Rona lächelte beim Einschlafen, nur Sika schlief ohne Übergang sofort ein. 
Nanina hörte noch, wie die Frauen weiter tanzten und sangen, dann tanzte auch sie wieder um das Feuer, 
aber es war jetzt schon ihr Traum. 
 
Sie hörte nicht mehr, wie die Frauen ihren letzten Gesang anstimmten. 
 
In der Stille der Nacht, 
Die Stille des Waldes 
Macht meine Träume wahr, 
Meine Träume werden wahr. 
 
Wenn sie ihre Äpfel im Herbst geerntet hatten und mit dem Trocknen und Saften fertig waren, dann gab 
es das Mostfest. Hela buk Zwiebelkuchen und dazu gab es dann den frischen Most.  
Eine Woche später wurde noch ein Fest nur für die Frauen gefeiert. Sie tranken den übrig gebliebenen 
Apfelsaft, der schon zu schäumen angefangen hatte und den Kindern nicht mehr schmeckte, und sangen dazu 
Lieder bis spät in die Nacht. Nanina hatte den Eindruck, dass die Lieder anfangs noch recht lustig waren, aber 
später dann auch traurig wurden, doch da war sie meist schon am Einschlafen. 
Ähnlich verliefen die Sonnenwendfeiern in den folgenden Jahren. 
Wenn die Sonne am tiefsten stand, feierten sie das Lichtwendefest. Für diesen Tag holten sie grünes Moos, 
das sie in manchen Jahren unter dem Schnee suchen mussten, Tannen und Kiefernzapfen, Brombeerblätter, die 
den ganzen Winter über grün blieben, dicke Rinde von Kiefern und Fichtenzweige. Daraus baute Alina mit den 
Kindern einen kleinen Wald mit Häusern und Höhlen aus Blättern und Rinde. Hagebutten lagen in den Höhlen 
und sollten die Geschenke für die Waldgnome sein. 
Das Lichtwendefest war ein Fest, an dem sich die Bewohnerinnen gegenseitig beschenkten. Hela schenkte 
allen immer etwas Gebackenes mit Honig, Mandeln und Rosinen oder getrockneten Früchten darin. Von Emma 
und Rona bekam Nanina ein kleines geschnitztes Segelschiff. Offenbar als Ersatz für das im Sommer versenkte 
Geschenk zum Ankunftstag. Emma hatte den Rumpf geschnitzt und den Mast mit Segeln gebaut. Rona hatte ein 
kleines Häuschen darauf gesetzt, zum Schutze der Besatzung vor Regenwetter und Stürmen.  
Emma, die den kleinen Webstuhl am meisten benutzte, hatte für jede irgendeine Kleinigkeit gewebt und 
genäht, einen Schal, ein paar Handschuhe. Da kam sie immer in Konkurrenz zu Alina, die die anderen mit 
gestrickten Sachen erfreute. Meist hatten sie aber gar nicht so viel Zeit, um all die Geschenke selbst herzustellen. 
Vieles wurde auch kurz vor der Lichtwendezeit noch auf dem Marktflecken eingetauscht oder gekauft. Dafür 
bekamen sie vom Dorfzentrum für jedes Kind und jede Mutter ein paar Kupfermünzen. 
Am Abend wurden viele Kerzen aus Bienenwachs auf einen Tisch um einen Strauß aus frischem 
Fichtenreisig gestellt und angezündet. Teller mit Nüssen, Mandeln, Rosinen und anderen getrockneten Früchten 
standen für die Kinder, aber auch für die Frauen bereit. Auf einem Holzbrett lag ein großer runder Kuchen, mit 
viel Eiern, Öl und Rosinen gebacken, in kleine Stücke aufgeschnitten. 
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Bevor die Kinder irgendetwas von den Tellern naschen durften, holte Alina ihre Gitarre und begann mit 
den Frauen einen Choral zu singen: 
 
Lass mich dicht  
bei dir sein 
Lass mich nah  
bei dir stehn 
Wenn ich steh im Licht 
 
Nichts ist schlecht 
Und nichts ist gut 
Alles braucht nur etwas Mut 
Wenn ich steh im Licht 
 
Ich kann sehen 
Sonn und Regen 
Alles das macht mir das Leben 
Wenn ich steh im Licht 
 
  Dann konnte von den Tellern gegessen werden. Nachdem sich jedes von den Kindern mit Süßem 
vollgestopft hatte, erzählte Hela eine Geschichte, die von den Tieren handelte, wie sie im Winter so frieren 
mussten, weil immer wieder böse Geister versuchten, die Sonne in die Erde zu ziehen. Und wie es ihnen dann 
gelang, mithilfe der guten Elementargeister, der Menschen und mit dem Licht, das sie überall anzündeten, den 
grausamen Geistern die Sonne wieder wegzunehmen und an den Himmel zu setzen. Wo sie dann lange Zeit 
brauchte, bis sie wieder zu ihrer vollen Höhe aufgestiegen war.  
Nanina bemerkte bald, dass die Frauen auch noch andere Feste feierten, die etwas mit dem Mond zu tun 
hatten. Sie gingen dann in den Wald bei Vollmond und kamen irgendwann in der Nacht wieder zurück. Im 
Winter meist, wenn die Kinder noch nicht eingeschlafen waren, im Sommer aber manchmal auch erst in der 
Morgendämmerung.  
 »Wir tanzen mit den Elfen", hatte Alina geantwortet, als Nanina danach fragte. »Die tanzen am liebsten im 
Mondschein. " 
*Apokryphen 1-7-1 
 
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8 Liebe am Meer ± Gertrud 
Die Sonne stand am Anfang des letzten Viertels ihrer Tagesbahn. Der leichte Dunst eines 
Sommernachmittags lag über Land und Meer.  
Das Wasser war angenehm erfrischend, wenn man jung war wie Lisa und wirkte belebend, wenn die 
selbstdefinierte Mitte des Lebens bereits sichtbar wurde wie bei Gertrud.  
Die Sonne stand genau über der Klippe, hinter der die Umrisse einer anderen Insel bei klarem Wetter 
gesehen werden konnten. Wie oft waren sie schon gemeinsam und auch mit anderen zusammen zwischen 
diesen Inseln gesegelt. Gertrud liebte diese Segeltörns immer noch und fragte sich, ob man nicht auch von 
Schönheit und Abenteuer einmal gesättigt sein konnte.  
Sie kam auf glitschigen Steinen, mühsam balancierend, aus dem Wasser. Ihr kopflanges, aschblondes Haar 
klebte unvorteilhaft nass am Schädel, wie sie von sich wusste. Der schlanke, sonst unbehaarte Körper bewegte 
sich dagegen mit einem Hauch von maskulinem Körperbewusstsein auf Lisa zu, die auf einem hölzernen 
Lattenrost lag, mit einem strahlend türkisfarbenen Badetuch unter sich. 
Gertrud spürte noch immer ein erotisches Kribbeln, wenn sie diesen vollkommenen Körper in seiner 
ganzen Schönheit sah. Sie mochte ihren Duft, der durch das Meerwasser immer wieder diese unbestimmte 
Sehnsucht in ihr weckte. Paradoxerweise war es keine Sehnsucht nach Ferne, nach einem Segeltörn auf dem 
offenen Meer vielleicht, wie sie anfangs in einer Art Selbsttäuschung immer glaubte. Es war etwas anderes. Der 
verführerisch schönen Lisa überlagerte sich etwas Herbes und Sprödes. Ihre weichen, fraulichen Formen schienen 
härter, muskulärer zu werden. Ein unberechenbarer Abgrund von Gefühlen schien sich darunter verbergen zu 
wollen.  
Gertrud beugte sich und küsste den leicht salzigen, sonnengebräunten Bauch Lisas. Wassertropfen fielen 
aus ihren Haaren fielen auf die sonnentrockene Haut. 
 »Du sollst mich nicht so erschrecken", protestierte Lisa und öffnete die Augen. 
Sanft und vorsichtig bedeckte Gertrud Lisas Körper mit Küssen. Das Meer hörte auf, seine Wellen gegen 
den Strand zu werfen, die Insel versank um sie herum im Nirgendwo und der leicht fächelnde Wind längs des 
Ufers schlief für eine Zeit ein.  
Nach ihrem, oft in der einen oder anderen Art mit leichten Abweichungen zelebrierten Ritus lagen sie 
dann später eng aneinandergeschmiegt. Beide träumten ihre ganz eigenen Träume, bis das Rauschen des Meeres 
wieder vernehmbar wurde und der Wind leicht ihre Körper streichelte. 
Lisa fühlte sich glücklich und doch war ein kleiner Tropfen einer anderen, noch nicht ganz bestimmbaren 
TrauriJNHLWGDEHL(LQ7URSIHQYRQGHUJUDXHQ¿(ZLJ-so-weiter-(VVHQ]¾PLVFKWHVLFKEHLXQGIlUEWHODQJVDPLKUH
Träume. Gertrud landete sanft, von ihrer unbestimmten Sehnsucht heruntergeholt, bei den Problemen ihres 
Institutes. Wollte, sollte sie in den nächsten Jahren ihrer Chefin nachfolgen und die Leitung der Abteilung 
übernehmen und vielleicht später, wenn sie 50 Jahre alt geworden war, ihr auch noch in den Forschungsrat 
folgen? 
Die Sonne stand nur noch eine Handbreit über dem Land, die leichte Brise vom Meer kam langsam zur 
Ruhe. Die Grenze zwischen diesseits des Tages und jenseits der Nacht war erreicht. Das Ende des einen öffnete 
das andere auf einer noch unbestimmbaren Stufe. 
 »Lisa, mein Schatz, wir sollten über ein Kind nachdenken", Gertrud spürte den freien Fall Lisas aus einer 
ihr immer noch unzugänglichen Traumwelt. Lisa antwortete nicht. Waren ihre Träume etwa am Boden zerschellt, 
sie hatten noch nie über dieses Thema gesprochen und immer eine schweigende Übereinstimmung 
angenommen. Sie waren ja, dank Gertruds gesellschaftlicher Stellung, privilegiert, frei vom Zwang des 
Kinderkriegens, sie konnten wählen, ob oder ob nicht.  
Gertrud hatte die letzten Wochen immer stärker an ein Kind gedacht. Mit ihren 40 und Lisas 24 Jahren lag 
ein neuer Lebensabschnitt, so oder so, in der Luft.  
 »Nach wem soll sie denn kommen?", beendete die erstaunlich ruhig und entspannt wirkende Stimme 
Lisas das schon etwas bedrohlich gewordene Schweigen.  
Überraschung zeigte sich auf Gertruds Gesicht. Sie hatte alles erwartet, nur diese Frage nicht. Bin ich schon 
so alt? Oder liebst du mich nicht mehr? Mit diesen Vorwürfen hätte sie besser umgehen können, darüber hatte 
sie sich die letzten Wochen den Kopf zerbrochen.  
 »Natürlich nach Dir", antwortete Lisa scherzhaft, »du bist die hübschere von uns beiden."  
Lisa summte anstelle einer Antwort eine Melodie, mit einigen Wechseln in eine Moll-Tonart. Etwas ging zu 
Ende.  
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Diese Stimme hatte immer noch etwas vom Charme ihrer Jungmädchenstimme. In sie hatte sich Gertrud 
ein wenig verliebt, als sie Lisa das erste Mal in einem Acappella-Chor einen kleinen Solopart singen gehört hatte. 
Danach hatte sie die Mutter Lisas gefragt und nach einer Eingewöhnungszeit von vier Wochen waren beide 
voneinander überzeugt und Lisa zog in den Bungalow Gertruds ein.  
Oh, welch wunderbarer Zauber des Beginnens lag in diesen ersten Wochen am Meer. Es war ein Sommer, 
der nicht enden wollte. Zwölf Jahre waren seitdem vergangen. Aus einer betörend frischen Knospe war die 
verführerisch reife Blüte Lisa geworden. Gertruds Gedanken kreisten in letzter Zeit unwillkürlich oft um diese Zeit 
ihrer ersten Liebesabenteuer und Entdeckungen. Wie aus einem unendlich tiefen Brunnen tauchten diese mit 
Melancholie getränkten Bilder auf.  
Sie liefen den Serpentinenweg den Hang hinauf. Gertrud legte Lisa ihren Arm um die Hüften. Die 
untergehende Sonne streifte ein letztes Mal die blühenden Hibiskussträucher links und rechts des Weges. Der 
nach Süden zum Meer abfallende Hang war ein exotischer Garten mit einer reichen Fülle der verschiedensten 
Blütenpflanzen, tagsüber von Gärtnerinnen des Zentrums gewartet.  
Lisa legte ihren Arm über Gertruds Schulter. Sie tat es selten. Gertrud war das sehr angenehm und sie 
bemühte sich jedes Mal, ihre Schritte zu synchronisieren, was nicht lange gelang bei ihrem Größenunterschied.  
Wem sollte unser Kind wohl ähnlich sehen, nahm Gertrud ihre Gedanken wieder auf, keine Frage!  
Sie war eine speziell ausgebildete und geformte Frau, keine Kinderfrau. Bis zu ihrem 28. Lebensjahr war sie 
immer in irgendwelchen Trainingslagern mit ständigen Entwicklungsprüfungen gewesen und erst danach begann 
sie mit ihrer privilegierten und wie sie meinte, sehr verantwortungsvollen Arbeit, in einem Institut des Zentrums 
für anthropozentrische Genetik. 
Diese Trainingslager hatten sie, wie sie meinte, hart und unerbittlich gemacht. Sie wusste, dass sie sich auf 
Probleme konzentrieren konnte und nicht eher aufgab, bis sie gelöst waren. Das Institut, wenn frau es so nennen 
wollte, war eine Welt für sich, jenseitig für den Rest der Menschheit. Es war eine Welt der reinen Wissenschaft, 
ausgestattet mit einer Vielzahl von Werkstätten auf hohem handwerklichem Können, die keiner zukünftigen 
industriellen Produktion verpflichtet waren und das war gut so.  
Gertrud mochte Ihresgleichen aus den Trainingslagern nicht besonders, sie waren alle auf Konkurrenz 
getrimmt worden. Besser sein als die anderen, wurde später mit einer Reihe von Privilegien belohnt, das hatte 
man ihnen gleich zu Beginn beigebracht, zumindest so weit sie sich noch erinnern konnte. Außer platonischer 
Freundschaft und Sex hatte sie dort keine Liebe gefunden, die wäre auch nur hinderlich gewesen. Heute wusste 
sie natürlich, woran das gelegen hatte. Verschiedene, individuell wohldosierte Hormone hatten aus ihrer 
genetisch veranlagten Intelligenz das gemacht, was sie waren: Angehörige einer Elite, von der es auch nicht zu 
viele geben darf, wenn die Gesellschaft damit fertig werden wollte.  
Sollte sie damit hadern? Das hatte sich Gertrud schon oft gefragt. Aber ihre Arbeit musste getan werden, 
wenn sich die Gesellschaft nicht selbst in Frage stellen wollte.  
Der materielle Wohlstand, den sie genoss, entschädigte sie wenigsten etwas. Außerdem hatte sie keine 
Wahl gehabt, es war ihr vorherbestimmtes Schicksal gewesen. Sie arbeitete jetzt ja selbst am Schicksal anderer 
und versuchte, selbst Beiträge zur Optimierung und Anpassung der monosexuellen Gesellschaft an die Natur der 
Erde zu leisten.  
Lisa hatte ihren Arm von der Schulter genommen. Gertrud gab ihr einen Kuss und sagte mit weicher, leicht 
angehobener Stimme: »Ich wünsche uns ein Kind, so wie du es warst." Und nach einer kleinen Pause fügte sie 
hinzu: »Mit ein paar kleinen Änderungen vielleicht." 
Lisa guckte mit ihren großen braunen Augen zu ihr auf. 
 »Mit ein paar klitzekleinen Änderungen ² klitzekleine ² und auch nur vielleicht". Beide lachten.  
Wie immer nach dem Baden im Meer saßen sie noch eine Weile, fest in ihre großen, flauschigen 
Badetücher gehüllt, auf einer Steinbank in einer kleinen Blumennische. Der fast genau über dem Süden stehende 
Halbmond hatte an Leuchtkraft gegenüber den vielen Solarlampen gewonnen und beherrschte mit seinem 
silbrigen Licht den Garten am Meer in seiner ganzen Weitläufigkeit.  
Wie eine Kulisse von ewiger Schönheit lagen Garten und Meer vor ihnen, doch der Vorhang dahinter hatte 
einen Riss bekommen. Etwas, noch nicht Greifbares, versuchte sich durch diesen Spalt in ihr gemeinsames Leben 
zu drängen ² ein Kind?  
Der fast immer wehende Wind war angenehmer und frischer geworden. Sie erreichten ihre Wohnanlage, 
durchquerten die Eingangshalle, die auch zeitweise als Versammlungsraum genutzt werden konnte. Dahinter 
lagen viele, immer zu kleinen Gruppen zusammengefasste Flachbungalows inmitten von kleinen, liebevoll 
angelegten Ziergärten zwischen den vielen, mit Keramikplatten befestigten Wegen. 
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Blühende Hibiskussträucher, Kakteen, Bananen und Blumen der verschiedensten Art wuchsen das ganze 
Jahr in der gepflegten Anlage. 
Lisa gehörte zum Personal, das diese »Inseln der Glückseligen" in ihrem Zustand ewiger Unbeschwertheit 
erhielt. 
Die Bungalows hatten meist nur zwei größere Räume, einen Wohnbereich mit kleiner, integrierter Küche 
und einer großzügigen Liege mit einem kleinen Tischchen davor, einen Schlafbereich mit großen 
Wandschränken. 
Der architektonische Mittelpunkt war ein großzügig gestaltetes Bad mit einem bequemen, türkisblau 
gehaltenen, Whirlpool für zwei Personen. Über eine große Milchglaskuppel fiel das Tageslicht angenehm hell ein. 
Die Wände hatten weiße Kacheln. Ein Fries mit bildlichen Darstellungen südlicher Landschaften, in denen Frauen 
in leichten Gewändern tanzten, zog sich an zwei Wänden entlang. Den Raum weitete zusätzlich ein großer 
Spiegel. Marmorne Konsolen für Duftstoffe, Seifen und Öle sowie farbige Tücher gaben dem Raum eine 
Atmosphäre, die zum Verweilen einlud.  
Dazu gehörte eine Terrasse mit Sichtschutz vor den Nachbarn. Das Leben in ihrer Freizeit spielte sich meist 
vor dem Bungalow unter dem Sonnendach ab.  
Das Personal kümmerte sich um die Wäsche, das Säubern der Wohnanlage, es füllte selbst die 
Kühlschränke immer wieder mit Getränken auf.  
Der Küchenbereich war nur geeignet, Getränke zu bereiten. Die Mahlzeiten wurden gewöhnlich in einer 
Cafeteria eingenommen, die auf dem Weg von der Wohnanlage zum Institut lag.  
Im Schlitz der gläsernen Eingangstür, die fast so breit wie die gesamte schmale Seite des Apartments war, 
entdeckte Gertrud einen Zettel, mit schneller Schrift geschrieben und der Aufforderung: »Komme sofort in die 
Pyramide ² allein - Anna." 
 »Was will Anna von dir?" fragtH/LVDPLVVPXWLJ"JLEW·VQH3DUW\"ª/LVDYHUVFKZDQGLP%DG 
 »Wohl eher nicht. Anna ist von der Ratssitzung zurück. ² vielleicht irgendwelche Neuigkeiten. Ich geh 
dann mal!" 
Gertrud nahm sich ein Tuch für die Schultern gegen die einsetzende Kühle der Nacht und ging sofort mit 
schnellen Schritten los. 
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9 Die Entdeckung der verbotenen Männlichkeit 
 
Nanina und Sika hatten das Spielen mit den Gnomen entdeckt. Vorm Einschlafen musste Nanina immer 
Geschichten erzählen, die Sika noch nicht von Alina gehört oder verstanden hatte, weil sie noch zu jung war. Und 
eines Morgens, als sie schon munter waren, die Frauen am Vorabend ihr Mondfest hatten und noch schliefen, 
sagte Nanina zu Sika: »Hast du schon meinen Gnom gesehen? Ich hab ihn hier unter der Bettdecke." 
Sika war sprachlos und rang mit sich, was Nanina wohl meinen konnte. Sie bekam ein bisschen Angst, 
denn sie hatte drei Tage vorher am Abend eine Geschichte von einer Gnomprinzessin gehört, die in eine 
Elfenprinzessin verliebt war und weil die von dem Gnom nichts wissen wollte, hatte sie die Prinzessin der Elfen 
mit Gewalt geraubt.  
 »Soll ich ihn dir mal zeigen?" Sika guckte mit großen Augen Nanina an. Nanina zog die Bettdecke ganz 
langsam an der Seite ihres Bauches weg und es zeigte sich eine blaue Zipfelmütze und darunter zwei blaue 
Augen. Sika erschrak und zuckte zusammen, während Nanina laut kicherte.  
 »He, du brauchst doch keine Angst zu haben, du hast doch auch so einen Gnom." Nanina zog die 
Bettdecke ganz weg und hielt mit einer Hand den Gnom in die Luft und wackelte ihn mit der Hand, sodass es 
aussah, als würde er den Kopf schütteln. Jetzt musste auch Sika lachen.  
 
 »Ich mal dir auch einen", sagte Nanina und schlich nach unten, holte an einem Holzspan etwas von 
Emmas blauer Pflanzenfarbe und malte Sika auch ein Gesicht auf ihren kleinen Gnom, der wurde stolz und 
streckte sich vor Eitelkeit in die Höhe. Sie spielten noch ein bisschen, bauten kleine Häuser aus den Falten der 
großen Bettdecke und ließen ihre Gnome dann herausschauen und wieder verschwinden. Daran schloss sich 
dann das Gnomefangen an, womit das Kichern der beiden immer lauter wurde. 
Gerade als Naninas Gnom nach einem schnellen Rubbeln von alleine zu zucken anfing, kam Hela, die 
Augen reibend, zu ihnen herüber. »Was macht ihr denn hier, könnt ihr nicht ruhig sein, so früh am Morgen?", 
fragte sie und sah alles noch durch einen Schleier. Dann schlurfte sie in die Küche, um mit dem Frühstück zu 
beginnen. Einen Gnom hatte sie nicht gesehen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel.  
 
An diesem Tag mussten die beiden beim Pinkeln kichern, wenn sie dabei ihren Gnom herausholten und in 
der Hand hielten, die Farbe war allerdings bald abgewischt. 
Als die Pilzzeit im nächsten Jahr begann, durften Rona und Nanina, wenn Emma keine Zeit hatte, allein in 
den Wald gehen und Pilze sammeln. Mit Rona hatte Nanina keine Angst vor Wölfen, Wildschweinen oder 
Füchsen. Rona war zehn und Nanina neun Jahre alt.  
Als es besonders viele Pilze gab und sie schon sehr zeitig eine Menge gefunden hatten und eigentlich 
nach Hause gehen konnten, kam Rona auf eine Idee: »Nanina, wollen wir uns mal das Dorfzentrum angucken, ich 
weiß, wo es langgeht."  
 »Dürfen wir das? Das ist doch verboten! Wir sollen doch nicht weiter als bis zu der Lichtung", fragte 
Nanina und Neugier stieg in ihr auf. Nanina kannte auch den Weg, der über die Lichtung im Wald hinausführte.  
 »Wir rennen einfach hin und zurück, die Pilzkörbe verstecken wir an der Lichtung. Wir nehmen nur unsere 
Stöcke mit", schlug Rona vor.  
 »Schaffen wir das?", wollte sich Nanina noch einmal vergewissern.  
 »Klar, wenn du rennen kannst. Wenn wir es nicht schaffen, kehren wir einfach um. Wenn die Sonne am 
höchsten steht und wir immer noch nicht da sind, laufen wir einfach zurück." 
Nanina war einverstanden und sie rannten los, viel zu schnell. Nanina bekam bald ein Stechen in der Seite.  
 »Ich kann nicht mehr", keuchte sie und blieb stehen. Rona blieb auch stehen. »Hock dich hin und press 
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Es half wirklich und Nanina konnte wieder rennen. Rona hatte ein langsameres Tempo eingeschlagen, 
sodass sie viel länger laufen konnten und nur kleine Pausen machen mussten.  
Sie liefen einen sandigen Weg lang, durch einen lichten Kiefernwald, dann wieder wurde der Untergrund 
fester, als es durch ein Fichtenwäldchen ging. Deutliche Wagenspuren hatten sich darin abgezeichnet. Eine 
einfache Holzbrücke aus zwei Baumstämmen und darüber befestigtem Knüppelholz überquerte einen kleinen 
Bach. Sie machten eine Pause und Rona trank Wasser mit den Händen. Nanina fand ein paar Brombeeren, die 
aber noch sehr sauer schmeckten. Sie rannten weiter. 
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Gegen Mittag kamen sie an eine große freie Fläche und in einiger Entfernung, hinter Getreidefeldern, 
sahen sie ein paar Häuser. 
 Nicht weit war eine Schafherde mit einer Schäferin und einem Hund.  
 »Der Hund darf uns nicht entdecken, los zurück!" kommandierte Rona.  
Sie schlichen zurück, erst langsam, dann schneller. Rona wollte nicht aufgeben: »Weiter rechts ist ein Weg 
mit Sträuchern, da können wir uns anschleichen." 
 »Was passiert, wenn sie uns erwischen?"  
 »Wer soll uns schon erwischen, wir passen doch auf."  
Das beruhigte Nanina.  
Sie fanden den Weg, der eingefasst von Schlehdorn- und Heckenrosensträuchern bis an eines der 
größeren Häuser aus Stein führte. Der Weg war breit und mit Schotter befestigt. Links und rechts waren 
Getreidefelder.  
Die beiden schlichen sich an das Haus. Es hatte zwei Stockwerke und eine Reihe von Fenstern. Davor war 
ein Platz mit einer Stange, zwei Pferde waren angebunden.  
Vorsichtig schlichen sie sich an eines der Fenster.  
 »Da ist niemand, ich sehe keinen Rauch aufsteigen", stellte Rona beruhigend fest. Es war noch 
Mittagszeit.  
Durch das Fenster sahen sie in einen großen Raum mit einem Tisch, Holzstühlen und einem Bücherregal an 
der Wand. Die beiden kannten Bücher von den Frauen, die durften sie aber nicht ansehen. Zum Lesenlernen 
hatten sie ein etwa zweihundert Seiten dickes Buch, in dem sie gemeinsam, unter Anleitung Emmas, das Lesen 
lernten. Auf den ersten Seiten waren große Buchstaben. Bunte Abbildungen zeigten Pflanzen und Tiere, die es im 
Garten und im Wald gab. Weiter hinten und schon kleiner gedruckt waren Märchen und Tiergeschichten. Ganz 
am Schluss konnte man auf wenigen Seiten ein kleines Bilderlexikon finden, über Sägen, Hämmer und anderes 
einfaches Werkzeug, mit Erklärungen, wozu man das gebrauchen konnte. Doch damit war Rona schon fertig und 
weiteren Lesestoff hatten sie noch nicht bekommen. 
 »Los, wollen wir reingehen?", fragte Rona, ohne wirklich eine Antwort abzuwarten. Vorsichtig schlichen sie 
um das Haus zur Eingangstür. Weit und breit war niemand zu sehen. Rona drückte vorsichtig die Klinke herunter 
und zur aufregenden Freude der Kinder ließ sich die Tür öffnen. Sie schlüpften hinein und drückten von innen die 
Tür wieder zu.  
Beide sahen sich an und Rona hielt den Zeigefinger auf den Mund, zum Zeichen, dass Nanina still sein 
sollte. 
Sie versuchten, die Titel der Bücher zu lesen. Viele Wörter hatten sie noch nie gehört. Dann zogen sie 
wahllos Bücher aus dem Regal und suchten nach Bildern, fanden sie eins, dann stürzten sie sich darauf.  
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Jagen etwas näher zu bringen. Es gab viel Wild und noch nicht überall hatte sich ein Gleichgewicht in der Tierwelt 
eingestellt. Wildschweine, Rehe, Hirsche, aber auch Füchse nahmen sehr gern das, was auf den Feldern wuchs 
und in den Ställen gackerte. Es gab heftige Diskussionen darüber, ob Giftköder ein geeignetes Mittel sein 
könnten für dieses, nahezu schon existenzielle Problem. 
Es wurde der Umgang mit Jagdarmbrüsten erklärt und für die ganz Sportlichen auch der Umgang mit 
Jagd- und Langbögen. Abbildungen zeigten, wie man diese Geräte mit ihren rasierklingenscharfen Bolzen und 
Pfeilen herstellen konnte, wohin man schießen sollte und welche Genehmigungen man brauchte, um diese 
mörderischen Waffen überhaupt besitzen zu können. Offensichtlich gab es in diesem Dorf keine Freundinnen der 
Diana, das Buch hatte in noch nicht vielen Händen gelegen, wenn überhaupt in einer. Man verließ sich hier auf 
Wachhunde und, wenn es anders nicht mehr ging, auf Gift. 
 »Da braucht man keine Angst vor Wildschweinen zu haben", stellte Rona fest, sie erinnerte sich daran, wie 
sie allein Emma nachgelaufen war, wie dann plötzlich eine Bache mit ihren Frischlingen ganz dicht an ihr beim 
Pilzesuchen durchs Gebüsch gezogen war. Rona war sofort erstarrt stehen geblieben und als die Gruppe, ohne 
sie zu bemerken, vorbeigezogen war, hatte sie sich ganz langsam umgedreht und war aus dem Wald gegangen, 
ohne Emma weiter zu suchen.  
Beide waren fasziniert, so etwas hatten sie noch nie gesehen. Sprachlos und wie hypnotisiert schauten sie 
die vielen Bilder an.  
Plötzlich hörten sie die Geräusche eines sich nähernden Pferdewagens und Stimmen außerhalb des 
Hauses. Sie erschraken. Rona wollte das Buch oben ins Regal zurückstellen, es fiel aber wieder herunter. Sie hob 
es auf und beide versteckten sich hinter einem Regal, denn sie hörten Schritte auf die Tür zukommen.  
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Hinter dem Bücherregal war noch eine Tür, die nur angelehnt war. Vorsichtig schlüpften sie durch und 
kamen in einen kleinen Vorraum mit Besen und anderen Putzgeräten.  
Nanina hatte Angst. Rona hatte immer noch das Buch in der Hand. In der Bibliothek wurde gesprochen 
und gelacht. 
Rona bekam auch Angst, es war spät geworden, die Sonne stand schon auf der Hälfte ihres Weges zum 
Horizont. Ihr musste jetzt was einfallen, wie sie hier wegkamen. Sie schaute sich um und sah nur ein kleines 
viereckiges Fenster.  
Ob wir das schaffen, ohne das man uns hört, hier rauszukommen?, fragte sich Rona. In der Bibliothek war 
jetzt Musik zu hören, ungewöhnliche, so noch nie gehörte Musik.  
Vorsichtig öffneten sie das Fenster. Rona kletterte als Erste hinaus. Unter dem Fenster lag ein Haufen mit 
altem Gerümpel aus Holz auf dem Rona wackelnd zum Stehen kam.  
 »Gib mir das Buch raus!", befahl sie Nanina flüsternd. Sie reichte es ihr und kam auch hinausgeklettert. 
Mit dem Buch vor der Brust schlichen sie ums Haus und zu dem gedeckt verlaufenden Weg. Dort nahmen sie 
dann ihre Stöcke wieder auf, die sie beim Anschleichen zurückgelassen hatten.  
Geschafft, dachte Nanina, als sie den Weg im Wald wieder verließen und ihren Rückweg suchten. Sie waren 
weiter in den Wald hineingelaufen, aus Angst, doch noch irgendwie gesehen zu werden. Vorsichtig schlichen sie 
sich wieder zur freien Fläche des Dorfzentrums zurück, um sich besser orientieren zu können. Ein Hund bellte 
und sie liefen wieder zurück in den Wald.  
Rona versuchte, sich an der Sonne zu orientieren, wie sie es gelernt hatte, wenn sie mit Emma etwas weiter 
im Wald in den Pilzen war.  
Am späten Nachmittag waren sie dann endlich auf dem Rückweg. Das Buch wurde für Rona schwerer und 
schwerer, sie brauchte immer öfter eine Pause. Nanina gab noch eher auf.  
Die Sonne neigte sich dem Horizont zu, da hatte Rona endlich eine Idee: »Nanina, binde deine Kordel ab, 
wir binden damit das Buch an unsere beiden Stöcke."  
 »Wozu brauchst du das Buch?", wollte Nanina wissen, sie hätte es am liebsten in den Wald geworfen. 
Rona gab keine Antwort, sie zuckte nur mit den Schultern. Vor ihrem inneren Auge tauchte das Bild einer 
Bogenschützin aus dem Buch auf. Wie sie dastand, die Sehne spannte und auf den Hirsch zielte. So etwas hatte 
sie noch nie gesehen, unbekannte Gefühle stiegen in ihr empor, sie sah sich selbst einen solchen Bogen spannen 
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Kann man einfach auf ein Tier schießen? Und was passierte dann? Diese Gedanken waren von einer, bis 
dahin ungekannten Aufregung begleitet und ließen andere aufkommen wie: Kann ich das Buch überhaupt mit 
nach Hause bringen? Wenn nicht, was soll ich tun? Und Nanina? Würde sie es sagen? 
 »Ich will dir ein Geheimnis verraten", begann Rona, nachdem ihr erster Rausch des Buches vorüberging, 
»wenn du zu niemand von dem Buch erzählst." 
Die Sonne erreichte den Horizont und sie waren viel langsamer vorangekommen als auf dem Hinweg, sie 
hatten noch nicht ihre Grenze des Erlaubten, die Waldlichtung, erreicht. 
 »Was für ein Geheimnis?", wollte Nanina wissen, sie bekam es langsam mit der Angst zu tun. Der 
Verdacht, dass sie nicht rechtzeitig daheim sein würden, wurde langsam zur Gewissheit. Sie hatte kein 
sonderliches Interesse mehr an Geheimnissen, die augenblickliche Lage war beängstigend und vertrieb alle 
Neugierde. 
 »Ich habe ein geheimes Versteck gefunden, nicht sehr weit von zu Hause. Das zeige ich dir, da können wir 
auch das Buch verstecken", versuchte Rona Nanina zu überzeugen.  
 »Wir kommen zu spät, ich will nach Hause, Rona, ich habe Durst."  
Nanina schien nur noch den einen Gedanken zu haben und brachte damit auch Rona in Panik. Doch der 
Gedanke, das Buch nicht aufzugeben, wurde immer stärker in Rona und zuletzt übermächtig.  
 »Das ist nicht weit, nur ein kleiner Umweg und heute scheint der Mond", versuchte Rona zu beruhigen, 
»ich kenne den Weg gut, ich finde ihn auch im Dunkeln. Wir kommen eh zu spät, da kommt es nicht mehr darauf 
an."  
Nanina versuchte, sich zu beruhigen. Haben wir nicht Schutzgeister, wie Emma immer behauptet. Und vor 
was können die schützen, dass man sich nicht verläuft? Dass man nicht von einem Wildschwein angefallen und 
gefressen wird?  
Sie hatten die Lichtung erreicht. Und nicht weit dahinter bog Rona vom Weg ab, ging mit Nanina quer 
durch den abendlichen Kieferwald, einen Wildpfad lang, der dann, als die Sonne schon untergegangen war, auf 
einen uralten, kaum noch erkennbaren Weg stieß. Den verfolgten sie eine Strecke und erreichten eine seltsame 
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Hügelgegend, noch bevor es zu dunkel wurde. Besonders viele Birken wuchsen auf dem sandigen und steinigen 
Boden. 
Irgendwo, an einem der kleinen runden Buckel, hatte Rona vor Kurzem eine kleine Höhle entdeckt. Sie 
versuchte sich, an den Bäumen zu orientieren. Der Mond war tatsächlich aufgegangen und machte sich durch 
eine helle Stelle hinter den Baumstämmen bemerkbar.  
Irgendwo schrie ein Uhu und Nanina bekam wieder Angst. In jedem Strauch sah sie irgendein gefährliches 
Tier oder einen Unhold und in jeder größeren Pflanze einen Gnom, der nur auf sie wartete, um ihr ein Bein zu 
stellen.  
 »Hier ist es", verkündete Rona schließlich und beide atmeten auf.  
Vor einem der kleinen flachen Hügel war eine Sandkuhle und direkt an der Böschung öffnete sich ein Loch, 
etwa dreimal so groß wie ein Fuchsbau.  
 »Mist, wir haben nie Feuer mit", schimpfte Rona. Sie kroch als Erste hinein. 
  
 
»Komm nach", rief sie. Nanina war es unheimlich und wieder kroch die Angst ihr in den Nacken. Drinnen 
war es so dunkel, dass sie kaum noch etwas sahen. Der Boden war mit trockenem Sand bedeckt. An den Wänden 
ragten Baumwurzeln heraus.  
Rona kroch weiter nach hinten, hier war die Höhle größer. Quaderförmige und schon stark zerbröselte 
Steine lagen auf einem Haufen vor einer geraden Wand. Sie setzten sich darauf, mit dem Rücken an die Wand, 
die ungefähr drei Meter vom Eingang entfernt war.  
 »Was willst du jetzt machen?", fragte Nanina und dachte dabei nur daran, wie sie nach Hause kommen 
könnten.  
 »Wir müssen das Buch verstecken und dann gehen wir sofort nach Hause", versuchte Rona zu beruhigen. 
»Los, wir bauen in den Steinen ein Versteck und decken dann wieder Steine drauf. Geh mal runter von dem 
Haufen!" 
Nanina versuchte sich an der Wand abzustützen, rutschte aber mit dem linken Fuß in ein Loch und 
taumelte an die Wand, die sofort nachgab und mit Nanina in die Tiefe fiel. Sie rutschte auf einer Schräge, die 
dann zusammenbrach und ungefähr drei Meter weiter unten mit ihr auf einem Haufen landete. Nanina schrie, 
nachfolgende Steine waren auf ihr Bein gefallen.  
Oben stand Rona wie erstarrt, sie sah nichts. Staub konnte sie im Mund schmecken. Naninas Schreien war 
unten in ein Wimmern übergegangen und dann war es ganz ruhig. 
 
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10 Mord und Flucht 
 
Der Himmel war sternklar und von einer schwarzblauen Tiefe, die so nicht sehr oft im Jahreslauf zu sehen 
war. Über dem Osthorizont ging das Sommerdreieck mit den Sternen Deneb, Atair und Wega auf. Es war 
Frühling nach dem Kalender, aber hier gab es nur zwei Jahreszeiten, einen sehr langen Sommer und einen sehr 
kurzen Frühling. 
Anna hat mich noch nie mit einem Zettel geholt, überlegte Gertrud, warum hat sie nicht eine telefonische 
Nachricht hinterlassen? Warum hat sie nicht angerufen? Was ist passiert? 
In der Bar der Pyramide begrüßte sie ein paar Mitarbeiterinnen aus einem anderen Institut die offenbar 
etwas feierten und wurde dann sofort von der Barfrau herangewinkt.  
 »Du sollst sofort zu Anna kommen, sie wartet in ihrem Arbeitszimmer auf dich."  
 »War sie hier?" 
 »Nein, sie hat angerufen." 
Sollte das irgend so ein Scherz sein? Gertrud war verunsichert. 
 »Hast du noch so einen kleinen Drink auf die Schnelle? Ich könnte einen gebrauchen!", fragte Gertrud. 
 »Campari? Hab gerade einen hier." 
 »Gut, gib her." Gertrud beeilte sich, das scharfe und süße Getränk mit einem Schluck zu trinken. Mit 
schnellen Schritten eilte sie durch die Nacht. Die vom Meer kommende Luft war jetzt so feucht, dass sie auf den 
Steinfliesen zu kondensieren begann. Gertrud musste langsamer laufen, um nicht auszurutschen. 
Bei Anna brannte Licht im Arbeitszimmer. Neben den üblichen Räumen eines solchen Bungalows hatte sie 
noch diesen Luxus eines Arbeits- und eines separaten Beratungszimmers. 
Die Eingangstür stand offen. 
 »Anna?"  
Gertrud erhielt keine Antwort. Ein beklemmendes Gefühl beschlich sie. Was ist passiert, dachte sie und 
steuerte am Bad vorbei auf das Arbeitszimmer zu. Gertrud ging alle Details durch, die in letzter Zeit etwas 
Außergewöhnliches hätten ankündigen können. Sie versuchte sich an Gerüchte zu erinnern, die sie betreffen 
konnten.  
 »Anna!", rief sie jetzt noch lauter. 
Mit dem Kopf auf der Schreibtischplatte hing Anna vornüber in ihrem Sessel. Sie hatte einen, ins Bläuliche 
tendierenden, roten Seidenschal um den Hals. 
Gertrud drehte Annas Kopf um und fühlte ihren Puls.  
Sie war tot.  
Gertrud lief eine Gänsehaut über den Rücken. Sie band das Tuch ab und sah die Würgeflecke am Hals. 
Wer hat das getan, dachte sie. Eine Antwort fand sie nicht. Für einen Augenblick war sie wie gelähmt. Wer 
hat Anna umgebracht und vor allem warum? Ihr Gehirn arbeitete auf Hochtouren.  
Außerhalb der Bungalows hörte sie lachende Stimmen, die sich näherten. Schritte waren jetzt zu hören.  
Blitzschnell schaute sich Gertrud im Raum um, wühlte im Schreibtisch. Für den Computer hatte sie keine 
Zeit mehr. 
Die Stimmen waren bereits an der Eingangstür. Hastig nahm sie die Halskette mit dem Anhänger von 
Annas Hals und verschwand so leise sie konnte durch das Fenster des Arbeitszimmers. 
Instinktiv lief sie nicht in Richtung ihres Bungalows, sondern machte einen Umweg. Sie brauchte Zeit zum 
Überlegen. Gertrud konnte nur einen Grund finden: Ihr Institut war jemandem oder einer Gruppe ein Dorn im 
Auge. »Was soll das noch, es gibt andere Probleme als immer noch die Vergangenheit zu konservieren." So oder 
so ähnlich hatte sie es schon von Kolleginnen anderer Institute gehört. Das war auch der Beweggrund für die von 
Anna begonnene Umprofilierung ihrer Forschung gewesen. An den immer wieder reproduzierten männlichen 
Exemplaren der Menschen wurden neue genetische Konstellationen ausprobiert, um die Wildcard der Evolution, 
den dauerhaften Schutz der Chromosomenenden, zu erreichen. Waren es anfangs viele Blockhäuser mit ihren 
Dorfzentren, die zur Erhaltung des männlichen Genpools verwendet wurden, so hatten sie in den letzten Jahren 
nur noch drei Blockhäuser genehmigt bekommen für ihre Forschungen. Der männliche Genpool war praktisch 
schon abgeschafft. Diese drei Häuser reichten auch aus, da die Fehlerrate ihrer Experimente sehr hoch war und 
nur wenige Embryos den Ansprüchen genügten und Erfolg versprachen. Es dauerte immer noch Jahre, bis sie 
neue Genkombinationen entwickelt und in Teilaspekten im Labor getestet hatten. 
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Von der letzten Versuchsreihe gab es sehr ermutigende Resultate, besonders für ein Exemplar. Gertrud 
wusste das, da sie die Untersuchungen des Entwicklungsstandes ausgewertet hatte. Anna war darüber sehr 
euphorisch geworden.  
Allerdings und jetzt wurde es Gertrud bewusst, konnten diese Genmanipulationen nur auf dem 
männlichen Y-Chromosom durchgeführt werden. War das der Grund? 
Von Weitem sah sie, wie Polizistinnen ihre Bungalowgruppe umstellt hatten und mit Taschenlampen die 
Umgebung abzusuchen begannen.  
Siedend heiß überkam es ihr: Irgendjemand wollte ihr den Mord an Anna unterschieben.  
Mord kam selten vor, die Strafen waren drastisch. Für fast alle Straftaten gab es Entschuldigungen, nur für 
Mord und physische Gewalt nicht. Arbeitslager im Norden, ohne jemals Aussicht auf eine Rückkehr zu haben, das 
war die Strafe. Für Gertrud war das ein Tod auf Raten. 
Wenn es um die Forschungen ging, dann war es nur folgerichtig, dass sie ebenfalls verstummen musste. 
Nur sie kannte neben Anna den großen Zusammenhang und sie war als offizielle Nachfolgerin für Anna 
vorgeschlagen worden. 
Sie hatte zwar manchmal den Eindruck gehabt, dass ihre Experimente, wenn sie denn Erfolg haben sollten, 
einigen nicht gefallen würden, aber sie war eine Forscherin und da kam es nur darauf an, herauszufinden, was 
machbar ist und was nicht und ob man es auch machen sollte, das überließ sie gern anderen. 
Nur Gertrud wusste von Anna, dass ihr Anhänger ein getarnter Speicher war. Vielleicht enthielt er wichtige 
Informationen? Doch wo sollte sie diese auslesen? 
Sie erinnerte sich, in der Bar hatte sie Mitarbeiterinnen aus dem Nachbarinstitut gesehen. Sie konnte sich 
auch noch gut erinnern, dass die Institutsleiterin dabei gewesen war. Nur diese besaß, so wie Anna, zu Hause im 
Bungalow einen persönlichen Computer.  
Wo war ihr Bungalow? Sie machte sich auf die Suche. Mit Anna war sie schon mal dort gewesen, ein 
besonderes Verhältnis hatte aber nicht zwischen ihnen bestanden. 
Ihr fiel ein, dass in der Nähe so etwas wie ein Brunnen gewesen war. Über eine schwarze Lavasteinwand 
floss ein dünner Wasserfilm in das Bassin. Gertrud hatte darin Goldfische erwartet und nur Steine und klares 
Wasser gefunden.  
Die Steinwand mit dem fließenden Wasser hatte sie bald entdeckt. Der größere Eckbungalow stand ganz 
in der Nähe. 
Gertrud hatte Glück, das Fenster zum Schlafzimmer hin stand einen Spaltbreit offen. Das 
Sonnenschutzfenster davor stellte für sie kein Hindernis dar, das konnte sie mit ein paar geschickten Griffen von 
außen öffnen.  
Sie zog die Vorhänge zu und startete den Computer im Arbeitszimmer. Der Smaragd auf dem unteren Teil 
des Anhängers ließ sich samt einem Drittel der Fassung abziehen. Der Stecker zum Computerport wurde frei.  
Sie fand Dateien über Gensequenzen ² verschlüsselt und nutzlos. In den Gesprächsnotizen wurde sie 
fündig. Eilig ließ sie die Gesprächsnotizen durchlaufen und versuchte Signalwörter zu finden. Anna hatte sehr 
leise gesprochen, im Hintergrund waren Flugzeuggeräusche zu hören. Mehrmals hörte sie die entscheidende 
Passage ab. Dann löschte sie alles durch Überschreiben von Nonsens-Informationen und schaltete den Computer 
ab.  
Leise und schnell verließ sie den Bungalow. Sie hatte Annas Worte noch im Ohr: »Gertrud, wenn du das 
findest, vernichte es sofort wieder. Irgendetwas ist im Gange, ich weiß nicht was. Machtkämpfe im Senat oder noch 
etwas anderes. Unsere Forschungsabteilung ist aufgelöst. Das Dorf wird liquidiert werden, wann weiß ich nicht, aber 
gewöhnlich dauert das ² versuche die Kinder zu retten. Du weißt es ² uns ist etwas gelungen, was vielleicht alle 
Tausend Jahre einmal gelingt. Das ist nur für den Fall, dass wir uns nicht mehr sprechen können. Alles unterliegt der 
höchsten Geheimhaltungsstufe. Beeile dich! »  
In Gertruds Kopf drehte sich ein Rad. Was habe ich mit einem, vielleicht gelungen, Forschungsobjekt zu tun? 
Und das ist ein Vielleicht, nur ein ..., Gertrud überlegte, für wie wahrscheinlich sie die Ergebnisse bezüglich ihrer 
Stabilität einschätzte, vielleicht nur 50% oder weniger. Hatte Anna erwartet, dass ich ² wie denn - die Kinder rette? 
Ich muss sehen wie ich hier rauskomme, was soll ich da Kinder retten ² Schwachsinn. 
Anna denkt zu idealistisch, war Gertruds Einschätzung. Wie kam sie überhaupt darauf, dass sie mich nicht 
mehr sprechen könnte. Hatte sie eine Ahnung?  
Gertrud schlich in Richtung Strand. Sie musste sich mit Lisa treffen ² aber wie? Lisa konnte beobachtet 
werden. Was würde mit ihr passieren? Wut stieg in ihr auf, eine Wut, die sie zu nichts aktivierte, im Gegenteil, sie 
fühlte sich wie gelähmt.  
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Ganz schwach keimte in ihr etwas auf, wurde aber sofort wieder verworfen: Und? Wenn man sie nur 
beschützen wollte? Vor wem? Doch sie konnte diese Frage nur irrational beantworten und darauf gab sie selbst 
nicht viel. Sie musste jetzt klare Entscheidungen treffen. Etwas ging zu Ende, das war nicht mehr zu übersehen.  
Wieder stieg der Mord an Anna in ihr auf und dass sie offenbar dafür verantwortlich gemacht werden 
sollte.  
Ein bitter zynisches Lächeln spielte auf ihren Lippen. Die »Inseln der Glückseligen" waren einmal, so 
dämmerte es jetzt in ihr herauf. 
  »Ach Lisa", brachte sie stöhnend hervor und ihre Augen wurden feucht, »was für eine Enttäuschung für 
uns".  
Von Weitem beobachtete sie ihre gemeinsame Badestelle und konnte niemand sehen. Vorsichtig bewegte 
sie sich darauf zu. Die Stelle war verlassen. Im Osten tauchte das abnehmende letzte Viertel des Mondes über 
dem Meer auf. Sie musste jetzt zu einem Entschluss kommen. Gertrud setzte sich auf einen etwas weiter 
entfernten Stein, sodass sie nicht sofort gesehen werden konnte, und starrte den aufgehenden Mond an. Sie ließ 
ihr bisheriges Leben durch die Erinnerung gleiten, ein privilegiertes Leben, wie sie sich selbst eingestand. Wäre 
nicht dieser Zwischenfall, Wut stieg wieder in ihr auf.  
Sie merkte, wie ihr Herz stärker schlug, sie begann, schneller zu denken. Wollten sie nicht ein Kind, sie und 
Lisa und jetzt sollte es ein oder sogar mehrere Fremde sein? Plötzlich tat ihr Lisa leid. Was würde sie denken und 
was würde sie tun, wenn sie weg war?  
Langsam wurde ihr es klar, dass sie nicht mehr zu Lisa zurück konnte. Ihre Gedanken begannen sich jetzt, 
in Richtung auf die fremden Kinder zu bewegen. Das waren ja ihre Produkte. Gertrud bekam ein merkwürdiges 
Gefühl. Sie kannte nur Gene und die Technologie, sie gezielt zu verändern. Sie waren das Objekt der ehrgeizigen 
Forschungen. Sie hatte sich nie Vorstellungen darüber gemacht, wie sie aussehen könnten und was mit ihnen 
würde, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hatten. Für sie waren es archaische Relikte einer tausend Jahre 
zurückliegenden Zeit gewesen, geeignet für Forschungen und sonst nichts.  
Gertrud versuchte sich zu erinnern, wo ihre Dörfer lagen. Anna wollte vor längerer Zeit, dass sie dort selbst 
hinginge und sich das anschaute. Gertrud konnte es aber mit allen möglichen Vorwänden verhindern, Lisa war 
auch ein solcher Vorwand gewesen. In ihrem kleinen Besprechungsraum hing eine Landkarte mit der Lage der 
Dörfer, von denen nur noch eins übrig geblieben war. Sie versuchte, sich zu erinnern. Da war der Marktflecken 
gewesen und dann in nordöstlicher Richtung lag das Dorfzentrum mit den drei Blockhäusern in der Umgebung. 
Wenn sie es nun versuchte, dahin zu gelangen?  
Gertrud stand auf und lief am Strand in Richtung des Jachthafens. Mitternacht war schon vorbei, als sie 
ankam. Der Hafen war weder um diese Zeit bewacht noch wurde er kontrolliert. Warum auch.  
Sie brauchte ungefähr eine Stunde, bis sie ein größeres Segelboot mit Benzinkanistern von den anderen 
Booten beladen hatte. Sie sammelte allen Proviant und alle Wasserkanister ein, die sie finden konnte. Eine 
Taschenlampe, die ihr das erleichterte, hatte sie gleich zu Anfang entdeckt.  
Gertrud konnte segeln, es war vor Jahren eines ihrer Hauptvergnügen gewesen. In letzter Zeit hatte Lisa 
keine Lust mehr gehabt und sie hatte es dann auch gelassen. 
Sie setzte ein Segel und verließ langsam und leise den Hafen. Sie hielt einen Kurs in Richtung Westen. 
Wenn sie begannen, sie zu suchen, würden sie wahrscheinlich in Richtung des Kontinents suchen. Weiter 
draußen setzte sie mit viel Mühe alle Segel. Den Motor warf sie nicht an. Der Wind war nicht ideal, sie musste 
weiter nach Südwesten. Dafür vergrößerte sich der Abstand zur Insel etwas mehr als sie gedacht hatte.  
Im Morgengrauen setzte sie nur ein kleines Sturmsegel und zog die blaue Persenning über das ganze 
Boot. Aus Kaffee und Schwarzem Tee kochte sie eine dunkle Brühe und versuchte damit das Sturmsegel 
einzufärben. Es gelang ihr nur sehr mühsam mit Zuckerzusätzen. Das Material war wasserabweisend. Sie hielt 
einen Kurs ein, der nur das Heck des Bootes zur Insel ausrichtete. Mehr konnte sie zur Tarnung nicht tun. 
Das Boot hatte einen Autopiloten, der den Kurs halten konnte. Gertrud zog sich in die Kabine zurück, 
öffnete eine Packung mit Zwieback und kochte noch einen Schwarzen Tee. Sie hatte keinen richtigen Hunger und 
aß nur aus Vernunft etwas, dann legte sie sich schlafen. Träume peitschten durch den Schlaf, sie konnte sie nicht 
festhalten.  
Wann würde man bemerken, dass ein Boot fehlte und wann würde man sie verfolgen?  
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11 Abenteuer der behinderten Mädchen 
 
»NANINA, bist du verletzt", schrie Rona in die Öffnung hinunter als sie sich von ihrem ersten Schock erholt 
hatte.  
 »Mein Bein, mein Bein", jammerte Nanina hustend. Dreck war im Mund, sie hielt sich das schmerzende 
Bein und konnte die Feuchte des Blutes zwischen den Fingern spüren.  
Rona tastete oben, auf dem Bauch liegend, mit den Händen den Rand an der Öffnung ab, die sich gebildet 
hatte. Sie spürte eine Kante, von der es senkrecht nach unten ging. Sie tastete in der Höhle nach ihrem Stock, 
fand das Buch aufgeschlagen in einer Ecke und dann den Stock. Sie kroch wieder an die Öffnung. Unten 
wimmerte Nanina. Auf dem Bauch liegend langte sie mit dem Stock nach unten, konnte aber den Boden nicht 
erreichen. Panik stieg in ihr auf. Was sollte sie tun? Tränen der Verzweiflung traten in die Augen. 
 »Nanina, geht es noch?", fragte sie vorsichtig, erhielt aber nur ein lauteres Wimmern zur Antwort. »Ich 
hole einen langen Ast, ich bin gleich wieder da", versuchte sie Nanina zu beruhigen.  
Rona spürte eine Hitze am ganzen Körper, als sie zur Höhle hinaus kroch. Fieberhaft suchte sie in der 
Umgebung des Einganges nach einem kleinen umgestürzten Baum, fand aber keinen. Dann suchte sie nach 
vertrockneten kleinen Birken. Endlich hatte sie eine gefunden, aber die ließ sich nicht umdrücken. Sie versuchte 
es mit Schwingen. Hin und her bog sich der trockene Baum und wollte nicht wegknacken. Rona war verzweifelt 
und schwitzte am ganzen Körper. Als sie schon aufgeben und weitersuchen wollte, hörte sie ein Knacken in den 
Wurzeln. Sie verstärkte ihre Anstrengungen, schob und zog am Stamm hin und her, bis es wieder knackte und 
dann endlich neigte sich der Stamm. Eine Wurzel steckte noch hartnäckig im Boden. Rona musste den Baum 
wieder aufrichten und nach der anderen Seite umfallen lassen.  
Endlich war der Stamm frei und sie konnte ihn zur Höhle ziehen.  
 »Nanina, kannst du noch?", rief Rona mit Bangen in das Loch hinein und war etwas erleichtert, als sie 
schwache Laute hörte. Wenn ich doch bloß Feuer hätte, dachte sie unentwegt, dann könnte ich mehr sehen. 
Mit den Wurzeln zuerst ließ Rona den Stamm hinunter. Er erreichte den Boden und das letzte Ende blieb 
im Loch.  
 »Kannst du laufen?", rief sie hinunter. 
 »Ich kann nicht auftreten", stöhnte Nanina, »links." 
Nanina hatte inzwischen den Schock überwunden und ihren Körper abgetastet. Nur das linke Bein tat sehr 
weh und eine Stelle im Rücken. Sie hatte sich aufgesetzt und hielt ihr Bein. Noch nie in ihrem Leben hatte sie 
solche Schmerzen und eine solch lebensbedrohliche Lage erlebt. Während Rona den Baum suchte, versuchte sie 
sich zu erinnern, was passiert war, aber es war alles viel zu schnell gegangen. Die Wand hatte nachgegeben, 
Nanina hatte das Gleichgewicht verloren und dann war sie den Trümmern hinterher in die Tiefe gefallen. Erst war 
sie ein Stück schräg hinabgerutscht und dann fiel alles mit ihr noch mindestens einen Meter nach unten.  
 »Kannst du zum Baum kriechen?", fragte Rona von oben. Nanina versuchte es und merkte, dass ihr 
rechtes Handgelenk ebenfalls starke Schmerzen signalisierte, wenn sie sich aufstützen wollte.  
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sehr schwierig, sie konnte nur tasten und aus dem Schutt, auf dem sie lag, ragte mehrfach etwas Spitzes und 
Hartes heraus.  
  »Bleib dort", rief Rona von oben durchs Loch, »ich werfe die Steine von hier oben runter, dann wird es 
höher." Sie hatte eingesehen, dass Nanina nicht am Baum hochklettern konnte.  
Rona schob und warf die alten Steine hinunter. Nanina hielt sich den Ärmel ihres Kittels vor den Mund, der 
ganz trocken war. Sie hatte immer noch Sand zwischen den Zähnen. Sie hatte Durst und bekam auch Hunger. 
Wenn Nanina das Bein ruhig hielt, waren die Schmerzen jetzt einigermaßen erträglich.  
 »Ich kann das Loch jetzt sehen, Rona." 
 »Ja, der Mond ist über den Wald gekommen und scheint vor die Höhle", antwortete Rona, die jetzt auch 
alles, was sie außerhalb der Höhle finden und wegtragen oder schleifen konnte, zum Loch hinunterwarf. Mit 
ihrem Stock tastete sie immer wieder, ob die Höhe bald ausreicht, dass sie hinunter konnte.  
Nanina versuchte, etwas in der Dunkelheit zu erkennen. Wo war sie gelandet, in einer natürlichen Höhle? 
Sie konnte keine Wände ertasten oder sehen, weder an den Seiten noch über ihr.  
Nach mehr als einer Stunde hatte es Rona geschafft, sie konnte mit ihrem Stock den aufgeschütteten 
Boden und die hinabgeworfenen Äste ertasten. Vorsichtig ließ sie sich durch das Loch an dem alten Baum hinab 
und tastete sich in Richtung von Nanina, die wieder angefangen hatte, leise zu heulen. Sie hatte große Angst, wie 
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noch nie in ihrem Leben. Kurz dachte sie auch an ihren Schutzgeist und begann mit ihm zu hadern, doch dann 
war Rona da.  
 »Ich helfe dir zum Loch raus", sagte Rona, »ich will nur kurz gucken, wo wir hier sind." 
 »Bitte bleib hier", bettelte Nanina weinerlich, »wenn hier noch mehr Löcher sind. Bitte bleib hier." Der 
Durst quälte sie immer mehr. 
Rona sah das ein. Inzwischen hatte sich der Staub etwas gelegt und sie konnten freier atmen. Rona 
versuchte, Nanina in die Richtung des Loches zu bringen und den aufgehäuften Schutt hinauf zu ziehen.  
Rona kletterte mithilfe des Baumstammes hinauf und versuchte von oben Nanina zu ziehen. Die schrie 
jedoch jedes Mal auf, wenn sie auf das linke Bein kam, und knickte sofort ein. Die rechte Hand konnte sie auch 
nicht einsetzen. 
 »Wir müssen warten, bis es hell ist", stellte Rona resignierend fest, »ich komme wieder runter."  
Nanina hockte fast apathisch auf dem aufgehäuften Schutthaufen unter dem Loch. Rona tastete sich links 
an der Wand vorwärts und merkte, dass neben dem Schutt der Boden eben wurde. Regelmäßige Steinplatten 
konnte sie ertasten.  
Rona half Nanina dorthin und sie setzte sie mit dem Rücken an die Wand.  
 »Wir warten hier, bis es heller wird und dann werfe ich noch mehr Steine und Äste durch das Loch", 
versuchte Rona beruhigend auf Nanina einzureden, die sich langsam mit ihrer Lage abzufinden begann. Rona 
setzte sich neben sie und legte stumm den Arm um Nanina.  
Obwohl es in dem Raum nicht kälter war als draußen, drang bald die Kälte der Steine durch die Kittel der 
beiden Kinder und sie begannen zu frieren. 
 »Rona, was ist, wenn man stirbt?", fing Nanina an zu fragen und Kälteschauer liefen ihr über den Rücken. 
 »Wir gehen dahin, wo wir hergekommen sind", antwortete Rona und ergänzte, »hat Emma gesagt."  
Nanina versuchte sich zu erinnern, wo sie hergekommen war, kam aber nicht weit. Sie wusste nur, dass sie 
mal kleiner gewesen war. 
 »Ich weiß nicht mehr, wo ich hergekommen bin, weißt du es?", wollte Nanina weiter wissen. 
 »Nein, ich kann mich auch nicht erinnern", antwortete Rona, die zu überlegen begann, wie sie sich vor der 
Kälte schützen konnten. 
 »Wir waren einmal winzig klein in einer Gebärmutter und dort sind wir gewachsen, bis wir selbst atmen, 
essen und trinken konnten." 
Nanina überlegte trotz der Kälte und der Schmerzen in Bein und Hand. Sie hatte noch nie einen ganz alten 
Menschen und auch noch keinen Menschen sterben gesehen. Sie wusste nur eins: Große tote Tiere vergrub man 
in der Erde und kleine warf man einfach weg, in den Wald oder auf die Wiese.  
 »Gehen wir dann wieder in die Gebärmutter? Und wenn ich hier gestorben wäre, wenn das Loch noch viel 
tiefer gewesen wäre?"  
Rona dachte an ganz was anderes. Die Kälte wurde immer stärker. Es war zwar kein Winter und erfrieren 
würden sie wahrscheinlich auch nicht aber an Schlafen war nicht zu denken. 
 »Du, ich glaube, nur unsere Seele geht dahin zurück, wo sie hergekommen ist, mehr weiß ich auch nicht", 
versuchte Rona die Fragen zu ersticken, »ich gehe noch mal hoch und hole uns Äste und Laub, damit wir uns 
drauflegen können." 
In Nanina stieg eine Ahnung auf, die sich zur Gewissheit festigte: Sie würde nicht sterben! 
Rona kletterte noch einmal raus und riss Zweige von den Bäumen, suchte nach altem Laub und warf alles 
durch das Loch. Nachdem Rona meinte, es müsse jetzt reichen, kletterte sie wieder runter und baute unten an 
der Wand ein Lager auf. Dicht aneinandergedrückt, versuchten sie zu schlafen.  
Rona hatte jetzt auch Hunger und Durst, schlief aber vor Erschöpfung ein. Auch Nanina schlief ein, wachte 
aber vor Kälte bald wieder auf. Beine und Hände waren so kalt, dass ihr etwas Angst wurde. Sie drehte sich mit 
dem Gesicht zu Rona um, die auch die Beine angezogen hatte. Jetzt konnte sie wenigsten die kalten Hände an 
Ronas Bauch platzieren, dann schlief sie wieder ein.  
Als Nanina wieder schlief, wachte Rona vor Kälte auf. Sie war erschöpft und zitterte. Ich muss noch mal 
raus, dachte sie, konnte sich aber lange nicht überwinden. Sie stand dann doch vorsichtig auf und versuchte 
etwas Laub an Nanina zu schieben und kletterte wieder zum Loch raus. 
Der Mond war am Untergehen und im Osten dämmerte es. Rona suchte Äste, mit denen sie sich zudecken 
konnten. Sie brach Zweige mit viel Laub ab und schleppte sie zur Höhle. Mit der Hand streifte sie Birkenblätter 
ab, stopfte sie kauend in den Mund und würgte sie hinunter. Ihr war jetzt wieder warm. Unten angekommen, 
häufte sie die Zweige über Nanina und kroch dann mit unter den Haufen.  
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Als Rona wieder wach wurde, bemerkte sie ein schwaches Licht in dem Loch schräg über ihnen Sie konnte 
eine Decke über sich sehen, die gewölbt war und einen Gang überspannte. Mehr konnte sie nicht erkennen.  
Ein starker Durst quälte Rona, ihre Mundhöhle war ganz trocken. Sie fühlte sich jetzt auch schwach. Nanina 
lag schlafend, aber unruhig neben ihr. An ihrem Bein klebte verkrustetes Blut.  
 »Aufwachen Nanina!", rief Rona und schüttelte sie, »ich gehe jetzt Wasser holen." 
 »Ja", antwortete Nanina schwach, ohne die Augen zu öffnen.  
Rona quälte sich wieder zu dem Loch hinauf, es fiel ihr schwer, die Muskeln taten weh. Neben dem 
Eingang zur Höhle bemerkte sie die gestern Abend abgestellten Pilzkörbe. Die können wir dann essen, dachte sie.  
Rona versuchte sich zu erinnern, wo sie hier in der Nähe Wasser finden konnte. Einen Bach gab es weit 
und breit nicht, auch an einen Tümpel konnte sie sich nicht erinnern.  
Soll ich nach Hause laufen und Hilfe holen, fragte sie sich. Es war ihr zu weit. Ich gehe in die 
entgegengesetzte Richtung, dachte sie, dort war ich noch nicht. 
Sie durchquerte die Gegend mit den regelmäßigen Hügeln und kam in dichteren Wald. Brombeerranken 
hatten sich zwischen dem Unterholz ausgebreitet. Sie blieb ständig mit ihrem Kittel hängen und an Beinen und 
Armen bildeten sich rot blutende Streifen von den widerhakenähnlichen Dornen. Mit ihrem Haselnussstock 
versuchte sie diese Dornenranken niederzuschlagen, was ihr aber nur schlecht gelang. 
Sie hatte Glück, in einer kleinen Kuhle war das Moos sehr feucht, sie spürte Wasser an den Füßen. Ihre 
Sandalen waren ganz nass. 
Jetzt fiel ihr ein, dass sie kein Gefäß zum Wasser schöpfen hatte.  
Mit den Händen grub sie ein kleines Loch und wartete, bis sich Wasser darin sammelte. Auf dem Bauch 
liegend trank sie und fühlte sich gleich besser.  
Sollte sie Nanina bis hierher schleppen? Sie verwarf den Gedanken.  
Mit den Händen und ihrem Stock vertiefte sie das Loch. Ein Stück ihres Kittels war nass geworden und 
brachte sie auf eine Idee. Sie wartete, bis das Loch gut mit Wasser gefüllt war, zog dann den Leinenkittel aus, den 
sie alle als einziges Kleidungsstück im Sommer trugen. Rona knüllte ihn zusammen und drückte ihn in das 
Wasserloch. Er saugte nach kurzer Zeit das Wasser aus dem Loch.  
Rona wartete noch eine Weile, bis der ganze Kittel sich voll mit Wasser gesogen hatte, dann machte sie 
sich auf den Rückweg und hielt den nassen Kittel samt Stock vor sich. Jetzt zogen die Dornen auch noch blutige 
Striemen an den Hüften und dem Oberkörper. 
Nanina stöhnte, als sie bei ihr in der Höhle ankam.  
 »Los, leg dich auf den Rücken und mach den Mund auf!", befahl Rona. Dann wrang sie ihren nassen Kittel 
Stück für Stück über Naninas Mund aus und Nanina schluckte das Wasser.  
Geschafft, dachte Rona und kletterte mit dem immer noch nassen Kittel nach oben in die Sonne, hängte 
ihn an einen Ast, damit er von Sonne und Luft getrocknet werden konnte. 
Sollen wir die Pilze essen, dachte sie, oder sind die roh nicht gut? Sie erinnerte sich, von Hela gehört zu 
haben, dass man Pilze nicht roh essen sollte. Nicht sollte oder durfte, das fragte sich Rona. Sie sammelte frisch 
aussehende Birkenblätter und junge Brombeerblätter legte sie in einen der Pilzkörbe und sprang mit Korb 
hinunter. Sie konnte den Boden jetzt deutlich erkennen. Nanina hatte sich aufgesetzt und betrachtete ihr Bein. 
Sie fühlte sich besser. 
 »Ich hab hier was zu essen", sagte Rona, »wie geht es deinem Bein?" 
 »Weiß nicht, tut nicht mehr so weh", antwortete Nanina gequält. Sie versuchten, etwas von dem 
Mitgebrachten zu essen. Die Pilze waren saftig, die Blätter jedoch würgten beim Runterschlucken.  
Rona schaute sich um, sie lief bis zum Ende dieses Ganges und entdeckte so etwas wie eine Tür. Sie klopfte 
daran und es klang metallisch hohl, ein ungewöhnliches Geräusch für Rona. Auch am anderen Ende des Ganges 
war so ein Geräusch zu vernehmen.  
 »Nanina, du musst versuchen hier heraufzukommen." 
 »Ich versuch's", antwortete sie und zog sich am Haselnussstock hoch. Vorsichtig trat sie auf, es schmerzte, 
ging aber schon besser. Von Rona gestützt und gezogen, schaffte sie es bis zu dem alten Baum auf den 
Schutthügel hinauf. Sie konnte auch die Reste einer Steintreppe erkennen, mit der sie offensichtlich 
zusammengebrochen war. 
Rona kletterte hinaus, legte sich dann auf den Bauch und zog an Naninas noch intakter Hand. Es brauchte 
einige Zeit, da sie nur ein Bein richtig zum Klettern verwenden konnte, bis sie oben und draußen in der Sonne 
war. Sie setzte sich auf einen Stein. Ihre Beine zitterten. Rona, die am ganzen Körper rote Blutstriemen hatte und 
die mit Dreck aus der Höhle zu einer Kruste verklebt waren, setzte sich neben sie.  
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 »Kannst du laufen?", wollte Rona wissen. »Ich werde es versuchen", antwortete Nanina und schaute an 
ihrem Bein hinunter. Das verkrustete Blut war nur eine größere Schürfwunde. Der Knöchel war angeschwollen, tat 
aber nicht mehr so weh beim Auftreten. Mit einem Stock würde es schon gehen.  
 »Du siehst aus wie ein dreckiger Gnom", sagte Nanina zu Rona und beide mussten Lachen.  
 »Wir sollten uns lieber auf Zecken absuchen. Fang du bei mir an", antwortete Rona und stellte sich mit 
dem Rücken in die Sonne vor Nanina, die erst auf dem Stein herumrücken musste.  
 »Da ist eine, in der Kniekehle." Rona brach einen frischen Birkenzweig ab und davon ein kleines Zweiglein. 
Mit dem Daumennagel spaltete sie es an einem Ende und gab es Nanina. Die fasste die Zecke mit dieser 
Holzpinzette soweit vorne wie möglich und drehte das Biest langsam nach oben heraus.  
Die Kinder hatten das von Emma gelernt. Beim Heidelbeerpflücken und Pilzesammeln war es sehr selten, 
dass sie keine Zecken abbekamen.  
Rona untersuchte sich vorne selbst. Vor allem im Bruch, in den weichen Hautfalten versuchten es die 
Zecken gern, an das Blut zu kommen. Sie fand noch zwei, die sie selbst entfernte. 
Nanina zog auch ihren Kittel aus und untersuchte sich und wurde hinten von Rona begutachtet, auch sie 
hatte drei Exemplare, zwei in den Kniekehlen.  
Rona ist viel brauner als ich, stellte sie für sich fest, als sie ihre nackten Körper im Sonnenlicht betrachtete, 
auch an den Stellen, wo die Sonne nicht immer hinkommt.  
Ronas Gedanken richteten sich langsam wieder auf das Buch, das sie zu der unfreiwilligen Nacht in der 
Höhle gebracht hatte. In den Ecken des unterirdischen Ganges lag sonderbarer Schutt und Nischen, die in den 
Wänden waren, erinnerte sie sich gesehen zu haben. Und was war an den Enden des Ganges, ging es dahinter 
weiter? 
Nanina dachte an ihr zu Hause, was wohl Emma, Hela und Alina sagen und tun würden. Vielleicht wurden 
sie schon gesucht? Was sollten sie sagen, wenn sie gefunden wurden? Dann dachte sie an Sika, die sicher allein 
in ihrem gemeinsamen Bett geschlafen hatte, ohne Gruselgeschichten von ihr vor dem Einschlafen zu hören. 
 »Ich gehe noch mal nach unten und verstecke unser Buch. Versuch mal zu gehen. Wir gehen dann nach 
Hause", mit diesen Worten ging Rona in die Höhle, nahm das Buch und sprang in den Gang hinunter. Sie 
versteckte das Buch in einer Wandnische in Kopfhöhe neben einer total staubigen Glasflasche und einem 
unkenntlichen Gegenstand aus stark korrodiertem Metall.  
 
Während Nanina in der Sonne herumhumpelte und versuchte das linke Bein wieder zu benutzen, baute 
Rona das Loch in der Höhle von oben mit Holz und Reisig zu, sodass kein größeres Tier durch konnte. 
Inzwischen war auch Ronas Kittel einigermaßen trocken. Bei beiden meldeten sich Hunger und Durst 
zurück und außerdem verspürte Rona ein gewaltiges Rumoren in ihrem Bauch.  
Sie machten sich auf den Weg mit ihren Pilzkörben und Stöcken. Rona schlug einen Weg ein, der sie etwas 
an ihrem Haus vorbeiführte und den Bach ansteuerte. Dort angekommen zogen sie ihre Kittel aus und wuschen 
sich gründlich. Rona hatte Nanina eingeschärft, dass sie zu niemand etwas über die Höhle und den 
unterirdischen Gang sagen sollte und ihr sogar Strafe angedroht, wenn sie es dennoch tun würde. Wie diese 
Strafe aussehen würde, dazu hatte sich Rona nicht geäußert. Nanina versprach es und hielt es auch dann später 
ein. 
Gegen Mittag kamen sie zu Hause an. Nur Sika und Hela waren im Haus.  
 »Wo wart ihr denn, Emma und Alina suchen euch schon seit dem Morgengrauen. Was denkt ihr, was 
gestern Abend hier los war, als ihr nicht heimkamt." Sika hatte sie vom Garten her kommen sehen und war ihnen 
entgegengerannt. 
 »Wir hatten uns verlaufen und dann ist Nanina mit dem Fuß in ein Loch gefallen und hat sich den Fuß 
verstaucht." 
Sika stand mit großen fragenden und staunenden Augen vor ihnen. 
 »Wir mussten übernachten, haben uns eine Laubhütte gebaut und im Wald geschlafen", antwortete Rona 
der noch mehr staunenden Sika. Nanina bestätigte das und rannte erst mal zur Toilette. Es waren wohl etwas zu 
viele grüne Blätter gewesen.  
Hela kam ihnen aus der Küche entgegen. »Wo wart ihr bloß, wir haben uns große Sorgen gemacht", dann 
umarmte sie die beiden. 
 »Wir haben Riesenhunger", meldete sich Rona und musste dann Hela die ganze Geschichte mit der 
Laubhütte und Naninas verstauchtem Fuß noch einmal erzählen. 
In der Küche machten sich Rona und Nanina über das Fladenbrot und einen Rest kalter Suppe her. 
Brombeertee war noch vom Frühstück vorhanden. Hela bereitete das Mittagessen vor. Etwas später kamen dann 
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auch Alina und Emma aus dem Wald zurück, auch ihnen merkte man die Erleichterung an, als sie von den 
Abenteuern der beiden hörten. 
 
Emma hatte im zeitigen Frühjahr angefangen, in die Rinde von Kieferbäumen Rillen zu schneiden und in 
kleinen Tontöpfen das langsam austretende Harz zu sammeln. Diese Methode hatte sie auf einer Erholungs- und 
Weiterbildungswoche im Dorfzentrum kennengelernt. Das Spezialmesser und die Töpfe hatte sie ausgeliehen. 
Das Harz würde sie gut auf dem jetzt langsam größer werdenden Mark verkaufen können. Eine Harzkocherei, 
drei Tagereisen weiter südlich, hatte angefangen, daraus Firnisse, Seifen und wasserdichte Kitte und sogar 
Pflaster anzufertigen.  
Außerdem konnte man das Harz einfach essen, und wenn es Hela mit eingedickten Fruchtsäften mischte, 
zusammenkochte und erstarren ließ, hatten alle, besonders aber die Kinder, sehr begehrte Kaubonbons. 
Wie immer half ihr dabei Rona und manchmal gingen auch Nanina und Sika mit.  
Bald hatte Emma genug Harz für den Markt gesammelt. Sie wollte gern einen Esel für die mühsame 
Feldarbeit und für den Transport des Holzes aus dem Wald kaufen. Alina und Hela waren dagegen, sie meinten, 
im Haushalt wären noch andere Dinge dringend wichtig. Hela wollte ein paar Töpfe und eine Backform. Alina, die 
meist die Wäsche wusch, brauchte dringend ein neues Waschbrett, da das alte halb kaputt war. 
Der Erlös aus ihren Marmeladen, Strick- und Websachen, den getrockneten Pilzen und dem Harz und den 
anderen kleinen Dingen, würde nicht ausreichen, all die Wünsche auch annähernd zu erfüllen. Die 
Jahreswendefeier wollte ausgestaltet werden und dafür mussten einige Zutaten gekauft werden, die sie nicht 
selbst herstellen konnten. Leder für die Sandalen war auch nur noch wenig da und am liebsten hätten sie fertige 
vom Markt gekauft, wenn das Geld reichen würde. Besonders die Sandalen für den harten Winter waren nur sehr 
aufwendig herzustellen. Die Kinder wurden größer und brauchten neue Sachen, wenigstens Rona. Ihre noch 
tragbaren Sachen wanderten sowieso zu Nanina und Sika. Vom Dorfzentrum erhielten sie jährlich pro Frau und 
Kind 12 Kupfer. Das sollte und musste für Zusatzausgaben reichen. 
Im Sommer fand der Markt im Rhythmus von zwei Wochen statt. Doch nicht jedes Mal waren die Frauen 
dabei. In den ersten Jahren machten sich immer zwei Frauen in einem bestimmten Wechsel auf die drei Tage 
dauernde Reise. 
Als in diesem Jahr Emma und Alina an der Reihe waren, schlug Alina vor, dass doch Rona mitgehen 
könnte, sie sei jetzt alt genug dafür und sie hätte auch beim Abenteuer mit Nanina gezeigt, wie selbstständig 
und umsichtig sie sein könne. 
Rona war begeistert und wurde von Nanina und Sika beneidet.  
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12 Unbeschwerte Jugend 
 
Hela und Alina waren in diesen Jahren ein festes Paar geworden. Nicht ein Blatt Papier hatte zwischen 
ihnen Platz.  
Die Architektinnen dieses Dorfprojektes hatten vielleicht angenommen, es würde immer eine harmonische 
Dreierbeziehung entstehen, ein stabiles Dreieck aus den Müttern, darin eingebettet ein stabiles Kinderdreieck. 
Beides ineinander verwoben ergab ein stabiles Hexagramm oder eine Bienenwabe. Doch ihre spezielle 
Lebensgemeinschaft im Blockhaus Nummer zwei war keine solche Vollkommenheit.  
Jedes Mal, wenn Emma nachts still vor sich hin weinte, hatte sie den Eindruck, dass Rona sie am nächsten 
Morgen mit den Worten, »Gehen wir heute in den Wald?", begrüßte und ihre großen, braunen Kinderaugen 
strahlten sie erwartungsvoll an. 
Ja, der Wald, da waren sie allein und Holzmachen war schwer. Selbst wenn Rona erschöpft war und lieber 
spielen wollte, konnte allein ihre Anwesenheit der Motor sein, der Emma kaum ruhen ließ und der sie davon 
abhielt, zu laufen ohne umzukehren. 
Oft hatte sie es sich in ihren nächtlichen Wachzuständen vorgestellt: einfach nur laufen, so weit die Füße 
sie trugen.  
An Holz mangelte es ihnen im Blockhaus nicht mehr. Emma nutzte jede Gelegenheit, im Wald zu sein. Sie 
konnte Alinas und Helas Zweisamkeit immer weniger ertragen. 
 
Die Jahre rannen wie Sand durch ein Stundenglas. Langsam und nahezu unmerklich veränderten sich die 
Menschen und ihre Umstände.  
Ungeachtet des Gebots, die Kinder nicht mit der übrigen Welt in Kontakt kommen zu lassen, waren sich 
die Frauen einig, dass die 12-jährige Rona, anstelle von Alina, Emma zum Markt begleiten sollte.  
Die Reise zum Markt traten Emma und Rona schon im Morgengrauen mit ihrem Handwagen an. Die Fahrt 
dahin dauerte den ganzen Tag. Auf dem Markt angekommen, übernachteten sie in einer Herberge und am 
nächsten Tag wurde meist bis zum Mittag Markt gehalten. 
Von weit her kamen die Marktfrauen, kauften, verkauften und tauschten und vor allem tauschten sie sehr 
viel Neuigkeiten aus.  
Der Markt wuchs jetzt jedes Jahr ein kleines Stück weiter, seit nordwestlich neues Siedlungsgebiet 
freigegeben worden war.  
Die Freude Ronas über die vielen neuen Dinge, die da als Waren oder Tauschobjekte angeboten wurden, 
und über die vielen neuen Gesichter übertrug sich auch auf Emma.  
Immer wieder tauchten auch Mädchen an ihrem Stand auf und schauten sich weniger die ausgelegten 
Produkte an als Rona, die immer etwas verlegen wurde, wenn sich die fremden Mädchen anschauten und zu 
kichern anfingen. 
Als Emma an einem anderen Stand mit einer Händlerin über ein paar Töpfe verhandelte, kamen zwei etwas 
ältere Mädchen auf Rona zu und fragten sie, wo sie herkomme und wie lange sie noch am Stand bleiben müsse.  
 »Weiß ich nicht", Rona zuckte nur mit den Schultern.  
 »Komm doch am Nachmittag zum See baden, wir sind auch dort." Die Mädchen rannten kichernd weg. 
Gegen Mittag begannen die Händlerinnen langsam ihre gekauften, getauschten und nicht mehr 
verkauften Waren für den Heimtransport zu verpacken. 
Als Emma und Rona damit fertig waren und sie alles auf ihren Handwagen geladen hatten, zogen sie ihn 
zur Herberge.  
Rona fragte Emma, ob sie sich ein bisschen den Ort ansehen könnte. Emma konnte es ihr nicht 
abschlagen, obwohl sie den beiden daheimgebliebenen Frauen versprochen hatte, Rona immer bei sich zu 
haben. 
 »Aber nur mal kurz durch den Marktflecken und dann gleich wieder zurück ² Rona ² hörst du!", rief 
Emma ihr noch hinterher. 
Doch Rona war nach ungefähr einer Stunde immer noch nicht zurück. Emma wurde ungeduldig. Sie 
wartete in der Herberge und unterhielt sich mit einer Händlerin, eine Frau mittleren Alters, aus dem Nordwesten 
bei einem Glas süßem Gewürzwein. 
Emma erzählte ihr so ziemlich alle Lebensumstände, bis auf die besonderen Umstände der Kinder in ihrem 
Blockhaus. Doch die interessierten die Händlerin nicht und beinahe hatte sie den Eindruck, die Frau kannte sie. 
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Die Frau schlug Emma vor, sie doch mal besuchen zu kommen. Am liebsten wäre sie sofort mit Emma zum 
Blockhaus auf ein paar Tage mitgegangen. Emma hatte große Mühe, sie davon abzuhalten. Das durfte sie unter 
keinen Umständen zulassen. Und dann sagte ihr die Fremde noch, dass sie sich unbedingt wieder sehen sollten. 
Auf ein Stück Packpapier malte sie einen Weg, wie sie vom Markt aus gehen müsste, um die kleine Gemeinschaft 
zu finden.  
Emma konnte nichts versprechen, denn sie würde ja noch mindestens zwei Jahre an das Blockhaus 
gebunden sein. Doch die Händlerin war von der Gewissheit durchdrungen, dass sie sich früher wieder sehen 
würden. Wenigstens wollten sie sich auf dem Markt immer wieder treffen. Sie würde auch in vierzehn Tagen hier 
sein. 
Warum will sie uns unbedingt besuchen kommen, grübelte Emma, als ob sie ahnt, dass niemand Fremdes zu 
uns kommen darf.  
Sie hatte bis dahin noch nicht daran gedacht, was sie denn nach dieser Zeit im Blockhaus genau anfangen 
wollte. Für sie war bisher immer klar gewesen, dass sie wieder zurückgehen würde und dieses Zurück lag weit im 
Süden, am Meer, dort wo es immer warm und nur im Winter ein wenig frischer war und etwas Regen gab. 
Dann kam Rona angerannt, heiß im Gesicht und ganz aufgeregt. 
Emma wollte schimpfen und sah in Ronas Gesicht, doch dann fragte sie nur: »War's schön?" Rona 
antwortete nur mit »Ja". 
Die Händlerin lächelte und stellte fest: »Du bist aber ein hübsches Mädchen, wie alt bist du denn?", und zu 
Emma gewandt: »Bringe deine Tochter unbedingt mit, wir haben auch zwei Mädchen."  
Dann drehte sie sich wieder zu Rona: »Da macht ihr eine Reise. Dort könnt ihr zusammen spielen. Wir 
haben auch zwei Ponys zum Reiten. Das wird dir sicher Spaß machen." Sie gab Rona ein süßes Geleebonbon und 
verabschiedete sich mit den Worten: »Wir sehen uns sicher bald wieder!" 
Emma bestellte zum Abend für sie beide ein Omelett. 
 
 »Emma, die Mädchen haben mit mir gespielt, obwohl ich diesen komischen Bruch habe." 
 »Der ist doch nicht schlimm, Rona." 
 »Wir haben mit einem Ball gespielt, so Hochwerfen und Fangen und wer den Ball gefangen hat, der 
musste die küssen, die den Ball geworfen hatte." 
Emma lächelte, sie erinnerte sich an ihre Kinderspiele. Meist hatte das Mädchen, das sie küssen wollte, ein 
anderes zum Küssen. Nur einmal hatte sie eine kleinere Freundin, die aber bald wegzog.  
 »Wenn ich dran war, wollten alle mich küssen. Die rannten wie verrückt nach dem Ball und haben sich 
richtig gestritten." 
Emma stutzte. 
 »Die wollten auch sehen, wie ich mit meinem Bruch pinkle." 
 »Wieso haben die gewusst, dass du einen Bruch hast?" Emma wurde ernst.  
 »Wir waren vorher baden im See, und als ich rauskam und zur Herberge wollte, haben sie mich nicht 
gelassen. Sie haben meinen Kittel versteckt und ich musste mit Ballspielen, wenn ich ihn zurückhaben wollte." 
Was Rona Emma nicht erzählte, die Mädchen wollten auch alle Ronas Bruch anfassen, was er 
notgedrungen zulassen musste, um seinen Kittel wieder zu bekommen. Zum Glück hatte er den Kittel schon 
wieder übergestreift als sein Pinkelschlauch groß und hart wurde. 
Emma wurde noch nachdenklicher und schaute sich Rona an. Es musste sehr aufregend für sie gewesen 
sein. 
  »Und beim Küssen", fuhr Rona fort, »wollten alle ihre Zunge in meinen Mund stecken." 
Emma sah Rona an, den vollen Mund, die großen braunen Augen.  
Ja, das könnte ich mir gut vorstellen, dachte sie und spürte eine leichte Erregung, wie würde das wohl sein?  
 »Und, Rona, hast du dich küssen lassen?" 
 »Erst wollte ich nicht und habe die Zähne zusammengebissen. Als sie mich ausgelacht haben, dann habe 
ich den Mund aufgemacht ² warum machen das die anderen Mädchen, Emma?" 
 »Weil es Spaß macht, wenn man es richtig gelernt hat. Die Mädchen lernen das und am meisten Spaß 
macht es mit dem Mädchen, das man liebt." 
Ach Rona, dachte Emma, du machst mich traurig, du wirst es wohl nicht brauchen können. Für euch ist das 
nicht vorgesehen. Warum eigentlich, spann sie den Faden ihrer Gedanken weiter, was erwartet euch denn? Ein 
Leben ohne Liebe? Sie wusste es nicht genau, aber sie ahnte es aus der Erzählung von Wella, der Fischfrau. 
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13 Verbotene Spiele 
 
Als Rona begeistert vom Markt zurückkam, platzte sie laut heraus: »Ich hatte den halben Tag frei!" Nanina 
und Sika hörten sehr neugierig zu. »Dort waren noch viele andere Kinder. Wir haben mit einem Ball gespielt, 
dann Fangen und Verstecken." Sika und Nanina bekamen große Augen. 
 »Dann sind wir baden gegangen", fuhr Rona fort »und anschließend haben wir Lieben und Küssen 
gespielt." 
 »Lieben und Küssen?" fragte Sika staunend, Fangen und Verstecken, auch das Auskitzeln, spielten sie ja 
selber, das war nichts Neues. 
 »Was ist das für ein Spiel?", wollte jetzt auch Nanina wissen. 
 »Das ist ganz einfach", erklärte Rona. Ein Kind stellt sich in die Mitte eines Kreises, die anderen 
rundherum. Das Kind in der Mitte wirft den Ball hoch und weit weg und ruft dabei: »Wer mich liebt, der fängt 
ihn." Wer den Ball gefangen hat, der geht dann zu dem Kind in der Mitte und küsst es auf den Mund oder dann 
auch noch woanders hin. Die anderen zählen dabei 1 ² 2 ² 3 ² 4 ² 5 ² 6 - 7 ² 8 ² 9 ² SCHLUSS MIT DEM KUSS. 
Dann kommt eine Andere in die Mitte und es beginnt von vorn." 
 »Waren das richtige Mädchen oder hatten auch welche einen Bruch?", wollte Nanina noch wissen.  
 »Richtige Mädchen", bestätigte Rona und fügte noch hinzu, die haben mich alles mitmachen lassen, 
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hatte. 
 »Das nächste Mal gehe ich wieder mit, das hat mir Emma versprochen." Rona schien bei diesem Satz den 
Markt und all sein aufregendes Treiben vor dem inneren Auge zu haben. 
Das nächste Mal war noch einmal Emma mit dem Marktbesuch an der Reihe. Auch Hela hatte keine Lust, 
sie wollte erst wieder mit Alina gehen.  
Als der Zeitpunkt heranrückte, war Rona sehr traurig und heulte beinahe, sie hatte sich zwei Tage vorher 
beim Holzholen den linken Fuß gequetscht. Der war jetzt dick und blau und sie konnte nur mit einem Stock im 
Haus herum humpeln.  
Emma erklärte sich einverstanden, es mit Nanina zu versuchen. Nanina war aufgeregt vor Neugierde und 
vor Stolz, weil sie schon das machen durfte, was sonst nur Rona gedurft hätte. 
Am Abend vorher gab ihr Rona noch ein paar Tipps: »Wenn sie dich küssen, erschrecke nicht, sie stecken 
dir ihre Zunge in den Mund und - wenn du sie nicht reinlässt, dann kitzeln sie dich aus." 
Rona schaute Nanina einen kurzen Moment an und dann sagte sie plötzlich: »Pass auf so."  
Rona hielt blitzschnell Naninas Kopf fest und näherte sich ihrem Mund. Und ehe Nanina noch reagieren 
konnte auf das, was geschah, hatte Rona ihre Zunge in Naninas Mund gesteckt und versuchte mit ihrer Zunge zu 
spielen.  
Nanina wollte sich losreißen, ließ es aber mit geringem Widerstand geschehen. Dann ließ Rona los und 
lachte. 
 »Und das soll Spaß machen?", fragte Nanina ungläubig. 
 »Anfangs ging es mir so wie dir", gab Rona altklug von sich, »später habe ich mitgemacht, als sie mich 
ausgekitzelt hatten und ich fast keine Luft mehr bekam."  
Auskitzeln geht ja noch, dachte Nanina, als sie noch mal an Ronas Vorführung des Küssens dachte, das 
hatten die Drei auch schon gemacht und Sika liebte es besonders, aber das mit der Zunge war ihr unheimlich.  
 
Sie war schon eine Stunde mit Emma unterwegs, als die Sonne über den Bäumen aufging und die 
Waldvögel ihr Morgenkonzert beendeten.  
Nanina war voller aufregender Erwartungen. Emma lief die ganze Zeit schweigend neben ihr, bis sie sagte: 
»Es geht ja, Nanina, du läufst und ziehst so gut wie Rona." 
Nanina war wieder stolz auf sich, dass sie Rona schon vertreten konnte. Dann dachte sie wieder an den 
Kuss gestern Abend und nahm sich vor, wenn es denn dazu kommen sollte, gleich am Anfang die Zähne etwas 
aufzulassen.  
Nach einer weiteren Stunde machte Emma eine Pause. Sie aßen etwas Fladenbrot mit Ziegenkäse und 
tranken kalten Tee aus einem Krug. 
 »Emma", fragte Nanina, »die Kinder dort sind doch alle normal und nicht so wie wir?" 
 »Ja, natürlich", antwortete Emma gelangweilt, »warum fragst du?" 
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 »Rona hat gesagt, dass sie mit ihr gespielt und sie nicht ausgelacht haben."  
 »Ja, warum sollten sie lachen?"  
 »Wegen des Bruches."  
Emma hatte noch nicht darüber nachgedacht, dass sich die Kinder vielleicht schämen könnten, dass sie so 
anders waren. Sicher, das war alles sehr empfindlich und hatte wohl nur den einen Vorteil, dass sie im Stehen 
pinkeln konnten. Emma lächelte. 
 »Nanina, jetzt mach dir mal keine Gedanken. Rona wurde auch nicht ausgelacht, im Gegenteil, alle 
Mädchen dort wollten sie küssen, weil sie etwas anders war und sie so ein Mädchen noch nie gesehen hatten. 
Falls du die Mädchen wieder triffst, wissen die schon Bescheid und du bist nicht mehr so neu und unbekannt für 
sie. Ich denke, die werden dich in Ruhe lassen." 
Und sie fügte noch zur Beruhigung hinzu: »Bleib einfach immer bei mir, wenn du Angst vor den anderen 
hast. Aber die tun dir ganz bestimmt nichts an, was dir wehtun könnte." Emma fragte sich, ob Nanina Angst oder 
Freude oder beides hatte, wenn sie auf fremde Kinder treffen würde.  
Nach weiteren zwei Stunden erreichten sie die Lichtung mit der Kreuzung. Deutlich konnte Nanina den 
Abzweig nach der alten Wüstung erkennen. Dort lag das Buch über die Jagd gut versteckt in einer Wandnische 
der eingebrochenen Höhle. Nanina wusste nicht, dass es einmal der Keller eines Hauses gewesen war, der einer 
ganz anderen Zivilisation angehört hatte. Sie erinnerte sich an die Bilder, die sie gesehen hatte und fragte: 
»Emma, was ist ein Jagdbogen, kann man damit Tiere fangen? 
Emma schaute Nanina erstaunt an, sie musste sich erst vergewissern, was gemeint war.  
 »Meinst du eine Falle, mit der man Tiere fängt und die dann nach oben schnellt, wenn das Tier in der 
Schlinge ist?" 
 »Nein, ich meine einen Bogen, mit dem man einen spitzen Stock abschießt und dann ein Tier trifft." 
Emma blieb mit dem Handwagen stehen: »Wo hast du denn das her?"  
Nanina fiel Ronas Drohung ein, ja nichts von ihrem Versteck zu verraten und ausweichend antwortete sie: 
»Von Rona, die hat es vom Markt." 
Gab es auf dem Markt Bögen zu kaufen? Emma konnte sich nicht erinnern, welche gesehen zu haben. In 
ihrer Ausbildung hatte sie einmal einen Sportbogen in die Hand bekommen und sollte auf eine Strohscheibe 
schießen. Bogenschießen war das Hobby einer ihrer Ausbilderinnen. Für Emma war es faszinierend gewesen, wie 
der Pfeil den Bogen verließ und in der Scheibe stecken blieb. Bei ihr flog der Pfeil allerdings an der Scheibe 
vorbei. Ein Training hatte sie nicht bekommen. 
 »Man braucht einen Bogen aus Holz, eine Sehne, Pfeile und dann muss man noch treffen." Der 
Handwagen setzte sich wieder in Bewegung. Der Weg war sandig und immer wieder lagen kleine Steine da, die 
dann an der Deichsel des Wagens ruckten und die Fahrt beschwerlich machten. 
 »Man muss das Tier treffen?", fragte Nanina, was sie schon wusste, sie wollte nur noch mehr erfahren. 
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Emma überlegte, was sie hier in der Wildnis abgehalten hatte, der Jagd nachzugehen. Weil es keine 
gefährlichen Tiere gab? War es, dass sie sich nicht zutraute, zu treffen und ein verletzt flüchtendes Tier ihren 
Seelenfrieden gestört hätte? Aber was störte denn nicht ihren Seelenfrieden? 
Nanina war mit der Antwort Emmas zufrieden. Sie stellte sich immer wieder vor, wie ein von ihr 
abgeschossener Pfeil durch den Wald flog, ein Reh traf, das dann tot niederfiel. Sie vermied es, in die Augen des 
gedachten Tieres zu blicken. 
So in ihren Tagträumen gefangen, verging die Zeit und es wurde Mittag. Auf einem Stück besonders 
weichen Waldbodens, im Schatten einer Buche, hielten sie Mittagspause. 
Emma schlief sofort nach dem Verzehr ihres Fladenbrotes mit Dörrfleisch und dem kalten Brombeertee. 
Nanina reichte die Ruhepause während des Essens, um sich zu erholen. Sie erforschte die Umgebung, fand 
drei schöne große Steinpilze, einen Fuchsbau, ein Vogelnest in einem größeren Strauch mit fünf Vogeleiern und 
machte sich eine Gerte von einem Haselnussstrauch ab. Dieser Stock war jetzt ihr Bogen. Nun brauchte sie noch 
eine Sehne und Pfeile. 
Emma freute sich über die frischen Pilze und meinte, dass sie die heute Abend zusammen mit den 
gebratenen Vogeleiern in der Herberge essen könnten. 
Als sie wieder eine ganze Zeit unterwegs waren, fragte Nanina, was sie denn als Sehne nehmen könnte. Da 
es wieder Zeit für eine Pause war, blieb Emma stehen und schaute Nanina an. Sie hatte immer ein sonderbares 
Gefühl, wenn sie Nanina betrachtete, sie konnte es vielleicht Ehrfurcht nennen. Irgendwie war sie anders als die 
beiden anderen Kinder. Für sie war sie so etwas wie ein überirdisches Wesen, ein Engel, kein erdverbundener 
Elementargeist, ein über der Erde schwebendes Wesen, in dem kindliche Naivität mit einer unbekannten, uralten 
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Weisheit verbunden schien. Dieses Gefühl hatte sie schon, als Nanina noch sehr klein in ihren Armen lag. Wenn 
sie ihr einen Kuss gab, wusste sie oft nicht, ob es eine Gnade Naninas war, dass sie gerade dieses Kind haben und 
küssen durfte. Aber das war nur so ein irrationales Gefühl und drängte sich nur gelegentlich in die Realität ihrer 
übrigen Existenz. 
Emma suchte und fand dann einen starken Bindfaden, der mit Bienenwachs haltbarer gemacht und mit 
dem die Plane über dem Handwagen ringsum festgezurrt war.  
Emma schnitt ein Stück davon ab. Der Rest reichte immer noch für die Plane. Sie machte zwei Kerben an 
den Enden von Naninas Haselnussstecken, spannte den Stock zum Bogen zwischen den Beinen und band die 
Schnur fest. 
Nanina strahlte überglücklich. 
 »Das Holz ist noch zu frisch, das muss trockener sein. ² Du brauchst auch noch Pfeile, Nanina." 
Emma freute sich mit Nanina. Gemeinsam suchten sie nach trockenen, dünnen und kerzengeraden 
Haselnussgerten. Emma schnitzte eine Spitze daran und nach dem ersten Abrutschen von der Sehne hinten noch 
eine Kerbe hinein. 
Nanina konnte es kaum erwarten, sie hüpfte vor Freude. 
Emma hatte Mühe, sich zu erinnern: »Pass auf, Nanina, du musst den Bogen ein wenig schräg halten, sonst 
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Emma ließ den Pfeil los, er verfehlte den Baum und flog weiter in den Wald. Nanina rannte fast so schnell 
wie der Pfeil hinterher und fand ihn auch wieder. Er steckte schräg in der Erde. 
Nanina kam begeistert zurück. Unter Emmas Anleitung probierte Nanina ein paar Mal das Bogenschießen 
und tatsächlich gelang es ihr immer besser. 
 »Wir müssen jetzt los, wir haben uns schon verspätet." 
 »Bitte noch einmal", bettelte Nanina. 
 »Das ist aber das letzte Mal!", antwortete Emma schmunzelnd.  
Vielleicht sollte sie den Kindern das Bogenschießen beibringen, vielleicht einen besseren, richtigen Bogen 
bauen. Emma dachte dabei an sich und wie sie mit einem richtigen Bogen schießen würde. Dabei musste sie 
innerlich lachen. Ein Bogen für die Kinder war genug. Die Freude der Kinder würde auch ihre Freude sein. Ein 
bisschen wunderte sie sich schon über Nanina, wie sie so begeistert für einen Bogen schwärmen konnte. Ein 
Bogen war eine Waffe und war eigentlich geächtet und nur in speziellen Fällen für die Jagd erlaubt.  
Vielleicht, so dachte sie weiter, können die Kinder nach ihrer Operation in die neuen Siedlungsgebiete und 
dort ist ein Bogen zur Jagd ganz nützlich. Es sollen dort Wölfe und Bären gesehen worden sein, wie sie auf dem 
Markt erfahren hatte. 
Nanina hüpfte fast die ganze nächste Zeit neben Emma, als sie sich wieder auf den Weg machten. Was 
würde Rona sagen, wenn sie mit einem Bogen zurückkam? Nanina hatte für den Rest des Weges nur noch 
Gedanken für das Bogenschießen und immer wieder musste Emma erzählen, wie sie einmal mit einem richtigen 
Bogen auf eine Strohscheibe geschossen hatte. Nanina nahm sich vor, sofort eine Zielscheibe aus Stroh zu 
binden, wenn sie wieder zu Hause sein würde. Eine Zeit lang wusste sie nicht, auf was sie sich mehr freuen sollte, 
auf den Markt oder auf das Bogenschießen zu Hause. 
Gegen Abend, die Sonne war schon untergegangen, erreichten sie die Herberge. Sie stellten ihren Wagen 
im Hof ab und gingen in die Gaststube. Viele Wagen waren abgestellt. Einige größere, die von Eseln oder sogar 
Ponys gezogen wurden, standen auch da. Aus den Ställen drangen die Geräusche der Zugtiere. 
Die Herberge war jetzt drinnen so voll, dass sie draußen auf einer Bank sitzen mussten. Emma bezahlte 
einen Kupfer für sich und einen halben für Nanina, damit waren die zwei Übernachtungen bezahlt. 
 »Na, wieder einmal hier? Darf es noch etwas zu essen sein?" fragte die bedienende Frau und lächelte 
Emma an. Sie kannten sich. 
 »Danke, wir haben noch Fladen", antwortete Emma, »könnt ihr in der Küche die Steinpilze und die 
Vogeleier braten?" 
 »Ich rede mal mit der Küche." Dann kam die Bedienung zurück und sagte: »Geht in Ordnung, gebt das 
Zeug mal her. Es macht dann einen Viertelkupfer." 
Es dauerte eine ganze Weile, aber dann saßen die beiden doch noch über ihrem leckeren Mahl. Die 
Küchenfrau hatte noch etwas Salat und zwei gekochte Karotten dazugelegt. Emma bestellte noch eine Limonade 
für einen Viertelkupfer  
Nanina und Emma waren irgendwie glücklich, trotz des langen Marsches durch den Wald und der Blasen 
an Naninas Ferse. Emma freute sich, nach langer Zeit wieder einmal mit Nanina allein zu sein.  
Sie schliefen gut auf den harten Holzpritschen und den groben Decken.  
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Morgens wuschen sie sich an dem Brunnen im Hof, wobei immer abwechselnd eine den 
Pumpenschwengel bedienen musste. Esel standen neben ihnen, die aus dem Trog soffen. 
Sie zogen mit ihrem Wagen zum Markt, der sich langsam belebte. Emma bezahlte einen halben Kupfer  für 
einen Stand, den sie sich mit einer anderen Marktfrau teilen musste. Die Nachbarin stammte aus dem 
Marktflecken und bot Ledergürtel, Sandalen zum Schnüren und auch festeres Schuhwerk an.  
Nanina holte ihre Waren vom Handwagen und Emma sortierte die Auslagen, wobei sie sich mit der 
Lederfrau nur mit Mühe einigen konnte. Jede wollte mehr Platz, als die Hälfte des Tisches hergab. 
Gestrickte Socken, Handschuhe, auf einem kleinen Handrahmen gewebte und mit verschieden Pflanzen 
und Früchten gefärbte Schals, getrocknete Apfelscheiben in einem Stoffbeutel, getrocknete Heilpflanzen, 
Wildkräuter und Pilze, eingedickte Preiselbeeren, Brombeeren, Himbeeren und Heidelbeeren. Von den Kindern 
gesammelte Haselnüsse vom letzten Jahr standen in einem Korb neben geschnitzten Tieren von Sika. Rona hatte 
unter Helas Anleitung aus trockenem Buchenholz Kämme gemacht. Ein kleines, geschnitztes Segelschiff mit 
einem richtigen Segel aus einem Stofffetzen hatte Nanina anzubieten. 
Einen großen Platz beanspruchte auch das gesammelte Harz, das als erste Ware von einer Aufkäuferin 
gesichtet und verhandelt wurde. 
Die zweite Kundin, die an dem Stand erschien, war eine alte, schon krumme und im Gesicht runzlige Frau, 
die auf einen Krückstock gestützt angehumpelt kam. Unstetig huschte ihr Blick über die Auslagen. Als sie schon 
im Begriff war wegzugehen, fiel ihr Blick auf Nanina.  
 »Wer bist du denn, dich habe ich hier noch nie gesehen?" 
 »Ich bin Nanina." 
 »So, Nanina." Die Frau schaute Nanina länger ins Gesicht. Dann verklärte sich ihr Blick und sie sprach leise 
und wie zu sich selbst: »Nein, du bist nicht ² wie ² du bist eine Perle ² eine Perle unter Kieselsteinen." Ein Grinsen 
zog sich über ihr Gesicht. Dann fragte sie laut, Nanina streng anschauend: »Was hast du hier gemacht?" Dabei 
wischte sie mit einer Handbewegung über die Auslagen.  
Nanina zeigte auf das kleine Segelboot. 
 »Wie viel?" 
 »Einen Viertel", antwortete Emma für die verdutzte Nanina. 
 »Hm", die Alte lächelte und kramte in einem Stoffbeutel herum und hatte dann einen Halben in den 
knochigen Fingern. Den legte sie auf das grobe Holz und sagte: »Stimmt!" Sie humpelte davon. 
Nanina stand eine Weile sprachlos da. Emma stieß sie an: »Los, bring ihr das Schiff nach." 
Nanina lief hinterher: »Du hast das Schiff vergessen!" 
Die Alte blieb stehen, sah Nanina noch einmal an und sagte dann leise: »Ich habe dich gesehen ² behalte 
dein Schiff und viel Glück ² du wirst es brauchen können." 
Nanina stand für einen Augenblick wie gelähmt. Sie verstand nichts und wusste nicht, was sie tun sollte. 
Emma holte sie ab.  
 »Wie der Anfang, so das Ende", sagte Emma gegen Mittag, als der Handel so langsam endete, »wir haben 
viel verkauft." Emma hatte alle Besorgungen bei den anderen Händlerinnen gemacht und preiswert so viel wie 
möglich von der Liste eingekauft, die von den drei Frauen gemeinsam aufgestellt worden war.  
Emma hatte sogar den Verdacht, dass Nanina mehr verkauft hatte als sie. Deshalb war sie zuletzt auch 
nicht in Eile, wenn sie zu einer anderen Händlerin ging, um selbst etwas zu kaufen. 
  »Hier hast du einen Kupfer, geh und kauf dir was!" Nanina lief glücklich los, vorbei an den Ständen mit 
Stoffen und Wolle, vorbei an dem einzigen Stand mit den teuren Nägeln und dem fast unerschwinglichen 
Handwerkszeug zum Bauen, vorbei an Töpferwaren, die schon nahezu alle wieder verpackt waren. Bei einem 
Bücherstand blieb sie stehen und hoffte etwas über die Jagd mit Pfeil und Bogen zu sehen. Sie sah nur Romane 
und Bücher zu Haus, Garten und Küche. Diese Schriften waren ebenfalls sehr teuer. 
Sie fand den Stand mit Spielzeug und Schmuck gerade noch zur richtigen Zeit. Die Marktfrau, groß, 
schlank und im mittleren Alter, in einem hellblauen Leinenkittel mit einem violetten Gürtel und einem ledernen 
Halsschmuck mit aufgezogenen, silbernen kleinen Zylindern, war aufgehalten worden und begann jetzt erst mit 
dem Zusammenpacken.  
Nanina hatte so ein Violett noch nie gesehen. 
Heute waren die Kinder ausgeblieben und das Geschäft war deshalb nur in erster Linie mit Schmuck 
gelaufen. Puppen und Puppensachen, Stofftiere und ein paar Brettspiele lagen noch da. Ein Holzbrett aus acht 
mal acht schwarzen und weißen Quadraten faszinierte Nanina. Wie gebannt blieb sie davor stehen. In zwei 
Reihen standen sich schwarze und weiße Spielfiguren gegenüber. In der hinteren Reihe standen jeweils in den 
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Ecken zwei Elefanten, dann zwei Tiger und zwei Nashörner. In der Mitte standen ein Bär und ein Löwe. Die 
vordere Reihe bildeten acht Wölfe. Alle Tiere waren sehr sorgfältig aus Holz geschnitzt und offenbar gefärbt. 
 »Was ist das für ein Spiel?", wollte Nanina wissen. 
 »Ein Schachspiel", bekam sie zur Antwort.  
 »Was kostet das?" Nanina war rot vor Aufregung. 
 »Einen Silber", jetzt erst schaute die Frau auf und musterte Nanina, »wie viel hast du denn?" Die Frage 
schien überflüssig zu sein, bisher hatte sie noch niemand gefunden, die sich dafür interessiert hatte. 
 »Einen Kupfer" 
 »So, einen Kupfer, das ist etwas zu wenig", die Frau lachte, dann sah sie das enttäuschte Gesicht von 
Nanina und setzte hinzu, »vielleicht habe ich noch was für dich." Sie kramte in einem schon zum Verladen 
bereiten Korb und holte ein kleines Brett mit denselben acht mal acht schwarzen und weißen Feldern hervor. 
Dazu gab es jeweils 16 schwarze und weiße runde kleine Holzscheiben.  
Nanina spürte plötzlich ganz deutlich etwas wie Worte in ihrem Kopf, die sie nicht gehört hatte. Worte, die 
bedeuten konnten: Dich will ich küssen. So deutlich hatte sie noch nie Worte empfunden, die nicht gesprochen 
waren und die sie nicht gehört hatte. Für einen kurzen Moment glaubte Nanina, sie müsse nur auf eine 
bestimmte Art lauschen, um Worte zu empfinden, die sie selbst nicht dachte, sich aber auf sie bezogen. Früher 
hatte sie schon bemerkt, wenn Rona oder Sika sie in Wut angreifen oder mit ihr streiten wollten, dass sie es 
bemerkte, noch bevor sie etwas sagten oder handgreiflich wurden. Meistens und das gelang ihr immer besser, 
konnte sie die beiden dann beruhigen. 
»Das ist ein Damespiel, ist so ähnlich wie das Schach ² kostet zwar etwas mehr als einen Kupfer, aber wir 
können ja handeln ² was hast du denn noch anzubieten außer deinem Kupfer?" 
Nanina überlegte und kramte in ihren Kitteltaschen, fand aber nichts Brauchbares, dann überlegte sie, ob 
noch etwas bei Emma war, aber das konnte sie ja nicht verhandeln, das gehörte nicht ihr. Wieder enttäuscht 
schaute sie die Frau an. 
 »Na, lass schon, ich mach dir einen Sonderpreis, weil ich einpacken will. Wo kommst du denn her? Aus 
dem Blockhaus im Wald?" Die Frau schmunzelte, als wüsste sie um das Geheimnis mit ihrem zu Hause. Sie 
schaute Nanina noch einmal gründlich an und lachte dann, als sie sagte: »Gib mir deinen Kupfer und einen Kuss, 
dann sind wir einig." 
Nanina schaute sie verdutzt an, legte ihren Kupfer hin und beugte sich zu der großen schlanken Frau über 
den Tisch. Die nahm sie beim Kopf, und ehe Nanina noch zum Kuss ansetzen konnte, hatte sie schon einen 
flüchtigen Kuss auf jeder Wange und einen herzhaften auf ihrem Mund. Sie nahm das Brett und die runden 
Scheiben in einem kleinen Kästchen in die Hände und rannte zu Emma. Die Frau rief ihr laut lachend hinterher. 
»Du hast noch was vergessen - die Spielanleitung. Wir sehen uns mal wieder, ja" 
Nanina rannte zurück. 
 »Hier ist die Anleitung, ich will nicht überbezahlt sein und viel Spaß damit ² wo kommst du denn her?" 
Nanina zeigte nur die Richtung ihres Marktstandes und rannte schnell fort. 
Emma war schon mit dem Zusammenpacken fast fertig und fragte neugierig: »Was hast du denn 
gekauft?" 
Nanina zeigte ihren Schatz. »Oh, ein Damespiel!" Emma kannte es von ihrer Mutter und deren Freundin, 
die hatten es manchmal gespielt. Aber eigentlich war es nicht gut angesehen und wurde gerade noch so bei 
älteren Frauen geduldet. Alle anderen Kampfspiele aus dem vorhergehenden Zeitalter waren zwar nicht generell 
verboten, wurden aber nicht hergestellt und verkauft, sie wurden praktisch geächtet. Es gab ja auch sehr viele 
neue Spiele und diese alten wollten sowieso nicht mehr viele Frauen spielen.  
Seit ZDQQJLEW·VGDV]XNDXIHQ, fragte sich Emma und blätterte die Anleitung durch. Neben dem Damespiel 
wurde auch noch das Schachspiel erklärt. Ein Zeichen aus einem Balkenkreuz fiel ihr auf. Als Emma die Bilder mit 
König und Königin sah, zuckte sie zusammen und klappte die Anleitung zu.  
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ich euch die Anleitung ab."  
Nanina verstand das zwar nicht, aber weil es wie ein kleines Buch aussah, nahm sie an, dass es sehr 
wertvoll sein musste und sie es vielleicht kaputtmachen könnten. 
 »Die Frau wusste vielleicht nicht, dass es sehr wertvoll ist." Mit diesen Worten packte es Emma in einen 
Korb und darüber einen nicht verkauften Schal. 
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In der Herberge aßen beide eine große Schüssel mit Linseneintopf und zwei kleinen Würstchen darin. Das 
konnten sie sich zum Abschluss der guten Geschäfte leisten. Im Hof tranken sie noch Wasser aus dem Brunnen 
und dann gab Emma Nanina bis zum Abend frei. 
Nanina lief noch einmal zum Markt, aber fast alle Stände waren abgebaut oder wenigsten 
zusammengeräumt. Händlerinnen waren keine mehr da, nur noch das Dorfpersonal zum Abbauen. 
Rona hatte etwas von einem kleinen See erzählt, wo es einen Bootssteg gab, von dem aus man ins tiefe 
Wasser springen konnte. 
Nanina fand den See mit dem Bootssteg. Nur ein einziges kleines Boot war festgemacht. Sie fühlte den 
warmen Steg, als sie die Sandalen auszog und barfuß das kleine Stück bis zum Ende lief. Sie hielt die Hand ins 
Wasser und stellte fest, dass es nicht kalt war, eher vielleicht sogar warm.  
Sie schaute sich um und konnte niemand sehen. Dann zog sie den Kittel aus und legte ihn zu den 
Sandalen. Mit Anlauf, einem Sprung und angezogenen Beinen landete sie im Wasser.  
Der See war tatsächlich viel tiefer als ihr immer schlammiger Teich. Sie fand keinen Grund mit den Füßen 
und musste sofort losschwimmen.  
Nanina schwamm und schwamm. Ein Mädchen, einen halben Kopf größer als sie, die langen blonden 
Haare hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, sprang mit einem eleganten Kopfsprung vom Steg 
ins Wasser. Mit geübten Zügen schwamm sie auf Nanina zu. 
 »He, ich hab dich schon auf dem Markt gesehen, bist du neu hier im Ort?"  
 »Nein, ich bin nur auf dem Markt", antwortete Nanina. 
 »Und wo kommst du her?", wollte das Mädchen weiter wissen.  
Nanina war ungeübt im Schwimmen und verschluckte sich. Sie schwamm zu einem Pfosten des Steges und 
hielt sich fest, um das Wasser besser aushusten zu können. 
Das Mädchen wartete nicht auf Naninas Antwort und erzählte einfach weiter. »Hier kommen immer mal 
neue Kinder mit auf den Markt, seit im Norden jetzt auch welche wohnen. Das weiß ich aus der Schule. In diesem 
Jahr sind auch drei Neue zu uns gekommen, die wohnen jetzt hier im Ort." 
Nanina wusste nicht, was sie sagen sollte. Das Mädchen schwamm vor ihr im Wasser herum, auch mal auf 
dem Rücken und halb tauchend.  
 »Die anderen sind alle in der Waldschule, ich konnte nicht mit." 
 »In der Waldschule, was machen die dort?", fragte Nanina. 
 »Was schon, Beeren sammeln, Marmelade kochen, Teeblätter sammeln und trocknen, Feuer machen und 
Laubhütten bauen. Ich hatte einen Holzspan im Fuß und musste da bleiben, weil er dick und eitrig war. Ist aber 
schon wieder weg. Allein ist es langweilig hier."  
Mit nur einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Ich musste heute Vormittag meiner Mutter helfen ² du bist auch 
mit deiner Mutter hier, ja ² sonst wäre ich schon zu dir gekommen. Heute war nicht viel los. Vor einem Monat 
waren viel mehr da. Im Herbst wird es wieder schön, da ist der große Markt, der geht drei Tage und da ist ein 
Marktfest." 
Nanina hatte sich wieder erholt und begann jetzt zu frieren. 
 »Ich bin Silki und wie heißt du?" 
 »Nanina" 
Silki sah Nanina an, dass sie jetzt fror. 
 »Los, wir gehen raus, ich habe eine Decke mitgebracht, da können wir uns in die Sonne legen ² komm!" 
Mit schnellen Zügen schwamm das Mädchen zu einer sandigen Stelle am Ufer, die nicht vom Schilfgürtel 
eingenommen war. Nanina schwamm langsam hinterher. Silki holte die zusammengefaltete Decke vom Steg und 
breitete sie hinter einem Strauch an der Uferböschung aus, sodass die Sonne besonders stark auf die leichte 
Schräge scheinen konnte. 
 
 
 »Hier ist eVDP6FK|QVWHQZHQQ¬ª6LONLEOLHEGHU0XQGRIIHQ1DQLQDZDUDXVGHP:DVVHUJHNRPPHQ
Nanina wusste sofort warum. Vom Bruch war zwar wegen des kalten Wassers nicht mehr viel zu sehen, aber 
immer noch genug. 
 »Bist du etwa auch von dort, von ² am letzten Markttag war eine da, von einem Dorf, die hatte auch so 
was und die konnte noch nicht einmal küssen. Ist das krank oder ein Unfall?" Nanina zuckte mit den Schultern. 
 ",FKJODXEHGLHKLH5RQDKDE·LFKPLUJHPHUNWVRZDVKDWWHLFKQRFKQLFKWJHVHKHQ.Rmm hierher auf 
die Decke." 
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Nanina wollte sich am liebsten auf den Bauch legen doch, Silki guckte so interessiert, dass sie nicht anders 
konnte und sich auf den Rücken drehte. 
 »Und mit dem Ding hier", Silki kicherte, »mit dem hier - wie nennt ihr das - könnt ihr pinkeln, stimmts? 
Rona hat uns das gezeigt." 
Nanina war anfangs etwas traurig, dass sie so einen Bruch hatte, aber so bestaunt zu werden war auch 
etwas. 
 »Tut das weh, wenn ich hier anfasse?" Nanina konnte nicht so schnell antworten, wie Silki ihren Gnom in 
den Fingern hatte. 
 »Das ist aber weich." 
 »Das ist ein Fehler in der Gebärmutter, später wird das alles wieder in den Bauch gestopft", versuchte 
Nanina zu erklären. 
 »Und was ist das hier in dem kleinen Säckchen?" 
Die Sonne lockte das wieder hervor, was die Kälte des Wassers in die Bauchhöhle getrieben hatte. 
 »Sieht aus, als hättest du zwei kleine Vogeleier drin. Sind das die Eierstöcke? In der Schule hatten wir das, 
dort werden dann die Eier gebildet, aus denen die Babys werden." 
Die warme Sonne und Silkis neugierigen, aber vorsichtig zarten Berührungen, und das in die Handnehmen 
hatten Naninas Gnom aufgerichtet und hart werden lassen, was Silki sofort bemerkte. 
 »Jetzt ist es unser Gnom und der macht Spaß", verblüffte Nanina Silki und die fand tatsächlich für wenige 
Augenblicke keine Worte.  
 »Wieso Gnom?", wollte Silki dann doch wissen. 
 »Wenn man hier vorn ein Gesicht darauf malt, dann sieht das hier wie eine Mütze aus." 
 »Warte mal", Silki sprang auf und rannte die Böschung hoch. Dort oben, am Rande bei einem Steinkreis, 
wurde oft ein Feuer abgebrannt. Silki suchte und fand drei kleine Holzkohlestücke und rannte zurück. 
 »Du bist süß, Nanina, ich möchte dich küssen. Aber vorher male ich dir noch ein Gesicht drauf. Ich bin gut 
im Malen - hat Erna, unsere Kunstlehrerin gesagt." 
Silki gab sich große Mühe und das Gesicht gelang. Dem Gnom machte es Spaß und Silki kicherte als der 
kleine dann anfing zu wackeln und zu zucken. Dann gab Silki Nanina einen langen Kuss und die ließ es mit sich 
geschehen.  
*Apokryphen 1-13-1 
 »Wie alt bist du?" wollte Silki wissen. 
 »Ich werde bald 12." 
 »Und ich bin 12."  
Beide lachten und ließen sich die warme Sonne auf den Bauch scheinen. Sie lagen auf dem Rücken 
nebeneinander. Nanina träumte von irgendetwas Schönem. Silki nahm ihre Hand und legte sie sich auf ihren 
Venusberg, dann drückte sie Naninas schlanke Finger in die Spalte und führte Naninas Hand langsam hin und 
her, um sie dann allein zu lassen. 
Nanina spürte die warme Feuchte und die vielfältigen Reaktionen von Silki. Danach hielt Silki Naninas 
Hand fest und legte sie zwischen ihre Körper. Beide träumten ihre Träume in der warmen Sonne des 
Hochsommers, in der für einen Augenblick ewig währenden Kindheit. 
Dann irgendwann gingen sie noch einmal ins Wasser, schwammen um die Wette, wobei Silki um Längen 
gewann, spielten im Sand und gingen wieder baden. Nanina erzählte von ihrem Blockhaus und dem neuen 
Bogen zum Jagen und Silki berichtete von den interessanten Begebenheiten ihres Marktfleckens und den 
Liebeleien unter den Mädchen. 
Die Sonne erreichte den Horizont. Silki küsste Nanina ein weiteres Mal und betonte, wie süß sie doch sei. 
Beide spürten ihre sonnengewärmten Körper ein letztes Mal, dann zogen sie die Kittel an und liefen langsam 
zum Markt zurück. Nanina versprach Silki, zum großen Herbstmarkt zu kommen. 
 
Emma verabschiedete sich gerade in der Herberge von der Frau, von der Nanina das Damespiel für ihren 
Kupfer und den Kuss bekommen hatte. Nanina augenzwinkernd anlächelnd, verließ sie die Gaststube. 
 »He, was ist los, du strahlst wie ein Honigkuchenpferd", begrüßte sie Emma in der Herberge, »was ist 
passiert?" 
 »Ich war baden mit Silki, es war sehr schön im See." 
 »Wer ist Silki?", wollte Emma lächelnd wissen. 
 »Ein Mädchen, das nicht mit in die Waldschule konnte und hier bleiben musste." 
 »Ach so." 
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Nanina wusste nicht, was konnte, wollte, sollte sie erzählen. 
 »Kann ich zum Herbstmarkt wieder mitkommen?" 
Emma sah in die strahlenden, bittenden Kinderaugen Naninas. Nein, die haben keine Enttäuschung 
verdient, dachte sie, vielleicht finden wir einen Weg und sie sagte: »Vielleicht, du warst mir ja eine große Hilfe." 
Nanina hüpfte vor Freude und umarmte Emma, die davon ganz melancholisch wurde. 
Nach dem Abendessen schlief Nanina mit einem Lächeln und den aufregenden Erinnerungen dieses Tages, 
die sich sehr schnell in Träume verwandelten, zufrieden ein.  
Am nächsten Morgen, als Emma und Nanina ihren Handwagen mit den neu erworbenen Dingen und 
einem kleinen Rest nicht verkaufter Ware zum Marktflecken hinausfuhren, kam ein Mädchen angerannt. Es war 
Silki. Sie hängte Nanina ein Lederband mit einer kleinen, innen glatten und leicht rosa schimmernden 
Meeresschnecke um und sagte: »Das schenk ich dir, Nanina. ² bis zum Herbstmarkt." Silki verschwand, mit einer 
Hand winkend, so schnell, wie sie gekommen war. 
Nanina schlug das Herz bis zum Hals. 
Emma lächelte in sich hinein und ihr wurde es ganz deutlich bewusst, dass sich irgendetwas ändern oder 
etwas Neues passieren würde oder musste. Der Markt wuchs von Jahr zu Jahr und sie, die Frauen der Blockhütte 
Nummer zwei, hatten das Gebot, ihre Kinder nicht mit anderen, normalen Kindern zusammenzubringen, 
missachtet.  
Die Qualität der Zeit begann, sich fast unmerklich zu ändern.  
Konnten sie das vor dem Dorfzentrum und weiter die Hierarchie hinauf, geheim halten? Niemand von den 
drei Frauen hatte bis jetzt daran gedacht. Emma war die erste. Auch die Frau, die aus dem gleichen Dorf stammte 
wie die Frau, die sie das letzte Mal getroffen hatte, hatte sie eingeladen. Und, bringt auch die Kinder mit, hatte 
sie ihr noch sehr bestimmend nahegelegt.  
 
Die Pausen und die Mittagsrast verbrachte Nanina mit Bogenschießen. Als das grüne Holz dann splitterte, 
wollte Nanina sofort einen neuen Bogen haben. Emma konnte sie bremsen mit dem Versprechen, besseres Holz 
zu suchen, zu trocknen und dann zu einem richtigen Bogen zu schnitzen. Wie das genau gehen würde und wie 
ein richtiger Bogen aussehen musste, wusste sie allerdings auch nicht. 
Sie hatten fast ihre Blockhütte wieder erreicht, als Emma plötzlich stehen blieb und Nanina anschaute: »Es 
wäre vielleicht besser, Nanina, wenn wir sagen, dass ich das Spiel gekauft habe für euch und du sagst, dass du 
von dem geschenkten Kupfer dir dieses Halsband mit dem Anhänger gekauft hast." 
Nanina war einverstanden und hielt sich auch daran, als sie zu Hause ankamen. 
Als Nanina und Rona in den nächsten Tagen allein waren, versuchten beide, einen neuen Bogen zu bauen. 
Die Ergebnisse waren schlecht. Das Holz federte zu wenig oder brach und die Pfeile waren meist zu schwer. 
 »Wir brauchen unbedingt das Buch, dort steht, wie wir das genau machen müssen", versuchte Rona ihre 
Misserfolge zu erklären. Es bot sich aber keine Gelegenheit, ihr Versteck aufzusuchen. Die Feld- und Gartenarbeit 
brauchte jede Hand. Der Roggen musste geerntet werden und auch die Stangenbohnen waren reif geworden. 
Daneben gruben die Kinder unter Emmas Anleitung in der Nähe der Blockhütte Kletten- und Meerrettichwurzeln 
aus, die dann getrocknet im Winter den Roggen- und Bohnensuppen beigegeben werden konnten. Ein Kind 
musste immer die drei Ziegen und zwei Schafe hüten. Wenn sie das Gras um ihren Pflock abgeweidet hatten, 
musste der Pflock herausgezogen und an einer anderen Stelle wieder mit einem Stein in den Boden geschlagen 
werden. Anfangs lernte das Rona von Emma und später konnten es auch Nanina und Sika. 
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14 Wettlauf zum Kontinent 
 
Die Sonne stand bereits gegen Mittag, als Gertrud die Kabine verließ. Sie fühlte sich wie zerschlagen. Die 
Insel war nicht mehr zu sehen. Sie holte das Sturmsegel ein und setzte Haupt- und Focksegel. Sie musste 
versuchen, gegen den vorherrschenden Westwind zu kreuzen. In der Kajüte schaute sie sich die Karte an und 
versuchte dann am Mittag, die Position mit dem Sextanten zu bestimmen. Sie hasste das, aber ihr blieb keine 
andere Wahl. Mit Sorge stellte sie fest, dass sie weiter nach Süden steuern musste, um nicht wieder der 
Inselgruppe zu nahe zu kommen. Konnte sie sich auf ihre Positionsbestimmung verlassen? Es waren schon 
wieder Jahre her, seit sie das gemacht hatte.  
Mit dieser gestohlenen Jacht hatte sie Glück, sie war für mindestens zehn Personen und längeren 
Seeaufenthalt ausgelegt, es gab alle Seekarten des Atlantiks bis Amerika. Sie fand sogar eine mit Motor 
betriebene Wasseraufbereitungsanlage, die aus Meerwasser das notwendige Süßwasser erzeugen konnte. 
Würden ihre Gedanken nicht ständig um die nächste Zukunft kreisen, so könnte sie vielleicht den Segeltörn im 
Atlantik bis Amerika genießen.  
Amerika, was für ein Name vor tausend Jahren, dachte Gertrud. Während ihrer Ausbildung sprach man 
diesen Namen nicht gerne aus, war es doch das letzte große Imperium dieses Planeten gewesen, mit dem 
Anspruch, die Domestizierung der übrigen Menschheit mit Gewalt durchzusetzen.  
Ganz Nordamerika gehörte seit tausend Jahren zur verbotenen Zone. Die radioaktive Kontaminierung war 
sehr stark gewesen.  
Nach zwei Tagen kreuzte sie wieder hart am Wind in Richtung Westen. Nach einer erneuten 
Positionsbestimmung drehte sie nach Norden. Gegen Abend tauchte in nordöstlicher Richtung eine Insel am 
Horizont auf. Gertrud wusste, sie musste einen Fehler bei der Längengradbestimmung gemacht haben. 
Wahrscheinlich war die Borduhr nicht mehr genau genug. Augenblicklich drehte sie wieder auf Westkurs. In der 
Dämmerung nahm sie noch eine Motorjacht wahr, die sie ohne Positionslichter verfolgte.  
In Gertrud stiegen erst Angst und dann Wut auf. Sie änderte ihren Kurs und fiel vom Wind ab, sie musste 
mehr Fahrt aufnehmen und hoffte, in der einbrechenden Dunkelheit ihre Spur verwischen zu können.  
Wurden die Motorengeräusche schwächer?, fragte sich Gertrud und wollte gern daran glauben. Was würde 
sie tun, wenn die Jacht sie einholte? Natürlich gab es keine Waffen irgendwelcher Art an Bord. Vielleicht würde 
sie eine Angel finden. Gertrud verzog den Mund zu einem zynischen Grinsen. Dann fiel ihr noch die Signalpistole 
ein. Konnte man sich damit verteidigen? Sie hatte keine Ahnung und so ein Ding auch noch nie benutzt. Gertrud 
überlegte, ob sie den Motor anwerfen sollte, und verwarf es sofort wieder. Ihr Boot war keine schnelle 
Motorjacht und außerdem war das Motorengeräusch auf große Entfernung auszumachen.  
Plötzlich hörte sie die fremde Motorjacht viel deutlicher. Sie musste den neuen Kurs bemerkt haben und 
folgte ihr jetzt schnell. Der Wind trug die Motorengeräusche deutlich vor sich her.  
Welche Chance hatte sie denn noch? Für einen kurzen Augenblick schien es ihr, dass ihr bisheriges Leben 
in wilden Bildern vor ihrem inneren Auge vorüberzog. War das schon alles gewesen?, fragte sie sich. Soll ich 
kämpfen? Mit einem Enterhaken? Lächerlich? Mit der Signalpistole? 
Die Jacht näherte sich längsseits mit hoher Geschwindigkeit. Gertrud stand am Steuer, sie würde ein letztes 
Mal vielleicht den Kurs ändern, wenn die fremde Jacht auf ihrer Höhe war oder wenn sie versuchten, 
festzumachen und zu entern. Gertrud spannte all ihre Sinne und Muskeln an. Jetzt konnte sie zwei Frauen 
steuerbords erkennen, die etwas Längliches hielten. Es sah aus wie ein dunkler Sack. Eine schwarz gekleidete 
Person steuerte das Boot in der erhöhten Steuerkabine. Alle hatten ihre Kapuzen zugezogen. Sie konnte keine 
Gesichter erkennen.  
Das sind keine Polizistinnen!, schoss es Gertrud durch den Kopf. Die Jacht war jetzt längsseits. Gertrud 
hatte Polizei erwartet und vergaß ihr letztes Manöver.  
Der schwarze Sack flog auf ihr Deck und im selben Moment gab die Motorjacht Vollgas und drehte ab. 
Gertrud war fassungslos. Tränen liefen ihr übers Gesicht, sie konnte sich nicht mehr halten. Das kannte sie von 
sich schon lange nicht mehr.  
Der Sack enthielt Ausrüstungsgegenstände, einen Kompass, warme Kleidung, Landkarten und Gold- und 
Silbergeld. Was sie mit Erstaunen und auch Furcht betrachtete, war eine Kommissarpermissio, wer hatte die 
ausgestellt und war sie echt? Wer wusste von ihrer Flucht und wer hatte ein Interesse an Annas Auftrag?   
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Gertrud nahm ihren alten Kurs wieder auf, sie konnte nichts begreifen. Sie saß am Steuer und beobachtete 
die Arbeit des Autopiloten und starrte immer wieder fassungslos in die durch Tränen verschwommen hin und her 
blinkenden Sterne.  
Die nächsten Tage segelte sie einen Nordkurs und kam bei Windstärke 5 bis 6 täglich über 100 Seemeilen 
voran. Das Boot ließ ihr keine Zeit zum Nachdenken. Eindringendes Meerwasser in der Bilge ließ sie das Leck 
suchen. Nach drei Tagen fand sie eine kaputte Dichtung der Toilette, die sie notdürftig reparierte. Sie musste die 
elektrische Lenzpumpe öfter einstellen und hoffte, dass die Batterien noch einige Zeit hielten. Am fünften Tag 
fing der Autopilot schrecklich an zu knarren und gab seinen Geist auf. Gertrud war am Verzweifeln. Waren die 
Batterien runter? Sie ließ den Motor an und hatte Glück, nach einer Weile arbeitete der Autopilot wieder. Von 
jetzt an ließ sie regelmäßig den Motor zwei Stunden laufen, um die Batterien aufzuladen. 
Die Windstärke nahm nach zehn Tagen zu, sie war mitten im Westwindgürtel angekommen mit 
Windstärken um 8-10. Das Wasser in der Bilge stieg wieder an. Sie musste immer öfter den Motor laufen lassen, 
um die Batterien mit Strom zu versorgen. 
Die Seekrankheit, lange kaum gespürt, wurde immer bedenklicher. Wenn sie nichts mehr im Magen 
behielt, so würde sie bald an ihrer Schwäche scheitern. Sie war nicht mehr in der Lage, die mittägliche 
Positionsbestimmung mit dem Sextanten durchzuführen, wenn es das Wetter zuließ.  
Ist das der Tod?, dachte Gertrud. Der Sturm hatte an Stärke zugenommen. Die Nacht war furchtbar. Sie 
glaubte, bald ohnmächtig zu werden. Der Motor hielt durch. Es gelang ihr nur noch mit Mühe, den anrollenden 
Wellen und der über das Deck peitschenden Gischt standzuhalten. Sollte sie den Karabinerhaken lösen, der sie 
am Steuer hielt? Sie würde über Deck gespült und das war's dann. Als ihre Angst verschwand, wusste sie, dass ihr 
Körper bereit war, zu sterben. Sie ließ das Steuerrad los, hinter dem sie kniete. Der Autopilot versuchte den Kurs 
zu halten. Sie wartete jeden Moment auf das Ausfallen des Motors oder des Autopiloten. Dann würde sie quer zu 
den Wellen kommen und kentern. Ihr letzter Gedanke sollte Lisa gehören, sie versuchte, sich an ihre schöne Zeit 
auf der Insel zu erinnern. Sie sah einen Strand, blauen Himmel, blühende Sträucher und Lisa in einem leichten 
Sommerkleid auf sie zukommen, dann verlor sie langsam das Bewusstsein und merkte noch, wie sie am Boden 
rollte und von der Sicherungsleine gehalten wurde.  
Als sie wieder zu sich kam, lag sie immer noch am Boden, den Motor konnte sie nicht mehr hören, der 
Autopilot knarrte noch. In der Kabine war es heller. Sie versuchte, wieder auf die Beine zu kommen. Der Wind 
hatte nachgelassen. Zwischen den immer noch schnell am Himmel vorüberjagenden Wolken waren blaue 
Zwischenräume zu sehen. Gertrud konnte nicht auf Ihren Beinen stehen. Ihr wurde es sofort wieder schlecht und 
es würgte sie. Auf den Knien schleppte sie sich in die Kabine hinunter. Sie hatte nur noch einen Gedanken: 
Trinken. Beim Öffnen des Wasserkanisters merkte sie erst, wie schwach sie war, aber irgendwo war ein 
Lebensfunke aufgetaucht. Einen Großteil verschüttend, gelang es ihr doch zu trinken. Sie riss eine Packung 
Notproviant auf und kaute etwas von der energiereichen und süßen Tafel, dann kämpfte sie erst gegen den 
Brechreiz und dann gegen die Ohnmacht an. Sie trank nochmals Wasser und erholte sich wieder. Ihre Sinne 
kehrten langsam zurück, sie lagerte ihren Kopf hoch und beobachtete das schlingernde Boot apathisch, aber mit 
keimender Hoffnung.  
Seegang und Wind wurden wieder erträglicher, sodass sie sich langsam erholen konnte. Sie schaute nach 
draußen. Das Sturmsegel hatte gehalten. Sie dankte ihrem Boot. Sie konnte den Tank des Motors nachfüllen und 
der Motor sprang wieder an. Sie hatte doch ein sehr gutes Boot geklaut. Gertrud konnte sogar bei diesem 
Gedanken wieder den Mund zu einem schwachen Lächeln verziehen.  
  
Nach 12 Tagen bemerkte sie steuerbord entferntes Land. Der Wind und der Seegang hatten nachgelassen. 
Sie wusste, jetzt lag der Golf vor ihr und sie würde es schaffen. Das ferne Land gab ihr wieder Zuversicht. Der 
Treibstoff würde in den nächsten Tagen zu Ende gehen. Sie versuchte, das Wasser mit der Hand und einem Eimer 
aus dem Vorschiff zu schöpfen. Sie konnte das Großsegel wieder setzen und kam gut voran, den Motor setzte sie 
nur noch zum Aufladen der Batterien ein.  
Langsam konnte sie wieder Gedanken an die weitere Reise verwenden. In drei Tagen hatte sie die 
Mündung des Flusses erreicht und warf den Motor wieder an, um stromauf das westliche Zentrum des 
Kontinents zu erreichen. Vor tausend Jahren war es eine große Stadt gewesen, bekannt durch seine schweren 
Rotweine. Später dann ein Trümmerhaufen und zwei Jahrhunderte völlig unbewohnt, bis langsam eine Siedlung 
entstand und ständig wuchs.  
Dann kam sie zu dem Entschluss, gleich an der Mündung zu ankern, um die Stadt dann zu Fuß zu 
erreichen. Der Treibstoff konnte jeden Augenblick zu Ende sein. Steuerbord, eine Seemeile von der Mündung 
entfernt, sah sie eine kleine Bucht. Das musste früher ein Fischer- oder Jachthafen gewesen sein. Sie konnte noch 
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deutlich die äußere Mole erkennen. Mitten in dem alten Hafen warf sie den Anker. Ein Steg oder eine andere 
Anlegestelle war nicht zu erkennen. Dann ruhte sie sich erst mal aus. Sie fiel sofort in einen totenähnlichen Schlaf. 
Als sie aufwachte, wusste sie nicht, wie lange sie geschlafen hatte. Bei ihrer Einfahrt war ihr noch kein anderes 
Boot aufgefallen, nicht mal ein Fischerboot. Sie brauchte Erholung, ihre Kleidung musste gewaschen werden. Die 
kleinen Verletzungen an den Händen von den Arbeiten auf dem Segelschiff konnte sie erst jetzt genauer 
ansehen. Vom Schlauchboot aus zurrte sie die Yacht mit dem Heck an einem Baum am Ufer fest. Sie aß etwas 
und versuchte ihre verdreckte und stinkende Wäsche zu säubern. Zum Glück hatte sie genug zum Wechseln. Am 
Abend nahm sie eine Hängematte und einen Schlafsack und ging mit dem Schlauchboot ans Ufer. Zwischen zwei 
Bäumen fand sie einen geeigneten Platz zum Schlafen. Gertrud fühlte sich so schwach, dass sie glaubte, die Erde 
unter ihr würde immer noch schwanken. Bei dem Gedanken, dass Lisa sie so sehen könnte, musste sie in sich 
hinein lächeln.  
Wer waren die Unbekannten, die ihr die Ausrüstung auf das Deck geworfen hatten? Trotz dieses quälenden 
Gedankens schlief sie wieder augenblicklich vor Erschöpfung ein. Unruhige Träume über das Segelboot brachten 
sie in die Nacht und brachten sie wieder in den Tag. Die Sonne schien hoch am Himmel. Es musste schon nahe 
an Mittag sein. Nicht weit von ihrem Hängemattenplatz führte ein kleiner sandiger Weg vorbei, den sie gestern 
nicht bemerkt hatte. Als sie beim Zusammenpacken war, kam ein kleines Mädchen mit schulterlangen schwarzen 
Haaren von vielleicht 11 Jahren vorbei. Sie führte zwei Ziegen an einem Strick, die hier und da an den Blättern 
der Sträucher fraßen.  
 »He, komm mal her", rief Gertrud. Das Mädchen kam langsam und verwundert zu ihr. Was mochte sie 
denken? Gertrud hatte nicht bedacht, wie sie vielleicht aussehen könnte. Sie fuhr sich schnell mit den Händen 
übers Gesicht und strich die Haare nach hinten. Dabei bemerkte sie eine verkrustete Narbe an der Stirn, die sie 
sich vom Mastbaum geholt hatte.  
 »Gibt es hier in der Nähe ein Dorf, mit einer Herberge?" Das Mädchen staunte sie immer noch an und 
schüttelte den Kopf.  
 »Wie heißt du?", wollte Gertrud jetzt wissen, vielleicht machte sie ihren Mund auf. 
 »Du bist nicht von hier", kam jetzt wenigstens als Antwort. »Erraten!", Gertrud war am Ende ihrer 
Konversation. Was will ich denn noch von ihr?, fragte sie sich.  
 »Willst du mit mir frühstücken?", lud Gertrud sie lächelnd ein, ihr Hunger hatte sich nach den 
Entbehrungen der Seereise und der Seekrankheit zurückgemeldet. Das Mädchen verneinte kopfschüttelnd und 
strich sich ihre langen schwarzen Haare aus dem Gesicht.  
 »Gut, aber einen Tee trinken wir zusammen." Die Kleine traute sich nicht noch mal nein zu sagen und 
blieb stehen. »Komm mit, wir gehen auf das Boot, dort habe ich einen Kocher." Das Mädchen kam mit bis zum 
Ufer und sah das stattliche Boot vor Anker liegen. Sie war verunsichert, band aber trotzdem die Ziegen an einem 
Baum fest und folgte Gertrud in das schwankende Schlauchboot. Gertrud war froh, wieder einem Menschen zu 
begegnen, wenn es auch nur ein Kind war. »Wie heißt du?", wollte Sie wissen. »Sofi", gab das Mädchen so 
nebenbei zur Antwort und staunte weiter über die Innenausstattung des Salons. Gertrud gab sich keine Mühe, 
das Durcheinander zu ordnen, das während ihrer Fahrt entstanden war. Sie setzte Wasser auf und überlegte, ob 
Sofi überhaupt ihren Schwarzen Tee trinken würde. Sie musste halt viel Zucker hineintun. 
Während das Wasser heiß wurde, räumte sie zwei Polsterplätze frei und öffnete eine Blechdose mit 
Butterkeksen und dabei fiel ihr Blick auf das Funkgerät. Sollte sie jetzt auf Empfang schalten? Sie war sich nicht 
sicher, ob das Gerät selbst bei Empfang noch Signale senden würde, die angepeilt werden konnten.  
  »Wo kommst du her?" wollte Sofi jetzt wissen, nachdem sie den ersten süßen Keks zu dem besonders 
süßen Tee gegessen hatte. Lachend antwortete Gertrud: »Ich komme direkt vom Mond. Hast du nicht gesehen, 
wie er im Westen im Meer versunken ist. In dem Augenblick bin ich mit meinem Boot losgefahren." Sie verglich 
das feine, wasserabweisende Gewebe ihres Hosenanzuges mit dem groben Gewebe des Mädchenkittels. Etwas 
schien daran wahr zu sein. Mit halb offenem Mund starrte sie das Mädchen an. Was wusste es vom Mond? 
Märchen? Gertrud war sich sicher, dass man Sofi nicht glauben würde, wenn man sie ausfragen würde.   
 »Hat es dir geschmeckt?" Sofi nickte, »da kannst du mich ja jetzt zu deiner Mutter bringen, ja?" Das 
Mädchen war einverstanden. Gertrud musste möglichst unerkannt weiterreisen. Sie hatte die Vorstellung, wenn 
sie mit dem großen Boot im Hafen der nahen Stadt einlaufen würde, könnte das auf keinen Fall unbemerkt 
geschehen. Gertrud zog wieder einen Kittel an und musste feststellen, dass sie nur beste Stoffe hatte. Sie 
überlegte einen Moment, zu sehr durfte sie nicht auffallen. Eine große Auswahl hatte sie nicht, sie entschied sich 
für den grünen mit Kapuze und kam sich gegenüber dem Mädchen immer noch wie vom Mond vor.  
Gertrud bemerkte, wie aufgeregt Sofi war, als sie hinter ihr und den Ziegen als eine Art Mondfee 
hinterherlief. Als sie sich der Siedlung näherten, hatten sich ihnen noch mehr kleine Mädchen angeschlossen. Die 
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flachen Häuser, mit Holzschindeln oder Stroh gedeckt und kleinen umzäumten Gärten versehen, lagen verstreut 
um einen Platz mit einem Ziehbrunnen. Sitzbänke, grob aus Baumstämmen gehauen, umgaben den Brunnen. 
Gertrud schritt, begleitet von den Kindern, zu einem der Häuser. Ein paar Frauen, die in den Gärten und 
auf einem nahen Feld arbeiteten, schauten auf und ließen ihre Arbeit ruhen.  
Drei Frauen begrüßten Gertrud mit großer Zurückhaltung und luden sie ins Haus. Die Kinder drängten 
ebenfalls hinein, wurden aber wieder hinausgeschickt. Es war offensichtlich die Wohnküche. Auf einem Herd 
brannte ein offenes Feuer. Darüber hing ein verräucherter Kessel. Gertrud setzte sich auf eine Holzbank, vor der 
ein grober, ungehobelter Holztisch stand.  
Plötzlich wurde Gertrud bewusst, sie hatte sich noch nicht einmal überlegt, wie sie sich vorstellen sollte.  
 »Mein Name ist Gertrud, ich bin auf der Durchreise", sie machte eine Pause und beobachtete die Frauen. 
Eine fast geräuschlose Pause entstand.  
 »Willkommen bei uns", wurde sie von der offenbar ältesten der Anwesenden zum zweiten Mal begrüßt. 
Eine andere verschwand hinter einem Vorhang und holte drei Becher, und bereitete eine Limonade, die sie aus 
Fruchtsirup und Wasser mischte.  
  »Ich bin auf dem Weg nach der Stadt Bordo und wüsste gern, ob man von hier mit einem ...", Gertrud 
überlegte krampfhaft, mit was man hier weiterreisen konnte. Sie war nie in solch eine Lage gekommen, zu sehr 
war sie Wissenschaftlerin gewesen und hatte nur unter Ihresgleichen gelebt. »Kann man mit einem Wagen 
weiterreisen?" Sie trank von der angebotenen Limonade, sie schmeckte sehr erfrischend.  
 »Wo kommt ihr her und wo habt ihr denn euer Gepäck?"  »Das habe ich noch auf meinem Boot." Die 
Frauen schauten sich erstaunt und ungläubig an.  
  »Mit einem Boot seid ihr gekommen ² und von wo, ihr sprecht auch etwas anders als wir hier, ihr sprecht 
Schriftsprache." Gertrud hatte schon bemerkt, dass Sofi sich anstrengen und überlegen musste, wenn sie ihr 
geantwortet hatte. Ihr fiel die Kommissarpermissio ein. Sollte sie diese verwenden? Was blieb ihr denn sonst 
übrig. Umständlich holte sie das in durchsichtigen Kunststoff eingeschweißte Dokument, das sie an Annas 
goldener Halskette neben dem als Schmuckstück getarnten Flashspeicher trug.  
Sie reichte es der älteren Frau, die es umständlich zu lesen begann. Dann unterhielten sich die drei Frauen 
in ihrem Dialekt, von dem Gertrud nur Bruchstücke verstand. Gertrud wurde unruhig. Sollte sie schon zur 
Fahndung ausgeschrieben sein? Das war unmöglich, beruhigte sie sich. Wer sollte von offizieller Seite schon von 
ihrer Permissio wissen. Wenn keine Gefahr bestand, dann brauchte sie auf keine Fragen mehr zu antworten und 
konnte nur noch Anweisungen erteilen.  
Die ältere Frau meldete sich wieder. »Sollen wir euer Gepäck holen, wir können euch zur nächsten 
Poststation bringen, von dort geht dann eine Pferdepost in die Stadt." 
 »Danke, eine Bitte habe ich noch, gibt es hier in der Nähe einen Fischerhafen oder eine Bucht, in der mein 
Boot bis zu meiner Rückkehr gewartet und aufbewahrt werden kann?"  
»Ich kenne ein paar Fischerinnen flussaufwärts", meldete sich eine der Drei, die noch nichts gesagt hatte. 
Gertrud hatte plötzlich ihr Selbstvertrauen wieder. Die Permissio verlieh ihr zusätzliche Autorität. Wenigsten hier, 
dachte Gertrud, hilft mir das Stück Papier.  
Als sie aus der Hütte trat, hatten sich draußen einige Kinder und auch Erwachsene versammelt, die 
miteinander tuschelten und jetzt plötzlich verstummten. War es nur ihre auffällig hochwertige Kleidung oder war 
es auch ihre durch das Trainingslager und die Hormonzusätze deutlich veränderte Figur gegenüber den 
normalen Frauen hier? Ein großer Handwagen wurde organisiert, der unter Führung von Sofi zum Boot gebracht 
werden sollte.  
Gertrud lief voraus, sie musste noch das Notwendigste zusammenpacken. Auf dem Weg zu ihrem Boot 
versuchte sie sich zu erinnern, welche Vollmachten mit solch einer Kommissarpermissio verbunden waren. An 
uneingeschränkte Hilfe glaubte sie sich zu erinnern. Doch wie weit diese Hilfe wirklich gehen würde, daran 
konnte sie sich nicht mehr erinnern. Sicher nur, um die Reise ohne Schwierigkeiten zu bewältigen.  
Als der kleine Tafelwagen ankam, packte sie einen Rucksack und zwei Taschen und hoffte nichts vergessen 
zu haben. Sie schrieb noch einen Auftrag, der das Boot der Verwahrung und Geheimhaltung der Fischerfrauen 
anvertraute. Etwas Schriftliches ist immer gut, dachte Gertrud, das verfehlt seine Wirkung nicht. Darin stand auch 
noch, dass immer ein Notproviant für eine Woche auf dem Boot sein musste. Der kleinen Sofi schenkte sie zum 
Abschied noch eine Dose mit süßen und wasserdicht eingepackten Butterkeksen.  
Als sie mit der Pferdepost in Richtung Stadt unterwegs war, wurde ihr es erst jetzt so richtig bewusst, dass 
sie bisher nur auf der Flucht war und über das Ziel und die von Anna angenommene Aufgabe noch keine Zeit 
hatte gründlich nachzudenken. Sie würde also die Kinder retten, doch wohl eigentlich nur Nanina und dann? 
Sollte sie sich danach vielleicht in der Wildnis mit den Kindern verstecken? Und dann?  
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Gertrud musste es versuchen. Dieses Exemplar, das unter dem Namen Nanina in ihren Büchern geführt 
wurde, hatte höchstwahrscheinlich Annas Ziel erreicht und konnte einen Neuanfang der Zivilisation auf einer 
höheren Stufe ermöglichen. Sollte damit eine uralter Traum der Menschheit in Erfüllung gehen?   
In dem Moment hielt sie sich für verrückt und ihr kam alles so unwirklich vor wie in einem sehr schlechten 
Theaterstück. Dann fiel ihr zusätzlich noch die schnelle Motorjacht ein und Gertrud wurde eigenartig unruhig und 
unsicher. Wer waren die gewesen? Sie hatte nicht die geringsten Vorstellungen und absolut keine Gedanken 
bisher an so etwas wie Schicksal verschwendet. Sie würde bei erster ruhiger Gelegenheit die Unterlagen aus dem 
schwarzen Sack noch einmal auf übersehene Hinweise kontrollieren müssen.  
Am ersten Tag auf dem Planwagen der Pferdepost waren nur noch eine Frau in mittleren Jahren mit ihrer 
Tochter die Reisegefährten. Die Nacht verbrachten sie auf dem Wagen auf einer Strohunterlage und mit den 
vorhandenen Decken zugedeckt. Am zweiten Tag stiegen dann noch fünf Frauen mit Waren in Tragkörben für 
den Markt zu. Am späten Nachmittag fuhr die Pferdepost durch die ersten Hütten der Stadt. Sie ähnelten den 
Behausungen des Dorfes am Fluss. Nur die Wege waren breiter und besser befestigt. Die wenigen Fahrgäste auf 
dem Planwagen stiegen hier und da auf Zuruf der Geschirrführerin aus. Gertrud hatte beschlossen, bis zur 
zentralen Poststation auf dem Wagen zu bleiben. Dort holte sie ihr Gepäck vom hinteren Postwagen und fragte 
eine Frau, die aussah, als sei sie eine Einwohnerin dieser Stadt, nach einer Herberge. Sie zeigte auf ein größeres, 
zweistöckiges Holzhaus mit vielen kleinen Fenstern zu Straße hin.  
Gertrud bedankte sich und lief mit ihrem Gepäck in diese Richtung und an dem Haus vorbei und noch ein 
gutes Stück weiter. Sie wollte möglichst unauffällig unterkommen. Es gab jetzt enge Gassen mit kleinen Läden 
und Handwerksbetrieben, in der Mehrzahl sah sie Frauen an Webstühlen und Spinnrädern, daneben auch eine 
Töpferei. Zwei Frauen arbeiteten an Töpferscheiben, zwei Mädchen kneteten und schnitten Tonklumpen. Sie ging 
hinein und fragte nach einer Unterkunft für eine Nacht.  
Die beiden Frauen schauten kurz auf. Gertrud kam sich wie von Kopf bis Fuß geprüft vor.  
 »An der Poststation ist eine Herberge, die nächste ist am Hafen."  
Die etwas ältere Frau machte eine Pause, um dann noch angesichts von Gertruds Reiseausstattung zu 
ergänzen: »An der Bahnstation ist sogar ein Hotel." 
 »Ich stelle keine großen Ansprüche und ich brauche auch jemand, der mich in der Stadt führen kann und 
der sich gut auskennt. Erst muss ich einmal das Gepäck loswerden ² kann ich nicht hier bleiben, die Taschen sind 
mir zu schwer."  
Die Ältere hielt ihre Töpferscheibe an und stand auf. Die Hände waschend und an der Schürze 
abtrocknend, nahm sie die zwei Taschen und trug sie in einen der hinteren Räume. Gertrud folgte ihr. »Wenn ihr 
hier bei den Mädchen schlafen wollt? Die können mal eine Nacht in einem Bett schlafen." »Einverstanden, das 
reicht mir, ich will morgen weiter. Ist ein Silber genug?" Die Frau schaute Gertrud erstaunt an. »Für 
Übernachtung, Essen und Fremdenführer", ergänzte Gertrud. Sie hatte überhaupt keine Vorstellungen, was etwas 
kostet, woher auch, sie hatte bisher kaum Geld gebraucht. Sie war schon erstaunt über den geringen Fahrpreis 
der Post gewesen.  
Das ältere Mädchen, Edit, sie war vielleicht 13 Jahre, wurde ihre Fremdenführerin am nächsten Tag. Mit ihr 
brach sie nach dem Frühstück, einem Haferbrei mit Milch, auf.  
Edit brachte sie zur Bahnstation. Unterwegs fanden sie noch eine Bäckerei, dort aßen sie zum Vergnügen 
von Edit eine süße Mohnschnecke und tranken einen Kaffee aus Malz. Neben der Bahnstation war eine 
Polizeistation. Gertrud sah, wie jede Frau, die in den Bahnhof hinein wollte, kontrolliert wurde.  
 »Werden hier alle, die zum Bahnhof wollen, von Polizistinnen geprüft?" 
Edit schüttelte ihren dunkelbraunen Ponykopf: »Das habe ich auch noch nicht gesehen." 
 »Kannst du mir einen Gefallen tun?" Edit nickte. »Geh doch mal auf den Bahnhof und schaue dir die 
Verbindungen auf dem Fahrplan an. Ich bin interessiert an einer Verbindung nach Frankental, das liegt im 
Nordosten von hier. Ich habe noch etwas anderes zu tun. Wir treffen uns dann hier wieder. Oder besser noch, du 
kommst da drüben in die Café-Bar." Gertrud zeigte auf die soeben entdeckten Tische und Stühle, die gerade an 
die Straße gebracht wurden.  
Edit rannte los. Gertrud ging langsam in Richtung des Straßenkaffees und beobachtete sie aus dem 
Augenwinkel. Die Polizistinnen nahmen keine Notiz von ihr.  
Gertrud setzte sich an einen Tisch, sodass sie den Eingang zur Eisenbahnstation beobachten konnte. In 
einer ihrer Kitteltaschen hatte sie noch das kleine Auszugsfernrohr aus Messing. Sie traute sich aber nicht, es 
herauszuholen und den Eingang zu beobachten. Zu dieser Zeit waren sehr wenige Frauen auf der Straße, die zum 
Bahnhof wollten. 
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Sie bestellte einen Kaffee. Als er gebracht wurde und Gertrud einen Schluck genommen hatte, lächelte sie 
die Frau an und fragte: »Habt ihr auch richtigen Kaffee ² ich meine Kaffee, der munter macht?" Die Frau lächelte 
zurück: »Der ist aber teuer!"  
 »Wie teuer? 
 »Einen viertel Silber" 
 »Das ist wirklich teuer", bestätigte Gertrud, »bringt mir einen mit halb Milch." 
 »Gern, es dauert nur einen Moment, ich muss ihn erst brühen." Nach einer kleinen Pause fragte sie noch, 
schon halb im Weggehen: »Wollt ihr mit der Eisenbahn verreisen ² war ja nur eine Frage, geht mich ja auch 
nichts an." 
Gertrud war der einzige Gast an diesem Morgen, sie rief der Barfrau noch nach. »Brüh für dich auch 
einen!" 
Gertrud beobachtete, wie alle Frauen ab einem bestimmten Alter von den Polizistinnen kontrolliert 
wurden.  
Die Barfrau kam wieder und brachte außer dem Kaffee noch ein Glas Wasser und einen Kognak für beide 
mit.  
 »Was ist bei euch los? Seit wann wird der Bahnhof kontrolliert?"  
Die Barfrau setzte sich mit den zwei Kaffees zu ihr an den Tisch und zuckte mit den Schultern. »Seit vier 
Tagen kontrollieren sie hier fast jede. Sie suchen jemand, den sie hier auf dem Bahnhof erwarten, denn sie 
kontrollieren nur die, die hinein wollen." 
Gertrud musste vorsichtig sein. Oder hatte sie schon Verdacht erzeugt? Sie hatte versucht, sich möglichst 
unauffällig zu kleiden, aber ihre Hochsprache verriet, dass sie fremd in der Stadt war.  
Gertrud fragte: »Gibt es einen Grund?"  
 »Mir ist keiner bekannt, im gestrigen Nachrichtenblatt stand nichts und das heutige ist noch nicht da." 
 »Kann ich die gestrigen Nachrichten mal sehen?"  
Die Barfrau holte das Blatt von der Theke. Gertrud blätterte darin, ohne wirklich zu lesen. Über den Rand 
konnte sie sehen, wie Edit zurückkam und von den Polizistinnen am Tor angehalten wurde.  
Gertrud reagierte schnell. Sie winkte die Barfrau heran, gab ihr einen halben Silber und sagte: »Ich habe 
noch etwas vergessen zu erledigen. Wenn das Mädchen kommt, so sagt ihr, dass ich schon mal da war, aber 
noch mal kurz weg muss und dass ich bald wieder da bin. Sie soll unbedingt auf mich hier warten!" Gertrud holte 
noch einen viertel Silber und legte ihn auf den Tisch. »Der ist für das Mädchen Edit."  
Gertrud stand auf und verschwand um das Haus. Sie drehte sich einmal kurz um und sah, wie Edit auf das 
Café zeigte. So schnell sie konnte und wenn sie meinte, dass sie niemand sah, rannte sie in Richtung ihres 
Quartiers. Sie hatte Mühe den Weg zu finden. Vor der kleinen Töpferei machte sie eine Pause, um sich zu 
beruhigen. Dann ging sie hinein sagte, dass Edit nachkommt und dass sie sich beeilen müsste, um die Eisenbahn 
noch zu kriegen. Das Angebot zum Gepäcktragen lehnte sie ab. 
Draußen auf der Straße entschloss sich Gertrud, in Richtung der Poststation zu gehen. Auf dem Weg dahin 
sah sie durch eine Nebenstraße einen kleinen Markt. Das Gepäck wurde ihr zu schwer, sie brauchte eine Pause 
und stellte sich an den Rand des Marktes. Es wurde hauptsächlich Gemüse angeboten, daneben noch Stoffe, 
Kleidung, ein Stand mit Töpferwaren und zwei Tische mit Trödelkram.  
Gertrud stellte ihre Taschen und den Rucksack unter einen nicht benutzten Markttisch. Sie brauchte 
unbedingt einen Plan für das, was sie als Nächstes machen wollte. Sie kam sich vor, als würde sie nur immer auf 
einer planlosen Flucht sein. Und wenn das alles nicht ihr galt? Dann wurde aber der schwarze Sack mit den 
Reiseutensilien sinnlos.  
Aber was konnte sie denn wirklich tun? Die Kinder aus ihren Blockhäusern entführen? Wenn sie liquidiert 
werden sollten, so konnte das schon längst geschehen sein. Schließlich hatten die obersten 
Reproduktionsinstanzen im Konzil auch den schnellen Nachrichtenverkehr über Funk.  
Gertrud überlegte weiter und versuchte sich vorzustellen, dass die Liquidierung vor Ort mit der üblichen 
Verzögerung durchgeführt werden würde. Dann müssten sie abtransportiert werden und das würde auch sehr 
langsam mit den dort üblichen Transportmitteln erfolgen.  
Wo war denn die nächste Reproduktionsstation für diese Siedlungsgegend?, fragte sich Gertrud in ihren 
Gedanken, ihr fiel nur Frankental ein. Sie musste es einfach versuchen. Vielleicht konnte sie dort etwas erreichen. 
Sie musste jetzt alles auf eine Karte setzen, so langsam begann sie zu ahnen, dass nur eine Aufgabe mit einem 
höheren Ziel aus dieser aussichtslosen Situation herausführen konnte. Sie beschloss für sich, dass Annas Auftrag 
eine Wichtigkeit besaß, die sie im Moment noch nicht voll begreifen konnte. Sie würde jetzt zur 
Reproduktionsstation in Bordo gehen. Jede dieser großen Stationen hatte einen Kurierdienst.  
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Sie erkundigte sich, wo sie Pferde bekommen konnte und machte sich dahin auf den Weg. Ihr Gepäck 
hatte sie auf einen Handwagen geladen. Eine Frau brachte sie für einen halben Kupfer zu einer Pferdezüchterin.  
Die Ställe der Händlerin und ihrer Pferdepflegerinnen lagen schon etwas außerhalb der Stadt. 
Pferdekoppeln, von Sträuchern teilweise eingefasst, dehnten sich hinter dem Haus aus und sehr weit hinten, fasst 
am Horizont, waren erst die nächsten Häuser zu sehen.  
Sie wurden schnell handelseinig. Gertrud mietete ein Pferd. Die Händlerin würde sie begleiten und das 
Pferd wieder zurückbringen, wenn sie dort angelangt waren. 
Gertrud bat noch, sich umziehen und frisch machen zu können. Sollte sie die beste Kutte oder ihren 
langen Anorak für die Wildnis anziehen? Sie entschied sich für die leichte blaue Kutte mit den weißen 
Aufschlägen am Revers und den schwarzen breiten Säumen an den Armen. Dazu legte sie noch die goldene 
Kette mit dem edelsteinverzierten Anhänger Annas um.  
Die Pferdezüchterin bekam große Augen, als sie Gertrud so sah und als diese noch die 
Kommissarpermissio herausholte, blieb ihr die Sprache weg. Gertrud musste auf den Überraschungseffekt setzen.  
Merkwürdig, dachte sie, fast fühle ich mich auch wie eine Kommissarin. Sie hängte die Kommissarpermissio 
wieder neben Annas Anhänger und bestieg das Pferd. Die Pferdezüchterin konnte sofort sehen, dass Gertrud 
nicht das erste Mal auf einem Pferd saß. 
Gekonnt ritten beide davon. Unterwegs erklärte Gertrud ihre Mission, die unter Geheimhaltung ablaufe 
und dass sie zum unbedingten Schweigen und zur Hilfe verpflichtet sei.  
Sie näherten sich dem Reproduktionskomplex, einem großen Areal mit verstreut liegenden stabil gebauten 
zweistöckigen Steinhäusern. Unter einem Erdhügel lagen die Kühlkammern und Parthenogeneseanlagen. Meist 
gab es auch noch eine Fertilisationsanlage für die seltenere Verschmelzung zweier Eizellen. In mehreren 
Gebäuden waren Brutkästen mit künstlichen Gebärsubstraten. Daneben gab es ambulante Stationen zur 
Einpflanzung von Embryonen für die Frauen, die ihr Kind selbst austragen wollten.  
Das Zentrum versorgte das ganze Gebiet im Südwesten des Kontinents. In Frankental wurde ein Zentrum 
für das neue Siedlungsgebiet im Mittelwesten des Kontinents errichtet.  
Sie erreichten den äußeren Sicherungsgürtel des Kurierdienstes. Gertrud zeigte die Permissio und wurde 
von den Pförtnerinnen durchgelassen. Einer der Hangars stand offen. Eine Crew war mit dem Entladen von 
Tiefkühlbehältern beschäftigt. 
Gertrud ritt im Hangar bis zu dem Flugzeug. Und fragte nach der Pilotin. Sie kam aus einem 
Bereitschaftsraum.  
 »Das Flugzeug ist sofort startklar zu machen!" Gertrud saß noch immer auf ihrem Pferd, das jetzt zu 
tänzeln anfing. Sie hielt Ihre Kommissarpermissio der Pilotin hin und ergänzte: »Der genaue Einsatzbefehl erfolgt 
aus Sicherheitsgründen in der Luft. Muss noch aufgetankt werden?" 
Die Pilotin nickte sprachlos. Gerade als sie etwas sagen wollte, rief Gertrud der Entlademannschaft zu: 
»Beeilt euch, wir starten sofort!" 
Die Käptin hatte ihre Sprache wiedergefunden. »Ich muss aber erst die Fluggenehmigung einholen."  
 »Alles, was du jetzt machst, ist das Flugzeug zu betanken und direkt von hier zu starten. Das ist ein Befehl 
der höchsten Priorität." Die Käptin stand regungslos da. Gertruds Gehirn arbeitet auf Hochtouren: Was passiert, 
wenn sie sich weigert?  
 »Wo bleibt der Tankwagen?", schrie Gertrud, sie hatte ihre Stimme noch etwas gesenkt. Die Käptin hatte 
sich jetzt offensichtlich doch durchgerungen, den Befehlen Folge zu leisten. Sie kannte die Kommissarpermissio, 
hatte aber nie geglaubt, dass sie jemals damit zu tun haben würde. Sie begann, den Start vorzubereiten. Das 
Flugzeug wurde betankt und vor den Hangar gezogen.  
 »Wir haben aber keine Copilotin", wollte die Käptin in einem letzten Versuch einwenden doch Gertrud 
antwortete: »Das bin ich ² Funkgerät ausschalten und starten."  
Die zwei Propeller liefen an. »Zur Startbahn!", kommandierte Gertrud. Dann starteten sie durch. Am 
Kontrollturm konnte Gertrud nichts bemerken, die mussten vollkommen überrascht sein.  
Sie durchstießen einige tief liegende Schleierwolken. Und die Pilotin schaute Gertrud fragend an. »Der Kurs 
ist Frankental aber zunächst ist der Kurs Südost Richtung Marsee. Flughöhe 2000 Meter über Grund."  
Nach einer halben Stunde änderte Gertrud den Kurs auf Richtung Nord-Ost.  
Sie ging in die kleine Kombüse und brühte zwei Kaffee auf. Sie überreichte einen der Pilotin und setzte 
sich dann wieder in den Sitz der Copilotin. In der Karte versuchte sie, sich an Flüssen und Seen zu orientieren.  
 »Wir bleiben ca. 100 km östlich von Frankental."  
 »Dort bin ich noch nie gewesen." Die Pilotin schaute etwas hilflos nach links. Gertrud spielte Sicherheit. 
»Ich habe die Karten, wir fliegen dann auf Sicht. Wo sind die Fallschirme?" Die Pilotin deutete zu einem 
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Einbauschrank im hinteren Teil. Sie schnürte ihr Gepäck zusammen und befestigte daran einen Fallschirm. Einen 
zweiten legte sie für sich bereit. Dann verfolgte sie wieder den Kurs auf der Karte und gab Anweisungen für 
Kurskorrekturen. Einmal glaubte sie schon, die Orientierung verloren zu haben. Sie blieb ganz ruhig und suchte 
betont konzentriert. In einer linken oberen Ecke bemerkte sie ein sonderbares Zeichen. Es war ein schwarzes 
Balkenkreuz.  
Woher stammten diese Karten? Dieses seltsame Zeichen war ihr unbekannt. Sie suchte weiter und dann 
sah sie einen See, der mit der Karte übereinstimmte, und wurde innerlich wieder ruhiger.  
Als sie ungefähr einen Punkt 100 km östlich von Frankental erreicht hatten, gab sie den neuen Kurs an. Er 
führte weiter in Richtung Ost-Nord-Ost. Angestrengt suchte sie den großen Fluss in nordwestlicher Richtung. 
Endlich hatte sie ihn gefunden. Sie gab die letzte Kursänderung an und versuchte den Fallschirm anzuschnallen.  
 »Ist alles in Ordnung?", fragte sie noch, »ich kenne diesen Typ nicht so genau." Die Pilotin gab noch ein 
paar Hinweise, welche Gurte wie festzuschnallen waren. Dann erhielt sie von Gertrud die Anweisung nach 
Frankental zu fliegen und dort zu landen, um weitere Anweisungen abzuwarten.  
Gertrud war noch nie mit einem Fallschirm gesprungen und kannte so etwas nur von sehr frühen Bildern 
ihrer Ausbildung. Gertrud schaute nervös auf die Uhr. Die Pilotin stellte den Autopiloten ein und half ihr. Sie 
hakte die Reißleinen ein, öffnete die Tür. Ein gewaltiger Sog nahm ihr die Luft. Sie warf das Gepäck hinaus und 
sprang hinterher. Ein gewaltiger Ruck ließ sie fast die Besinnung verlieren. Dann schwebte sie über Wäldern in 
die Tiefe. Durch Ziehen an den Gurten versuchte sie, sich einen Überblick zu verschaffen. Links neben ihr 
schwebte das Gepäck. Gertrud hatte eine schnellere Sinkgeschwindigkeit, sie musste ihr Gepäck im Auge 
behalten, wenigstens die Richtung, um es dann wiederzufinden. Anfangs kam ihr das Schweben unendlich lange 
vor, zumal ein Gurt unglücklich ihren linken Oberschenkel einklemmte. Die letzten Meter gingen dann doch sehr 
schnell, zu schnell, sie versuchte verzweifelt an den Gurten zu ziehen, um nicht auf einem Baum zu landen. Ihre 
Steuerversuche richteten nichts aus, sie rauschte zwischen zwei Fichten in den Wald hinein.  
Der Fallschirm blieb auf einem niedrigen Ast hängen. Sie befreite sich aus den Gurten und versuchte den 
Fallschirm vom Ast zu ziehen, was ihr auch nach einigen Anstrengungen gelang. Sie schnürte die Fallschirmseide 
so gut es ging zusammen und machte sich mit dem Bündel auf den Weg, die übrige Ausrüstung zu suchen. Sie 
hatte sich doch in der Entfernung deutlich verschätzt. Hier unten sah alles anders aus. Sie verbrachte den ganzen 
restlichen Tag damit und ging immer wieder zum Ausgangspunkt zurück und von dort aus mit kleinen 
Änderungen in die vermutete Richtung. Schließlich fand sie das Bündel in ca. 5 Metern über der Erde in einem 
Baum hängen. Nach Einbruch der Dunkelheit gab sie es auf, das Bündel herunterzuholen und machte sich aus 
dem Fallschirm ein Lager für die Nacht. Es waren zwar Wolken aufgezogen, aber der Regen ließ auf sich warten. 
Nur in der Ferne konnte sie ein Wetterleuchten sehen und sie hoffte, dass ein Gewitter sie verschonen würde.  
Die Nacht ließ sie kaum schlafen, entweder drückte sie etwas im Rücken oder es wurde ihr kalt.  
Der Morgen war frisch und mit Gurten als Kletterhilfe gelang es ihr dann endlich, die Ausrüstung zu Boden 
zu bringen. Von den mitgebrachten Vorräten aß sie etwas. Hatte sie vielleicht zu wenig mit? Sie fand keine Ruhe 
mehr, sie musste den Marktflecken erreichen. Sie kramte den Kompass heraus und bestimmte die Richtung. An 
den Gurten zog sie die Ausrüstung hinter sich her. Nach ein paar Metern musste sie feststellen, dass ihre 
Vorstellungen von diesem Wald vollkommen irre waren. Sie würde sich selbst nur unter großen Anstrengungen 
fortbewegen können. Die Ausrüstung konnte sie vergessen. Sie packte alles aus und sortierte erst einmal und 
versuchte den Rucksack mit dem Notwendigsten zu bestücken. Sie erinnerte sich an die Jugendzeit und die 
Camps im Waldlager. Dort hatten sie das Überlebenstraining absolviert. Später hatte sie nicht mehr viel 
Vertrauen dazu, da alles sehr glattgegangen und offensichtlich von ihren Ausbilderinnen entsprechend gut 
vorbereitet worden war. Gertrud versuchte, sich zu erinnern. Das Erste, was gesichert werden musste, war das 
Wasser zum Trinken, erst dann kam ein trockenes Nachtlager und dann das Essen. Sie packte Gefäße zum 
Kochen von Wasser und Nahrung ein. Feuer würde sie machen müssen, wenn die Streichhölzer nass oder 
verbraucht sein würden. Das übliche Brennglas musste unbedingt mit. Karten durften nicht fehlen. Das Messer 
war klein, aber sehr scharf. Bei der Kleidung zum Wechseln gab es schon die ersten Probleme. Der Anorak und 
die Hosen für den Winter nahmen durch ihre warmen Futter sehr viel Platz weg. Die Regenkleidung musste auch 
noch hinein. Eine wasserdichte Regenplane durfte auch nicht fehlen. Und worin würde sie schlafen? Der 
Schlafsack hatte keinen Platz mehr, den befestigte sie außen am Rucksack.  
Den Rest der Ausrüstung wickelte sie in den Fallschirm und schaute sich nach einem Platz dafür um. 
Würde sie noch etwas davon brauchen? Würde sie noch einmal darauf zurückgreifen müssen? Sie suchte nach 
einem vereinzelt stehenden großen Baum und band das Bündel dann in die Äste und ließ ein blaues Band 
herunterhängen, damit sie es leichter wieder finden konnte.  
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Dann machte sie sich auf den Weg. Sie wusste, dass es bis hier in den Norden noch keine Eisenbahn gab. 
Sie musste einen Weg finden, sonst war sie verloren. Das Unterholz war abschnittsweise fast undurchdringlich. 
Die Himmelsrichtung war völlig sinnlos, sie wäre die Hügel hoch und heruntergeklettert.  
Und warum das Ganze? Selbst wenn ich die Kinder finde, was mache ich mit denen? Muss ich sie erst 
rauben? Befreien? Gertrud ruhte sich keuchend auf einem grün bemoosten Baumstumpf aus.  
Ich muss einen Weg zu diesem Marktflecken finden, dachte sie und versuchte es quer zu ihrer eigentlichen 
Richtung. Nach einer halben Stunde hatte sie das Gefühl, die richtige Richtung eingeschlagen zu haben.  
Der Weg, den sie fand, war einfach ausgebaut für Pferdewagen, aber er führte sehr gerade durch die 
Landschaft. Teilweise war er sehr breit und lief durch Schneisen in kleinen Hügeln, möglichst jedes Auf und Ab 
vermeidend. Dann plötzlich kam er an ein größeres Tal, führte dort in kleinen schmalen Serpentinen auf die 
Talsohle, um dann am gegenüberliegenden Hang in ebenso schmalen Serpentinen wieder nach oben zu führen. 
Oben setzte er seinen geradlinigen Verlauf fort.  
Das muss eine dieser Autobahnen gewesen sein, erinnerte sich Gertrud. Doch dann war dieser gerade Weg 
zu Ende und eine Abzweigung führte jetzt schon weit kurviger und mit mehr Auf und Ab durch die Wälder. 
Gertrud wünschte sich ein Pferd. Der Rucksack drückte schwer auf den Rücken. Muss denn nicht bald eine 
Raststation für die Pferde kommen? Diese monotonen Gedanken kreisten wie ein Mühlrad in ihrem Kopf. 
Während sie sich so abgekämpft vor sich hinschleppte, hörte sie plötzlich von Ferne ein Pferdewiehern. Instinktiv 
rannte sie in das Unterholz, warf sich hin und beobachtete den Weg. Es dauerte noch eine Weile, dann kamen 
drei Pferdefuhrwerke aus der Gegenrichtung. Zwei zogen mit Planen bespannte Wagen. Zwei Frauen saßen 
jeweils auf dem Bock. Gertrud konnte nicht erkennen, was sie geladen hatten.  
Konnten so Kinder abtransportiert werden?, fragte sich Gertrud. Der dritte und letzte Wagen war offen, 
kleine Holzfässer waren mit Stricken befestigt. Eine Frau saß allein auf dem Kutschbock. 
Ja, warum hatte sie sich denn versteckt? Sie hätte doch fragen können, ob sie auf dem richtigen Weg sei. 
Doch dann sah sie an sich herunter. Ein leichter, wasserabweisender Anorak mit den vielen Taschen und dann die 
Hose mit den sportlichen Schuhen. Der Rucksack allein reichte schon aus, um die Aufmerksamkeit vollständig auf 
sich zu lenken. Nein, sie musste sich umziehen, so konnte sie nicht weiterlaufen. Sie holte ihren grauen 
Kapuzenmantel heraus, verstaute Anorak und Hose und warf eine Decke über den Rucksack. Von den Schuhen 
wollte sie sich nicht trennen. Dann setzte sie ihren Weg fort. 
Man musste schon genauer hinsehen, jetzt fiel sie weniger auf. Das muss heute ein Glückstag sein, dachte 
sie, als sie am späten Nachmittag auf kleinen Lichtungen die ersten strohgedeckten Lehmhäuser sehen konnte. 
Die strohgedeckten Hütten machten einen düsteren Eindruck als die leichter gebauten und meist schon mit 
Schindeln gedeckten Häuser im Südwesten des Kontinents. In kleinen, von einfachen Weidenzäunen 
eingefriedeten Gärten wurden verschiedene Gemüse angebaut. Sie konnte auch große Sonnenblumen, 
abgebunden mit Tüchern zum Schutz vor Vögeln, erkennen. Sie sah einige Ziegen, die an Sträuchern des nahen 
Waldes fraßen. Schafe waren an Pflöcken angebunden.  
Gertrud wusste, dass es mindestens eine Herberge geben würde. Sie fragte eine Frau nach der Richtung 
für das Gasthaus. Die Frau war mit einem Pflock für das angebundene Schaf beschäftigt. Sie wollte ihn ein Stück 
weiter einsetzen, damit das Tier neues Gras fressen konnte. Gertrud hielt das Milchschaf solange an der Leine, bis 
die Frau den Pflock sicher im Boden hatte. Gertrud war nicht sehr gesprächig und auf die Frage nach dem 
Woher, lenkte sie ab und tat so, als ob sie die Frage nicht verstanden hätte. Was so ziemlich der Wahrheit 
entsprach. Es gab auch hier andere und starke Abweichungen zwischen gesprochener und geschriebener 
Sprache.  
Sie lief in Richtung der Herberge. Die Frau schaute ihr noch eine Weile neugierig nach.  
Gerade als sie zur Tür der Herberge hineinging, konnte sie noch fünf berittene Polizistinnen sehen, die eilig 
durch den Marktflecken ritten. Die Kellnerin schaute angestrengt durchs Fenster und meinte zu ein paar Frauen, 
die in einer Ecke saßen: »Das sind schon wieder Neue ² möchte wissen, was die alle hier wollen. Vor ein paar 
Tagen ist erst ein Tross mit Planwagen und Polizistinnen in diese Richtung aufgebrochen." Drei der fünf Frauen 
waren ebenfalls zum Fenster gelaufen und schauten den Reiterinnen nach. »Die reiten nach Nordosten, ich 
möchte nur wissen, was die dort zu schaffen haben", meinte eine und eine andere warf ein: »Dort ist doch nichts, 
das neue Siedlungsgebiet liegt doch im Nordwesten." 
 Gertruds Sinne waren sofort hellwach geworden. Sie setzte sich schnell und versteckte ihre sportlichen 
Wanderschuhe unter dem Tisch.  
 »Manchmal kommen Frauen aus dieser Gegend zum Markt. Dort gibt es ein paar verstreut liegende 
Häuser, eine Tagereise entfernt. Eine wollte schon mal einen Hubschrauber gesehen haben, der aus dieser 
Richtung gekommen wäre. Aber niemand weiß Genaueres", bemerkte die Kellnerin.  
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 »Dort ist eine Versuchsstation für Genexperimente und die Kinder sind behindert. Ich weiß es von einer 
der Betreuerinnen, die hat es mir bei einem Glas Aprikosenlikör hier auf dem Markt erzählt."  
Gertrud war zusammengezuckt bei dem Wort Genexperimente und hoffte, dass es niemand gesehen hatte.  
Die Frauen in der Ecke schwatzten leise weiter und taten so, als kümmerten sie sich nicht um die Neue. 
Gertrud bemerkte aber, wie sie immer wieder aus den Augenwinkeln von den Frauen gemustert wurde. 
 »Kann ich einen Tee oder Kaffee haben?", fragte Gertrud, als die Kellnerin an ihren Tisch kam. »Was du 
möchtest", antwortet die Kellnerin kurz. »Dann nehme ich einen Kaffee!"  
Gertrud bekam eine schwarze Brühe in einer dicken Tontasse, dazu etwas Milch in einem Kännchen und 
Rübensirup in einer kleinen Schale. Sie kostete und stellte fest, dass es nur geröstetes und aufgebrühtes Getreide 
war. Sie goss etwas Milch hinein und tat einen Löffel Sirup dazu. Jetzt konnte sie die Brühe trinken.  
Die Polizistinnen beunruhigten sie, gaben ihr aber auch Hoffnung. Vielleicht kam sie noch nicht zu spät. 
Sie musste es versuchen. So langsam verstand sie sich als Ausgestoßene und klammerte sich um so mehr an 
ihren Auftrag, um nicht zu resignieren.  
Ich muss sofort weiter, schoss es ihr durch den Kopf. Wie hoch waren ihre Chancen, wenigstens diese 
Nanina zu befreien, überlegte sie und musste sich eingestehen, dass nur ein Zufall ihr behilflich sein konnte. 
Würde sie vielleicht ihre Kommissarpermissio bei den Polizistinnen einsetzen können? Würden sich die 
überrumpeln lassen? Sie musste es darauf ankommen lassen.  
 »Ich möchte bitte bezahlen!" Gertrud rief die Kellnerin heran. »Das macht einen Halben." Gertrud suchte 
in ihrer Tasche nach einem halben Silber. Sie hatte sich ein paar Münzen zurechtgelegt. Sie fand nur einen 
Ganzen und holte ihn heraus. Die Kellnerin schaute sie erstaunt an: »Hast du nichts Kleineres?" Gertrud schüttelte 
mit dem Kopf und ergänzte dann schnell: »Mehr habe ich nicht!" Das erzeugte noch mehr Verwunderung bei der 
Kellnerin, die jetzt nach hinten in die Küchenräume verschwand. Sie hörte aufgeregtes Reden. Dann kam sie 
wieder und brachte eine Menge Kupfermünzen mit, die zählte sie Gertrud vor.  
Gertrud flüsterte zur Kellnerin, die sich zu ihr hinunter beugte: »Wo kann ich hier ein Reitpferd kaufen?"  
 »Zur Tür raus und dann nach links, da ist eine Schmiede, so ziemlich am Ende der Straße. Die beiden 
haben auch Pferde. Ob sie jetzt welche zum Verkaufen haben?" Die Kellnerin zuckte mit den Schultern.  
Gertrud strich die Münzen ein, stand auf, zog das Abdecktuch über dem Rucksack zurecht und verschwand 
nach draußen. Sie wusste, dass sie jetzt beobachtet wurde und entfernte sich betont langsam in die von der 
Kellnerin angegeben Richtung.  
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15 Die Schatzhöhle 
 
Im Spätsommer verlor Rona plötzlich das Interesse am Bogenbau mit Nanina. Sie war jetzt sehr viel mit 
Emma zusammen. Sika freute sich darüber, konnte sie ja jetzt wieder mit Nanina viel öfter spielen und zusammen 
sein. Sika machte alles mit, was Nanina sagte, sie war auch sofort bereit, anstelle von Rona mit dem Bogenbau 
weiterzumachen. Sika versuchte jetzt auch immer öfter, Naninas Hand zu ihrem Gnom zu bringen und mit ihm zu 
spielen. Nanina hatte aber in der letzten Zeit oft an Silki denken müssen und wenig Lust gespürt, das alte Spiel 
mit Sika zu spielen. Sie wartete auf den Herbstmarkt und war über Rona enttäuscht, dass sie jetzt nur noch mit 
Emma zusammen sein wollte. Schließlich freute sie sich dann doch, dass Sika so anhänglich geblieben war und 
noch anhänglicher wurde. 
Als Hela meinte, dass nach dem Regen die Pilze wieder gewachsen waren, bettelte Nanina, mit Sika allein 
Pilze sammeln zu gehen. Rona musste und wollte mit Emma im Wald immer wieder Holz holen. Alina brauchte 
die beiden gerade mal nicht im Garten oder auf dem Feld, so durften sie losziehen. Nanina und Sika erhielten die 
Erlaubnis, den ganzen Tag Pilze und Brombeerblätter zu sammeln.  
Beide stürmten mit zwei Körben für die Pilze und einem Stoffbeutel für die Blätter los. 
Nanina hatte einen Plan, der nicht zuletzt aus Ronas plötzlichem Desinteresse an ihr und dem Bogenbau 
entsprungen war. Als ihr Blockhaus außer Sicht war, weihte sie Sika in das Geheimnis des Buches ein und beide 
rannten los. Pilze und Brombeerblätter sahen sie keine. Nanina freute sich, dass Sika so schnell rennen konnte 
wie sie. Eine braune Blindschleiche, die vor ihnen auf dem Pfad kroch, war die einzige Ablenkung und ließ die 
beiden anhalten und auf ihren Stock gestützt Atem holen. Zum Spielen mit ihr, die kleine Schlange mit einem 
Stock in eine andere Richtung zu dirigieren oder sie in die Hand zu nehmen, dazu hatten sie heute keine Lust. Sie 
rannten weiter.  
Nanina fand die Wüstung, die Höhle und den alten Keller, ohne erst lange suchen zu müssen. Sie zogen 
gemeinsam die Äste weg, die vor dem Loch nach unten die Tiere abhalten sollten, dann stiegen beide hinunter, 
fanden die Nische in der Wand, aber nicht das Buch.  
Fassungslos und traurig suchte Nanina, von Sika eifrig unterstützt, im Dämmerlicht des Kellers die 
Schutthaufen durch.  
Alte Glasflaschen, meist zersplittert, lagen auf einem Haufen in einer der Ecken. Sie wühlten im Schutt und 
fanden ein paar grüne Kupferdrahtspulen und Drähte, rostige und teilweise noch glänzende Blechteile. Nanina 
meinte, dass man etwas davon vielleicht mal auf dem Markt verkaufen könnte. Solche Metalldrähte, so glaubte 
sie sich zu erinnern, hatte sie dort gesehen. 
Dann begannen sie ² Nanina aus Verzweiflung über den Verlust des Buches ² alte Ziegelsteinstücke gegen 
die Wand zu werfen. Bald fanden beide Spaß daran, da die alten Steine sofort zu einer Staubwolke wurden, wenn 
sie gegen die Wand donnerten. 
Dann fiel plötzlich ein Stück Wand ein und eine versteckte Nische wurde sichtbar. Heraus fielen eine 
Menge goldgelb und schwarz glänzende, runde Metallscheiben. 
 »He, was ist das", wollte Sika wissen. Sie nahm die schweren runden Metallstücke in die Hand. 
 »Das ist altes Geld, das weiß ich von Emma, damit kann man auf dem Markt eine Menge kaufen." 
Sika strahlte: »Das ist jetzt unser Geheimnis! Nanina, das verraten wir niemanden, auch nicht Rona - oder?» 
 »Ja, auch nicht Rona" stimmte Nanina zu, sie war noch sauer auf Rona, dass sie sich weniger für sie 
interessierte. Sie sah in Sikas strahlendes Gesicht und gab ihr einen langen Kuss auf den Mund. Sika umarmte 
Nanina unvermittelt ganz fest und wollte sie nicht wieder loslassen, bis beide vor Freude lachten.  
*Apokryphen 1-15-1 
In der Wandnische fanden sie noch einige andere Dinge, für die sie aber, bis auf eine Linse, die als 
Brennglas zu benutzen war, in dem Dämmerlicht nicht erkannten, wozu sie gebraucht werden konnten. Sie 
legten all die Dinge in einen der Körbe und trugen ihn aus der Höhle ans Licht. Ein in zerfallende Stofffetzen 
gewickelter schwerer Metallgegenstand entpuppte sich als ein Futteral für verschiedene Messer, eine kleine Säge, 
eine Feile eine Schere und noch andere Dinge, deren Verwendung den beiden unklar war. Der Griff dieses 
Universalwerkzeuges zerbröselte unter ihren Händen.  
Nanina hatte eine Ahnung, wofür man die runden Metallhaken verwenden konnte. Sie putzte sie an ihrem 
Kittel blank und er verhakte sich. Mit Mühe bekam sie ihn wieder heraus. »Damit kann man angeln", erklärte sie 
der fragend blickenden Sika. Für die ursprünglich mal mit sehr scharfen Klingen versehenen Spitzen der 
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Armbrustbolzen sahen sie keine Verwendung. Auch waren die einst sehr scharfen Klingen trotz des 
Wachsschutzes mit der Zeit an vielen Stellen korrodiert.  
Die runden Münzen mit den Porträts einer Frau mit Krone und einem Ahornblatt glänzten in der Sonne. 
»Was ist denn das?", fragte Sika verwundert, »Ein Affe mit Haaren am Hals?" Beide mussten lachen. »Das sieht 
gefährlich aus, wie ein Troll und hinten ist ein Tier, das es hier nicht gibt, so ähnlich wie ein Reh", deutete Nanina. 
Auch die schwarzen Münzen zeigten das Porträt dieser Frau mit der Krone und einige auch eine ältere Frau ohne 
Krone und auf der anderen Seite war immer ein großes Ahornblatt. Nanina kratzte und rieb daran mit Sand und 
da kam ihr die Eingebung. »Das sind Silbermünzen! Weißt du, was man dafür auf dem Markt alles kaufen kann? 
So eine große habe ich dort noch nicht gesehen!" 
Nanina war richtig rot vor Aufregung im Gesicht. »Und die hier, die so gelb glänzen wie die Sonne?" Sika 
ließ eine der Münzen in der Sonne spiegeln. »Keine Ahnung, aber Kupfer ist es nicht." Dann fiel Nanina ein und 
sie fragte sich, ob es das Metall ist, das manchmal für die goldenen Kronen der Elfenköniginnen verwendet 
wurde? 
  »Sika, weißt du, was das ist? Das ist Elfengold, das sie von der Sonne geschenkt bekommen, wenn sie 
Königin werden." Sika schaute ehrfurchtsvoll auf die runden sonnenähnlichen Scheiben. »Aber Nanina, warum ist 
dann so ein Troll auf einigen darauf?" »Doch nicht auf den hellen, hier schau mal." Nanina hielt die beiden 
nebeneinander. Die Münze mit der Krone war heller und gelber als die mit dem Troll.  
 »Elfengold und Trollgold, wir haben Elfengold und Trollgold", rief Sika laut heraus, sprang im Kreis herum 
und warf die Münzen hoch in die Luft. 
Plötzlich stoppte Sika und sah Nanina besorgt an. »Wenn das Gold aber wirklich Elfen und Trollen gehört, 
dann werden sie vielleicht böse auf uns, dass wir in ihre Höhle eingebrochen sind und das Gold gefunden 
haben." Nanina überlegte, so ganz von der Hand zu weisen war das nicht, was Sika da gesagt hatte. Ein bisschen 
Furcht kam über die beiden und sie verspürten keine rechte Lust, wieder hinunterzusteigen. 
 »Da wohnen keine Elfen und Trolle mehr", versuchte Nanina zu beruhigen, »vielleicht haben mal welche 
hier gewohnt. Dann sind sie sicher aber schon lange weg."  
 »Wenn hier aber welche gewohnt haben, dann muss das ihr Palast gewesen sein." Sika ließ nicht locker. 
 »Und was für ein Palast soll es dann gewesen sein, ein Elfenpalast oder ein Trollpalast? Das ist doch nur 
eine dreckige Höhle." 
 »Ein Trollpalast natürlich, die sind doch in Höhlen und unter der Erde." Sika war sich ganz sicher. »Und 
das Elfengold ist geraubt worden", ergänzte Nanina. Sie war jetzt froh, dass sie das Rätsel gelöst hatten. 
 »Wenn das ein Trollpalast war, dann muss es noch mehr Räume geben ² sollen wir weiter suchen?" Sika 
gab sich noch nicht zufrieden, sie schaute Nanina fragend an, die mit Zweifeln über die Elfen und Trolle rang. 
Woher nahm Sika den Mut? Dann erinnerte sie sich plötzlich an den metallischen Klang, den Rona an jedem 
Ende des Ganges festgestellt hatte, als Nanina hinuntergefallen und sich verletzt hatte. Sie hatte den Klang auch 
gehört, obwohl damals die Wunde am Bein alle ihre Sinne in Anspruch genommen hatte.  
 »Wenn du keine Angst hast, dann gehen wir", Nanina schaute Sika auffordernd an. Sika hatte 
offensichtlich nicht erwartet, dass Nanina auf ihre Frage bejahend eingehen würde. »Sika, wenn es hier wirklich 
Trolle geben würde, dann hätten sie sich schon längst gezeigt."  
Beide stiegen wieder das Loch hinab und fanden am Ende des Ganges diese seltsam metallisch klingende 
Wand. Sie versuchten dagegen zu drücken ² aber vergeblich. Sie liefen zum anderen Ende des Ganges und 
versuchten es auch dort, doch auch wieder ohne Erfolg.  
 »Wir brauchen einen großen Stein, den wir dagegen werfen können." Beide kletterten hinaus und suchten 
nach Steinen in der Umgebung. Sie warfen mehrere zum Loch hinunter. Es donnerte gewaltig, wenn die Steine 
gegen die Metalltür geworfen wurden. Ein Erfolg wollte sich nicht einstellen, bis dann doch eine der Türen mit 
einem lauten Knall an einer unteren Ecke nachgab und federnd einen Spalt freigab. Die beiden erschraken und 
blieben wie angewurzelt stehen. Der Staub setzte sich und nichts geschah. Dann fassten beide Mut und gingen 
hin, um den entstandenen Spalt zu untersuchen. Dort, wo früher das eiserne Schloss der Tür gewesen sein 
musste, war ein rostiges Loch in der Aluminiumtür.  
Beide stemmten sich dagegen. Sie konnten hören, wie auf der anderen Seite Steinschutt 
beiseitegeschoben wurde. Dann krachte es noch einmal und der Rest der Tür fiel in den Raum hinein. Die Kinder 
zuckten zurück und wussten nicht, ob sie fliehen sollten oder einfach nur abwarten. Sika schaute fragend Nanina 
an, die sich einen Ruck gab und durch die Staubwolke in den Raum über den Schutt kletterte. Es war noch 
dunkler als im Vorraum.  
  »Wir brauchen Licht!", stellte Nanina fest und kehrte um, »wir brauchen einen Kienspan." Sika war noch 
draußen geblieben.  
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 »Können wir nicht das Brennglas nehmen und Feuer machen?", schlug Sika vor. Beide kletterten wieder 
an die Oberfläche. Sie legten Steine zu einer kleinen runden Feuerstelle zusammen. Mit dem gefundenen 
Brennglas, von dem der Stiel gleich abfiel, versuchten sie mit trockenem Laub und dünnen Ästen ein Feuer zu 
entfachen. Es gelang, nachdem Nanina die Glaslinse mit Spucke abgewischt und an ihrem Kittel blank geputzt 
hatte. Die Sonne schien trotz der sommerlichen Schönwetterwolken ausreichend lange für ihren Zweck.  
In ihrem Blockhaus hatten sie ja für Notfälle ebenfalls eine solche Linse. Nur hatte es da im Winter schon 
mal Probleme gegeben als Hela das Feuer versehentlich ausgehen ließ und auch keine Kerze mehr brannte. Zu 
allem Unglück mussten sie drei volle Tage auf einen Sonnenstrahl warten. An diese furchtbar kalten Tage 
erinnerten sich alle noch sehr gut. 
 
Als das kleine Feuer brannte, suchten sie in der Umgebung nach harzhaltigem Holz, fanden aber nichts, 
das geeignet war, als Fackel zu dienen.  
Mit leichtem Erschrecken stellte dann Nanina fest, dass die Sonne sich schon zu den Wipfeln der Bäume 
neigte. »Wir müssen nach Hause, Sika!" Auch Sika schaute jetzt erschrocken zum Himmel. »Wir gehen aber 
wieder her, ja Nanina?", vergewisserte sie sich. Nanina nickte. Schnell traten sie das Feuer aus und sammelten 
alles in einen Korb ein, kletterten durch das Loch in den alten Trollpalast und suchten nach einem neuen 
Versteck. In einer Ecke fanden sie ein paar lose Bodenplatten. Dort kratzten sie die Erde heraus, bis die 
Fingernägel abbrachen, und legten die Fundsachen hinein und die Bodenplatten darüber. Dann streuten sie noch 
lose Sand darauf und traten ihn breit. Jetzt konnte niemand mehr das Versteck erkennen.  
Nun mussten sie sich beeilen, schnell rissen sie Brombeerblätter ab und suchten nach Pilzen auf dem 
Heimweg. Aber der richtige Pilzblick wollte sich nicht einstellen. Vor dem inneren Auge waren noch die Bilder aus 
dem Keller mit den Fundsachen.  
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16 Emmas Liebe und Fluchtvorbereitungen 
 
In diesem Jahr schien der Sommer nicht zu Ende zu gehen. Niemand in der Blockhütte, auch die Kinder 
nicht, wollten, dass die warmen Tage zu Ende gehen und die Regentage beginnen.  
Emma und Rona waren auf der Suche nach neuen Gebieten für Holz. Sie brauchten noch viele trockene 
Äste für den Winter, die sie leicht abtransportieren konnten. Dabei entdeckten sie einen alten Pfad, der nur noch 
ein Wildwechsel war, sich aber noch gut für ihren Handwagen eignete. 
Sie verfolgten ihn weiter und plötzlich führte er dicht an einer steil abfallenden Steinwand entlang. Es war 
ein großes Wasserloch, das sie noch nie gesehen hatten. An der steil abfallenden Felswand der andern Seite 
konnte man sehen, dass es einstmals ein Granitsteinbruch gewesen war.  
Große alte Eichen standen am Rand, dazwischen Büsche, die erst im letzten Augenblick gestatteten, das 
tiefe Wasser zu erkennen. 
Der Pfad führte sie zu einer flachen Sandböschung. Von da ging es auf eine Steinplatte hinunter, die leicht 
abfallend langsam ins Wasser führte. 
Sie ließen den Handwagen oben stehen und liefen, immer wieder leicht rutschend, die Böschung hinab. 
Rona zog die Sandalen aus und den Kittel hoch. Sie watete auf der langsam abfallenden Steinplatte ins 
Wasser. 
 »Hier vorn ist es tief, ich kann den Grund nicht sehen. Das Wasser ist warm", stellte Rona fest. 
Emma hielt die Hand hinein. Es war tatsächlich erstaunlich warm. 
 »Kann ich schwimmen?", fragte Rona. 
 »Ja, ich gehe auch mit."  
Beide zogen ihre Kittel aus und liefen vorsichtig über die Steinplatte, bis sie am Steilabfall knietief im 
Wasser standen.  
Rona ließ sich hineinfallen und schwamm prustend los. Emma folgte und ihr blieb im ersten Moment die 
Luft weg. Das Wasser war nur auf der Steinplatte und an der Oberfläche warm, darunter war es kalt, für ihr 
Empfinden sehr kalt. 
Emma schwamm ein paar Runden, was sie sonst in ihrem schlammigen Teich nicht so gut konnte. Rona 
versuchte zu tauchen und meinte dann, dass es unten unheimlich schwarz und kalt sei. 
Emma ging bald wieder hinaus, trocknete sich mit ihrem Kittel ab und legte sich dann an einer geeigneten 
flachen Stelle auf die warmen Steinplatten.  
 
Nach einer Weile kam auch Rona frierend mit einer Gänsehaut aus dem Wasser, sprang noch einmal 
hinein, schwamm und versuchte zu tauchen. Emma schaute den eleganten Bewegungen Ronas im Wasser zu. Die 
noch zarten Muskeln der Arme und Beine, die vollen braunen Haare und die immer fragend blickenden, großen 
braunen Augen. Ein Mund mit vollen Lippen, der zum Küssen einzuladen schien.  
Ein bisschen zitternd und mit blauen Lippen kam sie dann endlich heraus, kam vor der Sonne her und von 
ihr umflutet und mit einer Aura versehen. Emma hatte für einen Augenblick das Gefühl, es sei die Rona aus ihrem 
Traum, den sie vor längerer Zeit hatte.  
  »Komm zu mir Rona." In Emmas Stimme lag ein leichtes, unmerkliches Zittern, als sie sich auf die Knie 
aufrichtete. Emma küsste Rona, die vor ihr stand, voller Wassertropfen auf der sonnengebräunten, kühlen Haut. 
Sie küsste Rona auf die Stirn, auf die vollen, weichen Lippen. Ihre Hände umfasste sie und zogen ihren kühlen 
nassen Körper an den ihren, von der Sonne erwärmten Leib. Sie ließ Rona wieder ein wenig los und küsste weiter 
ihre Brust. Emma küsste jeden Wassertropfen weg.  
 »Rona, weißt du, wie vollkommen hübsch du bist?" Emma erschrak selbst über die unsinnigen Worte. Sie 
nahm Ronas Kittel und trocknete ihr den Rücken ab.  
Die braune, leicht gespannte Haut, Emma hatte so etwas noch nicht geküsst. Warum, fragte sie sich, habe 
ich diese Schönheit noch nicht bemerkt? 
Sie strich mit den Händen von der Schulter zu den Hüften und hielt sie fest. Sie sah in Ronas große Augen 
und konnte nur Neugier und Verwunderung feststellen. 
 »Rona, du weißt nicht, wie schön du bist." Noch einmal küsste sie flüchtig ihre Lippen, die Brust und den 
straffen, vom kalten Wasser noch angespannten Bauch.  
Emma spürte, wie über Ronas Bauch ein wohliger Schauer lief.  
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Ihr küssender Mund näherte sich dem leicht erregten ² Emma fielen keine passenden Worte ein ² sie 
nahm es einfach in den Mund, spielte damit wie bei einem Zungenkuss und bemerkte das schnelle 
Größenwerder. 
Eine starke Erregung durchflutete Emmas ganzen Körper. Ihre linke Hand glitt sanft zu dem kleinen, noch 
kalten Säckchen und umschloss es ganz mit ihrer warmen Hand. 
Emma wusste, dass sie ganz feucht war. Rona ließ alles mit sich geschehen und fragte nicht nach einem 
Warum. Dann lag sie weich und vor Erregung zitternd auf Emmas Körper, den Kopf weich zwischen ihren fest 
gespannten Brüsten.  
Emma fasste ihren Hintern und drückte sie sanft in sich hinein. Ronas ganzer Körper zuckte vor Lust und 
sie spürte eine noch nie gekannte Wärme und Feuchte mit ihrer zur Explosion drängenden Härte.  
Dann kam die wilde Entspannung und Rona versank in den tiefen Weiten eines unendlichen Meeres. Eine 
Entspannung ungeahnter Tiefe lief durch ihre beiden Körper. 
Emma war glücklich, sie hielt Rona fest umschlungen und wollte sie nie mehr loslassen. 
So müsste die Ewigkeit sein, dachte sie. 
Bisher hatte allerdings jede Ewigkeit ein Ende gefunden. Für Emma war es ein Steinchen, das sich jetzt in 
ihrem Rücken Aufmerksamkeit verschaffte.  
Sanft drückte sie Rona noch einmal und richtet sich dann auf. Rona schaute sie wie verzaubert an. Emma 
lächelt erst Rona an und dann in die Sonne hinein. 
Rona sprang erneut, mit einem fast gelungen Kopfsprung und einem Jauchzen ins Wasser, schwamm ein 
paar Runden und kam tropfend aus dem Wasser. Ein Körper auf dem Höhepunkt einer ersten, so nie 
wiederkehrenden Schönheit. Jede ihrer jungen Bewegungen verströmte Harmonie und Dynamik.  
Gibt es schönere Zeiten im Leben?, fragte sich Emma und sie beantwortete diese Frage an ihr inneres Selbst 
nicht. Sie war überwältigt vom Glück, dass sie an Ronas unbeschwerter und zarter Liebe teilhaben konnte. 
Emma trocknete Rona mit ihrem Kittel von Kopf bis Fuß ab. Sie hielt sich nicht zurück, den fast noch 
kindlichen, vom Wasser erfrischten Körper erneut zu begehren.  
 
Der Sommer ging unmerklich in den Herbst über, so als wolle er nicht enden und nur vorübergehend 
etwas Erfrischung bringen. Nur die Tage wurden merklich kürzer und die Nächte kühler. Der Herbstregen ließ 
noch auf sich warten. 
Emma und Rona lebten beide glücklich, wie in einem Märchen, nur für sie beide geschrieben.  
Dann, in der letzten Oktoberwoche änderte sich das Wetter innerhalb von zwei Tagen. Kalter Regen setzte 
ein und Wiesen und Wälder trieften tagelang vor Nässe. 
Rona hatte Emma in das Geheimnis des Buches eingeweiht und es, ohne Nanina etwas davon zu sagen, in 
die Blockhütte geholt. Dort lasen Emma und Rona abwechselnd vor dem Schlafen die einzelnen Kapitel über den 
Bau eines Jagdbogens, das Herstellen der Pfeile und den richtigen Gebrauch. Es folgten sogar zwei Kapitel über 
die Jagd und das Ausweiden und Verarbeiten des erlegten Wildes. 
Rona hatte Emma das Versprechen abgenommen, ihr beim Bau eines solchen Jagdbogens zu helfen. 
Emma konnte Rona fast keine Bitte abschlagen. 
 
Emma ging für eine Woche ins Dorfzentrum. 
Rona wurde richtig traurig wie noch nie in ihrem Leben, als Emma für eine ganze Woche wegblieb.  
Die Tage dort, als Erfahrungsaustausch und Erholung vom physisch und psychisch anstrengenden Alltag in 
der Blockhütte gedacht, holten Emma in die grausame Realität zurück. Nicht nur, dass ihr Rona jeden Tag 
schmerzlich fehlte, vor allem war es das absehbare Ende dieses Zyklus im Blockhaus, das mit dem Abholen Ronas 
beginnen würde. 
Es war unbestimmt, wann die Evakuierung begann, ob mit Beginn oder erst am Ende des 12. Lebensjahres 
der Kinder. Rona wurde im kommenden Sommer 13 Jahre alt. 
In ihrer Ausbildung hatte sie gelernt, dass Menschen mit einem solchen Bruch vor über tausend Jahren 
zum alltäglichen Erscheinungsbild der Menschheit gehörten und diese meist dominierten. Der Ursprung lag in 
dem langen Entwicklungsweg der Gattung Mensch aus dem Tierreich. 
Um immer noch effizienter zu sein, hatten die Menschen als erstes begonnen, diese Polarität des 
Männlichen und Weiblichen bei den Nutztieren schrittweise zu beseitigen. Rinder, zum Beispiel, wurden nur noch 
in der weiblichen Variante verwendet. Geborene männliche Exemplare wurden anfangs sofort als Kälbchen zu 
Fleisch und Wurst verarbeitet, später dann wurden sie schon vor der Geburt aussortiert.  
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Anfangs mussten noch einzelne Exemplare der männlichen Variante am Leben gelassen werden, da sie für 
den Nachwuchs gebraucht wurden. Das waren Exemplare, die sich gegenseitig nicht ausstehen konnten und in 
ihrem tierischen Zustand gegeneinander kämpften. Nur der Sieger konnte dann zur Fortpflanzung beitragen.  
Beim Menschen war es leider nicht anders gewesen. Die männliche Variante der Menschen führte ständig 
Kriege gegeneinander und durchzog die menschliche Gesellschaft wie ein parasitärer, schmarotzender Pilz mit 
einem Geflecht aus Gewalt. 
Waren einzelne Exemplare auch nicht so gewalttätig, waren sie oft auch für die Fortpflanzung nicht mehr 
zu gebrauchen. Es gab eine negative Korrelation zwischen Gewalt und Impotenz, die erst sehr spät erkannt 
wurde.  
Die ganz wenigen Exemplare, die man nach der Apokalypse noch zuließ, um notfalls den polaren Genpool 
reaktivieren zu können, wurden nur bis zur beginnenden Geschlechtsreife in diesem Zustand gelassen. Die 
Umwandlung in ein neutrales Exemplar erfolgte noch vor der Metamorphose.  
Man hatte ihnen in der Ausbildung einige Exemplare vor und nach der Metamorphose auf Bildern und in 
Filmen gezeigt. Wie sich ihr mädchen- oder engelhaftes Aussehen wandelte zum Anblick einer tierisch behaarten, 
muskelbepackten Kampfmaschine. Sie konnte sich an Bilder erinnern, wie diese Halbtiere mit Fäusten 
aufeinander losgingen oder sich in einem Gruppenegoismus um einen Ball stritten. Man nannte das damals 
Sport, es war aber immer ein Training für einen der nächsten Kriege. 
Alle, die das damals ansehen mussten, bekamen einen großen Ekel davor und konnten dann auch 
begreifen, warum sich die männlich dominierten Menschen unaufhaltsam selbst in die Apokalypse trieben. 
Emma konnte den Gedanken nicht zulassen, dass aus Rona so ein behaartes Ekel werden konnte. 
In den tausend Jahren, die seit der Apokalypse vergangen waren, hatten die Menschen nur noch volle 
Kopfhaare. Alles andere, was an die tierische Geschlechtsreife erinnern konnte, war genetisch aussortiert. Auch 
die Brüste blieben straff und klein bis ins hohe Alter. 
Emma hatte auch Bilder gesehen, die noch aus der Zeit der Bi-Geschlechtlichkeit stammten. Von der 
dominanten Variante der Menschen wurden die Frauen zu breithüftigen Gebärmaschinen mit Brüsten wie 
Kuheuter gemacht.  
Das war unwiederholbar vorbei. 
Tief im Innern Emmas zerriss etwas. Nein!, sagte sie sich, Rona ist anders. Vielleicht ² nein, ganz bestimmt 
haben sich diese männlichen Wesen auch verändert und sie sind nicht mehr so tierisch. In ihr wuchs diese starke 
Hoffnung heran. 
Als Emma wieder in das Blockhaus zurückkehrte, liebte sie Rona noch inniger. Zart und bitter zugleich 
waren ihre Gefühle. Sie träumte sich hinweg auf eine unbewohnte kleine Insel, mitten im Atlantik. Nur sie und 
Rona, baden in einer türkisblauen Lagune, Muscheln und süße Früchte und eine Zeit, die stehen blieb und sie 
beide vor der schrecklichen Metamorphose Ronas bewahrte. 
In anderen Augenblicken, wenn sie zusammenlagen oder sie mit ihr spielte, stieg ein anderes, bisher 
unbekanntes Gefühl auf. Sie wusste nicht, wie sie es beschreiben konnte. Es war ein ganz und gar dämonisches 
Gefühl, das sie ängstigte. Emma erschrak darüber so stark, dass Rona fragte, was denn mit ihr los sei. Emma hatte 
das Gefühl, sie müsse Rona für immer verschlingen. 
 »Ach nichts, Rona, ich bin nur traurig, dass du mich eines Tages verlassen musst." 
 »Nein, ich verlasse dich nicht!" Rona wurde blass, es traf sie wie ein Schock. Plötzlich fing sie an zu weinen 
und schluchzte: »Ich will nicht weg, ich will nicht weg von dir." 
Emma konnte ihre Tränen nicht zurückhalten, sie nahm Rona fest in die Arme und wollte sie nicht wieder 
loslassen. 
Dann hatte sich Rona wieder gefangen. »Emma", sagte sie mit Bestimmtheit und machte eine lange Pause, 
»wir hauen hier ab." 
Hatte das Emma nicht auch schon gedacht? Ihr kam es jetzt so vor. 
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 »Wir nehmen Säge, Beil, einen Handschleifstein, Töpfe und hauen in der Nacht ab, dann sind wir schon 
weit weg, wenn die anderen aufwachen." Rona war ganz rot im Gesicht geworden. Emma küsste sie auf die 
heißen Wangen.  
 »Es ist nicht leicht, aber vielleicht sollten wir es tun. Und was wird mit Nanina und Sika?" Nach einer Pause 
fügte sie hinzu: »Rona, du musst mir aber versprechen, dass du zu niemand, auch nicht zu Nanina, ein Wort 
sagst. Nur wenn es niemand erfährt, kann es gelingen." 
 »Ich verspreche es dir. Nanina und Sika holen wir dann später, bevor sie abgeholt werden." sagte Rona 
feierlich und fuhr fort: »Was passiert mit mir, wenn sie mich abholen?" 
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Emma nahm Ronas Gnom, dem sie gern eine Mütze gestrickt hätte, in die Hand. »Den operieren sie weg 
und dein Säckchen dazu", und als sie merkte, wie er klein und weich wurde, fügte sie noch hinzu: »Es tut aber 
nicht weh."  
 »Ich hau vorher ab." 
 »Wir hauen ab, Rona", ergänzte Emma. 
Mit Feuereifer war Rona in der nächsten Zeit beim Bogenbau. In ihrem Holzvorrat fanden sie genügend 
trockenes und zähes Holz und nach Vorschrift zeichneten sie die Rohformen auf. Es reichte für drei normale 
Bögen, nur der vierte, den Sika bekommen sollte, musste etwas kleiner gearbeitet werden. 
Mit Messer und Handschleifstein wurden die Formen herausgearbeitet. Das musste alles heimlich 
geschehen, sodass niemand im Haus etwas erfuhr. Doch es dauerte nicht lange und sie mussten ihre 
Holzbearbeitung, die doch nicht geräuschlos vonstattenging, als Sonnwendgeschenk preisgeben. Was das 
werden würde, verrieten sie nicht. Nur in Nanina wurde die anfängliche Ahnung zur Gewissheit. 
Emma versuchte, in einem Versteck im Haus einen kleinen Vorrat an haltbaren Lebensmitteln anzulegen. 
Mit Beginn des Sommers, so hatten beide beschlossen, wollten sie die Flucht durchführen. Rona würde da noch 
nicht ganz 12 Jahre alt sein. 
Der Winter war lang und über ihre Vorbereitung zur Flucht vernachlässigte Emma etwas ihre Pflichten, was 
Alina und Hela langsam auffiel. Was den beiden auch nicht entging, waren die intimen Beziehungen zwischen 
Rona und Emma. 
Hela fand es absurd, sich mit einem Mädchen abzugeben, das noch keines war und in diesem Fall auch 
kein richtiges werden würde. 
Alinas Fantasie ging weiter, und als sie beim Essen Ronas zarte Finger sah, konnte sie sich durchaus 
vorstellen, wie diese ungeschickt und unerwartet in ihr tasten würden. 
Beide beschlossen, nicht darauf einzugehen, ewig würde es nicht dauern und vielleicht hatten sie auch 
etwas Mitleid mit Emma.  
Außerdem war alles, was aus Liebe geschah und nicht von Gewalt jeglicher Art begleitet wurde, nicht nur 
erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht, selbst wenn es unüblich war. 
Zur Wintersonnenwende bekamen Rona, Nanina und Sika ihre Bögen. Emma hatte sogar einen 
Unterarmschutz aus dickem Stoff mit Holzrippen und ein Fingerleder für jeden angefertigt. Für sich hatte sie 
auch eine solche Ausrüstung im Versteck. 
Nach der Geschenkübergabe am Abend drängelten die Kinder am darauf folgenden Morgen schon sehr 
früh hinaus zum Bogenschießen. Allerdings war der eine Pfeil, den jeder bekommen hatte, bald im hohen Schnee 
auf Nimmerwiedersehen verloren gegangen. Daraufhin setzte ein wildes Pfeileschnitzen ein. 
 
Als dann endlich das Frühjahr kam, bauten Emma und Rona den Keller in der Wüstung zu ihrem Versteck 
aus. Wenn es darum ging, Holz zu holen, führte sie ihr Weg immer zum Versteck.  
Dort übten sie sich im Feuermachen mit dem Brennglas und sammelten dazu ganz trockenes 
Brennmaterial, das wie Zunder anbrannte. Sie lernten das Kochen von Blattgemüse aus Wildpflanzen, das 
Zubereiten von Insekten, Ameiseneiern, Würmern und Larven des Waldes. Sie trainierten das Bogenschießen und 
verbesserten ihre Pfeile. Große Mühe bereitete es immer noch, Pfeilspitzen herzustellen, wie sie für die Jagd 
benötigt wurden. Sie brauchten dazu Metallplättchen, die sie anschliffen und an der Spitze des Pfeils befestigen 
mussten. Im Gerümpel des Versteckes fanden sie brauchbare alte Bleche, die aus Edelstahl waren. 
Emma entdeckte in sich eine ganz neue, bisher noch nicht bemerkte Seite, sie spürte einen Hauch von 
Freiheit, wenn sie mit Bogen und Pfeil auf ein Ziel fokussierte. 
Dann war es soweit, Emma hatte einen Hasen geschossen. Gemeinsam zogen sie ihm das Fell über die 
Ohren, weideten ihn aus, brieten das Fleisch über dem Feuer und ließen es sich schmecken. 
Rona war glücklich und für sie stand fest, dass sie das nächste Tier erlegen würde. 
Als sie an diesem Tag mit nur wenig Holz, aber sehr zufrieden nach Hause kamen, stürzten sie sich nicht 
wie sonst mit Heißhunger auf das von Hela bereitete Abendessen.  
 
Der erste große Frühjahrsmarkt kam heran und es war Emma, die durchsetzte, dass sie mit Nanina dahin 
zog. Rona war traurig und etwas ungehalten äußerte sie ihre Enttäuschung. Doch Emma konnte sie damit 
trösten, dass sie es Nanina versprochen hatte und Rona noch ganz wichtige Vorbereitungen treffen musste. 
Nach diesem Markt, so hatten beide beschlossen, würden sie zu ihrer Reise aufbrechen. 
In der Nacht vor Emmas und Naninas Marktbesuch rannte Rona zu ihrem Versteck im Keller der Wüstung 
und holte etwas von dem Gerümpel, welches sie dort gefunden hatten. Rona war bei ihrem Marktbesuch 
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aufgefallen, dass ähnliches Zeug auch auf dem Markt angeboten wurde, das offensichtlich aus den neuen 
Siedlungsgebieten des Nordens stammte. 
Emma war das eingefallen, denn sie brauchten vielleicht auch zusätzliches Geld für ihre Flucht und die 
würde sie auch erst einmal etwas nach Norden führen, um dann nach Osten abzubiegen, weiter in unbesiedeltes 
Gebiet hinein. 
Rona brachte grünfleckige Spulen und Drähte, die aber rotgolden wie die Kupfermünzen zum Handeln 
glänzten, wenn man sie mit Sand putzte. 
Doch der eigentliche Grund, warum Emma Nanina, und nicht Rona mitnahm, waren die gleichaltrigen 
Mädchen des Marktfleckens. Sie wollte Rona nicht hergeben, niemanden in der Welt.  
Und es war noch etwas, das Emma sehr beunruhigte, das sie von früher, von ihrem Biologieunterricht her 
kannte. Ihre monatliche Blutung war ausgeblieben und sie wusste, was das bedeuten konnte. Sie würden in 
absehbarer Zeit zu dritt ein neues Leben anfangen. Sie würde deshalb die bekannte Händlerin aufsuchen müssen, 
vielleicht konnte die ihr in der ersten Zeit helfen. Sie wusste es nicht, aber sie würde es versuchen müssen. In 
ihren Tagträumen sah sie schon das kleine Baby. 
Nanina erregte wieder die Aufmerksamkeit beim Verkauf und Handel an ihrem Stand und half kräftig mit, 
den Umsatz zu steigern. Einige Kupfermünzen und ein Silberstück konnte Emma für sich behalten, für ihre 
bevorstehende Reise. 
Nanina kam am Abend traurig in die Herberge, ihre Freundin hatte sie nicht gefunden. Vielleicht war sie 
weggezogen oder den ganzen Tag in der Schule. Nur kleinere Mädchen, die noch nicht in die Schule gingen, 
hatte sie getroffen. Auch Emma hatte ihre Bekannten nicht auf dem Markt gesehen. 
Als sie am Abend des nächsten Tages ihr Blockhaus erreichten, war es merkwürdig still. Niemand bemerkte 
sie, als ihr Handwagen direkt vor der Tür hielt. 
Eine furchtbare Ahnung stieg in Emma hoch. Sie eilte ins Haus. Am Küchentisch saßen Hela und Alina mit 
Tränen in den Augen. 
 »Was ist passiert, wo ist Rona, wo ist Sika?", rief sie mit lauter Stimme. 
 »Das Dorf wird aufgelöst, als Erstes haben sie die Kinder abgeholt", sagte Alina leise und schnäuzte sich in 
ein Taschentuch. 
 »Aufgelöst", stöhnte Emma, sie merkte, wie sich ein Stein im Magen bildete und die Beine zu zittern 
anfingen. Dann stieg augenblicklich eine grenzenlose Wut in ihr hoch. 
 »Nanina holen die auch noch, die kommen noch einmal zurück", ergänzte Hela, »sie hatten nicht damit 
gerechnet, dass ein Kind mit auf dem Markt ist."  
Einen kurzen Augenblick brauchte Emma nur zu überlegen, dann fragte sie: »Wo haben sie die Kinder 
hingebracht?" 
 »Ins Zentrum", antwortete Hela. 
Nanina stand wie versteinert in der Tür, sie hatte alles mit angehört und sah Emma jetzt eilig die Treppe 
hochlaufen und mit Bogen und Pfeilen zurückkommen. 
 »Nanina, komm mit, schnell!" 
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17 Eine verlassene Gegend 
 
Was für eine abgelegene Gegend, dachte Gertrud, um hier den Weg nicht zu verfehlen, braucht man 
magische Fähigkeiten oder die Hilfe von Elementargeistern. 
Ein Lächeln zog sich trotz der bisherigen Strapazen über ihr Gesicht. Zu ihren magischen Fähigkeiten hatte 
sie kein Vertrauen und mit Elementargeistern keine Erfahrungen, das war etwas für die Eingeborenen. Sie hatte 
einen Kompass, eine Karte und die Lage des Dorfes im Kopf. Das musste reichen. Der sandige und von 
gelegentlich verstreut umherliegenden, faust- bis schädelgroßen Steinen behinderte Weg oder besser Pfad 
führte sie auf ihrer braunen Stute durch lichte Kiefern- und Laubwälder, ab und zu von kleinen Gruppen von 
Fichten unterbrochen.  
Auf dem Marktflecken hatte sie sich bei einer der beiden Pferdefrauen nach dem schnellsten Pferd 
erkundigt. Ein rußverschmiertes Gesicht hatte sie taxiert. Im Hintergrund des Hauses, das nur aus einem Raum 
bestand, glimmte ein Feuer, vielleicht ein langsam ausgehendes Schmiedefeuer. An einer Wand hingen ein paar 
alte Hufeisen auf einem Holzdorn. Um den Amboss lagen verschiedene Zangen. Damit kann man sicher auch 
Langmesser schmieden, dachte Gertrud. 
 »Was hast du dafür?" Gertrud meinte, dass es mindestens ein Goldstück kosten würde. Aus einer 
Innentasche ihres langen, grauen Kapuzenmantels holte sie eine abgegriffene Goldmünze und warf sie der 
Pferdefrau zu, die fing sie mit einer Hand aus der Luft. Ungläubig schaute sie die Münze an und drehte sie hin 
und her. 
Du große Mutter!, dachte Gertrud, kennt man hier überhaupt noch Gold? 
 »Wo kommst du her und was willst du hier? ² du bist nicht von hier!" Die Augen zwischen den Rußflecken 
in ihrem Gesicht hatten sich jetzt zu Schlitzen verengt, sie schauten erst Gertrud und dann die Münze an und 
schienen sich krampfhaft zu erinnern, wann sie denn so einen Schatz schon einmal gesehen hatten.  
 »Ich brauche noch Proviant für fünf Tage." Gertrud kompensierte ihre Unsicherheit. Niemand hier konnte 
ahnen, was sie vorhatte. Auf einen Tratsch hatte sie keine Lust und die Pferdefrau war sicher nur auf das Geschäft 
aus.  
 »Für Lilo hab ich was ² Hafer - für dich nicht." Die Pferdefrau steckte die Münze in ihre abgewetzte 
Lederschürze.  
 »Wo willst du hin?"  
Was sollte sie antworten, ohne weiteres Misstrauen zu schüren, das sicher schon mit heller Flamme 
brannte.  
Was dachte die Pferdefrau von ihr? Hatte sie überhaupt schon mal jemand wie mich gesehen, eine Frau, 
welche die Hälfte ihres Lebens in staubfreien Labors verbracht hatte und größer und schlanker war als die Frauen 
dieser Gegend? Ihr musste jetzt was einfallen, die Polizistinnen waren nicht weit weg und konnten sicher sofort 
benachrichtigt werden. Wenn sie es nicht schon waren. Soweit sie die Karte noch in Erinnerung hatte, war es 
wohl eine Tagereise bis zum Dorfzentrum.  
 »Geht mich ja nichts an", erlöste sie die Pferdefrau. Offensichtlich hatte sie es sich abgewöhnt, ihre 
Neugierde auch befriedigt zu bekommen.  
 
 »Was für eine verlassene Gegend!" sagte Gertrud jetzt hörbar vor sich hin, doch ihr Pferd wackelte nicht 
mal mit den Ohren.  
Die Sonne war schon mindestens eine Stunde untergegangen. Heute würde sie nicht mehr so weit 
kommen. In der Ferne und manchmal ganz in der Nähe knackte es. Angst hatte sie nicht. Wölfe waren jetzt um 
diese Jahreszeit friedlich und von Bären war ihr nichts bekannt. An ihrer Kutte hing das unterarmlange Messer, 
das sie von der Pferdefrau als Wechselgeld erhalten hatte. Allerdings erst nach der direkten Aufforderung durch 
Gertrud.  
Offensichtlich war die Goldmünze hier mehr wert, als sie gedacht hatte, denn sie brauchte keine zweite. 
Mit einer kleinen Silbermünze hatte sie bei einer Bäckerei dieses Marktfleckens einen reichlichen Vorrat an 
getrocknetem Brot, etwas Dörrobst und einen schmalen Tonkrug mit Sonnenblumenöl eingetauscht. Das musste 
reichen, sie wollte nicht noch mehr Frauen aufmerksam werden lassen.  
Bereits nach der ersten Mahlzeit stellte sich allerdings ein stetig wachsender Appetit nach Käse oder 
Dörrfleisch ein. Von ihrer ursprünglichen Ausrüstung hatte sie nur gut verpackte Schokolade mitgenommen. 
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Wasser war kein Thema in dieser Gegend. Es gab genug kleine Rinnsale, in denen sie ihre Wasserflasche füllen 
konnte.  
Selten zweigten Wege ab und es war nicht immer leicht, den Hauptweg im Auge zu behalten. Irgendwie 
konnte sie sich des Eindruckes nicht erwehren, dass sie auf einer Reise war, die direkt ins Nichts führte ² auf einer 
Reise ohne Rückkehr. Sie wurde ungeduldig mit sich selbst und darüber, dass sich ihre Gedanken schon wieder 
über die Sinnlosigkeit dieser Mission auszubreiten begannen.  
Wer diese Abgeschiedenheit vor langer Zeit so für das Dorf geplant hatte, wusste, was er machte und 
musste ein sehr gutes Vorstellungsvermögen besessen haben.  
Je näher sie ihrem Ziel kam, um so mehr begann ihr Gehirn zu arbeiten. Sie hatte noch nie eine solche 
Siedlung in Wirklichkeit gesehen und die Pläne, die sie kannte, waren nur allgemeine Konzepte, am Schreibtisch 
ausgedacht. Aber das Konzept funktionierte, schon viele, viele Jahre lang.  
Als es zu dunkel wurde und sie befürchten musste, dass sie den Weg verlieren konnte, stieg sie vom Pferd. 
Nachdem sie glaubte, trotz der Dunkelheit, einen einigermaßen ebenen und weichen Waldboden etwas abseits 
des Weges gefunden zu haben, band sie Lilo den Futtersack mit etwas Hafer um. Sie breitete eine Decke aus, zog 
den warmen Anorak an und legte ihrer Stute noch die Fußfesseln an, dann versuchte sie einzuschlafen. Die 
Gedanken kreisten und sie musste befürchten keinen Schlaf zu finden. Zwanghaft versuchte sie, an etwas 
Schönes im Leben zu denken. Ihr fiel Lisa ein und die Inseln, das reichte aus, um die Realität dieser Einöde zu 
verdrängen. Die Anstrengungen der letzten Stunden wandelten sich in eine totale Erschöpfung und ließen sie ins 
Unbewusste gleiten. 
Den ersten Morgen ihres Weges durch den Wald begann sie leicht fröstelnd mit einem schnellen 
Frühstück aus Brot, getrockneten Pflaumen und Wasser. Die Nacht war relativ ruhig verlaufen, wenn auch nicht 
sehr bequem. Nachdem sie ihrer Stute Hafer gegeben und die Fußfesseln abgenommen hatte, stieg sie, immer 
noch etwas steif, in den Sattel. Sie hatte Schlimmes befürchtet und war angenehm überrascht, dass es so leidlich 
ging mit dem Reiten.  
Wie lange war sie schon nicht mehr geritten? Das musste doch schon mindestens zehn Jahre her sein? 
Während sie noch so darüber nachdachte, sah sie nicht weit vom Wegesrand entfernt einen Pilz stehen. Brauner 
Hut und relativ groß. Sie war schon fast vorbei, als ihr dürftiger Proviant im Gehirn auftauchte. Sie stieg ab und 
stellte erfreut fest, dass es ein Steinpilz war und noch etwas euphorischer wurde sie vom Geruch und der 
Tatsache, dass er ohne diese gehassten Wurmlöcher war. Sie fand noch weitere Pilze dieser Art und 
Vollkommenheit, dass sie sich auf ein Mittagessen zu freuen begann.  
Nachdem sie ihre Pilzsammlung beendet hatte, trieb sie Lilo zur Eile an. Die Stute galoppierte den Weg 
entlang und Gertrud musste sich tief zum Hals des Pferdes ducken. Ein angenehmer Pferdeduft versuchte, 
Erinnerungen an ihre Kindheit zu wecken. Es ging länger geradeaus und der Weg war gut sichtbar. Dann kam 
eine Biegung und zwei Wege liefen auseinander. Sie holte den Kompass heraus und entschied sich für den linken 
von den beiden. Der stimmte am besten mit ihrer Richtung überein. Der rechte musste ins Dorfzentrum führen, 
doch da wollte sie vorerst nicht hin; sie musste zu den Blockhäusern der Kinder. Der Weg wurde sandiger und 
war jetzt viel stärker zugewachsen, er führte zwischen sanften Hügeln entlang, manchmal aber auch direkt über 
einen dieser kleinen bewaldeten Buckel. 
Gegen Mittag musste sie nach einem Blick auf den Kompass feststellen, dass der Weg sich von ihr 
unbemerkt ein ganzes Stück von der Kompassrichtung abgedreht hatte. Er schien auch irgendwie zu Ende zu 
sein. Der Weg verlor sich zwischen den Bäumen und kleinen, recht regelmäßigen Hügeln.  
Wahrscheinlich ist das eine uralte Wüstung, dachte Gertrud, von denen es sicher hier noch viele gibt. Die 
wenigsten waren aber noch als solche auf den ersten Blick zu erkennen. Zwischen den Kiefern gab es hier auch 
jede Menge Birken auf den flachen, kleinen, sandigen Hügeln. 
Mist, dachte Gertrud, das musste ja noch passieren. Das kostet mich mindestens die Zeit eines halben Tages. 
Der Hunger und die Aussicht auf in Öl gebratene Steinpilze ließen sie halten, als sie so etwas wie eine 
Feuerstelle bemerkte. Tatsächlich, hier hatte jemand etwas stümperhaft versucht, Feuer in Gang zu halten. 
Vorsichtig schaute sie sich vom Pferd aus um, bevor sie abstieg. Längliche rote Steine, offensichtlich stark 
verwitterte Ziegelsteine, waren zu einem Viereck zusammengelegt. Darin befand sich Asche, zwar kalt, aber noch 
durch keinen Regen zusammengeklumpt, sondern ganz locker.  
Da kann ich die Ausrüstung testen, dachte Gertrud und ein sarkastisch-spöttisches Lächeln spielte um 
ihren Mund. Sie fühlte sich noch immer ziemlich planlos bei dem, was sie vorhatte. Sie ahnte nur eins, sehr viel 
Zeit würde sie wohl nicht mehr haben.  
Trockene Äste lagen schon auf einem kleinen Haufen, sie holte noch Steine heran und verbesserte die 
Feuerstelle, dann zündete sie mit den Streichhölzern ein Feuer an und stellte den Topf aus Leichtmetall über die 
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Flammen. Bald schmorten die Pilze in dem Öl und verbreiteten einen sehr angenehmen Duft. Zusammen mit 
dem Fladenbrot kam ihr dieses Mahl wie eine Delikatesse vor.  
Der Genuss hielt nicht lange vor, denn schon bald nach dem Essen kaute sie auf ihrem Zeigefinger. Sie 
musste Varianten durchspielen, wenn sie ein Blockhaus oder das Dorfzentrum fand. Sollte sie die Fremde 
spielen?  
Das glaubt mir keine der Polizistinnen. Und wenn sie schon nach mir fahnden? Bilder können sie doch nicht 
übermitteln ² oder? Gertrud wurde immer nervöser, sie musste eine Entscheidung fällen.  
Dann entschloss sie sich zur Kommissarin. Sie zog die Kutte aus. Gibt es hier auch irgendwo Wasser?, fragte 
sie sich und musste still vor sich hinlachen, ich muss mich ja etwas frisch machen, wenn ich denen begegne. Sie 
entschied sich für die sportliche Kleidung aus Anorak und Hose, hing sich wieder Annas Schmuckstück um, an 
der die Karte der Kommissarpermissio baumelte.  
Ich brauchte noch einen Spiegel, dachte sie, meine Haare werden fürchterlich aussehen.  
Sie packte alles zusammen, löschte das Feuer mit Sand und befestigte das Gepäck hinter dem Reitsitz des 
Pferdes. Dann stieg sie in den Sattel und richtete sich auf. Sie würde als Kommissarin die neuen Anweisungen 
den Polizistinnen überbringen und das Kommando zum Abtransport übernehmen. Dann brauchte sie nur noch 
auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Und dann ... Doch über dieses Dann nachzudenken, hatte sie jetzt keine 
Zeit. Sie musste losreiten.  
Einen Moment überlegte sie, ob sie es wagen konnte, quer durch den Wald zu reiten. Einer Eingebung 
folgend, entschied sie sich den Weg bis zur Gabelung zurückzureiten. Sie hatte kein Vertrauen, dass sie durch das 
Unterholz kommen würde.  
Gertrud wusste in diesem Moment nicht, dass sie schon eine Weile beobachtet wurde. 
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18 Emmas Tod 
 
Emma schlug die Richtung zum Dorfzentrum ein. Als sie außer Sichtweite des Blockhauses waren, befahl 
sie Nanina: »Lauf weg, versteck dich in eurem Keller, bis ich dich wieder abhole!" 
Nanina rannte los, sie kannte ganz sicher die Richtung und würde sie auch im Dunkeln finden. 
Emma lief schnell auf das Dorfzentrum zu. Nach Mitternacht kam sie an. Sie fühlte, wie ihr Herz das Blut 
durch die Adern peitschte und sie zu zersprengen versuchte.  
Vorsichtig näherte sie sich dem Gemeinschaftshaus, in dem ihre Schulungen und Erholungen 
stattgefunden hatten. Im Untergeschoss brannte in allen Zimmern noch Licht. Sie schlich sich unter ein Fenster. 
Leises Weinen eines Kindes konnte sie aus dem Obergeschoss hören. War das Rona?, fragte sie sich für einen 
Moment. Sie musste jetzt starke Nerven haben. Emma schlich um das Haus zur Eingangstür.  
Ein Hund schlug an. Auf sein Bellen hin ging die Haustür auf. Schnell stellte sie den Bogen und den Köcher 
mit den Pfeilen um die Hausecke und trat zur Haustür. 
 »Was ist los, wer ist da?", fragte eine müde Polizistin, ihre Uniformjacke war aufgeknöpft und die 
halblangen, schwarzen Haare mit einem Band hinten zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. 
 »Ich bin Emma und will wissen, warum ihr die Kinder abgeholt habt." Sie war rot vor Zorn im Gesicht und 
konnte sich nur mit Gewalt zur Ruhe zwingen.  
 »Von welchem Haus kommst du?" Die Polizistin knöpfte ihre Jacke zu und sah Emma überrascht an.  
 »Aus Haus zwei." Emma ärgerte sich sofort noch mehr, weil sie einfach so geantwortet hatte. Sie durfte 
sich nicht einwickeln lassen.  
 »Aus zwei? Da fehlt noch ein Kind, hast du es mitgebracht?" 
Emma fühlte, wie ihre von der Waldarbeit trainierten Muskeln hart wurden. »Ich will wissen, warum ihr die 
Kinder abgeholt habt." 
Die Polizistin knöpfte sich ein paar weitere Knöpfe zu und antwortete barsch: »Das Dorf ist mit sofortiger 
Wirkung aufgelöst und die Kinder werden als Erstes und unverzüglich evakuiert." 
 »Evakuiert? Warum denn? Was soll das!", Emma war fassungslos, »ich will eine Erklärung dafür." 
 »Eine Erklärung? Das ist nicht deine Sache, geh nach Hause!" Die Polizistin knallte die Haustür zu. Drinnen 
entstand Bewegung. Emma nahm Pfeile und Bogen und versteckte sich unweit des Hauses hinter einem Busch. 
Sie musste erst einmal über das für sie Ungeheuerliche nachdenken. 
Kurz darauf verließen zwei bewaffnete Polizistinnen das Haus und gingen zu den Stallungen. Dort standen 
mehrere Pferde draußen angebunden. Sie sattelten zwei Pferde, nahmen eine elektrische Lampe und ritten in 
Richtung ihres Blockhauses. Sie wollten offensichtlich Nanina abholen. 
Emma nahm allen Mut zusammen und klopfte an der Tür. Die Polizistin von vorhin öffnete wieder. Mit 
gespanntem Bogen und einem scharfen, tödlichen Pfeil aufgelegt, stand Emma vor ihr.  
Laut und deutlich, mit befehlender Stimme kommandierte sie die erschrockene Polizistin: »Gehe voraus 
und bring mich zu den Kindern!" 
Emma wusste nicht, woher sie auf einmal diese Kraft und diesen Todesmut hernahm, doch in diesem 
Moment war sie zu allem bereit. 
Sie stiegen eine Treppe hoch. Im ersten Raum lagen sieben Kinder unterschiedlichen Alters, Sika war auch 
dabei. Sie schliefen auf Matten auf dem Fußboden. 
 »Wo ist Rona?" Die Polizistin schaute sie unverständlich an und begriff dann nach einem Moment. Sie 
ging zu einem kleineren, abgeschlossenen Raum. Auf einer Pritsche lag Rona. Mit Füßen und Händen war sie an 
das Bett gefesselt. Im Hintergrund konnte sie Sterne durch das Fenster sehen.  
 »Du lässt sie jetzt frei oder ich schieße!" kommandierte Emma mit harter Stimme. 
Rona wachte auf und blinzelte in die Lampe. »Emma", brachte sie ängstlich fragend hervor und dann 
schrie sie: »Emma, hinter dir!" 
Sie drehte sich blitzschnell um. Ein Schuss fiel und traf Emma in die linke Brust. Sie taumelte einen kurzen 
Moment, dann ließ sie den Pfeil los, der schnellte jetzt, von der Sehne getrieben, über die kurze Distanz und 
durchtrennte die Halsschlagader und Kehle der Polizistin, die durch die Tür mit einer Pistole im Anschlag 
gekommen war.  
Emma sank zu Boden und es wurde schwarz vor ihren Augen.  
 
 
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19 Nanina in der Falle 
 
Nanina rannte, bis sie Seitenstechen bekam. Zweige peitschten ihr ins Gesicht. Sie hatte Mühe, die 
Richtung einzuhalten und manchmal glaubte sie schon, dass sie falsch liefe. Sie verschnaufte und versuchte die 
letzte Stunde zu erinnern. Was war passiert? Rona und Sika waren abgeholt, Hela und Alina saßen weinend am 
Küchentisch, Emma rannte in das Dorfzentrum und Nanina sollte sich verstecken.  
Es musste etwas Schreckliches passiert sein. Es hatte immer Mal Situationen gegeben, in denen eine der 
Frauen oder ein Kind weinte. Meist wusste man dann auch bald warum. Doch warum waren Sika und Rona 
abgeholt worden? Nanina verstand nichts. Man wollte sie auch abholen und sie sollte sich, auf Emmas Befehl hin, 
verstecken.  
Nanina konnte ihr Versteck nicht gleich finden. Es war dunkel im Wald, der Mond schien nicht und am 
Himmel zogen immer wieder schwarze Wolken vorbei. Nur selten waren ein paar Sterne zu sehen.  
Als sie dann doch noch den Eingang fand, bekam sie Angst und blieb davor sitzen, sie traute sich nicht in 
die absolute Finsternis hinein. Mit dem Rücken lehnte sie sich an einen bemoosten Baumstumpf und schaute 
zum Himmel nach den Sternen, die ab und zu auftauchten. Mit den Armen zog sie die Beine an und legte ihren 
Kopf auf die Knie. Dann liefen ihr die Tränen über das Gesicht und bildeten einen nassen Fleck auf den Knien. Sie 
ahnte, dass sie Sika und Rona, aber auch Hela und Alina nicht wieder sehen würde. Die aufregenden Bilder der 
letzten Stunden zogen immer wieder an ihrem inneren Auge vorüber.  
Wann würde Emma kommen? Nanina wartete und horchte jedes Mal auf, wenn ein Knacken von irgendwo 
im Wald zu ihr drang. Dann vermischten sich schreckliche Bilder von wilden Schweinen und anderen Monstern 
und sie schlief endlich erschöpft ein.  
Nach Mitternacht wachte sie auf. Es hatte angefangen zu regnen und ihr war es sehr kalt. Sie kroch zum 
Eingang der Höhle ins Trockene und saß dort eine Weile, in die Nacht hin aushorchend. Zitternd vor Kälte 
wartete sie auf Emma.  
Dann stand Nanina auf und versuchte sich zu bewegen, um warm zu werden. Endlich begann es am 
Osthorizont zu dämmern. Es hatte aufgehört zu regnen. Nanina bekam Hunger und Durst. Warum war Emma 
immer noch nicht gekommen? Wie lange musste sie noch warten?  
Nanina überlegte, ob sie zu einer Wasserstelle gehen konnte, um zu trinken. Hin und zurück brauchte sie 
mindestens eine halbe Stunde, selbst wenn sie streckenweise rennen würde. Und wenn Emma in dieser Zeit käme 
und sie nicht da wäre.  
Nanina pflückte ein paar nasse Birken- und Brombeerblätter, die wenigen mussten erst einmal reichen. 
Mehr von diesem Zeug zu essen, das wusste sie, würde ihr nicht gut tun.  
Es wurde heller. Nanina zog die zur Tarnung und zum Schutz vor Tieren vor dem Eingang liegenden Äste 
weg und kroch in die Höhle. Sie staunte, als sie so etwas wie eine Leiter bemerkte, die nach unten führte. Zwei 
schlanke parallele Baumstämme und dazwischen Sprossen, mit Stricken festgebunden, führten leicht und 
bequem nach unten. Noch mehr staunte sie, als sie in dem einen Raum Dörrfleisch und Tonkrüge mit Öl und 
Mehl fand. In einer Ecke stand auch ein Langbogen mit einem Köcher voller Pfeile. Ein Hasenfell hing über einem 
schräg an die Wand gelehnten Stock. Sie fand noch ein Messer und eine Keramikschüssel. In einer Nische lagen 
noch andere Kleinigkeiten zum Fischen und zum Ausbessern von Kleidung. Das Buch über die Jagd mit Bogen 
und Armbrust war vorhanden.  
Jetzt erschrak Nanina plötzlich. Wohnte hier jemand Unbekanntes, ohne dass Rona oder Emma davon 
wussten? Sie wollte wieder hinaus doch dann siegte die Neugier und sie untersuchte die Sachen gründlicher. 
Dann kam ihr der Verdacht und der bestätigte sich immer mehr, als sie die Sachen genauer untersuchte, 
dass Rona und Emma dieses Lager angelegt haben könnten. Doch warum? Sie fand keine Antwort.  
Sie ging wieder hinaus in den Vorraum und nahm einen leeren Krug mit. Sie schaute sich die Steinplatten 
an, unter denen ihr und Sikas Schatz lagen. Sie schienen nicht aufgebrochen worden zu sein. Vor der Höhle 
machte Nanina einen Sandfleck eben und schrieb mit einem kleinen Stock: »Bin Wasser holen - Nanina". Dann 
steckte sie noch jeweils einen Stock in jede Ecke. Jetzt würde Emma wissen, dass sie bald wieder da sein würde.  
Als sie zur Wasserstelle ging, überlegte sie und versuchte zu rechnen, wie lange Emma zum Dorfzentrum 
gebraucht haben könnte und wie lange sie wohl brauchen würde, um hier zu sein. Das beruhigte sie. Emma 
konnte ja noch nicht da sein, wenn sie noch irgendwo geschlafen hatte.  
Die Wasserstelle war tiefer und noch durch einen Abfluss erweitert worden, sodass immer relativ frisches 
Wasser im Loch war. Nanina ging auf die Knie und beugte sich über das Loch und trank viel. Sie hatte erst jetzt 
bemerkt, wie ausgetrocknet ihr Körper war. Dann füllte sie den Krug und trat den Rückweg an. Ganz stark hoffte 
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sie dort Emma, schon auf sie wartend, anzutreffen. Umso enttäuschter war sie, als alles noch so war, wie sie es 
verlassen hatte. Im Sand standen noch die Worte, die sie geschrieben hatte.  
 
Nanina hoffte, dass Emma so gegen Mittag kommen würde. Sie stieg in das Versteck hinab und holte sich 
etwas zu essen herauf. Sie fand trockenen Zwieback und in Öl eingelegten Käse. Auf der anderen Seite des 
Hügels bemerkte sie eine Feuerstelle. Wer hatte hier Feuer gemacht? Emma und Rona? Wieder wunderte sich 
Nanina und ihr kamen wieder langsam Zweifel, dass es die beiden gewesen waren. Warum sollten sie auch hier 
Feuer gemacht haben.  
Der Tag war windig und nur ab und zu ließ sich die Sonne blicken. Nanina untersuchte weiter das Versteck 
und stellte fest, dass die eine Tür noch nicht geöffnet war, die metallisch hohl klang, wenn man Steine dagegen 
warf. Eine Zeit lang versuchte sie, die Tür mit Steinen einzuwerfen. Es war jetzt gegen Mittag heller hier unten 
und sie konnte besser sehen.  
Und wenn hier doch jemand anders wohnen sollte und nur jetzt nicht da war? Der Gedanke trieb Nanina 
hinauf an die Oberfläche und sie versteckte sich erst einmal. Vielleicht kommt diejenige ja gegen Mittag zurück. 
Es kam niemand. Nanina blätterte und las in dem Buch über die Jagd. Es wurde Nachmittag und dann, als es auf 
den Abend zuging, wurde Nanina wieder unruhig. Solange konnte Emma nicht wegbleiben. Sollte sie ihr 
vielleicht entgegengehen? Nanina hatte Streichhölzer entdeckt und machte ein kleines Feuer. Sie suchte viel 
trockenes Holz. Diese Nacht wollte sie am Feuer auf Emma warten. Wenn es so lange dauerte, würde sie sicher 
Rona und Sika mitbringen. Nanina begann sich zu freuen.  
Gegen Abend ließ der Wind nach und die Wolkendecke riss auf. Im Westen verschwand die schmale 
Mondsichel hinter den Wipfeln der Bäume. Nanina saß am Feuer und stocherte mit einem Stock in der Glut, legte 
langsam neue Äste auf und als die trockenen zu Ende gingen, suchte sie im Dunklen nach anderen und fand ein 
paar, die aber erst einmal viel Rauch von sich gaben.  
Sie hatte sich eine Decke von unten mitgebracht und saß vor dem Feuer. Nanina hatte Angst, jedes 
Geräusch schien jetzt bedrohlich für sie zu sein und dennoch versuchte sie immer noch auf Schritte zu hören, die 
auf die Ankunft von Emma schließen ließen. Gegen Mitternacht schlief sie, mit unruhigen und beängstigenden 
Träumen, zusammengerollt in die Decke, neben dem Feuer ein.  
Früh am Morgen wachte sie vor Kälte zitternd auf. Das Feuer war ausgegangen. Wasser war nur noch 
wenig im Krug. Sie holte ein paar getrocknete Apfelscheiben und ein Stück Dörrfleisch aus dem Versteck und aß. 
Plötzlich fing sie wieder an zu schluchzen. Was war mit den anderen passiert und warum kam Emma nicht? Dann 
ging sie Wasser holen. Niemand war in der Zwischenzeit da gewesen, niemand hatte eine andere, neue Nachricht 
in den Sand geschrieben. 
Den Vormittag versuchte Nanina, trockenes Holz in der Umgebung zu finden. Sie band ihren Gürtel ab, 
suchte trockene Äste, um sie zu einem Bündel zusammenzuschnüren und zu ihrer Feuerstelle zu tragen. Sie 
wollte diesmal mehr Holz für die Nacht bereitlegen. In der Umgebung war schon alles gesammelt, Nanina 
musste immer weiter weg in den Wald. Und dann hörte sie plötzlich ein Geräusch aus der Richtung des 
Versteckes. Doch es war ein anderer Laut als der, den sie sehnsüchtig erwartete. Es hörte sich wie ein Pferd an.  
Nanina ließ das Holz liegen und band ihren Gürtel wieder um. Wurde sie hier gesucht? War es Emma mit 
einem Pferd? Unschlüssig stand sie da und wäre aber am liebsten sofort losgerannt. 
Nein, das kann nicht sein, überlegte sie. Vorsichtig schlich sich Nanina in die Richtung ihres Versteckes. Sie 
konnte eine fremde Frau sehen, die Steine zur Feuerstelle trug. Gleich daneben stand ein Pferd mit Gepäck. Es 
war eine große schlanke Frau in einem grauen Kapuzenkittel. Sie stellte einen glänzenden Metalltopf auf die 
Feuerstelle und schnitt etwas in den Topf.  
Nanina hielt den Atem an und kroch lautlos näher heran und blieb dann unter einem Strauch liegen. 
Würde die Fremde ihre Höhle entdecken? Wer war sie und was wollte sie hier?  
Sie aß aus dem Topf geschmorte Pilze, Steinpilze. Nanina konnte es auf ihre Entfernung sogar riechen. 
Dazu brach sie sich Fladenbrot.  
Ameisen versuchten, in ihren Kittel zu krabbeln. Nanina hielt still und beobachtete, wie sich die Frau jetzt 
umzog und den Kittel gegen andere unübliche Kleidungsstücke eintauschte. Jetzt verpackte sie den Topf in 
ihrem Gepäck, löschte das Feuer und saß auf. Sie ritt den Pfad zu Weggabelung zurück. Offenbar hatte sie es 
eilig. Nanina lief zur Feuerstelle. An den Hufspuren im weichen Boden konnte sie sehen, dass die Fremde 
denselben Weg zurückritt, den sie gekommen war.  
Plötzlich wurde Nanina bewusst, dass sie vielleicht zu ihrem Blockhaus wollte und sich nur hierher verirrt 
hatte. Ohne viel zu überlegen rannte Nanina los zu ihrem Haus. Sie musste Emma warnen, wenn sie dort war, wer 
auch immer diese Frau war. Sie hatte etwas unheimlich Fremdes und musste im Zusammenhang mit den letzten 
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schlimmen Ereignissen stehen. Sie wusste nicht, woher es kam aber sie spürte etwas und hatte den Eindruck, dass 
diese sonderbare Frau etwas ihr zu tun haben könnte. Wurde sie von ihr gesucht? Auf alle Fälle konnte sie keine 
Absichten erkennen, die für sie bedrohlich waren.  
Nanina kannte die Abkürzung. Der Pfad über die Weggabelung war mehr als dreimal so lang. Wieder 
peitschten Äste in ihr Gesicht, als sie durch das Unterholz rannte.  
Dann hatte sie es geschafft. Vor ihr lag ihr Zuhause. Sie schaute nach Ungewöhnlichem, umrundete das 
Haus und konnte nichts entdecken. Da waren die Pfosten mit der Leine für die Wäsche, die Holzbank an der 
Südseite mit dem groben Holztisch davor. Unter dem überhängenden Dach hingen noch Kräuterbündel zum 
Trocknen. 
Was sie nicht sah, waren zwei Pferde, die weiter in Richtung des Dorfzentrums im Wald angebunden 
waren.  
Nanina rief »Emma" und öffnete die Tür und lief in die Mitte der Küche.  
 
 »Du bist sicher Nanina, wir haben schon auf dich gewartet", sagte die freundlich klingende Stimme einer 
Polizistin aus dem Hintergrund. Nanina stand wie erstarrt. Hinter ihr ging die Tür zu.  
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20 Befreiung und Flucht 
 
Gertrud beeilte sich. Sie hatte große Mühe, den Pfad zurück nicht zu verlieren. Dann war sie wieder an der 
Weggabelung und wunderte sich, dass sie nicht beim ersten Mal diesen offenbar öfter benutzten Weg 
genommen hatte. Sie schob es auf ihre Karten, die hier einfach zu ungenau waren. Deutlich konnte sie 
Wagenspuren erkennen, als es durch eine kleine feuchte Senke ging.  
Schräg hinter sich hörte sie plötzlich das Geräusch eines Hubschraubers. Sie blieb stehen und versuchte 
die Richtung zu bestimmen. Dann konnte sie ihn ab und zu zwischen den Bäumen sehen. Es war einer der 
größeren, die nur von den zentralen Polizeistaffeln benutzt wurden. Damit konnten sehr schnell mehrere 
Polizistinnen zu ihrem Einsatzort gebracht werden, was allerdings nur noch sehr selten der Fall war. Gertrud 
wusste, dass es sich bei dieser Aktion um eine hohe Priorität handeln musste.  
Sie kam auf diesem Weg jetzt schneller voran, als sie dachte. Eine größere Lichtung lag vor ihr, sie 
galoppierte zügig darüber und war jetzt in einem lichteren Wald mit vielen Kiefern, dann kam wieder eine Senke 
mit dichterem Fichtenbestand. 
Sie hatte ihn schon fast verlassen, als sie weiter im Waldesinneren zwei Pferde gegen einen hellen 
Hintergrund für einen kurzen Augenblick erkennen konnte. Augenblicklich stoppte sie, schaute sich kurz um und 
ritt dann zu den Pferden. Es war niemand bei ihnen.  
Warum standen sie allein hier im Wald? Die Pferde gehörten Polizistinnen, wie sie leicht erkennen konnte. 
Wahrscheinlich war das Blockhaus nicht mehr weit und sie wurde schon erwartet.  
Schlechte Tarnung, dachte sie. Halfter für Waffen konnte sie an jedem Pferd erkennen. Die beiden mussten 
leichte Maschinenwaffen bei sich haben. Sie würde operativ entscheiden, was sie sagen und tun würde.  
Gertrud band die Pferde los. Sie folgten ihr willig durch das dichte Unterholz. Nach einer halben Stunde 
erreichten sie einen Bach. Gertrud nahm den Weg bachaufwärts und verließ ihn dann, als sie weiter vorne einen 
Teich sehen konnte. Gertrud konnte sich erinnern, dass an dem Blockhaus ein kleines Gewässer eingezeichnet 
war. Sie band alle drei Pferde nicht weit vom Bach im Wald fest und hängte jedem einen Sack mit etwas Hafer 
darin um, dann ging sie wieder zum Bach zurück und versuchte möglichst leise zum Teich zu kommen. Von dort 
schlich sie sich, ständig Deckung suchend, zum Blockhaus. Sie näherte sich von hinten und hockte sich unter ein 
Fenster.  
Vorn ging jetzt die Tür auf. Sie hörte eine Stimme rufen: »Beeile dich, wir sind spät dran." Gertrud schaute 
vorsichtig um die Hausecke und konnte eine der Polizistinnen eilig in Richtung der zurückgelassenen Pferde 
gehen sehen. Sie hatte ihre Waffe nicht dabei, die Pferde waren ja nicht so weit.  
Das sollte man nicht tun, dachte Gertrud. Hatte sie vielleicht noch eine Pistole? Wie konnte Gertrud es jetzt 
herausfinden? Sie war nahe dran, der Polizistin nachzuschleichen und sie zum Kampf zu stellen. Doch dann 
entschied sie anders. Sie musste wissen, was drinnen los war.  
Vorsichtig suchte sie nach einem Stein und warf ihn dann auf die andere Seite des Hauses. Drinnen 
bewegte sich etwas, als der Stein vor dem Haus niederging und ein Geräusch verursachte. Die Tür öffnete sich 
vorn. Mit der schussbereiten Maschinenpistole im Anschlag öffnete die zurückgebliebene Polizistin vorsichtig die 
Tür.  
Gertrud schaute durch das Fenster und konnte darin ein Mädchen, an Händen und Füßen leicht gefesselt 
mit dem Rücken zu ihr, auf einem Stuhl sitzen sehen.  
Ungläubig schaute sich die Polizistin von der Tür aus um, konnte aber nichts entdecken. Weiter hinaus 
traute sie sich aber nicht.  
Feigling, dachte Gertrud und ein befriedigtes Lächeln spielte um ihren Mund. Sie schlich nach vorn zur Tür, 
legte ihr Langmesser griffbereit und warf noch einen Stein, diesmal aber von vorn über das Dach nach hinten. Sie 
konnte hören, wie ein Stuhl bewegt wurde und die Polizistin aufstand. Wo würde sie hingehen? Würde sie zum 
hinteren Fenster gehen oder wieder mit der Waffe im Anschlag zur Tür kommen? Bange Augenblicke entstanden 
für Gertrud. Jetzt musste sie es wagen. Die Tür war noch nicht aufgegangen. Mit einem Ruck zog sie die Tür auf 
und mit einem Schrei und das Langmesser vor sich haltend, stürmte sie in den Raum.  
Die Polizistin stand tatsächlich am Fenster, die Maschinenpistole baumelte über der Schulter. Gertrud 
wusste, dass sie sehr schnell sein konnte, das hatte sie in ihren Trainingslagern immer wieder an sich erfahren 
können. 
Noch bevor die Polizistin sich von ihrem Schreck mit anschließender Erstarrung erholt hatte und zur Waffe 
greifen konnte, hatte sie schon das Messer auf der Brust.  
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Gertrud kannte sich selbst nicht wieder, als sie befahl: »Keinen Widerstand oder du bist tot. Sie hatte das 
Messer etwas tiefer gedrückt, um zu spüren, ob es einen Schutz unter der Uniform gab. Sie stellte ganz normale 
Uniformkleidung fest. Noch immer zu Tode erschrocken, ließ die Polizistin auf Gertruds Befehl hin die 
Maschinenpistole von ihrer Schulter gleiten. Zur Vorsicht suchte Gertrud noch nach einer Pistole, fand aber keine. 
Die zweite Waffe lag auf dem Tisch. Mit der linken Hand hängte sich Gertrud die Maschinenpistole um, 
entsicherte sie und ließ sie im Anschlag, als sie sich auch die andere noch umhängte. Dann befahl sie der 
Polizistin, sich auf einen Stuhl am Tisch zu setzen. Jetzt versuchte sie, mit dem Messer die Handfesseln von dem 
Mädchen durchzuschneiden.  
 »Wer bist du?"  
 »Nanina", erklang mit zitternder Stimme. Gertrud schlug das Herz höher, fast wäre sie jetzt bereit 
gewesen, an Wunder zu glauben. Nachdem Nanina ihre Hände wieder frei hatte, gab Gertrud ihr das Messer.  
 »Schneide deine Beine frei!" Nanina stand auf und schaute Gertrud mit Furcht und Staunen an. Das war 
die fremde große Frau, die sie heute schon einmal gesehen hatte. Auf ihren Befehl hin musste sie jetzt die 
Polizistin mit an den Stuhl fesseln und ihr alle Taschen ausräumen. Sie fand noch Munition und ein kleines 
Funkgerät.  
Elite und so ängstlich, dachte sie und musste fast lachen, dann half sie beim Fesseln und zog die Stricke 
fest.  
 »Los komm, wir haben keine Zeit." Gertrud schob Nanina zur Tür hinaus.  
Nanina rannte mit, sie fragte sich nicht, ob es gut war. Die Polizistinnen hatten ihr gesagt, dass sie ja nur 
zu ihrer Sicherheit gefesselt würde. Von dieser Frau nahm sie etwas wahr, das mehr Vertrauen in ihr erregte. 
Gertrud wusste, dass sie jetzt niemand sehen konnte. Sie nahm den direkten Weg zu den Pferden.  
 »Weißt du, wo wir hier hinkommen, wenn wir den Bach weiter hinaufreiten?" Nanina musste erst 
überlegen, so stark war sie noch schockiert. Dann antwortete sie: »Weiter oben kommt ein kleiner Wasserfall und 
weiter war ich noch nicht."  
Sie erreichten die Pferde und Gertrud fragte: »Kannst du reiten?" Nanina schüttelte den Kopf. Gertrud half 
Nanina auf das Pferd und band die anderen beiden zusammen, sie wollte nichts zurücklassen. Der Bach war zum 
Glück eine kleine Strecke einigermaßen begehbar, auch für die Pferde. Viel Zeit hatten sie nicht, die Gegend 
würde bald abgesucht werden, wie Gertrud vermutete.  
 »Was ist mit Emma und mit Rona und Sika, wo sind die?"  
 »Oh, ja, du weißt nicht, wer ich bin", Gertrud führte das erste Pferd am Zügel, »ich bin hier um euch zu 
retten, ihr sollt liquidiert werden." Wusste dieses Mädchen überhaupt, was liquidieren bedeutet, fragte sich 
*HUWUXGXQGIXKUIRUW",FKNRPPHYRQGRUWZRLKU¬ªOh große Mutter, dachte, sie, wie kann ich ihr das erklären. 
»¬ZRLKU.LQGHUHQWVWDQGHQVHLGXQGLKUVHLGHWZDV%HVRQGHUHVLKUGUIWQLFKW¬]XUFNYHUZDQGHOWZHUGHQ�� 
Nanina, frage jetzt nicht so viel, ich muss mich konzentrieren. Sage mir, was du weißt, wo die anderen Kinder sind 
und ich werde versuchen, sie auch zu retten." 
 "0DQKDWVLHLQV'RUI]HQWUXPJHEUDFKWXQG(PPDLVWDXFK¬ª 
»Wer ist Emma?"  
»Emma ist meine Mutter, sie ist auch dort."  
 »Gut, Nanina, erst muss ich dich in Sicherheit bringen und dann kümmere ich mich um die anderen. ² Wie 
gut kennst du die Gegend hier? Und warum bist du überhaupt noch hier?" 
Nanina erzählte Gertrud die letzten Tage und wie sie vergeblich auf Emma gewartet hatte, bis sie Gertrud 
sah und zu ihrer Blockhütte gelaufen war.  
 »Wer kennt euer Versteck?"  
 »Nur Emma, Rona und Sika."  
 »Gut, dann werde ich dich jetzt wieder dahin bringen und ich gehe zum Dorfzentrum." Gertrud musste 
auch diese Möglichkeit nutzen, das war sie Anna schuldig. Sie kam sich einen Moment vor wie die Heldin in 
einem Märchen.  
Ich bin nur nicht im Märchen, ich bin in einer scheußlichen Realität, dachte sie schließlich und es 
ernüchterte sie. Gertrud musste vorsichtig sein.  
Nanina saß auf Lilo gebückt, um den Ästen auszuweichen. Diesen Wald kannte sie und gab die Richtung 
an. Gertrud trieb die Pferde zur Eile an.  
Es war schon dunkel, als sie das Versteck erreichten. Emma war nicht da, stellte Nanina sofort enttäuscht 
fest.  
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Gertrud war im Zweifel. Sollte sie es versuchen, in der Nacht zum Dorfzentrum zu reiten? Würde sie den 
Weg finden können? 
 »Nanina, du bleibst hier, ich versuche, ins Dorfzentrum zu kommen. Du musst mir noch einmal genau den 
Weg beschreiben." Gertrud sah in unendlich dunkle und traurige Augen, in denen Tränen schwammen.  
Was mache ich nur? Gertrud quälte sich. Hatte es überhaupt einen Sinn, mit zwei Maschinenpistolen und 5 
Reservemagazinen den Versuch zu wagen, gegen eine Übermacht von Polizistinnen, die nur auf sie warteten, ins 
Dorfzentrum einzudringen?  
Nein, sagte sie sich, ich muss aber wissen, was los ist.  
 »Nanina, ist hier irgendwo eine Wasserstelle? Wir müssen uns um die Pferde kümmern." 
 »Es gibt eine, nicht weit von hier in einem Sumpf."  
 »Gut. Komm, wir bringen die Pferde dahin, die brauchen sicher auch noch etwas zu fressen." 
Gertrud band Lilo fest und sie brachten die anderen zwei mit einem Teil des Gepäcks in den Sumpf. Dort 
schöpften sie die mitgebrachten Gefäße, Naninas Krug, den Aluminiumtopf und die Feldflasche von Gertrud voll, 
gaben den Pferden eine kleine Ration Hafer und liefen wieder zurück.  
Gertrud suchte in dem verbliebenen Gepäck nach einer Lampe. Sie wusste, da musste eine Öllampe sein. 
Dann zerstörten sie die Feuerstelle und versuchten alle Spuren zu verwischen so gut es ging und kletterten dann 
in das Versteck hinunter. Gertrud war angenehm überrascht, hier einige Vorräte zu finden. Sie holte noch eine 
Decke und einen Stoffbeutel aus dem Gepäck.  
 »Nanina, pack alles zusammen, was wir mitnehmen können, auch den Bogen und die Pfeile! Sobald ich 
zurück biQPVVHQZLUORV8QGPDFKELWWHNHLQ)HXHU)DOOVLFKQLFKW]XUFNNRPPH¬ª*HUWUXGVWRFNWHVLHVDK
wieder in Naninas Augen und nahm sie einfach in die Arme, »dann musst du allein losziehen, du nimmst die 
Pferde und das Gepäck und gehst so schnell du kannst nach Norden. Und erzähle oder zeige niemand, hörst du, 
niemand von deinem, du weißt schon, zwischen den Beinen." Nanina heulte einfach laut los. »Versuche den 
Winter über eine Siedlung zu finden, die dich aufnimmt. Und noch etwas, knicke ab und zu einen Zweig und 
häng ihn über einen größeren Ast. So hier!" Sie brach einen Zweig in der Mitte durch und hängte ihn über den 
nächsten herunterhängenden Ast eines Baumes. 
Gertrud schaute Nanina etwas traurig an. 
 »So kann ich hinterherkommen, wenn ich mich verspäten sollte. Und vielleicht kommen ja noch andere 
Kinder mit." Dabei musste sie nun doch wieder Nanina anlächeln. 
Für sich überlegte Gertrud angestrengt, wie es dann weitergehen sollte, sie hatte ja selbst noch keinen 
Plan. Doch plötzlich hatte sie eine Idee. Sie holte eine ihrer Karten und zeigte Nanina beim trüben Licht der 
Ölfunzel das sonderbare Kreuz in der Ecke. »Versuche dieses Zeichen zu finden. Das muss dein Ziel sein, hörst 
du! Gib nicht vorher auf." 
Was sollte sie mitnehmen auf ihren nächtlichen Ritt ins Dorfzentrum? Sie aßen noch etwas von den 
Vorräten und tranken Wasser dazu. Dann umarmte Gertrud Nanina und sagte: »Wenn ich morgen bei 
Sonnenaufgang nicht zurück bin, schaffst du das Gepäck zu den beiden Pferden und belädst sie. Dann gehst du 
los. Und warte nicht auf mich. Gib vorher den Pferden noch etwas von dem Hafer in einem Sack, den du ihnen 
umhängst. Wenn ihr eine Rast macht, dann binde den Pferden hier diese Fußfesseln um ² siehst du, so ² das 
kannst du auch nachts machen, dann hauen die nicht ab."  
Gertrud nahm eine der Maschinenpistolen, verstaute alle Magazine in Anorak und Hose, steckte auch noch 
das Messer ein und ging zu Lilo. Nanina hatte versucht, ihr den Weg zu beschreiben.  
Gertrud hatte Glück, der Mond stand im ersten Viertel und kam ab und zu zwischen den Wolkenlücken 
durch, sie konnte den Weg finden. 
 
Nanina begann, alle Vorräte auf eine Decke zu legen. Wie sollte sie das alles verpacken? Dann hob sie die 
Steinplatte von Sikas und ihrem Schatz hoch, buddelte alles aus und legte es in einen extra Stoffbeutel. Sie nahm 
auch den Bogen und den Köcher mit Pfeilen, dann stieg sie hinauf und suchte nach Stricken in dem von Gertrud 
zurückgelassenen Gepäck, fand aber nur ein paar Bindfäden aus nahezu durchsichtigem Material. Es schien sehr 
fest zu sein.  
Sie musste mehrmals hinuntersteigen, bis sie alles an der Oberfläche hatte und mit dem Verpacken 
beginnen konnte. Es war mitten in der Nacht, als sie trotz der Dunkelheit glaubte, alles verstaut zu haben. Sie 
legte sich zwischen die Gepäckbündel und deckte sich mit dem grauen Kittel von Gertrud zu. Sie wollte nicht 
wieder hinunter in ihr Versteck gehen, sie hatte Angst, den Sonnenaufgang zu verschlafen. Was war mit Emma 
geschehen, fragte sich Nanina, erhielt aber nur eine innere Leere als Antwort, dann fiel sie in einen totenähnlichen 
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Schlaf. Die Kälte der Nacht und die Unebenheiten des Waldbodens ließen sie schon im zeitigen Morgengrauen 
wieder erwachen.  
Sollte sie die Pferde holen? Und was und wie viel müssen die fressen? Nanina hatte zwar Vorstellungen 
von dem, was ihre zwei Ziegen und die Schafe so den ganzen Tag fraßen, aber Pferde?  
Noch weit vor Sonnenaufgang machte sich Nanina auf den Weg und holte die Pferde mit viel Mühe aus 
dem Sumpf. Sie hängte ihnen den Sack mit etwas Hafer um. Nachdem sie selbst etwas getrunken und gegessen 
hatte, schüttete sie den Rest des Wassers in den Topf und ließ die Pferde daraus saufen.  
Dann führte sie die Tiere noch etwas zum Fressen herum und fing an mit dem Beladen. Als sie fertig damit 
war, wartete sie und stellte immer nervöser werdend fest, dass es am Osthorizont schon in den verschiedenen 
Grün-, Blau- und Rottönen zu leuchten begann. Und dann blitzten die ersten noch schwachen Sonnenstrahlen 
zwischen den Bäumen auf. 
Nanina kletterte auf einen nahen Baum und versuchte weiter in die Richtung zu sehen, aus der sie Gertrud 
erwartete. Sie konnte nichts bemerken. Mit Erschrecken musste sie feststellen, dass die Sonne schon weiter über 
dem Horizont stand, was sie von unten nicht bemerkt hatte. Sie schaute ein letztes Mal in Richtung des 
Dorfzentrums. Tränen traten ihr in die Augen, als sie vom Baum kletterte.  
Gertrud hatte ihr noch den Baum gezeigt, der ihre Marschrichtung sein sollte. Sie setzte sich in Bewegung. 
Die Pferde folgten ihr nach anfänglichen Schwierigkeiten willig.  
Nanina wusste nicht, wo sie hinkommen würde, sie hatte auch keine Zeit darüber nachzudenken, die 
Pferde und das dichte Unterholz forderten alle Kräfte von ihr. Über dem Wald zogen jetzt tiefe und graue 
Wolken von West nach Ost. Die Sonne verbarg sich zunehmend mehr und der Regen würde bald beginnen.  
Sind das schon die kalten Herbstregen?, fragte sich Nanina. 
Auf einem kleinen Hügel machte sie eine Rast. Nach einer kurzen Erholung kletterte sie auf einen Baum 
und schaute zurück. Fast schon am Horizont, sah sie Rauch aufsteigen von einem großen Feuer. Nanina ahnte, 
ohne das sie es hätte bewusst machen können, dass dort ihr Haus, ihr Zuhause brannte.  
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21 Gertruds Kampf für eine andere Zukunft 
 
Von Weitem sah Gertrud Licht durch die Bäume und wusste, dass dort das Dorfzentrum sein musste. Sie 
band ihr Pferd an einen Baum und merkte sich gut den Ort, dann schlich sie auf die Lichter zu.  
Es musste bereits über Mitternacht hinaus sein und trotzdem war vor ihr einige Bewegung. Pferde wurden 
gesattelt und einige Polizistinnen ritten in verschiedene Richtungen davon.  
Am Rande der großen Lichtung fand sie einen geeigneten Baum, den sie zur Beobachtung der Umgebung 
ersteigen konnte. Die Fichte war so dicht, dass sie sich gute Chancen ausrechnete, nicht entdeckt zu werden. Die 
Äste standen allerdings so eng um den Stamm, dass sie nicht ohne Kratzer an den Händen und im Gesicht drei 
Meter im Baum hochklettern konnte. 
Mit ihrem Fernglas sah sie sehr gut das Treiben vor den einzelnen Gebäuden des Dorfzentrums. Es waren 
viele bewaffnete Polizistinnen zu sehen. Es schien eine nervöse Atmosphäre zu herrschen. Laute Worte hallten bis 
zu ihr. Weiter hinten konnte sie einen Transporthubschrauber entdecken.  
Schnell erkannte Gertrud, dass sie ganz ohne Chancen war. Sie müsste zu viele, besser ausgebildete 
Kämpferinnen überwinden. Ihre Ausbildung und Kampferfahrung betrug nur zwei mal sechs Wochen während 
ihres Fachstudiums auf dem Kontinent. Und das war auch nur sehr oberflächlich gewesen.  
Ein Haus war besonders stark bewacht, da mussten die Kinder sein. Warum waren sie noch nicht 
weggebracht? Wartete man noch auf Nanina? Wenn Nanina nicht dabei war, mussten es noch 8 Kinder sein, die 
auf den Abtransport warteten.  
Ein plötzlicher Schreck durchfuhr ihren ganzen Körper: Würde sie schießen und töten müssen? Hatte sie zu 
viel von diesem Testosteron immer noch in ihrem Körper? Gab es so etwas wie die pure Lust am Jagen, egal was 
es war, ob Tiere oder Menschen? Sie kannte es aus der fernen Geschichte, dass all die Testosteronträger für 
religiöse und andere Ideale gemordet hatten, aber auch vor Frauen und Kindern hatte der Blutrausch kein Ende 
gefunden.  
Ihr wurde es jetzt klar, dass sie auf einem äußerst ungeeigneten Platz war. Wenn sie überhaupt etwas 
bewirken wollte, dann konnte das nur geschehen, wenn sie unbemerkt in das Kinderhaus eindrang. Mit viel Glück 
konnte sie vielleicht ein paar retten, wenn sie mit denen ungesehen flüchten konnte. Gertrud musste sich 
eingestehen, dass die Chancen dafür vielleicht nur eins zu tausend sein würden.  
Sie stieg vom Baum und versuchte, sich näher an das bewachte Haus zu schleichen. Ihre blaue Kapuze zog 
sie stärker übers Gesicht und verschwand so fast mit dem sie umgebenden Nachtblau. In einem 
Sicherheitsabstand umrundete sie das Haus, konnte aber keine Möglichkeit finden, ungesehen einzudringen.  
Konnte sie es wagen, das Haus mit Gewalt zu stürmen und was dann? Vielleicht konnte sie es schaffen, in 
das Haus einzudringen. Sie würde dann mit den Kindern wie in einer Falle verbarrikadiert sein. Nein, damit war 
niemandem geholfen. 
Sie musste aber etwas tun. Im Osten begann es zu dämmern. Plötzlich hörte sie Fluggeräusche eines 
Hubschraubers, die schneller näher kamen. Diesen Hubschraubertyp kannte sie nicht, er hatte etwas unerklärlich 
Gefährliches an sich. Im Haus wurde es lebhafter. Kommandos waren zu hören. 
Der Helikopter landete am anderen Ende der Lichtung und heraus kamen noch mehr Polizistinnen und 
drei davon waren Hundeführer, diesmal aber durchweg in schwarze Uniformen gekleidet, wie Gertrud in dem 
schwachen Licht vermutete. Ihr wurde es salzig im Mund. Die wollen mich, waren ihre sofortigen Gedanken, das 
sind Wächterinnen. 
Aus dem Haus kamen jetzt die Kinder, von Polizistinnen mit Maschinenpistolen im Anschlag eskortiert. Wie 
viele waren es? Gertrud konnte nur sechs zählen. Hatte sie die anderen in dem Trubel nicht bemerken können. Es 
mussten acht sein!  
Die Hundeführerinnen sprachen mit einer Vorgesetzten der Wachmannschaften. Die deutete in Richtung 
des Waldes, fast in die Richtung, in der sich Gertrud versteckt hatte.  
Plötzlich schrien zwei Polizistinnen der Kindereskorte auf und fielen vornüber. Die anderen wussten nicht, 
was passiert war und standen für einen Moment wie erstarrt da, dann fingen sie an, in Richtung des Waldes zu 
schießen.  
Gertrud hatte keine Schüsse gehört, als die Polizistinnen ins Gras fielen. Sie konnte aber sehen, wie ein Teil 
der Wachmannschaft mit den Kindern zum Hubschrauber rannte, dann plötzlich stoppte und in Richtung des 
Hubschraubers schossen. Von dort waren jetzt grün gekleidete Frauen aufgetaucht, mit langen Messern. Gertrud 
konnte auch Bögen und Köcher mit Pfeilen sehen. Sie war zu weit weg, um irgendwie eingreifen zu können.  
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Die grün Gekleideten waren in der Überzahl. Trotz der hohen Verluste durch die Schießerei gelang es 
ihnen die Waffen der gefallenen Polizistinnen aufzusammeln. Die verängstigt schreienden Kinder rannten zum 
Helikopter, gefolgt von drei Grünen. Von dort wurde jetzt ebenfalls mit einer Maschinenwaffe geschossen.  
Die Grünen hatten keine Chance mehr. Offensichtlich kannten sie den Umgang mit den aufgesammelten 
Schnellfeuerwaffen nicht.  
 
 
 
Einige versuchten, in Richtung Wald zu entkommen. Gertrud konnte nicht sehen, ob es auch gelang.  
Während Gertruds Gehirn auf Hochtouren arbeitete, wurden die Kinder in den Hubschrauber verladen, der 
auch sofort startete. Zwei der sechs Kinder waren hineingetragen worden. Es waren sechs Kinder und keine acht, 
das konnte sie jetzt deutlich sehen. Waren die zwei in der Schießerei verletzt worden? Für Gertrud stand es jetzt 
fest, dass zwei fehlten.  
Der Hubschrauber startete mit den Kindern und einem Teil der Polizistinnen. Der andere Hubschrauber 
startete ebenfalls. Als beide in der Luft und schon ein Stück weit weg waren, geschah für Gertrud etwas 
Merkwürdiges, sie konnte einen Blitz sehen, gefolgt von einem Knall. Rauch drang aus dem Hubschrauber mit 
den Kindern. Bald darauf streiften die Rotorblätter die obersten Baumwipfel und danach sah Gertrud nur noch 
einen Feuerball und einen Rauchpilz über den Bäumen aufsteigen. 
Jetzt wusste Gertrud, was sie zu tun hatte. Sie schlich so schnell sie konnte zurück, fand sofort ihr Pferd 
und ritt in die Richtung, in welche die Hundestaffel im Wald verschwunden war.  
Sie brauchte einige Zeit, da sie immer wieder stehen blieb und nach Geräuschen lauschte, die von den 
Hunden oder von anderen Pferden kommen konnten. Dann glaubte sie, das Knacken von Ästen und ein Fiepen 
eines Hundes gehört zu haben. Die Sonne ging gerade über dem Osthorizont auf und färbte eine Wolkenbank 
mit einem strahlenden Rosarot.  
Gertrud stieg von Lilo, band sie an einen Baum fest, entsichert die Maschinenpistole und feuerte eine Salve 
in die Richtung, aus der sie die Geräusche vernommen hatte. Die Stute bäumte sich auf und Gertrud musste sie 
beruhigen. Sie saß auf und lauschte. Die Waffe hing jetzt schussbereit vor ihrer Brust. Würde sie die Hundestaffel 
ablenken können?  
Gertrud hatte den Weg erreicht, der vom Blockhaus zum Markt führte. Lilo blähte die Nüstern. Ihr 
Schnauben war sicher meilenweit zu hören. Dann hörte sie das Nahen von Hunden. Ihr Plan war aufgegangen. 
Sie suchte in einem Gebüsch Deckung. Dann kam ein Hund mit ihrer Führerin und beide mussten den Weg 
überqueren. Gertrud gab einen gezielten Schuss auf den Hund ab, verfehlte ihn und schickte schnell einen Stoß 
aus der Maschinenpistole nach. Der Hund jaulte auf und Gertrud sprengte mit Lilo den Hauptweg in Richtung 
des Dorfzentrums davon. Die ihr nachgeschickten Schüsse verfehlten sie. 
War die Hundestaffel allein unterwegs? Hatten die keine Reiterinnen mit? Wen wollten die denn fangen? 
Gertrud wurde es langsam zur Gewissheit, dass sie es auf die zwei offenbar doch entflohenen oder vielleicht 
sogar entführten Kinder abgesehen hatten. Und werden die mir jetzt folgen, sodass die Kinder einen Vorsprung 
gewinnen können? Nanina ist sicher auch schon eine gute Wegstunde weg von ihrem Versteck in der Wüstung. 
Sie musste zurück zu den Hundeführerinnen, bevor Verstärkung eintreffen konnte. Gertrud ritt zurück und 
erreichte den Weg wieder. Die drei Polizistinnen hatten nur auf sie gewartet. Nervös schossen sie schon von 
Weitem auf Gertrud, sodass sie Lilo herumreißen konnte und durch den hier weniger dichten Wald entkam.  
Gertrud schoss ihr Magazin in Richtung der Hunde leer und hoffte, dass die drei Hundeführerinnen noch 
nervöser wurden, dann wechselte sie das Magazin und ritt schnell in einem Halbkreis um den von ihr vermuteten 
Standort der Hundestaffel.  
Die drei konnten die verbliebenen zwei Hunde nicht beruhigen, sodass Gertrud die Richtung gut 
bestimmen konnte. Fieberhaft suchte Gertrud nach günstigen Fluchtwegen durch den Wald. Dann entschloss sie 
sich für einen erneuten Angriff und galoppierte in Richtung der Hundestaffel, wurde aber schon vorher von der 
Seite beschossen. Zwei hatten offenbar versucht, sich unbemerkt von Gertrud heranzuschleichen.  
Gertrud erreichte die Hunde mit der dort verbliebenen Führerin und feuerte noch im Galopp auf die 
Hunde.  
Sie war schon fast wieder außer Reichweite, da wurde Lilo getroffen und stürzte. Gertrud war darauf 
gefasst und kam gut auf dem weichen Waldboden auf. Es war nicht ihr erster Sturz vom Pferd gewesen. Sie 
robbte zu der noch zuckenden Lilo und holte die Magazine der Maschinenpistolen aus den Satteltaschen. Hunde 
konnte sie keine mehr hören. 
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Schnell kroch sie weiter durch das Unterholz und rannte dann gebückt weiter. Sie wollte nicht gegen die 
Drei antreten. Ihr Ziel war erreicht, die Hunde waren nicht mehr einsatzfähig, mit großer Wahrscheinlichkeit hatte 
sie die getroffen. Mehr konnte sie nicht tun.  
Jetzt wurde ihr es schmerzlich bewusst, dass sie kein Pferd mehr hatte und bald gejagt werden würde.  
Sie rannte einen Bogen durch den Wald und versuchte wieder den alten Weg zu erreichen. Sie konnte 
keine Verfolger hören.  
Als sie auf dem Weg war, ging sie sofort hinter einem größeren Steinhaufen in Deckung. Von Weitem 
hörte sie Pferdegetrappel und metallisches Anschlagen von Ausrüstungsgegenständen. Über Gertruds Mund zog 
sich ein zynisches Lächeln. Besser konnten sie sich nicht ankündigen. 
Die Reiterinnen schienen es eilig zu haben. Gertrud musste es wagen, sie suchte sich einen sichern Halt an 
einem Baumstamm und wartete, bis sie nahe genug waren. Entgegen ihren Erwartungen war sie ganz ruhig und 
dann drückte sie ab.  
Die erst Reiterin stürzte vom Pferd. Gertrud schoss das ganze Magazin auf die anderen Pferde ab, die dann 
mitsamt den Reiterinnen stürzten. Sie sprang auf den Weg und konnte gerade noch das erste Pferd einfangen. 
Sie hatte nicht viel Zeit und sie wusste auch nicht, ob die anderen Reiterinnen getroffen waren. 
Gertrud schwang sich in den Sattel und ritt zurück. Sie hatte nur noch ein Ziel: Nanina. Die anderen Kinder 
mussten es allein schaffen, mehr als die Hunde zu töten, konnte sie nicht tun. Sie rechnete sich keine Chance aus, 
die Kinder zu finden, da sie nicht wissen konnte, welche Richtung sie nehmen würden. In Gedanken wünschte sie 
ihnen Glück und helfende Geister. Bei den helfenden Geistern musste sie trotz der letzten aufregenden Stunden 
etwas lächeln. 
Sie ritt bis zur Weggabelung und hielt sich dann links in Richtung der Wüstung, die sie ohne Schonung 
des Pferdes am späten Nachmittag erreichte.  
Befriedigt stellte Gertrud fest, dass Nanina aufgebrochen war. Nach einer kurzen Pause begann sie, die 
Verfolgung von Nanina aufzunehmen. Das Versteck in der Wüstung würde nicht mehr lange sicher sein.   
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22 Rona und Sika entkommen 
 
Sika hatte im Traum Rona schreien gehört. Ein lauter Knall aus dem Nachbarraum weckte sie auf. Sofort 
kamen ihr die Bilder der letzten Stunden ins Gedächtnis: das Auftauchen der Polizistinnen im Blockhaus, Helas 
und Alinas Sprachlosigkeit und Handlungsunfähigkeit, Ronas und Sikas Abtransport, Ronas Fluchtversuch und 
ihre Fesselung mit Stricken. 
Die anderen Kinder waren ebenfalls aufgewacht und saßen ängstlich lauschend auf ihren Decken. Sie 
hörten Schreie und Getrampel die Treppe auf und ab, dann wurde es ruhiger. 
Sika hörte nur ein ganz schwaches Heulen aus einem der Nachbarräume im oberen Stockwerk. Sie wusste, 
dass es Rona war. Nach ihrem gestrigen Fluchtversuch hatte man sie gefesselt und in ein anderes Zimmer 
gebracht. 
Den nächsten Tag durften sie nur einzeln und mit ständiger Begleitung den Raum in Richtung Toilette 
verlassen. Essen und Trinken bekamen sie in ihrem Raum. Dann, am Abend, kam der erste Hubschrauber und 
Sika ahnte, dass sie damit abtransportiert würden. Sie war aufgeregt neugierig und doch auch ängstlich zugleich. 
Mit einem Hubschrauber fliegen, wie wird das sein?, fragte sie sich. Doch, was war mit Rona? Sie musste 
unbedingt zu ihr. Es musste noch etwas passiert sein, von dem sie nichts wusste. Als es gegen Mitternacht 
zuging, stand sie leise auf. Im nahezu undurchdringlich Dunkeln tastete sich Sika zur Tür durch und öffnete sie 
vorsichtig. Ein anderes Kind rief ihr nach: »Bleib hier, ich habe Angst." 
Sika war schon auf dem Flur. Nur von unterhalb der Treppe konnte sie Geräusche und ein lautes Fluchen 
hören. Sie bemerkte Rona hinter einer Tür, vor sich hinschluchzend. Der Raum war nicht abgeschlossen. Sika 
schlich hinein. Rona war mit Händen und Füßen an das Bett gebunden. 
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Sika stand unschlüssig da, sie sah fast nichts.  
 »Wie denn?"  
 »Ich habe hier im Kittel immer ein kleines Messer, das haben sie nicht gefunden ² KRO·VUDXVXQGVFKQHLGH
die Stricke durch." Sika ertastete das Messer, holte es aus der Lederscheide und schnitt damit die Fesseln frei. 
 »Wir müssen hier weg ² sie haben Emma erschossen." Sika konnte nichts wirklich begreifen, sie vertraute 
Rona blind. Beide schlichen zum Fenster. Von unterhalb der Treppe hörten sie Schritte kommen. 
 »Spring", keuchte Rona und sprang zuerst. 
 »Au", Sika hatte versucht, sich mit der Hand abzustützen und sie dabei verstaucht. »Kannst du laufen?", 
wollte Rona wissen. »Ja, es ist nur meine Hand." 
 »Los, wir müssen rennen!" kommandierte Rona und packte Sikas gesunde Hand und beide rannten los. 
Sie hatten fast den Waldrand erreicht, als sie noch bemerkten, dass die Lichter im Obergeschoss angingen. 
Lautes Rufen aus dem Haus trieb sie noch stärker zur Eile an und keuchend verschwanden sie im Wald. 
Rona wusste instinktiv, dass sie nicht zu ihrem Blockhaus laufen konnten. Sie erinnerte sich an die Frau, die 
sie zusammen mit Emma auf dem Markt getroffen hatte. Dort mussten sie hin, die war freundlich gewesen und 
hatte Emma und sie eingeladen.  
Als Sika stöhnte: »Ich kann nicht mehr, ich habe Seitenstechen", hielt Rona an und versuchte sich zu 
orientieren. Sie spürte Blut im Gesicht, ein Ast hatte an der Stirn, nahe am Auge eine blutende Strieme 
zurückgelassen. 
Rona versuchte sich zu erinnern. Auf der Karte musste es rechts oben vom Markt aus gewesen sein. Zum 
Markt durften sie nicht, dort würde man sie bestimmt gleich suchen. In Rona stieg Wut auf, Wut auf die 
Polizistinnen, die Emma erschossen hatten. 
Sollten sie nicht erst ihr Versteck aufsuchen? Rona war unschlüssig, was sie jetzt tun sollten. Wo war 
Nanina, was war mit ihr passiert? Sie war mit Emma auf dem Markt gewesen und Emma war tot. Und wieder stieg 
Wut in Rona auf und ließ sie für einen Moment erstarren. 
Rona entschied sich, das Versteck, ihr Versteck aufzusuchen, doch dazu musste es erst heller werden. 
Sie liefen durch den Wald mit nur einem Ziel: Weit weg von diesem Haus, von diesem Dorfzentrum zu 
sein. 
Langsam wurde es heller und über dem Osten leuchteten die ersten Vorboten der Morgenröte. Der lichte 
Kiefernwald ließ sie gut vorankommen. Den wenigen dichten Büschen und dem Gestrüpp konnten sie gut 
ausweichen. Es wurde schnell heller. Über dem Osthorizont strahlte eine tiefe Wolkenbank in leuchtendem 
Purpur.  
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Rona erkannte den Weg wieder, auf dem sie mit Emma zum Markt gegangen war. Hier durften sie nicht 
zurück, das wusste Rona instinktiv.  
Sie überquerten den sandigen Weg und liefen weiter durch den Wald. 
Plötzlich hörten die beiden lautes Knallen in kürzeren und längeren Abständen. Sie blieben stehen und 
versuchten in diese Richtung zu hören. Hundegebell schallte jetzt durch den Wald. Beide rannten sofort los, ohne 
auf die Äste zu achten, die ihnen ins Gesicht fuhren, und auf die stachligen Ranken am Boden, die blutige 
Striemen an den Beinen hinterließen.  
Sie erreichten einen kleinen Bach, den beide nicht kannten. Mit beiden Händen schöpften sie Wasser und 
beeilten sich, in dem flachen Wasser in Richtung Quelle voranzukommen. Der Wasserlauf führte nach Osten, wie 
Rona erkannte und dort musste auch irgendwo ihr Versteck sein. In der Ferne hörten sie immer noch Schüsse. 
Der anstrengende Weg durch das Bachbett ließ sie bald die Schrecken der Nacht vergessen. Sika stöhnte 
immer öfter, dass sie Hunger hätte und nicht mehr weiter könnte. Rona musste sie immer wieder antreiben: 
»Noch ein Stück, Sika, dann machen wir eine Pause. Die dürfen uns nicht einholen."  
Rona konnte auch nicht mehr und schaute nach einem Platz für eine Rast. Dunkle Wolken zogen jetzt vom 
Westen hinter ihnen her und überholten sie. Es sah nach Regen aus.  
Links und rechts des Baches war ein kleiner Hang und der Bachlauf war mit umgestürzten Bäumen für die 
beiden unpassierbar. Sie mussten den Bach verlassen und den Hang hinaufklettern. Oben stand eine große Eiche 
mit viel trockenem Laub unten am Stamm. Hier ruhten sie aus. Sika legte sich erschöpft hin und schloss die 
Augen. Ihr taten die Beine weh und die beim Sprung aus dem Fenster verstauchte Hand. Die blutigen Kratzer auf 
der Haut brannten wie Feuer.  
Rona lehnte sich mit dem Rücken an den Eichenstamm, sie war müde, konnte aber nicht wie Sika 
einschlafen. Die Bilder der Nacht kehrten zurück.  
Im Süden stieg Rauch über dem Wald auf. Es war ihr Blockhaus, das in Flammen aufging. Die beiden 
konnten es nicht sehen, sie waren zu erschöpft von ihrer Flucht.  
Rona weckte Sika und gab ihr ein paar Birkenblätter, die sie gesammelt hatte. »Kau das, das hilft gegen 
den Hunger ² wir müssen weiter, wenn wir noch vor der Nacht im Versteck sein wollen." 
»Warum willst du dorthin?" wollte Sika wissen, »vielleicht warten sie schon dort auf uns."  
Rona wurde unsicher. »Vielleicht ist Nanina dort und wartet auf uns."  
Die Birkenblätter waren alt und beide würgten sie mit Mühe hinunter. Sie verfolgten den Bachlauf weiter, 
so hatten sie wenigstens immer Wasser zum Trinken. An ein paar Fichten fanden sie etwas altes Baumharz, das 
auch nicht besser schmeckte und das sie wegen der Härte nur weichlutschen konnten.  
Ständig änderten sich die Bachlandschaften. Langsam fließende Abschnitte mit dichten Sträuchern am Ufer 
und sumpfigen Untiefen, die erst mit einem Stock abgetastet werden mussten, wechselten mit schneller 
fließenden Abschnitten, in denn sie besser vorankamen.  
Am späten Nachmittag bog der, jetzt schon sehr klein gewordenen, Wasserlauf nach Süden ab und am 
Abend erreichten sie sie ein sumpfiges Gebiet, aus dem der Bach gespeist wurde.  
Rona war froh, sie war sich sicher, dass dies die Gegend war, aus der sie noch vor nicht so langer Zeit 
Wasser für Nanina geholt hatte. Sie versuchte sich bei zunehmender Dunkelheit zu orientieren, sie mussten noch 
heute Nacht ihr Versteck erreichen. 
Leichter Regen hatte eingesetzt und durchnässte langsam aber stetig die leichten Sommerkutten der 
beiden Kinder.  
Es wurde jetzt im Spätsommer schneller dunkel und Rona verlief sich einige Male, bis sie dann, spät in der 
Nacht, die Wüstung mit ihrem Versteck erreichten. 
Sika war erstaunt, als sie sich an der Leiter hinunter tastete. Rona erklärte ihr, dass Emma und sie die Leiter 
gebaut hatten.  
Rona bekam Angst, als sie tastend feststellte, dass sich fast nichts mehr im Versteck befand. Vor 
Erschöpfung eng aneinander gekuschelt schliefen sie dann in einer Ecke des Kellers ein.  
Wo war Nanina? Diese Frage beschäftigte beide noch bis in den Tiefschlaf hinein. Trotz der Kälte wachten 
sie vor Erschöpfung nicht auf. 
Noch bevor am Osthimmel das grelle Morgenrot aufleuchtete, tauchten zwei Öllampen am oberen 
Eingang der Höhle auf und leuchteten in die verschlafen blinzelnden Augen der Kinder. 
 
 
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23 Gertrud und Nanina werden verfolgt 
 
Nanina hatte wenig Zeit zum Nachdenken. Sie war voll mit den zwei Pferden beschäftigt. Sie mussten zu 
fressen und zu trinken haben. Ständig war sie auf der Suche nach gangbaren Durchbrüchen durch das Unterholz. 
Dann wurde die Landschaft lichter und weniger hügelig, so kam sie schneller voran.  
Am späten Nachmittag erreichte sie einen träge dahinfließenden Fluss. Er führte von Ost nach West. Wenn 
sie die Richtung halten wollte, musste sie ihn überqueren. Mit ihrem Stock tastete sie am Ufer entlang. Es war 
weicher Morast, in dem der Stock versank.  
Nanina versuchte am Fluss entlang, in Richtung Osten, eine Stelle zum Überqueren zu finden. Nach jeder 
Windung hoffte sie aufs Neue eine flache Stelle, eine seichte Furt zu finden. Immer wieder tastete sie das Ufer ab. 
Einmal rutschte sie aus und versank langsam im Sumpf des Uferschlammes. Was ihr als flach erschien, war nur 
Morast. Kein Strauch war in der Nähe, an dem sie sich festhalten konnte. Sie versuchte herauszukommen und 
versank immer weiter. Hilfe suchend sah sie sich um. Die Pferde standen zu weit weg. Sie war schon bis zum 
Bauchnabel in dem Schlamm versunken und bekam Panik.  
Nanina schaute das eine Pferd an und in ihrer Verzweiflung befahl sie: »Los, komm schon her und hilf mir. 
Zieh mich hier raus." Sie wusste nicht, ob sie geschrien, es nur gedacht oder sich intensiv vorgestellt hatte.  
Das erste Pferd kam ans Ufer. Und mit großer Anstrengung gelang es Nanina das Halfter zu packen und 
sie dachte: Jetzt zieh mich langsam heraus!, sie stellte sich dabei vor, wie das Pferd langsam rückwärtsging, was 
es auch tatsächlich tat. Und mit viel Mühe kam sie wieder heraus und war jetzt vorsichtiger. Sie wunderte sich 
einen kurzen Moment darüber, wie das Pferd das tat, was sie dachte oder war es das, was das Pferd tat und sie 
dann dachte? 
Ohne auf den schlammigen Kittel zu achten, setzte sie ihren Weg fort. Bis zum Abend fand sie keine 
geeignete Stelle zur Überquerung. Sie versuchte sich zu erinnern, was die fremde, große schlanke Gertrud über 
das Feuer gesagt hatte. Sie sollte kein Feuer machen, erinnerte sie sich. Aber galt das jetzt auch noch? Sie wusste, 
dass man aus einem so langsam fließenden Gewässer nicht trinken sollte, ohne vorher die kleinen Tiere darin 
gekocht zu haben. 
Sie entschied sich, Feuer ohne Rauch zu machen. Die Sonne verlor schon ihre Kraft. Schnell suchte sie ein 
paar trockene Birkenzweige etwas weiter weg vom Fluss. Der Waldboden des Birkenhains war mit dichtem 
Farnkraut bedeckt. Mit der letzten Anstrengung der Sonne gelang es ihr, erst trockene Farnwedel mit dem 
Brennglas zu entzünden und dann legte sie die Birkenzweige darauf. Sie gab sich Mühe, wenig Rauch entstehen 
zu lassen und das Feuer klein zu halten. Das hatten sie oft im Wald mit Emma getan.  
Mit dem Metalltopf holte Nanina Wasser aus dem nahen Fluss, sammelte Breitwegerich und Schafgarbe 
und kochte die Kräuter zusammen mit etwas Weizenschrot und Dörrfleisch zu einer dünnen Suppe.  
In der Ferne waren Motorengeräusche zu hören. Nanina lief an den Rand des kleinen Birkenhains und 
schaute in die Richtung, aus der dieser ungewohnte Lärm kam. Große drehende Rotoren schienen wie Flügel 
über einem aggressiv aussehenden Insekt zu schlagen. Nanina hatte so etwas noch nie in ihrem Leben gesehen. 
Sie hatte nur ihre Mütter darüber sprechen hören, dass es so etwas wie Riesenvögel aus Metall gibt, mit denen 
auch Menschen mitfliegen konnten. Obwohl dieser Metallvogel aggressiv und gefährlich aussah, verspürte sie 
doch den Wunsch, einmal mitfliegen zu können. Oft hatte sie sich vorgestellt, wie ein Habicht über der 
Landschaft zu schweben. Wie es wohl von oben aussehen würde? Sie hatte ja auch noch nie von einem hohen 
Berg ins Tal geschaut.  
Das Geräusch des Helikopters entfernte sich und Nanina brachte den geknickten Zweig am Rande des 
Birkenwäldchens an, dann versorgte sie die Pferde. Eine Welle von Sympathie und Liebe strömte von ihr zu den 
beiden Tieren und kam auch irgendwie zurück. Nanina hatte das Gefühl, nicht allein zu sein. Mit den Pferden 
waren sie doch irgendwie zu dritt. 
Sie würde die Nacht hier verbringen. Vielleicht kam ja die große schlanke Frau doch noch, obwohl Nanina 
sich kaum noch erinnern konnte, was Gertrud gesagt hatte, zu widersprüchlich war das, was sie gehört und was 
sie von ihr empfunden hatte. Gertrud hatte wenig Hoffnung, dass sie sich wiedersehen würden, ausstrahlen 
können.  
Ein leichter Nieselregen setzte wieder ein. Die Birken boten auf Dauer keinen ausreichenden Schutz vor der 
Nässe. Nanina suchte einen Nadelbaum am Waldrand, der mit seinen dichten Ästen das Wasser eine Zeit lang 
ableiten konnte. Die Pferde bekamen ihre Fußfesseln und grasten in der Nähe. Nanina lehnte sich mit dem 
Rücken an den trockenen Stamm der hohen und dichten Fichte, so war sie zunächst vor der von oben 
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kommenden Nässe geschützt. Das Feuer hatte sie nicht mit hierher gebracht. Aus der Umgebung konnte sie 
keine Äste für ein Nachtlager holen, es war alles inzwischen triefend nass. Sie stellte das Gepäck als Windschutz 
um sich und versuchte, in die Decken eingewickelt, zu schlafen. Mit den Gedanken an die letzten Tage und die 
große fremde Frau schlief Nanina erschöpft ein.  
Die Kälte drang unerbittlich vom Waldboden in den nassen Kittel und vor Kälte zitternd wachte Nanina 
schon gegen Mitternacht auf.  
Warum habe ich nur das Feuer nicht mitgenommen, dachte sie. Im Gepäck fand sie noch eine stark 
zusammengefaltete metallisch glänzende Folie, mit der sie sich zusätzlich zudeckte und sofort feststellte, dass die 
Wärme besser zurückgehalten wurde.  
Als sie am Morgen aufwachte, schien der Nieselregen in einen nicht sehr starken, dafür aber 
kontinuierlichen Landregen übergegangen zu sein. Steif vor Kälte stand sie auf und schaute sich um. Die Pferde 
standen in Sichtweite unter einer anderen einzeln stehenden Fichte. Hätte ich ihnen ihre Decken umhängen 
müssen, dachte sie und wusste nicht, ob nasse Decken gut oder schlecht für Pferde waren. 
Doch plötzlich stutzte sie, standen dort nicht drei Pferde und war dahinter nicht leichter Rauch zu sehen? 
Wie gelähmt stand Nanina da und rieb sich die Augen. Gertrud, die große Fremde, schoss es ihr durch den Kopf, 
trotzdem war sie aus den Erfahrungen der letzten Tage vorsichtig genug, um nicht sogleich loszurennen. Mit 
etwas Mühe kletterte sie auf die untersten Äste ihres Baumes, um dann doch durch das dichte Geäst zu 
erkennen, dass vor dem Feuer Gertrud in ihrer blauen Kutte saß und offensichtlich ebenfalls mit der Nässe und 
Kälte beschäftigt war.  
Nanina fühlte, dass sie ihr bedingungslos vertrauen konnte, und lief hinüber. Gertrud stand vom Feuer auf, 
als sie Nanina kommen hörte.  
 »Du hast es mir nicht besonders leicht gemacht, dich zu finden", begrüßte Gertrud sie mit einem leichten 
Lachen, »besonders dein Weg am Fluss, den hättest du besser markieren sollen. So habe ich dich die ganze 
Nacht suchen müssen." Sie umarmte Nanina und aus einem spontanen Impuls heraus fasste sie die Zwölfjährige 
unter den Armen und hob sie hoch. Wie leicht sie noch ist, schoss es ihr durch den Sinn. 
Das hatte Nanina tatsächlich vergessen, zu sehr war sie mit dem Morast am Flussufer beschäftigt gewesen.  
 »Im Morgengrauen konnte ich dann die Pferde sehen und bald sah ich auch dich unter dem Baum fest 
schlafen. Ich habe dich schlafen lassen. Jetzt bin ich aber sehr müde, und bevor wir weiter müssen", Gertrud 
unterbrach sich und tastete an ihrer nassen Kutte herum, »muss ich ein paar Minuten schlafen."  
Nanina stand mit halb offenem Mund da. So eine Frau hatte sie noch nie gesehen. Instinktiv spürte sie, 
dass selbst Emma, von der sie viel über den Wald gelernt hatte und die auch Holz schlagen konnte und die 
Kinder im Bogenschießen unterrichtet hatte, von einem ganz anderen Typ war. Wie hat die Feuer gemacht, 
wunderte sich Nanina weiter, wenn alles nass ist und die Sonne nicht scheint? Und was war dieses komische 
schwarze Ding aus Metall, das sie an einem Riemen über der Schulter hängen hatte und jetzt neben sich legte. 
 »Pack die Pferde und bring mir vorher noch diese goldig glänzende Plane, und wenn du fertig bist, dann 
wecke mich ² hörst du, Nanina ² wecke mich unerbittlich!" Nanina schaute sie immer noch sprachlos an. Etwas 
milder wiederholte Gertrud: »Wecke mich einfach und dann erzählst du mir, wie es dir ergangen ist. Ich bin jetzt 
furchtbar müde, todmüde und brauche unbedingt Ruhe."  
Gertrud wartete, bis Nanina die Plane rennend gebracht hatte, sagte noch »Danke, unterhalte das Feuer 
und koche etwas Tee ² soviel wie du mit drei Fingern halten kannst", wickelte sich unter dem Baum in die Plane 
und schlief sofort erschöpft ein. 
Was für Tee?, dachte Nanina, wollte aber nicht mehr fragen. Sie brachte die Pferde zum Gepäck, suchte im 
Proviant und fand eine Blechdose mir der Aufschrift SCHWARZER TEE ² ASSAM-BLEND. Schwarze getrocknete 
Pflanzenteile waren darin. NDQLQDHULQQHUWHVLFKGDVKDWWHQGLH)UDXHQ]XEHVRQGHUHQ$QOlVVHQDOV¿7HH¾
getrunken.  
Nanina lief zum Fluss, um Wasser zu holen. Das Wasser schien ihr aber durch die Regenfälle der letzten 
Zeit schmutzig zu sein. Unentschlossen stand sie eine Weile und entschloss sich dann nach einer 
Regenwasserpfütze zu suchen. In der kleinen Vertiefung bei einem nahen Steinhaufen schien ihr das Wasser 
klarer zu sein. Damit setzte sie den Tee an, und als es kochte, warf sie die drei Finger voll hinein und weckte 
Gertrud.  
Sich streckend und mit den Händen mehrmals über das Gesicht streichend, kam Gertrud langsam wieder 
zu sich. »Oh, es riecht nach Tee", ließ sich Gertrud gähnend verlauten. Die Pferde standen bepackt und bereit 
zum Abmarsch am nächsten Baum.  
 »Was haben wir denn noch zu essen?", wollte Gertrud weiter wissen, als sie langsam in die Hocke ging. 
»Dörrfleisch, Trockenobst und Getreideschrot." Was sonst noch im Gepäck war, konnte Nanina nicht wissen.  
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 »Hast du viel Hunger?" Nanina schüttelte den Kopf. »Gut, dann essen wir etwas Dörrobst und trinken den 
Tee. Wir essen dann später ausführlich. Wir müssen erst mal weiter weg, dann bin ich auch etwas ruhiger." 
Sie tranken den Tee aus einem Becher. Nanina verzog den Mund und wollte nicht. »Was ist?" wollte 
Gertrud wissen. »Es schmeckt bitter", antwortet Nanina mit verzogenem Mund. 
 »Ja, der Tee ist nicht abgegossen und schwimmt noch im Topf und außerdem" Gertrud fiel ein, dass für 
sie als Kind der Schwarze Tee auch nur mit Zucker und Sahne oder Zitrone genießbar war. Im Gepäck fand sie 
noch Zucker in kleine Portionen abgepackt. Sie trank den Becher leer, dann noch einen und bereitet danach 
Nanina einen gut gesüßten Becher voll.  
 »Das ist schon besser, das kann man trinken", strahlte Nanina Gertrud an.  
 »Los jetzt! Das Obst können wir auch beim Gehen essen." 
Gertrud nahm die etwas ängstliche Nanina vor sich aufs Pferd und dann ritten sie langsam los, die anderen 
beiden Pferde mit dem Gepäck hinter sich herziehend. 
Ab und zu holte Gertrud den Kompass heraus, um bei diesem Regenwetter nicht die Richtung zu verlieren. 
Die Regenplane war groß genug, um für beide eine lange Zeit den Regen vom Körper abzuhalten.  
Nanina erzählte von ihrem Abenteuer im Sumpf des Flussufers und Gertrud berichtete von ihrem Besuch 
im Dorfzentrum, wobei sie die dramatischen Teile wegließ. Als sie berichtete, dass wahrscheinlich zwei Kinder 
geflohen waren, wusste Nanina sofort, dass es nur Rona und Sika gewesen sein konnten. Rona hatte diese 
Energie.  
 »Und was ist mit Emma? Warum ist sie nicht mitgekommen?" Gertrud zuckte nur mit den Schultern. »Ich 
habe sie nicht gesehen." Nanina wollte oder konnte nicht glauben, dass es Emma nicht mehr gibt.  
Gegen Mittag wurde der Regen weniger. Wind war aufgekommen und Gertrud hatte die Hoffnung, dass er 
die Regenwolken vertrieb. Sie hatten immer noch keine geeignete Stelle zur Überquerung des Flusses gefunden. 
Gertrud wurde langsam nervös. Sie kamen nur langsam voran. Zwar gab es Wildwechsel aber die führten nur 
zum Fluss und wieder weg. Längsseits des Ufers war das Gelände sehr unwegsam. 
Von irgendwo hören sie Motorenlärm. Gertrud suchte den Himmel ab und konnte dann nach einer Weile 
ein hoch fliegendes Propeller-Flugzeug ausmachen.  
Was wollen die hier, dachte Gertrud, sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieses Flugzeug etwas mit ihnen 
zu tun haben könnte. War dieses Kind, das vor ihr auf dem Pferd saß, so gefährlich, dass man es mit dem Einsatz 
aller verfügbaren Technik jagen musste? Gertrud kam für sich zu dem Resultat, dass es noch etwas geben 
musste, von dem sie nur eine Ahnung entwickeln konnte. Noch immer blieben ihr der Angriff auf den 
Abtransport der Kinder und der anschließende Absturz des Hubschraubers ein Rätsel.  
 »Hast du nicht mal Hunger?" wollte Gertrud von Nanina wissen. Die nickte nur mit dem Kopf. »Also gut, 
suchen wir einen Platz für die Mittagsrast." Der Regen hatte aufgehört, der Wind war stärker geworden.  
Plötzlich hörten sie schnell näher kommenden Fluglärm. Es war ein Kampfhubschrauber. Instinktiv sprang 
Gertrud vom Pferd, zog Nanina runter und schrie: »Lauf, renn!" 
Nanina wusste nicht, was passierte. Gertrud zog und stieß sie von den Pferden weg. Sie rannte, so schnell 
sie mit Nanina konnte. Eine kleine Vertiefung, mit Regenwasser gefüllt, lag auf dem Fluchtweg. Gertrud packte 
Nanina im Genick und zog sie mit sich in das Wasser. Im selben Moment krachte es gewaltig und ein Feuerball 
blies die Blätter der umliegenden Bäume und Sträucher von den Ästen. Dreck, Steine, brennendes Holz und 
zerrissene Pferdeteile flogen durch die Luft. 
Gertrud brauchte Nanina nicht ruhig halten, sie stand unter Schock und bewegte sich im Tümpel nicht 
mehr. Der Hubschrauber stand still, drehte dann eine kleine Runde und feuerte noch einer Rakete auf die Stelle, 
wo ihre Pferde gewesen waren. Dann flog er weg. 
Gertrud stellte erleichtert fest, dass es keine Stelle zur Landung für einen Helikopter im Umkreis gab. Mit 
Bitterkeit registrierte sie, dass sie gejagt wurden wie gefährliche Bestien.  
 »Komm, steh auf, die kommen nicht gleich wieder." Nanina zitterte am ganzen Körper und war nicht 
imstande, ein Wort zu sagen.  
Schon von Weitem sah Gertrud die ganze Verwüstung und befahl Nanina am Tümpel zu warten. Sie wollte 
ihr die zerrissenen Pferdeleiber ersparen. Es war kein direkter Volltreffer dabei gewesen. Zwei Raketen waren 
nicht detoniert. Einen Teil der Ausrüstung konnte Gertrud noch in der Umgebung finden. Sie legte alles 
Brauchbare auf zwei angekohlte Decken und band diese oben zusammen. Selbst die Goldmünzen waren noch in 
ihrem Beutel. Sollte ich wohl liegen lassen, sind schwer und kann man nicht essen, dachte sie, entschied sich dann 
aber doch für das Mitnehmen, nachdem sie eine Münze herausgeholt hatte und im Licht des Tages betrachtete. 
Dann schleppte sie diese Bündel zu Nanina an den Tümpel. Erfreut stellte Gertrud fest, dass sie eine 
Maschinenpistole und die verbliebene Munition bei der Flucht am Körper gehabt hatte. 
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Nanina hatte sich etwas erholt, war aber immer noch nicht in der Lage zu sprechen. Gemeinsam 
schleppten sie die verbliebene Ausrüstung vom Fluss weg in dichteres Gebüsch.  
Plötzlich wurde es Gertrud schlecht, sie schleppte sich hinter einen Strauch und übergab sich. Es war auch 
für sie zu viel gewesen.  
Apathisch lagen beide eine ganze Weile regungslos neben den Resten der Ausrüstung. Gertrud quälte die 
eine Frage: Würden die wiederkommen oder hätten sie jetzt Ruhe?  
Jeglicher Hunger war wie weggeblasen und eine tiefe Erschöpfung breitete sich wie eine Lähmung über 
ihre Körper aus.  
Wenn die wiederkommen, ist das das Ende, dachte Gertrud und machte die Augen langsam zu, im selben 
Moment sah sie noch, wie sich Nanina bewegte und Gertrud mit Angst im Gesicht anschaute.  
Nein, nein, Nanina wir werden nicht aufgeben, dachte sie weiter und augenblicklich beruhigte sich Nanina 
wieder, was nun Gertrud veranlasste, wach zu werden. 
Wieso hat sie auf meine Gedanken reagiert, fragte sich Gertrud, hatte aber keine Zeit darüber 
nachzudenken. Quälender war die Frage, was sie weiter tun sollte. Die nasse Kleidung zog kontinuierlich Wärme 
vom Körper ab und beide begannen, ohne die wärmenden Strahlen der Sonne zu frieren. 
Erst müssen wir über den Fluss, aber wie, überlegte Gertrud, weit kommen wir jetzt nicht mehr.  
Gertrud erinnerte sich, dass es Gerüchte auf der Insel gegeben hatte, die von versprengten Überlebenden 
in den Weiten des eurasischen Festlandes erzählten. Wilde und primitive Lebensformen, verglichen mit ihren 
Maßstäben der neuen Zivilisation, sollten dort in abgelegenen Bergtälern überlebt haben und sich bisher jedem 
Zugriff entzogen haben. Es waren nur Gerüchte gewesen, aber Gertrud hatte sie geglaubt oder glauben wollen 
und sie hatte sich wie eine Ertrinkende an diesen Strohalm geklammert. Doch dieses Ziel schien jetzt, ohne die 
Pferde, in unerreichbare Fernen gerückt zu sein.  
Ein anderes Gerücht, was auch in den Bars der Insel die Runde gedreht hatte, war das Verschwinden von 
Frauen. Spekulationen darüber, was mit ihnen passiert sein könnte, reichten von wilden, bisher noch nicht 
bekannten Tieren, bis hin zu gefährlichen, tödlich wirkenden Gegenden und Landschaften.  
An den Grenzen der Zivilisation entstehen immer solche Märchen und Legenden, das stand für Gertrud 
fest. Sie hatte sich wenig an solchen Spekulationen beteiligt. Und sie wusste auch, wenn ihr auch keine Details 
bekannt waren, dass sich der Wächterinnenrat darum kümmerte und die Zivilisation wirkungsvoll schützte. Allen 
Gerüchten zum Trotz war ihre Zivilisation schon über Jahrhunderte sehr stabil geblieben. Warum sollte sich daran 
etwas ändern? Auch wenn es im Moment mit ihr und mit der Exekution der letzten maskulinen Reste Probleme 
gab.  
Gertrud kam ins Zweifeln. Sollte dieser kleine Mensch, der neben ihr nass und zitternd vor Kälte saß, sollte 
der die Zivilisation gefährden? Lächerlich!, dachte Gertrud und doch hatte sie ein unbestimmtes Gefühl für eine 
Verantwortung, die ihr vom Schicksal auferlegt wurde und der sie vielleicht nicht gerecht werden konnte.  
Sollte sie zurückgehen, sich und Nanina ausliefern? Dazu war sie wiederum zu stolz und würde die 
Demütigung nicht ertragen können, abgesehen von ihrem eigenen Leben, das sie jetzt bedroht sah. Demut war 
ihr schon immer ein Fremdwort gewesen, das hatte sie mit Anna gemeinsam. Also spielen wir das Spiel weiter, 
sagte sich Gertrud und gab sich einen inneren Ruck, mit dem Tun verfliegt das Grübeln.  
 »Komm, wir müssen weiter!" Gertrud erhob sich. Aus einem noch verbliebenen Säckchen mit Dörrobst 
gab sie Nanina eine Handvoll getrocknete Pflaumen. Merkwürdigerweise hatte auch eine Ölflasche den 
Raketenangriff überstanden. Sie würgten einen Schluck zu dem Dörrobst hinunter. Das Regenwasser des 
Tümpels war ihr Getränk. 
Beide verstauten gemeinsam das verbliebene Gepäck in den angekohlten Decken, machten daraus für jede 
ein Bündel und mit einem Stock trugen sie es über dem Rücken. 
Wieder am Fluss angekommen, versuchten sie eine seichte Stelle zu finden, hatten aber kein Glück. Der 
Fluss floss langsam und schon das Ufer war morastig und tief.  
Mit Unbehagen stellte Gertrud fest, dass der Fluss jetzt von Südosten kam, sie aber nach Norden in 
unbesiedeltes Gebiet wollten. Hätten wir flussabwärts laufen sollen?, überlegte Gertrud.  
 »Da ist etwas in den Sträuchern", rief ihr Nanina zu, die hinter ihr lief. Nanina war dicht ans Wasser 
gelaufen, hatte das Bündel abgelegt und stand mit ihrem Bogen über dem Rücken vor ein paar Baumstämmen, 
die im Strauchwerk zu sehen waren.  
Gertrud lief missmutig hin. Was sollte da schon Besonderes sein? Wie staunte sie aber, als sie ein Floß 
entdeckten. Gertrud suchte sofort nach Spuren auf der Uferwiese, konnte aber keine finden. Merkwürdig, dachte 
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sie und alle ihre Sinne waren auf höchste Aufmerksamkeit geschaltet. Das Floß war benutzbar. Am Ufer suchten 
jetzt beide nach Spuren. Sie fanden tatsächlich welche in einigem Abstand vom Versteck des Floßes. Gut getarnt!, 
stellte Gertrud für sich fest, aber warum muss das Floß in dieser verlassenen Gegend versteckt werden?  
Nanina war bis zu dem Zeitpunkt wie in einem Traum hinter Gertrud hergelaufen. Immer wieder drängten 
sich die Bilder der letzten Stunden vor ihr inneres Auge, dazwischen tauchten Wortbilder auf, die von Gertrud 
stammten und die sie so noch nicht erlebt hatte. Vieles war undeutlich, unverständlich und erzeugte Gefühle von 
Angst, seltener auch von Freude und Heiterkeit. Sie hörte nichts aber es war ihr so, als könne sie Wörter sehen 
und manchmal wandelten sich diese Wörter in Bilder und Begriffe, die sie verstand. 
Die schrecklichen Erlebnisse der letzten Stunden hatten etwas in ihr zur Entwicklung gebracht, das 
unheimlich und beängstigend war. 
Gertrud betrachtete das Floß und Nanina wusste jetzt, warum sie dieser fremden großen und schlanken 
Frau sofort gefolgt war. Sie hatte bei ihrem Auftauchen in der Blockhütte augenblicklich gewusst, dass sie von ihr 
beschützt, ja irgendwie auch gerettet werden würde. Die Polizistinnen hatten es ihr nur mit Worten gesagt und 
Nanina hatte das Gegenteil ihrer Worte in sich gefühlt.  
Gertrud beschloss, das Floß aus einiger Entfernung bis zum Dunkelwerden zu beobachten. Dann wollten 
sie es wagen, damit über den Fluss zu kommen. 
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24 Rebellen? 
»Los aufstehen! Ihr müsst hier weg."  
Rona und Sika rieben sich die geblendeten Augen. »Warum?" wollte Rona wissen. 
 »Weil die Polizistinnen oder die Grünen euch sonst wieder einfangen", stieß eine der beiden dunklen 
Gestalten hervor. »Wir kennen euch vom Markt", versuchte eine zu erklären.  
Das wirkte, beide waren sofort hellwach und trotz der steif gefrorenen Glieder schnell auf den Beinen. Wer 
sind denn die?, schoss es Rona durch den Kopf. Sie blickte sehr misstrauisch und konnte sich nicht so schnell 
erinnern. Sika hielt sich ängstlich an Rona fest.  
Schnell kletterten alle die Leiter hoch und krochen aus dem Versteck der Kinder. Draußen konnten sie vier 
Pferde sehen, zwei ältere Frauen saßen in anthrazitfarbenen Kutten mit Kapuzen schon in den Sätteln. Die Kinder 
wurden zu ihnen hochgehoben und vor ihnen auf den Pferden platziert und los ging der Ritt. Die beiden anderen 
saßen ebenfalls sehr eilig auf und folgten auf der Stelle.  
Sie waren noch nicht lange durch das Unterholz geritten, als sie das Knallen von Schüssen dicht hinter sich 
hören konnten, was die Reiter zu noch größerer Eile antrieb. Immer wieder mussten sie ausweichen und einen für 
die Pferde gangbareren Weg suchen. 
Doch die Schüsse wurden langsam leiser und eine der Reiterinnen rief den anderen mit Genugtuung zu. 
»Das sind die Grünen und die Wächterinnen."  
Sika hielt es nicht mehr aus. »Ich muss mal!" stöhnte sie auf. Die Reiterin presste nur scharf »Jetzt nicht!" 
hervor und hielt Sika noch fester mit den Ellenbogen zwischen den Zügeln des Pferdes und nach einer 
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Weile durchzuhalten.  
Sie ritten anfangs durch dichtes Unterholz, dann in einem Bachbett und schließlich hatten sie einen Pfad 
erreicht, auf dem sie schneller vorankamen. Nach ungefähr einer Stunde entspannte sich Situation und es flogen 
wieder Worte zwischen den Reiterinnen hin und her. Dann hatten sie einen Unterstand in einem mit dichten und 
hohen Bäumen bestandenen Wald erreicht. Unter einem Dach aus Ästen und Laubwerk verschwanden die Pferde, 
die Frauen und Kinder setzten sich unter ein kleineres Laubdach.  
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den Reiterinnen machte sich Genugtuung, fast schon Fröhlichkeit, breit.  
Rona fiel sofort auf, dass sich diese Frauen von den anderen, die sie bisher auf dem Markt gesehen hatte, 
unterschieden. Sie wusste nur noch nicht genau worin. Die Kutten waren die üblichen, die Farbe war etwas 
ungewöhnlich dunkel und ungewöhnlich war auch, dass sie nahezu alle die gleichen Kutten anhatten und einen 
hell leuchtenden Ring trugen mit zwei kleinen dunkelroten Steinen und einem Balkenkreuz in der Mitte.  
Es gab Fladenbrot, saure Milch und Bratlinge aus undefinierbaren Pflanzen- und Fleisch-Bestandteilen. 
Dazu gab es noch schwach gesüßten kalten Tee. Ein riesiger Hunger hatte sich bei Rona und Sika eingestellt, der 
von den Frauen mit Schmunzeln zur Kenntnis genommen wurde. 
Rona schaute sich die Ausrüstung genauer an. Die Pferde hatten Satteltaschen und lange Messer 
baumelten in ihren Lederscheiden daneben. Die Frauen selbst hatten kürzere Messer in kleinen Etuis am Gürtel. 
An einer Satteltasche konnte Rona noch einen keulenähnlichen Gegenstand aus Metall mit einem Loch im Stiel 
entdecken.  
Die Frauen begannen sich umzuziehen und zogen farbigere Kutten und zwei zogen einfache Kittel an, wie 
sie die Frauen auch auf dem Markt getragen hatten. Beim Umziehen der Frauen fiel Rona auf, dass sie nicht die 
üblichen fraulichen Brüste hatten. Bevor sie fragen konnte, meldete sich schon Sika. »Wer seid ihr und warum 
habt ihr uns mitgenommen?"  
Die Frau, die vorhin schon kommandiert hatte, wandte sich jetzt den beiden Kindern zu: »Ich bin Mara und 
will es kurz machen, wir müssen gleich weiter. Also wir sind genau so wie ihr in solchen Blockhäusern 
aufgewachsen und wir waren auch so wie ihr." Und nach einer Pause fügte sie noch leiser hinzu: »Und ihr seid 
die Letzten. Es gibt keine solchen Häuser mehr und euch wollte man vorzeitig umwandeln. Deshalb wollten wir 
euch retten. Auch wenn ihr das jetzt nicht versteht. Das müsst ihr auch nicht. Ihr müsst uns nur im Moment 
vertrauen. Ihr seid nicht wirklich krank oder behindert." 
Rona schoss es sofort durch den Kopf: Die hatten so einen Bruch wie wir und jetzt sind sie umgewandelt. 
Sie fasste sofort Vertrauen, während Sika sie fragend anblickte. 
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Die Frauen beratschlagten, wer von ihnen die Pferde wegbringen sollte. Dann hatten sich zwei gemeldet. 
Die beiden machten sich sofort zu den Pferden auf, hingen ihnen grünbraun gefleckte Decken über und zogen 
selbst solche Umhänge an. Dann verschwanden sie mit den Pferden im Wald. 
Rona und Sika bekamen jede einen Henkelkorb aus Weiden geflochten mit ein paar Säckchen darin. Die 
zurückgebliebenen Frauen banden noch einen Gürtel um ihre Brust, damit es so aussah wie bei den anderen 
Frauen. Dann nahmen sie ebenfalls einen geflochtenen Korb mit Trageriemen auf den Rücken. Jede, auch die 
Kinder, bekam noch einen Wanderstab aus Esche in die Hand und dann zogen sie los.  
 »Wir werden heute noch in ein Dorf kommen", sagte Mara, die offenbar die Befehle ausgab, wie Rona 
inzwischen festgestellt hatte, »und ihr sagt nichts über das, was passiert ist ² hört ihr, nichts!" Dann gab sie noch 
weitere Instruktionen, wo sie angeblich hergekommen seien und wer sie waren und wo sie hinwollten. »Aber am 
besten, ihr sagt überhaupt nichts, wenn ihr gefragt werdet! Ist das klar?"  
Die beiden sahen sich an und nickten. Langsam begann es für sie, spannend zu werden. Wo würden sie 
hinkommen? Eines nahmen sie sich unabhängig voneinander in ihrem Innersten vor: Sie wollten immer 
zusammenbleiben. Nur Rona musste immer noch an das schreckliche Ereignis von Emmas Tod denken und Sika 
fragte sich, was mit Nanina passiert war. Wo war sie? Sika hatte ein Gefühl, von dem sie nicht wusste, wo es 
herkam, nur dass es sie beruhigte und nicht mehr weiter ihren Verstand quälte. 
Interessiert erkundigten sich die beiden Frauen über ihr Leben in dem Blockhaus mit ihren Müttern. Rona 
erzählte den schrecklichen Tod von Emma und dass sie gehofft hatten, Nanina in ihrem Versteck zu finden. Rona 
erzählte auch, dass sie mit Emma zusammen fliehen wollte und sie schon alles für die Flucht vorbereitet hatten. 
Dabei wurde Mona sehr still und nachdenklich. 
Sika war immer noch ängstlich und wollte wissen, wo sie denn hinkämen und was mit ihnen passieren 
würde. »Wir bringen euch in Sicherheit, wo euch keine Polizistinnen mehr erreichen können und wo auch die 
Wächterinnen in der Luft euch nicht finden", beruhigte sie ihre Anführerin und die andere ergänzte: »Das ist weit 
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 »Das reicht!" unterbrach die andere, »wir sind noch lange nicht in Sicherheit."  
Sie erreichten die ersten Häuser des Dorfes, als die beiden Frauen etwas nervös den Himmel nach dem 
Propellergeräusch absuchten. »Werden sie es mit den Pferden geschafft haben?" Ihre Anführerin beruhigte sie: 
»Sicher, so weit ist es ja nicht."  
Neben einem der Häuser waren zwei Frauen und drei Mädchen damit beschäftigt, Kartoffeln aus der Erde 
zu hacken. Die beiden älteren Mädchen hackten wie die Frauen die Kartoffeln aus den Erdzeilen, während das 
kleinere Mädchen nur Kartoffeln auflas. Das kleine Feld, das eher einem Garten glich, war stark eingezäunt mit 
Holzpfählen und dazwischen geflochtenen Weidenruten. Vom Dorfkern her hörten sie Pferdegetrappel.  
 »Los weg!" die Kinder wurden schnell in Richtung des Feldes gezogen und alle rannten los zu den 
Kartoffelhackerinnen. Kurz vorher fielen sie wieder in Schritttempo.  
 
 
 »He, was seid ihr so eilig?" fragte die ältere der beiden Frauen auf ihre Hacke gestützt. 
 »Die Kinder wollten wissen, wer zuerst da ist und da wollten wir es ihnen zeigen!" Die Frauen lachten. 
»Seid gegrüßt bei der Großen Mutter." Die beiden Frauen erwiderten den Gruß: »Seid gegrüßt bei der Großen 
Mutter." Zu Rona und Sika gewandt, sagte die Wortführerin in einem strengen Ton: »Ihr habt vorhin gesagt, dass 
ihr nicht mehr laufen könnt. Jetzt ruht euch aus und legt euch dort hinter den Zaun." Rona und Sika gehorchten 
auf der Stelle. Die drei Mädchen der Frauen standen mit offenen Mündern da. Und eine der Kartoffelhackerinnen 
sagte zu ihnen gewandt: »Die sind aber brav und folgen wenigstens" und zu ihren Mädchen gewandt, »nehmt 
euch ein Beispiel daran."  
Das Pferdegetrappel hatte sich etwas entfernt und begann nun wieder lauter zu werden. Es war schwer 
abzuschätzen, ob es sich auf direktem Weg dem Dorfausgang näherte.  
 »Was ist denn bei euch los, wer hat denn so viele Pferde hier?" fragte Lona, die andere Begleiterin der 
Kinder. 
 »Das sind schon wieder andere. Heute Morgen war schon eine Pferdestaffel der Polizei im Dorf. Die 
suchen entlaufene Kinder aus einem weiter entfernten Dorf, so hieß es."  
Mara wurde unruhig, das Pferdegetrappel schien sich zu nähern. Zu sehen war noch nichts. Sie nahm der 
einen Frau die Hacke aus der Hand, schaute Lona an und sagte dann: »Jetzt macht ihr mal Pause und wir machen 
für euch weiter und dann werden wir zusammen einen Imbiss haben."  
Die Frauen schauten sich verdutzt an, die Mädchen warfen sofort ihre Hacken weg und setzten sich, etwas 
entfernt aber nicht zu weit von Rona und Sika weg, an den Weidenzaun.  
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Mara und Lona hackten die Kartoffeln in einem Tempo, das die Frauen in Erstaunen versetzte.  
Die fünf berittenen und bewaffneten Polizistinnen kamen näher. Die drei Mädchen standen neugierig auf 
und schauten über den Zaun. Rona und Sika blieben instinktiv liegen, sodass Mara nichts zu sagen brauchte. 
Dann drehten die Polizistinnen plötzlich wieder ab und ritten zum Dorfausgang. 
Mara tat so, als sei sie die Ruhe selbst. »Wie sieht es denn hier mit den Wildschweinen aus?" erkundigte 
sie sich. »Das ist eine wirkliche Plage", fing die jüngere der beiden Frauen an zu klagen, »hier sind sie auch schon 
zwei Mal durch den Zaun gebrochen." Und die ältere ergänzte: »Die werden immer frecher und lassen sich jetzt 
schon am Tage im Dorf sehen."  
 »Was macht ihr dagegen?" 
 »Wir heben Fallgruben aus und versuchen sie mit Lockfutter zu fangen."  
Mara lachte, »da gibt es sicher öfter Wildbraten!"  
 »Wenn es nur so wäre", ergänzte bedauernd die Ältere, »die Wildschweine werden auch immer schlauer 
und merken es. Und wenn sie es einmal gerochen haben, dann helfen auch keine Kartoffeln als Lockfutter mehr." 
 »Dann braucht ihr halt Jägerinnen", schlug Lona vor.  
 »Wir haben zwei junge Mädchen dafür ausbilden lassen, aber die schießen immer noch zweimal vorbei, 
bevor sie einmal halb treffen", gab lachend die Ältere zur Antwort.  
 »Immerhin habt ihr eine Genehmigung dafür", sagte Mara anerkennend.  
 »Aber nur für eine Armbrust. So müssen sich die Zwei abwechseln." 
 »Dann baut doch selber eine zweite Armbrust oder einen richtig guten Bogen", riet Lona, »oder noch 
besser, kauft eine". Die Dorffrauen schauten sich befremdet an. Was nicht erlaubt war, war für sie kein Thema. 
 »Gut", ergänzte Lona, »dann beantragt also jedes Jahr neu. In den neuen Siedlungsgebieten im 
Nordwesten, wo wir her sind, dort gibt es von vornherein keine Beschränkungen mehr", sie machte eine Pause, 
»oder es hält sich niemand so recht daran." Jetzt lachten nur Mara und Lona.  
Nachdem Mara der Meinung war, dass sie genug Kartoffeln gehackt hatten, schickte sie die Kinder zum 
Holzsammeln und errichtete mit Lona zusammen aus Steinen eine kleine Feuerstelle.  
Die eine der Frauen meinte zwar, dass sie auch zur Hütte laufen könnten, um dort zu Mittag zu essen. 
Mara meinte aber, dass sie genug mithätten, nur keine Kartoffeln und die schmeckten frisch in der Glut gebacken 
nun mal am besten.  
Eines der Mädchen wurde zur Hütte geschickt. Gerade als die Kartoffeln in der Glut gar wurden, kam sie 
zurück mit einer großen Kanne voll Gerstenmalzkaffee mit etwas Ziegenmilch darin und mehreren 
Keramikbechern.  
Dazu packte Lona noch Ziegenkäse und eine Dauerwurst aus ihrem Proviant dazu und schnitt auch gleich 
für jeden etwas ab. Alles kam auf ein Tuch, um das sich die Frauen und Kinder lagerten.  
Sika war ständig damit beschäftigt, die fremden Mädchen anzustarren. Irgendwie waren sie anders als in 
ihren Vorstellungen, die sie sich von Ronas Beschreibung gemacht hatte. Sie tuschelten, kicherten oft und 
schauten sich dabei an. Allein das gegenseitige Anschauen reichte schon, um wieder zu kichern. Das wurde selbst 
der jüngeren Dorffrau zu viel und mahnend bemerkte sie zu ihnen: »Habt ihr denn noch keine anderen Mädchen 
gesehen! Was müssen denn die von euch denken!" Und zu Mara und Lona gewandt entschuldigte sie sich: »Sie 
sind halt noch ein bisschen kindisch, und aus dem Dorf noch nicht herausgekommen." Was wiederum mit einer 
deutlich gezeigten Empörung, einem »Puh" von dem älteren, vielleicht 13 Jahre alten Mädchen, kommentiert 
wurde.  
Rona hatte noch keinen Blick übrig, zu sehr war sie mit ihren inneren Bildern beschäftigt, die sich nur um 
Emma und ihren schrecklichen Tod drehten. 
Lona, die neben ihr saß, bemerkte ihre Traurigkeit und nahm sie spontan mit ihrem rechten Arm zu sich 
heran und drückte ihren Kopf an ihre Seite und leise, für die anderen nicht hörbar, flüsterte sie ihr ins Ohr: »Ich 
kann dich verstehen, ihr habt euch geliebt, Rona. Die Zeit um Emma zu trauern kommt noch, Rona." Und nach 
einer kurzen Pause fügte sie bestimmt hinzu: »Jetzt müssen wir weiter, wir sind noch lange nicht am Ziel."  
Nach dieser ausgiebigen Mittagspause tauschte Lona noch ein Stück Wurst gegen ein paar Kartoffeln und 
sie verabschiedeten sich von den Dorffrauen mit der Einladung, sie doch einmal besuchen zu kommen, wenn sie 
in ihrer Gegend sein würden. Es folgte noch eine längere Beschreibung, wo sie denn wohnen und wie sie gehen 
müssten. Zum Abschluss erfragten sie noch die Herberge des Dorfes, die zugleich so etwas wie ein Tauschladen 
für die kleine Siedlung war. Die Frauen aus den benachbarten Dorfgemeinschaften besuchten sich gern und viel, 
hatten sie doch auch immer etwas zu tauschen, vor allem immer viele Neuigkeiten. Und dazu gab es diese 
Wirtshäuser mit ihren Übernachtungsmöglichkeiten und den kleinen Tauschläden. 
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Eine der beiden Wirtinnen begrüßt sie schon von Weitem mit den Worten: »Solche Kinder wie ihr sie bei 
euch habt, werden von der Polizei gesucht. Sind sie das?"  
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25 Planlos und viele Fragen 
 
»Komm Nanina, wir versuchen es jetzt! Kannst du schwimmen? Nanina nickte. 
Beide näherten sich dem Ufer und schoben mit viel Kraft und Anstrengung das Floß ins Wasser. Gertrud 
merkte, wie ihr der Schweiß von der Stirn durch die Augenbrauen bis in die Augen lief und dort zu brennen 
anfing.  
 »Halt es fest, schnell!" rief Gertrud, als das Floß drohte, allein davonzuschwimmen. Nanina watete ins 
Wasser und versuchte, mit ihrem kleinen und leichten Körper die zusammengebundenen und vom Wasser 
schwer voll gesogenen Baumstämme zu halten. Gertrud warf ihr Gepäck drauf und sprang mit einer Stange 
hinterher.  
»Los, schnell, klettere drauf", befahl sie jetzt Nanina. Die rutschte ab und kam nicht mehr auf das Floß, das 
sich schon leicht drehend am Ufer in Bewegung gesetzt hatte. Gertrud ließ die Stange fallen und legte sich am 
Rande auf den Bauch, sodass sie Nanina eine Hand reichen konnte.  
Endlich war es geschafft und beide waren, zwar nass, aber immerhin auf dem Floß. Das gegenüberliegende 
Ufer erreichten sie mit weniger Mühe. Das Aussteigen war wieder schwieriger, vor allem das Abladen des 
verbliebenen Gepäcks, das jetzt durch das Wasser auch schwerer geworden war.  
 
 
Gertrud entschloss sich, trotz der Dunkelheit weiter zu gehen. Der Himmel war mit dunklen schweren 
Wolken verhangen, die schnell weiterzogen. Wenigsten regnet es nicht, dachte Gertrud, sie holte den Kompass 
heraus und stellte fest, dass in ihrer Richtung sogar ein Pfad durch das Unterholz führte. Sie verschwendete keine 
Gedanken darüber, was das für ein Pfad sein könnte. Sie mussten weg. Die Polizistinnen oder waren es nur die 
Wächterinnen, würden es nicht dabei bewenden lassen. Sie würden sicher eine Patrouille schicken, um 
nachzusehen, ob sie auch wirklich vernichtet waren. Das wusste sie ganz sicher. Sie hatte immer den Gerüchten 
über die Wächter geglaubt. Die Gerüchte waren so gewesen, dass keine von ihren Bekannten auf der Insel jemals 
etwas mit denen zu tun haben wollte. Ja, es war ihnen sogar schwer vermittelbar gewesen, dass es sie geben 
musste.  
Sie zogen die ganze Nacht diesen Pfad entlang, nur von kleinen Pausen unterbrochen, in denen sie etwas 
aßen und sich vom Schleppen des Gepäcks etwas erholen konnten. Es war nicht immer leicht dem Weg zu 
folgen, obwohl er sehr gerade verlief. Doch nach Mitternacht bildeten sich öfter Wolkenlücken und der 
aufgehende Mond lieferte immer wieder im rechten Moment genügend Licht, um auf dem Pfad bleiben zu 
können. Die Landschaft wurde immer flacher und der Pfad zog sich schnurgerade nach Norden. Im 
Morgengrauen endete er plötzlich an einer großen alten Eiche. Einzelne Spuren liefen von hier in verschiedene 
Richtungen davon.  
Gertrud konnte noch keine klaren Entscheidungen treffen, zu sehr war sie im Vergangenen verhaftet. Sie 
wollte nur weg, Abstand gewinnen. Die beide liefen oder besser, sie schleppten sich durch endlose Kiefernwälder, 
immer nordwärts. Gertrud war erstaunt, dass Nanina so viel aushielt. Ihre Gespräche beschränkten sich auf das 
Notwendigste ihrer Flucht.  
Das Wetter hatte sich geändert. Die trüben und regnerischen Tage waren vorbei. Es schien tagsüber 
wieder die Sonne, dafür wurden die Nächte schon sehr kalt. Sie mussten sich für jede Nacht ein Lager aus 
Laubzweigen und möglichst trockenem Gras bereiten, damit die Wärme lange erhalten blieb.  Meist hatten sie 
keine Kraft mehr, auch noch eine kleine Laubhütte über sich zu errichten. Mit mehreren Ästen deckte Gertrud 
Nanina zu und versuchte dann, selbst darunter zu kriechen.  
Die Nächte waren meist nur kurz und von ständigen Kälteattacken unterbrochen. Die vor der Kälte 
schützende Plane hatte Gertrud nach dem Angriff nicht mehr gefunden. Zu schnell hatten sie diesen grässlichen 
Ort verlassen. 
Nach fünf Tagen waren sie so erschöpft, dass sie in jeder kleinen Pause sofort in einen tiefen Schlaf fielen. 
Sie hatten jetzt eine Gegend erreicht, die sehr sumpfig und feucht war. Über einem kleinen, langsam 
fließenden Gewässer lag ein großer Baum. Sie balancierten mit ihren Stöcken und dem Gepäck darüber. Gertrud 
hatte sich durchgerungen, wieder kleine Feuer zu machen. Sie wollten immer auf Motorengeräusche achten und 
Gertrud schärfte Nanina ein, sofort das Feuer ohne Rauchentwicklung zu löschen, sobald sie etwas hören sollte. 
Gertrud schaute sich Nanina an und entschied, dass sie eine größere Rast einlegen. Nanina sah erschöpft 
aus und lief die letzten zwei Tage nur noch teilnahmslos, sprachlos und abgestumpft hinter ihr her.  
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Am Rande eines dichten Buchenwaldes bauten sie mit nahezu letzten Anstrengungen eine Laubhütte aus 
einem schrägen größeren langen und geraden Ast, den sie in eine Astgabel eines kleinen Baumes legten. Aus 
vielen Stöcken und Ästen bauten sie ein Dach, von dem Gertrud hoffte, dass es die Wärme etwas zurückhalten 
konnte. Nanina sammelte viel trockenes Laub und kleine Äste für die Matratze in der Hütte. Selbst so etwas wie 
eine Tür banden sie aus verflochtenen Zweigen zusammen, um die Öffnung ihrer Hütte abzudichten.  
Die erste Nacht in dieser komfortablen Laubhütte brachte zum ersten Mal einen wirklich erholsamen 
Schlaf. Störend waren nur noch die Mücken, die offenbar vom nahen Wasser in Schwärmen kamen und die vielen 
undichte Stellen in ihrer Hütte fanden. Doch Gertrud war so erschöpft, dass sie erst am anderen Morgen die 
Stiche in ihrem Gesicht bemerkte.  
Nanina hatte weniger, die noch nicht einmal richtig juckten, wie Gertrud erfreut und etwas verwundert 
feststellte.  
 »Ich habe das süßere Blut von uns beiden", stellte Gertrud fest und musste dabei lachen. Als ob das etwas 
mit Süße zu tun hatte.  
Nach dem in Ruhe eingenommenen Frühstück machte Gertrud eine Bestandsaufnahme ihres Gepäcks und 
stellte mit Erschrecken fest, dass ihre verbliebenen Nahrungsvorräte höchstens noch zwei Tage reichen würden. 
Sie hatten ja auf ihrem Zug durch den Wald schon alles, was essbar am Wegesrand war, in ihre tägliche 
Nahrungsaufnahme einbezogen.  
 »Wo gehen wir hin?" wollte Nanina in einem ruhigeren Moment wissen. »Wenn ich das selber wüsste", 
entfuhr es Gertrud spontan. »Nanina, wir sprechen heute Abend am Feuer darüber. Zuerst müssen wir uns um 
etwas zu essen kümmern. Du kannst in der Umgebung suchen. Ich habe vorhin an dem Wasser wilde 
Süßkartoffeln gesehen. Nimm das Messer und mach dir einen Grabstock ² kannst du das und weißt du, was ich 
meine?" Nanina nickte: »Ja." 
 »Ich werde versuchen, etwas Wild zu schießen", und zu Nanina gewandt, »gehe aber nicht zu weit weg 
von unserer Hütte." »Klar", Nanina machte sich sofort an die Arbeit.  
Gertrud nahm die Maschinenpistole, was Nanina interessiert beobachtete, und machte sich zum Wasser 
auf. Wenn ich nur eine Ente schieße, ist mindestens ein Schuss weg und das Fleisch reicht einen Tag, vielleicht auch 
zwei, überlegte Gertrud auf dem Weg zum Wasser, ich sollte schon ein Reh oder besser noch ein Wildschwein 
treffen.  
Dann stellte sie fest, dass sie ihre Hütte nur zwischen zwei Wasserarmen gebaut hatten. Sie waren auf einer 
lang gestreckten Insel und Gertrud konnte sich nicht vorstellen, dass es hier Großwild geben würde. Langsam 
schlich sie gegen die Windrichtung am Ufer durch das Unterholz. Es kam ihr vor, als wäre sie in einem 
Ausbildungscamp ihrer Jugend, nur dass sie da nie auf der Jagd waren. Das kam erst später, als sie eine 
Grundausbildung für den Polizeidienst absolvierte. Alle, die für eine universitäre Ausbildung auserwählt waren, 
mussten diese Ausbildung über sich ergehen lassen.  
Gertrud schlug das Herz höher. Am gegenüberliegenden Ufer grasten tatsächlich Rehe. Sie wurde nervös. 
Sie musste mit dem ersten Schuss treffen. Welche Entfernung musste sie einstellen?  
Nur ganz ruhig, sagte sie sich, wusste aber, dass die Rehe jeden Augenblick auf und davon sein konnten. In 
Gedanken lief sie schnell die Strecke zur Herde ab, schätzte dann die Entfernung und feuerte auf das am 
nächsten stehende Reh, einen Bock mit einem noch unverzweigten Geweih.  
Der Bock sprang davon und in den nächsten Busch. Nichts war mehr von der Herde zu sehen.  
Habe ich nun getroffen?, fragte sich Gertrud, lohnt es sich, das Wasser zu überqueren und zu suchen? Sie 
zog sich aus und ließ alles am trockenen Ufer zurück. Das Wasser ist kalt, stellte sie fest und schwamm mit einem 
Messer zwischen den Zähnen an die andere Seite.  
Da war eine Blutspur, die sie verfolgen konnte. Und nach etwa zehn Metern sah sie den verendeten Bock. 
Erfreut schleppte sie ihn zum Ufer zurück.  
Wie sollte sie ihn über das Wasser bringen? Sie stellte sich einen Spiegel vor und sah sich darin, nackt, 
einen blutigen Rehbock vor den Füßen. Jetzt brauchte ich nur noch ein Raubtiergebiss und einen kräftigen Magen, 
stellte sie belustigt fest, kann ich mit ihm übers Wasser schwimmen oder geht er unter? Gertrud war ratlos. Nanina 
müsste hier sein, dachte sie, die könnte einen Stein mit einer Schnur übers Wasser werfen. Dann könnten wir das 
Reh rüber ziehen. Sollte sie Nanina rufen? Die konnte doch nicht weit sein. Gertrud stellte sich den Weg vor, den 
Nanina gehen müsste. Die Insel war doch nicht sehr groß.  
Mit dem Messer schnitt sie einen langen jungen Eschenstamm ab, ließ einen Ast am dünneren Ende kurz 
als Widerhaken dran und steckte dann den Ast durch die Füße des Rehs zwischen Knochen und Sehne. Das 
könnte halten, wenn sie schwimmend das Tier hinter sich herziehend würde.  
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Gertrud lief ein kalter Schauer über den Rücken, als sie am gegenüberliegenden Ufer Nanina mit einer 
Schnur in der Hand kommen sah.  
Gertrud ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken: »Gut, dass du kommst, ich kann dich gut 
gebrauchen." Die über das erlegte Wild erstaunte Nanina suchte auf Gertruds Anweisung hin nach einem Stein, 
fand aber keinen geeigneten, der die Schnur sicher halten würde. Ein dicker, gekürzter Ast musste gehen. Auch 
nach mehreren Versuchen gelang es Nanina nicht, den Ast übers Wasser zu werfen. Gertrud musste wieder 
hinein und die Schnur holen. Sie band den Rehbock an die Eschenstange und Nanina zog, während Gertrud 
schwimmend versuchte, das Tier über Wasser zu halten. Dann bemerkte sie, dass sie auch gerade noch so durch 
den Schlamm waten konnte. Sie hätte halt vorher mal die Wassertiefe mit einer Stange ausloten sollen. Wieder 
um eine Erfahrung reicher, stellte sie für sich fest.  
Schon zum Mittag hatten sie das Tier enthäutet und in Portionen geteilt, die jetzt über der Glut des Feuers 
langsam an Holzstecken rösteten.  
Nanina konnte sich nicht mehr zurückhalten und fragte Gertrud Löcher in den Bauch, wie sie das Reh 
erlegt hatte und wie die Maschinenpistole funktionierte.  
Das Fleisch schmeckte beiden trotz des fehlenden Salzes. Ein paar wilde Süßkartoffeln, in der Glut gegart, 
ergänzten das Mahl. So konnten sie die Reste ihres Proviants schonen. 
 »Sag mal Nanina, du schleppst deinen Bogen mit. Kannst du denn auch damit schießen?" Gertrud sah sich 
das Gerät jetzt genauer an und hatte nicht viel Vertrauen in seine Leistung. »Ja, Emma hat uns das beigebracht. 
Soll ich es dir zeigen?"  
Diese Emma muss so eine Art Diana des Waldes gewesen sein, dachte Gertrud ein wenig belustigt. »Ja zeige 
es mir. Vielleicht geht er ja für Vögel." 
 »Ich habe aber nur noch zwei Pfeilspitzen und müsste erst Pfeile machen." Nanina schaute Gertrud 
fragend an, was bedeutete: Soll ich? 
Gertrud antwortete und war sich unschlüssig, ob Nanina denn auch wirklich gefragt hatte. »Ja, fang an, 
dann kannst du Vögel schießen. Ein Reh trifft man nicht immer. Dazu braucht man immer etwas Glück." Und 
heute hatte ich welches!, ergänzte Gertrud in Gedanken.  
Am Nachmittag hatte Nanina zwei Pfeile fertig und begann mit den Schießübungen. Zum Erstaunen von 
Gertrud traf sie gar nicht so schlecht. Gertrud musste sich schon anstrengen, um die gleiche Trefferquote zu 
erhalten.  An Kraft, eine Ente zu schießen, reicht es vielleicht schon, stellte Gertrud fest und sah sich Nanina etwas 
genauer an. Die Arme waren lang und noch etwas dünn, die Beine auch und insgesamt schien Nanina sehr 
schmal zu sein. Sie war sicher in diesem Alter nicht ganz so schlank gewesen oder doch? Irgendwie war Naninas 
Figur nicht mädchenhaft, auch nicht vergleichbar ihrer Spezialanfertigung. Gertrud musste lächeln. Trotz ihrer 
Ausbildung und der Hormongaben im Kindesalter war sie doch kein anderes Wesen geworden, sie war in ihrem 
jetzigen Alter immer noch sehr schlank. Mädchenhaft schlank!, stellte sie bestimmt fest und wollte keinen Zweifel 
aufkommen lassen. 
 »Sag mir, warum wir fliehen müssen und wo wir hingehen?" Sie saßen beim Abendbrot am Feuer vor ihrer 
Hütte und hatten es sich richtig bequem gemacht.  
 »Nanina", Gertrud und holte tief Luft, »ihr seid weit weg von den übrigen Menschen aufgezogen worden, 
weil ihr eine Art Mensch seid, die es schon nicht mehr gibt. Damit die Menschen weiterleben konnten, mussten 
sie sich von einem Teil trennen. Das war der Teil der Menschen, der in der Vergangenheit wichtig war, damit wir 
keine Tiere mehr sind und unseren Verstand gebrauchen können." 
 »Was meinst du mit Verstand?" Nanina schaute Gertrud fragend an. 
 »Ach weißt du, das erkläre ich dir später einmal." Gertrud lachte die ernst und angestrengt nachdenkende 
Nanina an. Sie verspürte das Bedürfnis, Nanina in den Arm zu nehmen und an sich zu drücken und wunderte sich 
über solch ein Gefühl bei ihr. Sie wusste sofort, dass es das »Kindchen-Schema" der Evolution war, das 
Erwachsene dazu brachte, sich hilfebedürftigem Nachwuchs zuzuwenden, um ihre Art zu erhalten. Nie in ihrem 
bisherigen Leben hatte sie sich mit Kindern abgegeben. Ja, wenn sie welchen begegnete, waren sie ihr immer 
unheimlich vorgekommen und sie hatte nie gewusst, was sie mit ihnen sprechen sollte.  
 »Ihr Kinder, die ihr da in eurem Blockhaus aufgewachsen seid, stellt die letzten eurer Art dar und ihr seid 
gleichzeitig die ersten einer neuen Art, ihr müsst unbedingt so erhalten werden. Vielleicht, und da bin ich mir 
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»Ihr seid etwas Besonderes und werdet ganz neue Möglichkeiten für die Entwicklung aller Menschen bringen." 
 »Sag mir, warum werden wir verfolgt und warum will man uns dann töten?" unterbrach Nanina. 
 »Weil einige Menschen Angst haben vor etwas Neuem. Solche Menschen gibt es immer und hat es schon 
immer gegeben, Nanina."  
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 »Und wo gehen wir hin?" wollte Nanina weiter wissen. Gertrud schwieg. Immer wieder hatte sie die 
letzten zwei Tage darüber nachgedacht und jetzt kam ihr eine Idee. Sie schaute Nanina ernst an und sprach 
langsam und feierlich, so gut es ging: »Nanina, du bist ein Geschenk des Himmels", sie machte eine Pause, »und 
die anderen Kinder auch. Mit euch wird ein neues Zeitalter beginnen." Und in Gedanken setzte sie noch hinzu: 
ein besseres. Viel Hoffnung schwang darin mit, dessen war sich Gertrud bewusst. 
 »Wir ziehen weiter nach Norden und dann versuchen wir weit weg, wo uns keine Flugzeuge mehr 
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sagte dann einfach: »Geschwister." Jetzt fielen ihr auch wieder die Namen ein, wie die beiden anderen Kinder 
hießen.  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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26 Dunkle Schatten der Vergangenheit 
 
Zwei Tage ruhten sie sich aus, fingen Fische mit der zurechtgemachten Angel und sammelten, was sich an 
essbaren Wurzeln finden ließ. Am dritten Tag sagte Gertrud zu Nanina. »Heute ziehen wir weiter aber zuvor 
sollten wir noch erkunden, wie es mit dem Wasser weiter geht." 
Sie löschten das Feuer, rissen ihre Laubhütte nieder und verstreuten alles so, dass keine Spuren übrig 
blieben. Dann versteckten sie das Gepäck unter Laub, hingen einen gebrochenen Ast so in eine Astgabel, dass es 
von Weitem für sie sichtbar war, und zogen los, nur mit ihrem Stock in der Hand. Die Insel endete in einer 
Sandbank. Gertrud hatte diesen Wasserarm ja schon überquert.  
Die Sonne schien schon warm über dem Wald und Gertrud kam auf die Idee, dieses Wasser noch einmal 
zu überqueren, um zu sehen, ob es dahinter dann weiterginge, sonst könnten sie die Nordrichtung nicht mehr 
halten und müssten nach Westen oder Osten ausweichen.  
Außerdem, dachte Gertrud, ist es für Nanina gut, wenn sie auch wieder einmal zum Baden kommt nach 
dem vielen Dreck, durch den sie schon mussten. Wehmütig dachte sie an ihr Bad auf der Insel der Glückseligen 
und die wunderbaren Stunden, die sie da mit Lisa verbracht hatte. 
Beide zogen sich aus, banden ihren Kittel, Nanina ihre Sandalen und Gertrud ihre Trekkingschuhe, zu 
einem Bündel am Wanderstab oben fest und wateten ins Wasser. Nanina zögerte und ging erst weiter hinein, als 
es Gertrud schon bis an die Brust reichte und sie Nanina aufforderte, doch mutig zu sein. Der Wasserarm war hier 
breiter und dafür auch etwas flacher. Nanina ging es zwar bis zum Hals und ein Stück musste sie sogar auf den 
Zehenspitzen gehen, doch strahlte sie, als sie es endlich geschafft hatten. Das Wasser war frisch, aber das Gefühl 
wieder im warmen Sonnenschein so erfrischt zu stehen, machte alles doppelt gut.  
Sie zogen sich an und liefen weiter durch lichte Baumgruppen und Wiesen, bis sie nach einer halben 
Stunde wieder an einem Gewässer standen. Das war breiter und wahrscheinlich auch tiefer.  
Nanina glaubte, auf einer der Wiesen am Rande einen Pfahl gesehen zu haben, wie sie ihn auch immer 
benutzt hatten, um daran die Ziegen und Schafe festzubinden. Sie liefen noch ein wenig am Ufer entlang und 
Gertrud hatte sich schon fast damit abgefunden, dass sie wieder umkehren würden und sie eine westlichere 
Richtung für ihre weitere Flucht wählen würde, als sie am Ufer im Schilf einen Kahn entdeckten. Es war ein 
richtiger Kahn, auf dem sogar mehrere Leute oder Tiere Platz finden konnten. Tatsächlich war darin noch 
Schafkot auf den roh behauenen Bohlen zu sehen.  
Sollte hier in der Nähe ein Dorf sein? Gertrud wurde unsicher, sie glaubte, dass sie schon lange in einer 
noch unbesiedelten Gegend angelangt sein würden.  
Plötzlich spürte Nanina etwas Bedrohliches hinter sich. Sie zog Gertrud am Ärmel und schaute sie ängstlich 
an. »Lass uns bitte gehen ² schnell." 
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weiter.  
 »Los, packt sie!" 
Mit Gebrüll rannten vier Gestalten in grünen Kutten, mit langen Messern an den Seiten und Bögen mit 
Pfeilköchern auf dem Rücken, auf die wie gelähmt dastehende Gertrud und packten sie bei den Armen, drehte 
sie um und stießen sie zu Boden. Eine dieser Gestalten packte Nanina im Genick. 
 »Welche Vögel haben wir denn hier gefangen?" Mit donnernder Stimme kam der untersetzte und 
muskelbepackte Anführer langsam auf sie zu.  
 »Wenn du eine Wächterin bist, dann hat dein letztes Stündlein geschlagen." Gertrud konnte noch sehen, 
wie er in dem über und über mit dunkelblonden Haaren besetzten Gesicht seinen Mund zu einem Grinsen 
verzog, einen Schritt zurück ging und sie mit schiefem Kopf betrachtete.  
 »Was sind denn das für feine Schuhe?" fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen und Spott in der 
angehobenen Tonlage seiner Stimme. »Zieht sie ihr aus!" Einer riss Gertrud die Schuhe von den Füßen und warf 
sie dem Anführer zu. Der hielt sie mit zwei Fingern in die Luft und brüllte dann mit tief donnernder Stimme: 
»Schau mich an, wenn ich mit dir rede!" Einer, der Gertrud festhielt, riss ihren Kopf an den Haaren hoch. Gertrud 
schrie auf und versuchte etwas zu sagen und wurde sofort von dem breitbeinig vor ihr stehenden Rottenführer 
mit »Halt dein Maul, ich weiß, wer du bist" zum Schweigen gebracht.  
Er ließ die Schuhe an den Schnürsenkeln durch die Luft rotieren. 
 »Diese Schuhe sind so fein, dass nicht einmal unsere Mutter sich getrauen würde, darin zu tanzen", 
höhnte er wieder in einem süßlicheren Ton fort. Dann schaute er die anderen an, die zu lachen anfingen und fuhr 
dann fort: »Und du wirst uns dein letztes Tänzchen darin vorführen." Alle schüttelten sich vor Lachen. 
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 »Sind das vielleicht die neuen Spion-INNEN ² zu fein, um grobe Sandalen zu tragen? Sie brauchen ihre 
feinen Schuhe sogar in der Wildnis!" Dann wandte er sich wieder Gertrud zu und bückte sich leicht zu ihr 
hinunter: »Wir haben sogar einen Schuhladen in unserer Höhle, extra für euch aufgemacht." Alle lachten noch 
lauter. In Verachtung spuckte er vor Gertruds Füße. »Jetzt kommt ihr schon persönlich und werft nicht nur eure 
Feuerbälle aus der Luft auf uns. Dafür werden wir euch noch alle töten und du wirst speziell für unsere 
Kohlenbrenner herhalten." 
 »Und wen haben wir denn hier noch!" Er wandte sich Nanina zu. »Ist das auch eine Tarnung? Komm doch 
mal her!"  
Nanina wurde von dem Mann, der sie hielt, nach vorn gestoßen. Sie konnte nur einen, bis fast zu den 
Fingern schwarz behaarten, Unterarm wahrnehmen. Sie hatte das Gefühl, dass Gertrud ihr sagen wollte, sie sollte 
nichts sagen. 
 
 
 
Mit einem erneut süßlich klingenden Ton in der Stimme drehte der Anführer Naninas Kopf mit drei 
Fingern in Richtung seiner Gesellen.  
 »Zeig doch meinen Kameraden mal, wie hübsch du untenherum schon bist. Vielleicht verliebt sich einer in 
dich und ich kann dich gleich noch im Namen der Mutter verheiraten." Wieder lachten alle. Nanina wurde der 
Kittel hoch gehoben und das Lachen erstarb. 
 »Was ist los, meine Gesellen?" Der Anführer neigte seinen Kopf und war ebenfalls einen Moment 
sprachlos.  
 »Was ist denn das? Eine neue Tarnung?" 
 Zwei der Männer versuchten gekünstelt zu lachen. Mit zwei Fingern seiner linken Hand zog er Naninas 
Penis an der Vorhaut hoch und schnippte stark mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand an die Hoden.  
Nanina verspürte einen stechenden Schmerz, krümmte sich, sackte in den Knien zusammen und ihr wurde 
es schwarz vor Augen. 
 »Scheint echt zu sein ² alle Achtung." Er grinste seine Kumpane an, die wieder in verhaltenes Gelächter 
fielen. »Unsere Mutter wird schon eine Verwendung dafür haben." 
Er trat jetzt zu Gertrud, schob eine seiner Sandalen unter ihr Kinn und hob mit einem Ruck ihren Kopf 
hoch.  
 »Was machen wir nun mit diesem Vogel?" 
 »Vögeln!" riefen gleich zwei der Männer aus der Horde. 
Einer riss Gertrud den Kittel über den Kopf.  
 »Kannst du denn diesen Vogel überhaupt vögeln?" wandte er sich an einen seiner Kameraden, der 
»Vögeln" gerufen hatte.  
 »Dieser Vogel hat doch überhaupt keine Federn!" Der Anführer zeigte auf Gertruds unbehaarten 
Unterleib. Schallendes Gelächter folgte. 
 »Ich kann immer!" kam johlend als Antwort zurück.  
 »Also dann, wer will, der Vogel ist frei! Und dann bringen wir beide zur Mutter."  
 
 
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27 Die Vision eines neuen Reiches 
 
Mara war für einen Moment etwas verdutzt über die Begrüßung der Wirtin, fand aber augenblicklich die 
Sprache wieder. So genau kann die Beschreibung der Kinder durch die Polizistinnen nicht sein, ging es ihr durch 
den Kopf. »Nein, nein, die Polizistinnen haben wir vorhin vor dem Dorf getroffen, die haben uns auch schon 
danach gefragt."  
Die skeptischere der beiden Wirtinnen schaute sie immer noch ungläubig an und brummte dann im 
Weggehen etwas vor sich hin.  
Mara rief ihr nach: »Ach, bevor ich es noch vergesse, ich soll dir ein kleines Geschenk übermitteln." Die 
Wirtin blieb stehen und schaute die vier Ankömmlinge noch ungläubiger an. Mara drehte sich um und zwinkerte, 
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erklärte: »Das gab uns eine Frau die, wann weiß ich, bei euch gewesen ist und zu wenig bezahlt hat."  
Die Wirtin wollte protestieren, doch Mara sprach sofort weiter. »Seht es euch erst einmal an, bevor ihr 
euch zu erinnern versucht." 
Lona hatte inzwischen ein kleines Schächtelchen geöffnet. Zwei kleine silberne Broschen in Blumenform, 
die eine mit einem kleinen roten Stein, die andere mit einem blauen in der Mitte, glänzte darin und zu allem 
schönen Schein fiel auch gerade noch die Sonne darauf.  
Wie hypnotisiert standen beide und glotzten auf das Schmuckstück. Mara schaute Lona triumphierend an. 
 »Na gut, kann mir ja auch egal sein", brummte die misstrauische Wirtin.  
Sie betraten die Gaststube, kauften den Kindern einen warmen Tee, mit Honig gesüßt und erhandelten 
noch Proviant für die Weiterreise. Dann aßen alle zusammen Rühreier mit frischem Brot. Die beiden Frauen 
tranken Malzbier dazu, das ihnen die andere Wirtin spendierte.  
Inzwischen hatte es sich im Dorf herumgesprochen, dass zwei interessante, aber komische Frauen mit 
Kindern auf der Durchreise in der Herberge waren, sodass sich die Gaststube mit Einbruch der Dunkelheit 
langsam füllte.  
Mehr oder weniger dreist lauschten alle auf das, was an dem Tische mit Mara und Lona gesprochen wurde. 
Sie erzählten in blumigen Farben von neuen Siedlungsgebieten im Norden. Dann unterbrach sich Mara und 
sprach die bisher ganz ruhig gebliebenen Kinder an: »Ihr seid doch sicher müde, Lona bringt euch jetzt ins Bett."  
 »Oben links, das erste Zimmer", rief ihnen noch die jüngere Wirtin nach. 
Die Drei stiegen die Treppe hoch, fanden einen Raum mit einem großen Bett. Auf einem Tisch standen ein 
Krug mit Wasser und eine Schüssel aus grob verzierter Keramik. Seife lag auf einem Tellerchen daneben und 
sogar Bürsten für die Zähne und ein Näpfchen mit einer Kreidepaste war bereitgestellt. Selbst an ein Handtuch 
war gedacht. Es hing über dem Bettpfosten.  
Beim Waschen und Zähneputzen entspannte sich die Atmosphäre. Lona schaute ihnen mit sichtlicher 
Freude zu. Dann sprangen die Kinder ins Bett und Lona setzte sich auf den Bettrand zu ihnen. 
 »Ein Märchen erzähle ich euch heute nicht, mir fällt kein geeignetes ein, habt ihr eins?" Rona und Sika 
schüttelten ihre Köpfe. 
 »Ich gebe euch einen Gutenachtkuß, wenn ich darf." Die Kinder nickten wieder. Lona beugte sich zu jeder 
hinunter und küsste die noch weichen Lippen einen Moment lang, um sich dann zu erheben. 
 »Träumt von etwas Schönem, morgen scheint die Sonne - so oder so." Lona ging die Treppe langsam und 
wie im Traum hinunter. 
Im Bett kuschelte sich Sika fest an Rona und schlief sofort ein. Rona lag noch eine Weile wach und 
versuchte den Stimmen, die von unten aus der Wirtsstube immer mal heraufklangen, zu lauschen, bis sich alles 
auch bei ihr zu einem einzigen Traum verwoben hatte. 
Als Lona die Treppe herunter kam, war Mara schon dabei, für die neuen Siedlungsgebiete zu werben.  
 »Wir suchen junge Frauen mit kleinen Mädchen, die wagemutig genug sind, eine Stadt mit allem Komfort 
zu wollen." Dass sie erst noch aufgebaut werden musste, das ging etwas unter, wie Lona sofort feststellte.  
Mara übertraf sich beinahe selbst, als sie von Badehäusern mit immer warmem Wasser sprach, von 
Pferdekutschen und Ochsengespannen, die die schwere Feldarbeit erleichtern würden, sodass noch genügend 
viel Freizeit übrig bliebe für die geselligsten Veranstaltungen, die man sich nur ausdenken könnte. Es würde 
sogar immer frischen Fisch geben, der ganz billig wäre.  
Spärlich nur kamen Fragen, zu ungewohnt war alles für die Frauen des Dorfes.  
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 »Und was das Besondere an unserer Gemeinschaft ist ...", Mara machte eine Pause und schaute 
rundherum in die vor Neugier fast platzenden Gesichter. Sie genoss die ungeteilte Aufmerksamkeit in vollen 
Zügen. »Bei uns braucht sich keine Frau Gedanken um das Alter zu machen. Man könnte fast sagen, dass es im 
Alter am Schönsten ist. Jede arbeitet nur soviel, wie sie noch will und kann und wenn es nur das Aufpassen auf 
die kleinen Kinder ist. Und das alles unabhängig davon, ob sie selbst Kinder aufgezogen hat oder nicht."  
Lona schaute Mara an und ihr wurde es etwas unheimlich, sie schien ihr etwas zu triumphierend. Wenn das 
mal gut geht, dachte sie, und keine Spioninnen der Wächter im Ort sind. Aber davon waren sie ausgegangen.  
Mara war inzwischen bei der Vorstellung ihres Ordens angelangt. »Wir sind Templerinnen und stehen 
immer bedingungslos füreinander ein. Die Mitgliedschaft in unserem Orden ist aber nicht die Voraussetzung, 
unserer Gemeinschaft anzugehören." Dann ließ sie ihren Silberring mit dem Balkenkreuz und den zwei Granaten 
an beiden Seiten im Wirtshaus die Runde machen. Es kamen noch ein paar Fragen von den anderen Tischen im 
Raum und gegen Mitternacht waren dann alle wieder weg. 
Alles ging gut.  
Am nächsten Morgen waren zwei Frauen mit drei Mädchen an der Herberge. Eine Frau und das 
dazugehörende Mädchen kannten sie schon vom Kartoffelessen am Vortag. Es war die Zweitälteste von den 
Dreien, die sie schon gesehen hatten. 
Lona verhandelte noch um zwei Handwagen für das Reisegepäck. Es war kein richtiges Handeln, eher ein 
Bestechen mit zwei Silbermünzen. Dann kaufte sie noch den ganzen Tauschladen leer und füllte ihren 
Reiseproviant damit auf. Die Wirtinnen bekamen noch einen kleinen Vorschuss mit der Bitte, Ordensfrauen zu 
unterstützen, wenn sie vorbeikommen sollten und nichts zum Tauschen hätten oder die Hilfe bräuchten. 
Nach dem Mittagessen in der Herberge, als die Handwagen bepackt waren und das Verabschieden 
begann mit den vielen Versprechen, sich gegenseitig unbedingt wieder zu besuchen, kam dann noch ein 
Mädchen, etwas älter als Rona, angerannt. Es war das ältere von den beiden größeren Mädchen ihrer 
unfreiwilligen Kartoffelrast, das ohne ihre Freundin nicht dableiben wollte. Vielleicht hatte aber auch nur die 
Neugier auf die fremden Mädchen Rona und Sika in ihr gesiegt. Weinend war die etwas ältere Frau mit dem 
kleinen Mädchen allein zurückgeblieben.  
Dann endlich setzte sich der Zug aus vier Frauen und sechs Mädchen langsam in Bewegung. Der Regen 
des Spätsommers wich langsam einem Goldenen Herbst mit strahlendem Sonnenschein und angenehmen 
Temperaturen tagsüber und Kälte mit viel Tau in den Nächten.  
Lona hatte den beiden Prinzen, Rona und Sika, wie sie von ihr insgeheim genannt wurden, ernst 
eingeschärft, dass sie ihre Besonderheit ja nicht irgendjemand in ihrer Gruppe offenbaren dürfen. »Sonst 
bekommen die Frauen Angst und laufen uns mit ihren Mädchen davon", versuchte sie zu begründen, »und wenn 
ihr pinkeln müsst, dann, dann geht, um der Großen Mutter wegen, hinter einen Strauch und hockt euch nieder, 
dass man nichts sehen kann." Was Sika in der Folge schon einmal vergaß, von Rona aber, mit einem Stoß in ihren 
Rücken, noch rechtzeitig erinnert wurde.  
Mara und Lona fanden immer eine geeignete Laubhütte oder ein versteckt liegendes leeres kleines 
Blockhaus, die der Treck für die Nacht nutzen konnte. Aufklärungsflugzeuge der Wächter waren selten zu sehen 
und flogen weiter östlicher, sodass Mara immer fröhlicher wurde und ihre Fröhlichkeit auch bald die anderen 
ansteckte. Nur Rona und Sika hatten es schwer, sie fanden nur sehr langsam zu einer kindlichen Unbeschwertheit 
zurück. Zu sehr lasteten die letzten Tage auf ihnen und erschwerend kam noch hinzu, dass sie immer den 
anderen Mädchen ausweichen mussten, beim Waschen und Herumtollen. Lona gab sich große Mühe, kritische 
Momente zu entschärfen und kam immer im rechten Moment den beiden zu Hilfe. Wie lange wird das noch gut 
gehen, fragte sie sich immer öfter.  
Es ging gut, obwohl die anderen Mädchen immer neugieriger auf die beiden Sonderlinge wurden. Lona 
wurde schon gefragt, ob sie denn krank wären. Auch die Frauen wunderten sich und wollten immer dringlicher 
wissen, wo die beiden denn herkämen und ob Mara und Lona ihre Mütter wären. 
Das älteste der Mädchen, die dreizehnjährige Cora, versuchte sich auf den Wanderungen immer in der 
Nähe von Rona aufzuhalten und gab sich große Mühe, mit ihr Gespräche anzufangen. Das gefiel Sika nicht 
sonderlich und beide gerieten aus diesem Grund immer mal wieder aneinander. Zu einem größeren Streit kam es 
aber nicht, dazu war ihre Reise viel zu abenteuerlich. Abends am Feuer erzählte Lona immer aufregende 
Tiergeschichten von Bären, wilden Pferden, Füchsen, Wölfen, Fischottern und von großen Tieren mit nur einem 
Horn auf der Stirn, von denen es zwei Varianten gab. Die eine Gattung war lieb und freundlich zu den Menschen, 
während die andere Art wild und viel kräftiger war. Vor der zweiten Gattung mussten sich die Menschen 
fürchten.  
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Unterwegs und in den Wanderpausen sammelten die Kinder immer mit zwei Frauen zusammen, was sie an 
essbaren Wildkräutern, Blüten und Samen finden konnten. Probleme gab es nur die ersten zwei Tage mit dem 
Kochtopf. Der war einfach zu klein für alle und es musste drei Mal gekocht werden. In der dritten 
Übernachtungshütte, einem kleinen Blockhaus, fanden sie dann einen kleinen Kessel, den sie mitnahmen und der 
alle auf einmal satt machen konnte.  
Dann, nach ungefähr zwei Wochen, hatten sie den großen Strom erreicht. Außer Mara und Lona hatte 
noch niemand ihrer Reisegruppe so etwas gesehen. Sie liefen noch ein Stück in Richtung Nordwesten und in 
einem toten Seitenarm, der früher ein alter kleiner Hafen gewesen war, lag ein Segelschiff. Es war gut getarnt. Mit 
graubrauner Farbe waren alle Aufbauten gestrichen. Die Segel waren von grünbrauner Farbe und über großen 
Teilen war Segeltuch von ebenfalls graubrauner Farbe gespannt.  
Vier Frauen, zwei davon hatten Rona und Sika schon gesehen, erwarteten sie am Ufer. Die zwei Bekannten 
tuschelten mit den beiden anderen und deuteten auf Rona und Sika. 
 »Ihr seid ja ganz pünktlich", wurden sie freudig begrüßt, »der Imbiss ist schon in der Kajüte bereit." 
Mara wandte sich an die Kinder: »Ihr bleibt noch einen Moment draußen am Ufer. Erst essen die 
Erwachsenen. An den kleinen Tisch auf dem Boot passen nicht alle auf einmal." 
Der schmale Tisch in der Kajüte war mit belegten kleinen Broten über und über gedeckt. Es gab sehr viel 
Fisch, sauer und geräuchert, aber auch Käse und Schinken. Gläser mit kaltem Tee standen schon bereit und eine 
der Frauen bereitet in der Kombüse auch noch heißen Tee. 
Die zwei neuen Frauen kamen aus dem Staunen nicht heraus. Erst das Schiff, so etwas hatten sie noch 
nicht erlebt und dann das viele und teilweise unbekannte Essen. Von Mara wurden sie jetzt auch noch offiziell 
begrüßt und willkommen geheißen. Lona wollte noch wissen, ob mit den Pferden alles gut gegangen war, und 
erhielt die Auskunft, dass sie wieder gut untergebracht sind und auf die nächste Aktion warten.  
Als alle nahezu gesättigt waren, klopfte Mara an ihr Teeglas und alle wurden ruhig, bis auf die zwei neuen 
Frauen wussten auch alle, was jetzt kommen würde. Sie drehte sich zu den Neuen um. 
 »Etwas müsst ihr unbedingt noch erfahren, bevor wir weiterreisen und wenn ihr umkehren und wieder in 
euer Dorf zurückreisen wollt, was ich nicht hoffe, dann könnt ihr das jetzt noch tun. Wir rüsten euch dafür 
reichlich aus und ihr bekommt auch die beiden Handwagen mit und könnt unsere Hütten so benutzen wie wir. 
Wenn ihr euch aber entschließt, mit uns zu kommen, gibt es kein Zurück auf Dauer mehr."  
Die beiden wollten nicht zurück und schüttelten, wenn auch etwas zögerlich den Kopf. Was nicht 
bedeutete, dass sie an ihrer Entscheidung zweifelten. Es war nur ein Zögern angesichts des Neuen und 
Ungewohnten. 
Mara holte weiter aus: »Ihr erfahrt jetzt ein Geheimnis, das euer Leben verändern wird. Wir reisen jetzt in 
ein Königreich, zwar ohne Königspaar, aber ein Verwalter hat schon mit dem Aufbau angefangen." 
Königspaar, dieses Wort war neu für die Frauen und sie glaubten fast schon, es wäre ein weiterer Scherz, 
von denen Mara die letzte Zeit auf ihrer Reise schon einige von sich gegeben hatte. Sie kannten nur das Wort 
Prinzessin aus den üblichen Kindermärchen. Es wurde ihnen auch etwas unheimlich zumute, da sie jetzt so 
plötzlich in den für sie ungewohnten Mittelpunkt der Runde gerückt waren. 
Lona war gespannt, wie es Mara anstellen würde, das Geheimnis um Sika und Rona zu offenbaren. Den 
anderen Frauen ihrer Gemeinschaft konnte sie ja nur Versprechen abgeben, dass männliche Kinder kommen 
würden. Und jetzt war es so weit. Würden damit all ihre Pläne sich erfüllen? So sicher war es nicht, waren sie 
doch nicht aus der normalen Reproduktion, wie sie es selbst gewesen waren, sondern schon mit genetisch 
experimentellen Eingriffen behaftet. Außerdem war immer von drei Jungen die Rede gewesen und jetzt kamen 
nur zwei.  
Mara fuhr fort: »Wir haben unter uns ¬ªVLHPDFKWHHLQH3DXVHXQGPXVVWHDQGLH'ULWWHGHQNHQGLH
vielleicht in die Hände der Grünen gefallen war, »zwei Jungen." Die neuen Frauen schauten Mara unverständlich 
an, sie ergänzte sofort: »zwei männliche Kinder." Aber klarer wurde es für die zwei Frauen damit auch nicht. 
Etwas besinnlicher fuhr sie fort: »Es sind Rona und Sika, die es aber noch nicht wissen und ich bitte euch alle, die 
beiden nicht als etwas Besonderes anzusehen." 
Jetzt redet sie Mist, dachte Lona.  
 »Es sind einfach nur Kinder, wie andere auch, nur ein klein wenig anders, und Kinder sollen sie noch 
bleiben, bis größere Aufgaben auf sie zukommen. Rona und Sika denken immer noch, sie seien behindert oder 
krank und wir müssen vorsichtig mit ihnen umgehen und sie langsam an die Tatsache heranführen, dass sie 
normale männliche Kinder sind, mit allem, was dazugehört und dass sie sich deshalb nicht verstecken müssen." 
Sie machte eine Pause und blickte mit hochgezogenen Augenbrauen in die Runde. »Und dass sie nichts mit dem 
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zu tun haben und nicht verantwortlich dafür sind, was das männliche Prinzip in der Urzeit der Menschheit 
bedeutet hatte." 
Den letzten Satz hatte Mara mehr für ihre Ordensfrauen gesagt. An den Gesichtern der beiden Neuen sah 
sie, dass sich in ihren Köpfen Mühlräder drehen mussten.  
 »Und noch etwas, das Wort »Junge" ist kein offizielles Wort und ich bitte euch alle, es wieder zu 
vergessen, zumindest in eurem gesprochenen Wort." 
Mara holte tief Luft: »Und jetzt sind die Kinder dran. Nur die beiden Köchinnen bleiben hier. Wir anderen 
verladen das Gepäck." 
Voller Neugier drängten sich alle Kinder fröhlich schwatzend in die Kajüte. Für sie gab es nicht soviel 
Fischspezialitäten, dafür mehr Käse und mit Honig gesüßte heiße Ziegenmilch.  
Die Frauen verluden das Gepäck und dann machte ein fröhliches Schiffsvolk eine Reise flussabwärts auf 
einem großen Strom, in ein noch unbekanntes Land, in ein Königreich ohne König und Königin, in ein Königreich, 
das nur als Idee in den Köpfen weniger existierte. 
 
 
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28 Hoffnungslosigkeit und ungeahnte Kräfte 
 
Nanina kam wieder in dem schwankenden Kahn zu sich. Sie lag neben der nackten und mit Blut 
verschmierten Gertrud, die am ganzen Leib zitterte und deren Hände auf dem Rücken zusammengebunden 
waren. Um den Hals hatte sie einen Strick, wie man ihn Ziegen und Schafen umband. Die Männer hatten Gertrud 
offenbar gerade hineingeworfen und legten ab.  
Es ging einen still und langsam dahinfließenden Wasserarm entlang. Nanina versuchte sich, trotz der kaum 
auszuhaltenden Schmerzen in ihren Hoden, die Richtung einzuprägen. Auch sie hatte einen solchen Strick um 
den Hals. Hände und Füße waren aber frei. Bei dem Gegröle der Männer wurde sie überhaupt nicht beachtet.  
Eine Abzweigung kam und sie bogen in einen kleineren Kanal ein. Ein dichtes Blätterdach wölbte sich über 
ihnen und oft streiften Äste den Kahn. Sie legten an einem dicht mit Bäumen bewachsenen Hügel an.  
 »Los, aufstehen, du Miststück!" kommandierte einer der Männer und zog Gertrud am Strick hoch, dass es 
sie würgte. »Los, du auch!" Das galt Nanina, die schnell aufsprang, um damit dem Würgen des Strickes zu 
entgehen. Sie wurde aber sofort zurückgerissen. »Willst wohl abhauen ² geht nicht!" Ihr bärtiger Strickhalter 
lachte höhnisch.  
Es ging einen schmalen Gang hinunter in das Innere des Hügels. Links und rechts konnte Nanina Kammern 
entdecken, die manchmal mit Vorhängen vom Gang abgeteilt waren, aber meistens offen standen. Sie konnte 
einmal darin so etwas wie ein großes Bett sehen. Holzkisten standen in jeder Kammer, in die Nanina einen Blick 
werfen konnte.  
Was Nanina aber besonders verwunderte, war, dass sie Kindergeschrei hören konnte, was sie anfangs nicht 
deuten konnte, bis sie ein Kleinkind in einer der Kammern sah, von einer Frau mit langen schwarzen Haaren an 
der nackten Brust gehalten.  
Sie erreichten eine größere Halle, die spärlich durch Öllampen und Talkkerzen erhellt wurde. Um ein 
Kohlenbecken mit einem Rauchabzug darüber lagen ein paar Frauen und Männer auf Fellen, dazwischen spielten 
kleinere Kinder mit verschiedenen, grob geschnitzten Holztieren. Ein größerer Holztisch, mit dicken 
Baumstämmen als Sitze rundherum, stand weiter hinten im Raum. 
 »Holt die Mutter, wir haben Beute gemacht ² los!", polterte der Anführer. Eine Frau erhob sich und 
verschwand am hinteren Ende des Raumes hinter einer primitiven Brettertür. Alle Insassen dieser Halle, Frauen, 
Männer und Kinder standen jetzt im Kreis um die Rotte mit ihren Gefangenen.  
Eine füllige, große Frau mit breiten Hüften und einem massig wirkenden Gesicht kam nach einer Weile 
schlaftrunken aus der hinteren Tür herangewackelt und setzte sich mit dem Ausruf: »Macht mehr Licht", auf eine 
etwas erhöhte Bank an einer Seite des Raumes. Glänzend schwarze und strähnige Haare fielen dünn auf ihre 
Schultern.  
Der Anführer warf den zusammengeknüllten Kittel von Gertrud und ihre Trekkingschuhe der Mutter vor 
die Bank und drückte Gertrud und Nanina auf die Knie.  
 »Ah, ein Miststück von einer Wächterin, die uns auskundschaften wollte. Wo habt ihr die aufgegriffen?" 
 »An der Schafweide, die hatte gerade unseren Kahn gefunden." 
 »Was wolltet ihr da und warum in dieser Verkleidung, los, sprich, du Miststück!" 
Gertrud blieb stumm zitternd auf den Knien.  
Die Mutter winkte nur mit dem Kopf. Der Mann, der ihren Strick hielt, ließ das lose Ende wie eine Peitsche 
über Gertruds Kopf und Schultern knallen.  
Gertrud blieb stumm. Nanina konnte spüren, wie sie litt und an sie dachte, dass sie, Nanina, fliehen müsste.  
Jetzt berichtete der Anführer der Späher-Rotte, dass sie ihre Feinde, den südlichen Clan beobachtet hatten, 
wie der versuchte, einen Transport zu berauben, um offensichtlich an Waffen zu kommen. 
Die Mutter wurde nachdenklich: »Und?"  
 »Die meisten sind tot, ein paar konnten fliehen." 
 »Und, Waffen?" 
 »Nein keine." 
 »Wirklich? - Gut", brummte die Mutter. Aus dem Hintergrund rief ein Mann: »Wären die Zwei nicht gute 
Geiseln?" 
 »Geiseln? Da geht niemand von diesen Schlangen darauf ein und außerdem, Geiseln für was denn? Wenn 
die was von uns sehen, werfen sie ihre Feuerbälle, die haben niemand von uns und was soOO·VEDOGVLQGZLUZHLWHU
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mehr aus der Luft."  
Ein weiterer Versuch, Gertrud mit Schlägen zum Reden zu bringen schlug fehl. So wandte sich die Mutter 
Nanina zu. »Und wer ist die, eine von ihren Kindern?" 
 »Du wirst staunen, Mutter!" Der Bewacher riss Nanina am Strick hoch, sodass ihr der Hals zugeschnürt 
wurde und ein Röcheln ihrer Kehle entrang und sie nur nach oben an die Decke schauen konnte. Dann zog er ihr 
den Kittel hoch. 
 »Was ist denn das, ein Männchen? War der bei dem Miststück?" 
Der Anführer nickte.  
 »Das ist ein Rätsel, die haben doch schon Jahre keine Männchen mehr. Aus dem Wolfs-Clan kann er auch 
nicht sein." 
Die Mutter rieb sich das Kinn. »Lass ihn mal locker und den Kittel aus", dann stand sie behäbig auf, nahm 
eine Ölfunzel und wackelte zu Nanina, die jetzt zitternd ohne Kittel dastand und sich nicht zu bewegen traute, 
weil sie befürchtete, wieder am Strick gerissen zu werden.  
Nach einer eingehenden Musterung von Naninas schmächtigem Körper, sah sie in die Runde und dann 
wieder zu Nanina. Mit einem versucht freundlichen Ton fragte sie: »Aber du erzählst uns doch sicher, wer du bist 
und woher du kommst." 
Naninas Kehle gab einen glucksenden Laut von sich, Tränen rannten jetzt über ihr Gesicht. Sie blieb 
stumm. Einer der Männer erklärte, dass er bewusstlos gewesen sei und jetzt vielleicht noch einen Schock hätte 
wegen einer unsanften Behandlung seiner Eier. Die Runde brach in Gelächter aus. 
Dann verkündete die Mutter ihre Anweisungen: »Das Miststück braucht eine Denkpause, sperrt es erst 
einmal zu den anderen und morgen lasst ihr euch was einfallen, wie ihr es zum Reden bringen könnt, bevor das 
letzte Tänzchen kommt. Und den hier", sie deutete auf Nanina, gebt ihr zu den Jungen seines Alters, vielleicht 
können wir noch einen Mann aus ihm machen. Das schauen wir uns morgen im Sonnenschein an, wenn nicht", 
sie machte eine Bewegung mit der flachen Hand an ihrer Kehle vorbei, »werden wir uns nicht die Gene 
versauen." Damit wackelte sie wieder zu der hinteren Tür und verschwand dahinter.  
Gertrud wurde in einen weiteren von der Halle abzweigenden Gang und dort in einen stinkenden engen 
Verschlag zu drei anderen Frauen gesperrt. Ein aus starken Holzbohlen und verrosteten Eisenstangen 
bestehendes Gitter wurde mit Stricken so festgebunden, dass die Gefangenen es nicht erlangen und öffnen 
konnten. 
Mit den Worten. »Hier habt ihr eine Wächterin, aber lasst sie am Leben, wir brauchen sie morgen noch", 
wurde Gertrud in die Zelle gestoßen und fiel auf einen Strohhaufen in einer der Ecken. In der anderen Ecke stand 
ein stinkender Holzkübel mit Fäkalien. Ihr wurde noch der Kittel hinterher geworfen.  
Das Erste, was Gertrud von den anderen merkte, waren ihre Spucke, Schläge ins Gesicht und Reißen an 
den Haaren. Mühsam öffnete sie, nach dem sich ihre Wachen entfernt hatten, den Mund und stöhnend brachte 
sie hervor: »Ich bin keine Wächterin, das ist ein Irrtum." 
 
Nanina bekam ihren Kittel wieder, der Strick um den Hals wurde abgebunden und sie wurde aus der Halle 
hinaus ins Freie geführt. Etwa eine halbe Stunde entfernt von diesem Hügel mit der Halle waren zwischen den 
Bäumen kleine Zelthütten aus Baumstangen, mit Fellen und Decken grob zusammengebunden. Nanina fiel sofort 
eine Strohpuppe auf. Ältere Jungen mit freiem Oberkörper und nur einem kurzen, bis zu den Knien reichenden 
rockähnlichen Tuch um die Hüften, warfen mit spitzen Holzstangen aus einer größeren Entfernung darauf. Es gab 
noch eine Reihe anderer Übungsplätze, deren Bedeutung sich Nanina nicht erschloss.  
Sie wurde zu einem der Männer gebracht, von denen das Kampftraining der Jungen überwacht wurde. Er 
hatte auch so einen kurzen Rock um die Hüften. Sein ganzer Oberkörper, Arme und Beine waren fast vollständig 
von schwarzen, in der Sonne funkelnden Haaren bedeckt. Ein ebenfalls schwarzer kurzer Bart rahmte sein Gesicht 
ein. So etwas hatte Nanina noch nicht gesehen und sie wusste nicht, ob es auch so etwas wie ein Mensch war 
oder ein Zwischending zwischen Mensch und Bär. Bären kannte sie und das waren gefährliche und bösartige 
Tiere. Nanina hatte auch schon ein Bild davon bei ihren Müttern gesehen. Es gab sie ja weit östlich von ihrer 
Blockhütte in den Wäldern. Ihr Bewacher und der Trainer tuschelten etwas und dann brachte er Nanina zu einer 
der Fellhütten, schlug die Matte am Eingang zurück und verkündete den darin versammelten Jungen, die gerade 
auf Brotfladen und Dörrfleisch herumkauten und dazu Wasser aus einem Krug tranken: »Hier ist ein Neuer, der 
gehört HXFK=HLJWLKPPDOZDVLKUN|QQWXQGJHEWLKPHLQH$EUHLEXQJGHUKDW·VQ|WLJ5RPRGXPDFKVWGDV
Klar?" 
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Der angesprochene Junge, etwa zwei Jahre älter als der Durchschnitt der Rotte nickte: »Geht klar!" Der 
Jungenführer ließ die Matte wieder zufallen und verschwand.  
Romo kam auf Nanina zu und fragte: »Name?"  
 »Nanina." 
Blitzschnell setzte Romo einen gezielten Faustschlag unter Naninas Kinn. Sie taumelte zurück gegen eine 
der Fellwände und rutschte dann in die Knie. Alle lachten.  
»Willst du mich verarschen? Das ist ein Mädchenname!" Romo packte Nanina an ihrem Kittel und zog sie 
mit seiner linken Hand hoch. »Was ist denn das hier für ein Fummel, so was tragen doch nur Mädchen." Romo 
schaute sich in der Runde um.  
»Die wollen uns wohl alle verarschen" dann drehte er sich zu Nanina um. »Zieh das Ding aus und das hier 
an! Kim, gib unserem Nino was zum Anziehen und dann wollen wir mal sehen, was er kann." 
Nanina zog umständlich ihren Kittel aus und den Kurzrock über die Hüften. »Guck mal, was der für Angst 
hat", rief einer der Jungen und alle lachten wieder.  
Naninas Kinn war taub, der Unterkiefer brannte und dazu kamen noch Schmerzen am Hals und zwischen 
den Beinen. Ihre Oberlippe war aufgeplatzt und ein dünnes Rinnsal von Blut tropfte vom Kinn auf den Boden. 
Nanina fühlte sich elend und wusste nicht, ob sie lieber auf der Stelle sterben wollte.  
Dann ging die Meute zu einer Sandgrube, die ein Weit- und Hochsprung-Trainingsplatz war, aber auch zu 
Ring- und Boxkämpfen benutzt wurde.  
Romo rief mehrmals laut: »Es gibt einen Kampf!" Mehrere Jungen unterschiedlichen Alters schlossen sich 
an, in freudiger Erwartung des Kommenden. 
 »Beno, du bist der Letzte von uns und machst ihn jetzt fertig!, befahl Romo, »hier kannst du mal 
JHZLQQHQVRQVWJHKW·VDE]XGHQ0lGFhen, Beeren und Pilze sammeln." Einige der Jungen grinsten. Beno trat 
mit Kämpfermine in die Sandgrube und nahm mit auf die Schultern zurückgezogenem Kopf und an der Brust 
angewinkelten Fäusten eine Boxerstellung ein. Nanina wurde in die Grube gestoßen. Romo rief ihr hinterher: 
»Wer den Kopf dreimal im Sand hat, der ist der Verlierer und wird angepinkelt. Wer in die Eier tritt, hat auch 
verloren ² klar?" 
Nanina versuchte, die gleiche Stellung wie Beno einzunehmen. Es sah in den Augen der anderen Jungen 
offenbar sehr kläglich aus, denn alle lachten wieder und einer rief aus: »Wie ein Karnickel, das Männchen macht!"  
Romo rief: »Fertig - Kampf!" Der nahezu gleich große Beno stürmte los und versetzte Nanina mit der 
rechten Faust einen Schlag ins Gesicht. Instinktiv hatte Nanina die Unterarme hochgebracht und konnte so den 
Schlag etwas abblocken. Beno versetzte ihr sofort einen Nachschlag mit der Linken in die Rippen. Nanina blieb 
die Luft weg, sie ging zu Boden. Beno sprang sofort über sie und drückte ihren Kopf in den Sand.  
 »Aus!" schrie Romo, »ein Punkt für Beno!" Der strahlte und gewann neuen Kampfeswillen. Nanina hatte 
Sand in dem trockenen Mund. Mit zitternden Beinen stand sie auf. Sie war dem Heulen nahe und wäre am 
liebsten davongelaufen oder liegen geblieben. Ein Gedanke an Gertrud brachte sie wieder hoch. Blitzschnell ging 
sie den Angriff von Beno in ihrem Gehirn durch. Hatte sie nicht schon vorher gespürt wie und wo er zuschlagen 
würde? War das früher gewesen?  
Romo rief: »Fertig!" und nach einer kleinen Pause, »Kampf!" Beno stürmte wieder heran und wollte den 
Schlag vom ersten Mal wiederholen. Nanina konnte rechtzeitig ausweichen und Beno traf Nanina nur mit der 
Schulter. Sichtlich überrascht drehte sich Beno blitzschnell um und versuchte mit gesenktem Kopf Nanina in den 
Bauch zu rennen. Nanina konnte nicht genügend ausweichen. Beno taumelte fast vorbei, konnte aber mit der 
Rechten Nanina noch an der Hüfte packen und ihr mit der Linken einen Schlag in die Magengrube versetzen. 
Nanina klappte wie ein Taschenmesser zusammen und fiel erneut in den Sand und musste, von Beno 
gezwungen, Sand schlucken.  
Wieder rief Roma »Aus!" und »Zwei zu Null für Beno!" 
Bei dem Gedanken an Gertrud und die Demütigungen, die sie schon erlitten hatte, stieg eine große 
Traurigkeit in ihr hoch und wandelte sich beim Anblick des kampfbereiten und schon in Siegerlaune dastehenden 
Beno, in eine übermächtige Wut. Es war eine Wut, die Nanina noch nie in ihrem Leben so gespürt hatte. Sie 
fühlte sich einem Ende nahe. Für sie war es der bis dahin unbekannte Tod und aus dieser Todesnähe wuchsen ihr 
plötzlich neue Kräfte und Fähigkeiten. Jetzt stand sie besser da, sie vergaß alle Schmerzen wie in einer 
Betäubung.  
Beno stürmte heran, Nanina wusste jetzt schon genauer, was er vorhatte und wich ohne große 
Kraftanstrengung blitzschnell aus. Beno schoss an ihr vorbei, strauchelte und fiel zu seiner eigenen Überraschung 
in den Sand. Bei den Zuschauern herrschte für einen Moment Totenstille. Dann brüllten einige der Jungen: 
»Beno, gibs ihm, mach ihn fertig, mach ihn fertig, hau ihm in die Fresse!"  
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Beno stand auf und versuchte erneut gegen Nanina anzurennen ² wieder erfolglos. Dann wechselte er die 
Taktik und näherte sich in Boxstellung, doch er konnte keinen Treffer mehr landen. Nanina wich sofort aus, wenn 
sie spürte, wie, wann und wo er zuschlagen würde. Dann fing sie seine vorschnellende rechte Faust und drückte 
sie mit beiden Händen mit aller Kraft zurück. Beno stolperte rückwärts in den Sand, stand auf und stürmte wieder 
voller Wut und Aggression auf Nanina los. Die bückte sich blitzschnell, als Beno nicht mehr anders konnte und er 
flog diesmal über die am Boden hockende Nanina in den Sand. Jetzt stand er zitternd und fassungslos auf. Sein 
Atem ging schwer. Kein Lachen war aus der Runde zu hören. 
 
 
 
Romo verkündete: »Der Kampf ist aus!" Es kostete ihn Überwindung, das Ergebnis zu verkünden: 
»Unentschieden!" Instinktiv forderte er keinen anderen Jungen zu einem weiteren Zweikampf gegen Nanina auf 
und verkündete stattdessen: »Morgen geht es weiter." 
Als sie zur Zelthütte zurückgingen, überfiel Nanina eine lähmende Schwäche und Müdigkeit. Sie hatte den 
Eindruck, ihre Beine würden jeden Augenblick zusammenknicken.  
 »Trink und iss", kommandierte Romo, schöpfte aus einem Bottich einen Krug mit Wasser und stellte ihn 
vor Nanina auf den Tisch aus groben Holzbohlen. Nanina setzte sich auf den ebenso grob zubehauenen 
Holzstamm, der als Bank fungierte, trank den halben Krug aus und spülte damit den Sand und Dreck in ihrem 
Mund hinunter. Sie hatte weder Hunger noch Appetit. Doch dann aß sie wie abwesend etwas von dem 
Fladenbrot und dem harten Dörrfleisch. Beno saß am anderen Ende mit hochrotem Gesicht und trank ebenfalls. 
Die anderen Jungen wurden von Romo zu einer Schießübung mit dem Bogen abkommandiert. Nanina 
und Beno durften in der Hütte bleiben.  
Plötzlich begann Nanina das Gleichgewicht zu verlieren. In einer Ecke lagen Felle und Decken, sie wankte 
dahin und legte sich nieder. Der Hüttenraum begann sich um sie zu drehen und sie kämpfte gegen die 
Magenkrämpfe an, dann fiel sie in eine Bewusstlosigkeit.  
 
Gertrud wehrte sich nicht, als behaarte Frauenbeine ihr in die Seite traten, ihr war alles schon egal, 
verzweifelt versuchte sie, ihr Gehirn zum Denken zu bringen.  
 »He, was bist du dann, du Schlampe, wenn du keine Wächterin bist ² eine feine Dörflerin vielleicht?" Eine 
der Frauen hatte sich über sie gebeugt, riss Gertruds Kopf wieder herum, um ihr erneut ins Gesicht zu spucken. 
Gertrud konnte nur die Augen schließen, alles andere ließ sie mit sich geschehen. Schlimmer noch als die Spucke 
empfand Gertrud den Gestank, der von ihr ausging.  
Gertrud konnte wieder etwas Kraft mobilisieren und kroch an die Wand, um sich mit dem Rücken dagegen 
zu lehnen. Sie antwortete mit einer Gegenfrage: »Wer seid ihr denn?"  
Die Drei schauten sich wie übertölpelt an. »Was geht dich das an, du Schlampe."  
Gertrud ließ nicht locker: »Warum seid ihr hier eingesperrt wie Ziegen in einem Stall?" Das war der einen 
zu viel, sie ging auf Gertrud zu und trat ihr gegen den Oberschenkel und dann in die Hüfte. Gertrud konnte den 
Fußtritt in die Hüfte abwehren. Sie ließ nicht ab: »Warum seid ihr hier eingesperrt?" 
 »Damit wir nicht abhauen, du Schlampe!"  
Gertruds Gehirn begann wieder zu arbeiten und das Leben kam selbst in dieser für sie ausweglosen Lage 
zurück. Es gibt keine ausweglosen Situationen, hatte sie während ihrer Ausbildung immer wieder gehört, geht 
QLFKWJLEW·VQLFKW Sie wurden während der Ausbildung getrimmt, nach kreativen Lösungen zu suchen, um das 
Unmögliche möglich zu machen. Auf die eine oder andere Art mussten sie immer eine Lösung finden. Das alles 
kam ihr jetzt zynisch vor. Doch musste sie nicht auch alles versuchen? Hatte sie noch eine Hoffnung? Sie war 
keine Wächterin, wenn es auch auf den ersten Blick so aussah. 
 »Und wohin wollt ihr abhauen?" Gertrud ließ nicht locker. Zwei antworteten gleichzeitig. Die eine sagte: 
»Das geht dich einen Scheiß an, Schlampe" und die andere: »Zu unserem Clan." 
 »Zu eurem Clan?", fragte Gertrud zurück.  
 »Hast du etwa gedacht, wir sind solche nackten Schlampen wie du und die Dörflerinnen? Sie hob ihren 
Kittel hoch und ließ Gertrud ihr schwarzes Fell zwischen den Beinen am Unterleib sehen. Die anderen beiden 
lachten.  
 »Und wo ihr jetzt seid, das sind eure Feinde, stimmt das?" Gertrud erinnerte sich an bestimmte Lektionen 
zur Geschichte der Menschheit. Raubzüge verübten die Männer und zur Beute hatten immer auch Frauen gehört. 
Konnte ihr das Wissen um die Geschichte jetzt nützlich sein?, überlegte Gertrud krampfhaft.  
 »Feinde? Wir sind hier eingesperrt, bis wir trächtig sind und freiwillig hier bleiben." 
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 »Bis ihr trächtig seid? Also, bis ihr Kinder im Bauch habt?" 
 »Ja, du Schlampe, wir werden jeden Tag gefickt und du wirst verkehrt herum hängen wie ein 
Schlachtschwein." Die Frauen lachten. 
 »Wer fickt euch schon?"  
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Gertrud ließ sich nicht ablenken. »Und wenn ihr keine Kinder bekommt? Was macht man dann mit euch?"  
Das Lachen erstarb. »Wir bekommen welche!" antwortete eine überlaut und eine andere spuckte in 
Richtung Gertrud und schrie: »Mistschlampe!"  
 »Und wenn ihr keine mehr bekommt? Ihr hattet doch schon welche." 
Die Frauen waren ruhig. Gertrud konnte ihre Wut auf sie sehen, aber auch die Unsicherheit und Zweifel, 
die sie bei ihnen gesät hatte. Sie ließ die Frauen damit allein, dass sie dann hier nicht mehr gebraucht wurden, 
und zurück konnten sie dann auch nicht mehr, man würde sie dort nicht mehr aufnehmen.  
Es hatte Gertrud größte Anstrengungen gekostet, dieses Gespräch überhaupt zu führen. Erschöpft lag sie 
an die Wand gelehnt und versuchte weiterzudenken. Doch sie kam nicht weiter. Da war sie wieder, diese 
Hoffnungslosigkeit und breitete sich wie ein kalter, lähmender Schatten über ihr Denken. Gertrud fiel in einen 
schlafähnlichen Erschöpfungszustand und irrte in wirren Traumbildern umher. Das blaue Meer tauchte für einen 
Moment auf, eine Steilküste mit weißen Häusern, dann plötzlich dunkle Wolken und Donner.  
Gertrud wachte auf. Eine Frau in Begleitung zweier bewaffneter Männer brachte Fladenbrot und Wasser 
für die drei Frauen. Eine gab Gertrud etwas von ihrem Brot: »Los, iss was, damit du alles mitkriegst und nicht 
wieder wegtrittst." Dann bekam sie noch einen Rest Wasser aus dem Krug.  
Etwas später kam ein bewaffneter Mann mit drei halbwüchsigen jungen Männern. Er öffnete das Gitter 
und winkte einer der Frauen zu. »Du bist dran." Die Frau kam ans Gitter und die Burschen legten ihr einen Strick 
um den Hals, banden ihr die Hände auf den Rücken und zogen sie am Strick aus dem Verlies. Das Gitter wurde 
wieder sicher angebunden und alle zogen wieder ab. Gertrud hörte noch, wie einer der Burschen sagte, »die 
stinkt aber gewaltig", worauf sie den Mann noch antworten hörte: »Dann werft sie vorher ins Wasser." 
Gertrud wünschte sich ihre Waffe hierher oder wenigsten ein Messer, dann hätte sie vielleicht eine Chance, 
wenn sie die Frau wieder zurückbrächten. Aber wohin sollte sie fliehen und was wäre mit Nanina, könnte sie die 
zurücklassen? Nein! Wegen ihr waren sie ja hier. Gertrud war bereit, an etwas Übernatürliches zu glauben, eine 
Göttin oder an einen der alten Götter. Doch die waren alle untergegangen, mit der Männlichkeit untergegangen. 
Zu den neureligiösen Glaubensrichtungen der Frauen, die meist an Naturgeister und Mutter Erde glaubten, hatte 
sie kein Vertrauen. Was war schon das Schicksal, nichts weiter als eine unendliche Reihe von Zufällen. Hatte sie 
vielleicht bisher das Leben wie eine Art Schauspiel gesehen, auf der jeder Mensch mit einer Maske agierte und 
nach dem Tod auf der Bühne nach hinten in die Umkleidekabine ging? 
Die Frau wurde jetzt von drei bewaffneten Männern zurückgebracht. Gertrud rechnete sich keine Chance 
aus. Ihre Gedanken weilten mit ihrer Hoffnungslosigkeit bei Nanina. Vielleicht hatte sie eine Chance, sie wünschte 
es ihr sehr stark. 
 
Nanina kam zu sich, als die Jungen wieder lärmend und verschwitzt zurückkamen. Laut wurden Leistungen 
im Kampfsport diskutiert, besonders das vorangegangene Bogenschießen wurde gedanklich ausgewertet. Die 
Jungen beachteten Nanina nicht weiter und doch spürte sie, wie ihnen der Kampf zwischen Beno und ihr immer 
noch in den Köpfen spukte.  
Draußen wurde es lauter, eine Gruppe von größeren Mädchen trug einen dampfenden Kessel mit einem 
Milchgetreidebrei an zwei Tragestangen durch das Lager. In jedem der drei Zelte wurden Holzschüsseln verteilt 
und jeder Junge erhielt einen großen Holzlöffel davon in die Schale. Dazu gab es einen Kanten Brot, der innen 
sehr grün aussah und offenbar mit viel Brennnesseln oder anderen Kräutern gebacken war und ein Stück Käse. 
Nanina kannte dieses Wildkräuterbrot von ihrem Zuhause.  
Romo rief den Mädchen zu: »He, ihr Küchenschlampen, wir brauchen eine Schüssel mehr." Nanina hatte 
jetzt einen gewaltigen Hunger und sie merkte, wie langsam ihre Kräfte wiederkehrten. Vor ihrem geistigen Auge 
konnte sie Gertrud sehen, wie sie an Naninas Flucht dachte.  
Nach dem Essen wurden die Schüsseln von den Mädchen wieder abgeholt. Romo kommandierte die 
Jungen zum Waschen ans Wasser. »Und putzt die Zähne, sonst schlag ich sie euch einzeln aus!" Er selbst blieb 
zurück und hielt Nanina fest, die auch zum Waschen gehen wollte. »Du gehst dann mit mir, wenn die Anderen 
zurück sind." Stumm saß er am Tisch und sah Nanina an. Ihre Platzwunde war eingetrocknet und nicht besonders 
groß. 
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Die anderen kamen langsam in Zweier- oder Dreiergruppen zurück. Romo kontrollierte stichprobenartig 
einzelne von ihnen, ob sie auch gewaschen waren.  
»Los, Nino, jetzt gehen wir uns waschen!" 
Auf dem Weg zu der sandigen Waschstelle, am Ufer eines der hier häufigen Wasserarme, zog er Nanina in 
ein Gespräch. »Dein Kampf hat mir gefallen, aber warum hast du nicht zurückgeschlagen? Das wäre doch ein 
Leichtes gewesen, Beno fertigzumachen." Nanina sagte nichts. Romo schlug Nanina ins Kreuz, dass sie kurz 
husten musste. »He, Nino, nun rede schon, ich tu dir nichts. Wie hast du das gemacht. Wie konntest du so schnell 
ausweichen?" Nanina wurde unsicher. Was sollte sie antworten, sie wusste es ja selbst nicht genau. »Ich kann das 
eben."  
 »Was kannst du, Blocken und Ausweichen? Los, zeig mir das!" Romo fasste Nanina an den Schultern und 
stellte sie sich gegenüber. »Ich will sehen, wie schnell du reagieren kannst. Ich schlage gleich zu, aber nicht zu 
stark und du musst parieren."  
Sie standen sich stumm gegenüber. Dann sah Nanina, wie Romos linke Hand kurz zuckte und dann seine 
rechte in Richtung ihrer linken Schulter vorschnellte, bevor sie es auch wirklich tat und sie nahm beide Hände, 
fing die Faust damit und drückte den Arm weg und drehte sich schnell zur Seite. Romos Faust fuhr knapp an 
Nanina vorbei ins Leere.  
»Spitze", kommentierte Romo, »und jetzt du. Schlag mich!"  
Nanina ging in Position. Sie stellte sich vor, wie ihre rechte Faust Romos rechte Schulter traf und er diesen 
Schlag abfing. Einen winzigen Augenblick später schlug sie ihre Linke in Richtung von Romos Kinn. Wie in einer 
plötzlich verlangsamten Zeit konnte Nanina bemerken, dass Romo tatsächlich das tat, was sie sich vorgestellt 
hatte. Kurz bevor Naninas linke, zur Faust geballte Hand, sein Kinn erreichte, bremste sie den Schlag ab und blieb 
mit Hautberührung stehen.  
Romo war einen Moment sprachlos. »Das musst du mir beibringen. Das ist Spitze! Wir fangen gleich 
morgen mit dem Training an. Wir werden von jetzt ab immer zusammen zum Waschen gehen. Die anderen 
brauchen das nicht mitzukriegen."  
An einer sandigen Stelle angekommen, zog sich Romo aus. Ein für sein Alter schon sehr muskulös und 
sportlich zu nennender Körper, zeigte sich in einer gesunden Hautbräune, beschienen von den letzten Strahlen, 
der, an einem außergewöhnlich klaren Himmel untergehenden Sonne. Mit einem Kopfsprung sprang Romo ins 
kalte Wasser. Prustend rief er Nanina zu: »Los, komm rein!"  
Was Nanina an Romo sah, machte sie stutzig und trotz der erlittenen Schmerzen irgendwie auch froh. Gibt 
es noch mehr Kinder mit diesem Bruch und werden die alle mit einem anderen, einem »Jungennamen" angerufen? 
Sind wir im Blockhaus also nicht die Einzigen, die man von den übrigen Menschen absondern muss? Das sind also 
keine Mädchen. Und werden die noch richtige Mädchen? Nanina konnte sich das alles nicht erklären. 
Widerwillig folgte sie seinem Befehl, zog sich aus und sprang ins Wasser. Romo tauchte kurz, schwamm 
eine Strecke und lief dann wieder raus. Am Ufer riss er Blätter von einem Strauch und massierte sich damit das 
Zahnfleisch. Nanina versuchte ihm alles nachzumachen, was ihr jetzt so einigermaßen gelang.  
 »Nino, du schläfst heute Nacht in meinem Bett und nicht bei der Rotte." Er sah Nanina zu, wie sie sich 
wieder anzog und sagte dabei: »Du brauchst hier einen Freund, der dich beschützt, sonst wirst du bald 
fertiggemacht und du wünschst dir, lieber im Kampf zu sterben, als weiter mit der Rotte zu leben."  
Sie gingen zum Hüttenzelt zurück. Romo teilte die Wache für die Nacht ein, drohte eine Kontrolle zu 
machen, und wenn die Wache schlafen sollte, kündigte er drakonische Strafen an. Dann ging er mit Nanina 
weiter in einen dichteren Abschnitt des Waldes. Dort stand eine kleine Blockhütte mit drei Betten. Zwei ältere 
Jungen lagen schon drin und grinsten, als die beiden auftauchten.  
»He, Romo, wieder mal einen Bettfreund."  
»Halt dein Maul." Romo schlug zu, aber nicht wirklich ernsthaft. Der andere feixte nur und hielt sich die 
Decken vors Gesicht.  
 »Lass dich von denen nicht beeinflussen, Nino, das sind blöde Hurensöhne." 
 »Ist das nicht der Neue, der heute Nachmittag gekämpft hat?", stellte der andere Junge fest und zu 
Nanina: »Ich hab dich gesehen. Wenn du noch ein bisschen trainierst, reitest du sogar auf Romo." Wieder feixten 
beide und Romo versetzte auch dem anderen einige Schläge auf die Decke. 
 »Na dann, eine schöne Nacht ihr zwei, aber lasst uns in Ruhe schlafen." Die Zwei löschten belustigt ihre 
Talklichter auf dem Hocker neben dem Bett.  
Romos Bett stand quer an der hinteren Wand. Im Dunkeln schob er Nanina nach hinten. »Leg deinen Rock 
hier auf den Hocker und dann komm." Er zog Nanina ins Bett und flüsterte ihr unter der Decke zu: »Die beiden 
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spinnen, du brauchst keine Angst zu haben, ich tu dir nichts. Ich will dich nur nicht der Rotte überlassen. Die 
können sehr gemein werden. Bei denen hilft nur Gewalt, sonst bist du verloren."  
Nanina hatte das Gefühl, dass er es ernst meinte und doch spürte sie seine Zuneigung und wusste nicht, 
wie sie es deuten sollte. Dann fiel sie erschöpft sofort in einen tiefen Schlaf. 
Nach Mitternacht wachte sie auf. Hatte Gertrud sie gerufen? Sie versuchte, sich an den Traum zu erinnern. 
War es überhaupt ein Traum? Dann sah sie einen Gang und einen Verschlag, in dem Gertrud auf einem 
Strohhaufen lag und nicht weinen konnte, weil ihr dazu die Körperflüssigkeit fehlte. War sie immer noch in 
diesem Traum? Nein, sie konnte den Nachthimmel durch das kleine offene Fenster der Blockhütte sehen. Das, 
was sie fühlte, hatte sich in Bilder verwandelt. 
Neben ihr lag Romo, sie spürte seine warme Haut an der ihren. Er schien fest zu schlafen. Sie stand ganz 
langsam auf und nahm einen der Lendenröcke vom Hocker und stellte sich vor, dass Romo ganz tief schliefe. 
Dann schlich sie an den beiden anderen Jungen vorbei, von denen sie den Eindruck hatte, dass sie ebenfalls sehr 
tief schliefen. Vor der Hütte musste sie sich erst einmal orientieren. Hat Romo nicht eine Wache organisiert?, 
Nanina versuchte, das Ausbildungslager der Jungen zu umgehen. Warum stellen die überhaupt eine Wache auf?, 
fragte sie sich, konnte es aber nicht beantworten.  
Ein noch recht voller Mond stand über dem Westhorizont am klaren Nachthimmel. Nanina hatte 
Gänsehaut und sie zitterte vor Kälte, als sie den kurzen Rock der Jungen anzog. 
Sie fand sofort den Pfad durch den Wald zu dem Hügel des Clans und war vorsichtig genug, nach Wachen 
auszuspähen. In der Nähe des gut getarnten Einganges, durch den sie am Mittag den Bau in Richtung des 
Trainingslagers verlassen hatte, saßen zwei bewaffnete Männer. Blanke, lange Messer steckten neben ihnen in 
der Erde und auch so etwas wie Speere.  
Nanina wunderte sich, warum sie nicht um ein Feuer saßen und stattdessen sich nur in Decken gehüllt 
hatten. Im Lager der Jungen hatte sie auch keine Feuerstelle entdeckt. Das Holzkohlenfeuer im Innern des Baus 
war das einzige Feuer, das sie gesehen hatte. Sie versuchte, so nahe wie möglich von hinten an die Wachen zu 
kommen. An ihnen vorbei in den Bau zu schlüpfen, kam ihr zu gefährlich vor. Sie konzentrierte sich auf die 
Wachen, um herauszufinden, ob sie vielleicht schliefen. Nein, sie unterhielten sich in größeren Abständen mit 
Zwei- und Dreiwortsätzen.  
Sie war ratlos und überlegte, was sie tun konnte. Ihr fiel ein, wie Gertrud die Polizistinnen in ihrem 
Blockhaus mit Steinen abgelenkt hatte. Kann das hier funktionieren?, sie war sich unschlüssig und schlich weiter 
zum Eingang hin.  
Einer der Wachmänner wurde plötzlich unruhig und stieß den anderen an. Er schien etwas gehört zu 
haben. Bin ich nicht leise genug gewesen? Nanina erschrak. Guckt da rüber, dort kommt etwas, dachte sie voller 
Angst und stellte sich vor, dass ein Wildschwein durch das Unterholz zog. Die Wachmänner schauten tatsächlich 
in diese Richtung und Nanina wusste nicht, ob da wirklich etwas war. Sie nutzte diese kleine Chance und 
schlüpfte zum Eingang hinein. Der Gang war dunkel, nur weiter hinten brannte eine einzelne Öllampe an der 
Wand. Sie lief vorsichtig und langsam weiter, das war scheinbar nicht der Gang, den sie gesehen hatte. Auch hier 
waren links und rechts Kabinen mit Vorhängen, die meist geschlossen waren. Nanina drang weiter ins Innere vor. 
Irgendwo schrie ein kleines Kind und ein zweites fiel ein. Worte waren zu hören. Sie stand jetzt am Eingang zu 
der großen Halle. Sie wünschte sich, unsichtbar zu sein.  
Sah sie nicht aus wie einer dieser Jungen aus dem Lager? Doch was sollte der hier um diese Zeit wollen.  
Das Feuer an der einen Seite der Halle brannte immer noch und es lagen auch ein paar Gestalten auf 
Decken und Fellen herum. Zwei Öllampen brannten noch in der weiten Halle. Nanina konnte nur schwach drei 
weitere Gänge und die Holztür, aus der die Mutter gekommen war, erspähen. Sie war ratlos und musste sich 
entscheiden, in welchem Gang sie zuerst nach Gertrud suchen sollte. Sie versuchte wieder an sie zu denken und 
dann bekam sie das Gefühl, welcher Gang es sein könnte. Er hatte große Ähnlichkeit mit dem, was sie im Traum 
gesehen hatte. Die Verschläge und Kammern, die von diesem Tunnel abgingen, waren in erster Linie für die 
Vorratshaltung vorgesehen. Der Verschlag mit Gertrud und den drei Frauen war unbewacht. Nanina wusste 
sofort, dass die drei Frauen fest schliefen. Gertrud war in einem Halbschlaf und sofort wach, als hätte sie geahnt, 
dass Nanina kommen würde. Leise flüsternd und immer wieder nach den Frauen horchend, erklärte sie Nanina, 
wo das Gitter draußen angebunden war. Der Gang war noch spärlicher beleuchtet. Nanina musste die Stricke 
mehr erfühlen, als dass sie etwas von ihnen gesehen hätte. 
Doch schließlich gelang es und sie standen draußen im Gang. Gertrud umarmte Nanina und schluchzte 
ohne Tränen leise: »Das ich dich noch einmal sehe." Und dann spürte sie, dass ihr wieder Kräfte kamen, die aus 
einem tiefen, bodenlosen Hass kamen. 
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Unbemerkt konnten sie durch die große Halle schleichen und erreichten den Eingang, durch den sie mit 
einem Strick um den Hals hineingezerrt worden waren. Sie blieben stehen. Draußen waren wieder die Wachen.  
Gertrud sah Nanina an und Nanina verstand ihre Gedanken.  
Die Wachmänner glaubten Geräusche gehört zu haben und konzentrierten sich in diese Richtung. Nanina 
zog Gertrud am Arm und leise schlichen sie hinter ihrem Rücken vorbei in die Dunkelheit des Waldes. Als sie 
sicher waren, dass sie nicht mehr gehört wurden, rannten sie los.  
Der Mond ging wie ein großer, blasser Ziegenkäse im Westen unter. Am Osthorizont stieg die Morgenröte 
über die Baumwipfel.  
 
An diesem Tag wurde alles auf Anordnung der Mutter für den Abtransport des ganzen Lagers vorbereitet. 
Romo wurde vor allen anderen Jungen nackt an den Händen aufgehängt und ausgepeitscht. Als die 
Spähergruppen ohne Gertrud und Nanina am Abend zurückkamen, beschleunigte sich das Zusammenpacken 
des Gepäcks und die ersten Kähne begannen mit dem Übersetzen über die vielen kleinen Wasserarme. Zuerst 
waren die Frauen und Kinder dran. Der Weg führte nach Osten, wo bereits kleine Spähtrupps das Gelände für 
neue Siedlungen erkundet und mit dem Bau neuer Unterkünfte begonnen hatten. 
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29 Die Ankunft der neuen Prinzen 
 
Die ersten drei Tage waren Rona und Sika nur nachts auf dem Fluss gefahren. Morgens in der Dämmerung 
legten sie in einem Seitenarm oder in einer kleinen Bucht an. Nach dem Sammeln von Wildkräutern und 
anderem Essbaren konnten die Kinder am Ufer oder in Sichtweite spielen. Lona sagte Rona und Sika, dass sie sich 
jetzt nicht mehr so verstecken mussten, wenn sie hinter einen Busch mussten. »Ihr könnt euch ruhig an einen 
Baum stellen. Die Frauen wissen jetzt alle, dass ihr zwei Jungen seid und die Mädchen sollen ruhig ein bisschen 
neugierig werden und selber herausfinden, was ihr für seltsame Mädchen seid", und dabei lachte sie fröhlich 
aber auch ein bisschen wie wehmütig abwesend.  
Am dritten Tag fuhren sie auch am Tage. Zwar war das Segelboot überfüllt doch Rona und Sika vergaßen 
langsam all das Zurückliegende und saßen meist an der Reling und ließen die Beine über Bord baumeln. Ab und 
zu gesellten sich auch die Mädchen dazu, und als diese mitbekamen, was das Besondere an Rona und Sika war, 
gab es kaum noch Zeiten, in denen die beiden allein waren. Nachdem alle Mädchen das Besondere an Rona und 
Sika gesehen und auch einmal angefasst hatten, beruhigten sie sich wieder.  
Es gab immer etwas am Ufer zu sehen. Meist nur verschiedene Wälder oder Wiesen. Besonders 
interessierten sie aber die Tiere, die sie am Strand und auf den Uferwiesen sehen konnten. Es gab auch bisher 
noch nie gesehen Tiere, die größer als ihre Ziegen und Schafe waren. Wildkühe wurden sie von Lona genannt. 
Menschen sahen sie auf der ganzen Reise keine am Ufer.  
Als sie noch tagsüber vor Anker lagen, gingen immer zwei Frauen mit dem Bogen auf die Jagd und 
brachten auch etwas mit, einen Hasen, Wasservögel und einmal sogar eine wilde Ziege. Das war eine angenehme 
Überraschung und ergänzte die Fische, die vom Boot aus geangelt und gefangen wurden. Rona und Sika wären 
sehr gern mitgegangen aber man fand immer eine Ausrede, warum sie beim Boot bleiben sollten. 
Nach weiteren drei Tagen hatte sich der Fluss sehr stark verbreitert und floss nur noch träge dahin. Sie 
legten in einem kleinen, geschützten Hafen an. Es waren noch drei weitere Segelboote ihrer Größe und fünf 
kleinere festgemacht. Von einem Fischerboot wurden gerade Kisten mit Fisch entladen und ein größeres 
Segelschiff wurde mit verschiedenen größeren Kisten und Fässern beladen. In einer kleinen Werft unweit des 
Hafens konnte man ein Fischerboot sehen, das auf Kiel gelegt war. Dieser kleine Hafen war gebaut worden weit 
weg von den Siedlungsgebieten der Frauen im Süden. In dieser Gegend waren die umgewandelten früheren 
Samenreproduzenten damit beschäftigt gewesen, in den Schuttbergen der alten Industriestandorte nach 
Metallen und anderen wiederverwertbaren Materialien zu suchen. Diese wurden dann an der Küste entlang mit 
Segelschiffen in den Süden, in die Werkstätten abtransportiert.  
Nachdem diese Art der menschlichen Reproduktion überflüssig geworden war und die umgewandelten 
Samenreproduzenten, die man isolieren und in abgelegene Gegenden schicken musste, immer weniger wurden, 
suchten jetzt Frauen in anderen Teilen ihres Siedlungsgebietes nach den benötigten Metallen. Es gab 
Schuttberge alter Industriegebiete auch direkt im Süden. Es war nur schwierig, dafür Frauen zu finden, die diese 
schwere und unbefriedigende Arbeit verrichten wollten. 
So überließ man den Norden sich selbst und plante ein, dass von dort immer weniger kommen würde, da 
die Kastraten mit der Zeit aussterben würden. Diese hatten aber schon vorher angefangen, in kleinen 
Handwerksbetrieben aus den gefundenen Materialien Schmuck und andere Gebrauchsgegenständer 
herzustellen, die von Frauen begehrt wurden. Selbst eine kleine Glashütte gab es, die verschiedene Flaschen, 
Gläser und Schüsseln herstellen konnte. Auch mehrere kleine Töpfereien stellten Geschirr in Handarbeit her. 
Durch diese Produktion wurden auch jüngere Frauen mit ihren Mädchen angelockt, die gern mitarbeiteten 
und so der anstrengenden Landarbeit mit dem ewigen Kampf gegen das Unkraut und die Schädlinge entfliehen 
konnten.  
Diese Produktion in den kleinen Werkstätten und Manufakturen hatte einen bescheidenen Wohlstand 
gebracht, und seitdem Gold und Silber sich als universelle Tauschobjekte durchzusetzen begannen, war sogar ein 
gewisser Reichtum vorhanden, der es ihnen ermöglichte, die nicht selbst produzierten Nahrungsmittel überall zu 
erhandeln.  
Etwas entfernt von diesem kleinen Hafen mit seinen Werkstätten waren zwischen dichten Laubbäumen 
viele Bungalows aufgebaut. Rona und Sika wurden mit den Mädchen und den zwei Frauen zu einem größeren 
Blockhaus gebracht, dessen untere Etage aus Steinen errichtet war. Auch hier wurden sie mit einem reichhaltigen 
Imbiss willkommen geheißen und von einer Frau mit Namen Wella begrüßt, die sich als Frauenmeisterin für 
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diesen Hafen vorstellte. Die zwei neuen Frauen mit ihren Mädchen bekamen einen dieser kleinen Bungalows 
zugeteilt und sollten sich in der nächsten Zeit überall umsehen und dann entscheiden, was sie hier tun wollten. 
Sika durfte sich in Bekleidung einer Frau den Hafen und die Werkstätten anschauen.  
Lona zog sich mit Rona in einen Raum zurück, wo sie allein waren, sie hatte Mara darum gebeten. 
Nachdem noch einmal Rona von Emma erzählt hatte, begann auch Lona zu erzählen, dass eine der Mütter sich in 
sie verliebt hatte und dass ihr deswegen die anderen zwei das Leben in der Hütte zur Qual werden ließen. Das 
war ein halbes Jahr, bevor sie zur Operation abgeholt wurde. Lona erzählte, dass auch sie sehr glücklich gewesen 
und nach der Umwandlung sehr traurig war und sich am liebsten umgebracht hätte. Später, als sie schon weit 
weg hier im Norden war und in den Schutthalden half, Tunnel anzulegen, kam dann das zweite operierte Kind 
aus ihrem Blockhaus auch zu ihr und berichtete, dass sich seine Geliebte im Walde an einem Ast aufgehängt 
hatte, als sie abgeholt worden war.  
Rona und Lona schwiegen eine Weile. Vor Ronas innerem Auge tauchten wieder die letzten Bilder von 
Emma auf, wie sie sie befreien wollte. Tränen liefen die Wangen herunter. 
 »Rona, du bist jung, du musst wieder lernen, das Schöne im Leben zu sehen, du musst sehen wie eine 
Rose leuchtet im Sonnenschein und wie sie duftet. Lass dich nicht unterkriegen und kämpfe dafür, dass so etwas 
nicht mehr passieren muss." 
Rona antwortete nicht und es entstand wieder eine Pause. Dann fing Lona zu erzählen an, wie glücklich 
jetzt alle hier waren, dass sie, Rona und Sika, gerettet waren. Dann erzählte Lona noch, wie es hier viele Frauen 
gab, die gern ein Kind haben würden, dass sie selber in ihrem Leib austragen konnten. Sie erzählte aber auch, 
dass es besser wäre, wenn sie nicht wüssten, wer der Vater wäre. Rona blickte sie fragend an.  
 »Ach, du weißt nicht, was ein Vater ist. Das wusste ich auch lange Zeit nicht. Du weißt auch noch vieles 
nicht. Du und Sika, ihr werdet noch eine Ausbildung erhalten. Wir haben damit begonnen, altes Wissen 
aufzubereiten." 
Lona machte eine Pause und ihr verklärter Blick verriet, dass Erinnerungsbilder vor ihrem inneren Auge 
auftauchten. 
 »Auch ich weiß, wie beglückend es ist, sich mit einer Frau innig zu vereinen. Ich möchte diese Erinnerung 
nicht missen und diese Erinnerung war es, die mich in schwierigen Zeiten dann doch wieder zum Leben 
zurückgebracht hat."  
Rona schwieg noch immer, zu ungewohnt und neu war alles für sie. Lona überlegte, wie sie ihren Wunsch, 
den Wunsch der letzten Templer vorbringen konnte.  
 »Wir haben uns lange überlegt, wie wir unseren Traum wahr werden lassen können, dass es wieder solche 
glücklichen kleinen Jungen gibt, wie wir und ihr es auch waren - und ihr ja noch sein könnt." 
Lona ertappte sich dabei, wie sie jetzt pathetisch wurde und von einem Neuanfang der Menschheit redete, 
von einem Neuanfang auf einer höheren Ebene, ohne die Relikte der Vergangenheit, die dem männlichen Teil 
anhafteten. 
Lona erzählte, was passiert, wenn Kinder in einem menschlichen Körper heranwachsen und was dazu 
notwendig ist und dass die Natur die männlichen Wesen in die Lage versetzt, sehr viele Nachkommen zu zeugen. 
 »Ich verstehe zwar nur die Hälfte", unterbrach Rona, »aber was soll ich machen?" 
 »Oh, natürlich, ich rede hier einen Schnee und du willst wissen, welche Rolle du dabei spielen sollst." Lona 
holte tief Luft. »Wir brauchen dazu ab und zu etwas von der Flüssigkeit, die dein Körper herstellt und die wir 
dann auf die Frauen verteilen, die ein Kind haben möchten. Das ist selbstverständlich unabhängig davon, ob du 
wieder eine Frau oder ein Mädchen findest, mit der du zusammenleben möchtest."  
Rona hörte mit großen Augen und offenen Mund zu als Lona berichtete, dass sie ein paar Frauen und 
Mädchen, auch in seinem Alter, unterwiesen hatten, wie sie Rona und später auch Sika dazu bringen konnten, 
ihren Samen auf angenehme Weise als Ergebnis einer Massage, zu spenden.  
 »Ihr seid unsere Zukunft." Damit schloss Lona den wichtigen Teil ihres Gespräches ab. 
Für Rona und Sika hatte man im großen Blockhaus ein Zimmer zum Schlafen eingerichtet. Sie würden ein 
paar Tage hierbleiben, um dann weiter mit einem Schiff nach Norden zu fahren. Die Templer waren der Meinung, 
dass die zwei hier nicht auf längere Zeit sicher waren, deshalb wollte man sie an einen geheimen und gesicherten 
Ort bringen, bis dann das neue Königreich stabil war. 
Sika erzählte begeistert von den Werkstätten, die sie gesehen hatte und was da alles gemacht wurde. Am 
meisten war sie beeindruckt von einer Schmiede, in der auch Armbrüste für die Jagd gebaut wurden. Sika durfte 
sogar damit auf eine Scheibe schießen.  
Am nächsten Tag konnten beide zusammen losziehen und sich alles gemeinsam ansehen, wobei Sika jetzt 
die Führung übernahm. Das ging aber nur bis Mittag gut, dann hatte es sich herumgesprochen, wer die beiden 
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waren und jede Frau wollte sie sehen, sodass sie nur mit Mühe von zwei Templerinnen, die sie unauffällig in 
einem größeren Abstand begleiteten, zurückgebracht werden konnten. 
Dann kam der Tag, an dem Rona von seiner ersten Massage zurückkam. Sie hatte Sika noch nicht davon 
erzählt, welche wichtige Rolle sie beide spielen würden. Jetzt konnte sie es doch nicht mehr für sich behalten und 
erzählte von der Aufgabe, die sie in der Zukunft haben würden. Sika hörte interessiert zu, wie Rona nach einem 
warmen Bad mit duftenden Ölen eingerieben und zuletzt auch sein Penis gestreichelt wurde, bis er seinen Samen 
hergab, der sofort aufgefangen wurde. Rona erzählte nicht, wie sie erst ihre Angst überwinden musste und nur 
die Erinnerung an Emma und ihre Zärtlichkeit alle Probleme beseitigt hatte. 
 »Und wenn du so alt bist wie ich, wirst du auch geküsst, verwöhnt und gemolken. Jetzt ist dein Gnom 
noch zu klein."  
Sika protestierte: »Der wird aber auch groß."  
»Ja, Sika, aber nicht so groß und es kommt noch nichts raus, wenn du ihn rubbelst, da musst du noch 
etwas größer werden." 
Bei den nächsten Terminen schloss Rona die Augen und stellte sich immer vor, Emma wäre da und wäre 
zärtlich zu ihr. Das behielt sie auch später noch bei. So war Emma zurückgekommen und konnte nicht mehr 
verloren gehen und das konnte sie über den tatsächlichen Verlust hinwegtrösten.  
 
 
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30 Flucht und kein Ende 
 
Nanina und Gertrud rannten bis zu ihrer Erschöpfung. Sie durchschwammen die Wasserarme und rannten 
sich wieder warm. Sträucher peitschten ins Gesicht und Dornen zerkratzten die Beine. Noch im Dunkeln 
erreichten sie ihren Lagerplatz. Jetzt fühlte sich Gertrud sicher, hatte sie doch ihre Maschinenpistole wieder. Ein 
abgrundtiefes Rachedenken gegenüber ihren Vergewaltigern stieg in ihr auf.  
Sie packten alles sehr schnell zusammen, zerstörten das Versteck und verwischten ihre Spuren, so gut es 
ging. Dann traten sie ihren Marsch nach Nordwesten an, überquerten noch einen dieser schlammigen 
Wasserarme, um dann wieder mehr westlich zu wandern. Gertrud hatte es aufgegeben, über einen östlichen 
Umweg den Süden zu erreichen.  
Nach drei Tagen wurden die Lebensmittel knapp. Die Wildkräuter und das Sammeln von essbaren Maden 
und Würmern kostete zu viel Zeit und konnte den Eiweißbedarf nicht vollständig decken. Sie kamen immer 
langsamer voran. Das Bauen der Laubhütte am Abend dauerte immer länger, da die Nächte empfindlich kalt 
wurden und sehr viel Laub herangeschafft werden musste, um etwas Erholung im Nachtschlaf zu finden. Das 
Wetter hatte sich wieder geändert, es war regnerisch und herbstlich kühl geworden.  
Nanina hatte schon mehrmals versucht, mit Gertrud über die letzten schrecklichen Ereignisse zu sprechen 
und immer festgestellt, dass in Gertrud etwas aufstieg, das ihr unbekannt war und jede Erinnerung bei ihr 
abzublocken schien. Nanina konnte sehen, wie Gertruds Gesicht hart wurde und versteinerte Züge annahm. 
Nanina fand keine Antworten auf die vielen Fragen, die in der letzten Zeit in ihr entstanden waren.  
In Gertrud setzte sich die Gewissheit fest, dass sie es nicht schaffen würden, den Winter allein in der 
Wildnis zu überstehen. Sie war nicht davon überzeugt, dass sie ihr Boot noch vor Eintritt des Winters erreichen 
würden. Wenn überhaupt, aber versuchen müssen wir es, dachte Gertrud immer wieder. Sie entschloss sich, eine 
südwestliche Richtung einzuschlagen. Irgendwann mussten sie in Siedlungsgebiet kommen und dort würden sie 
dann den Winter unerkannt verbringen müssen.  
Nach fünf Tagen erreichten sie eine größere Siedlung. Dort konnten sie Vorräte kaufen und einen Esel 
erhandeln. Gertrud war froh, dass sie das Gold mitgeschleppt hatten. Eine einzige Münze hatte gereicht und es 
blieben noch ein paar kleine Silberstücke davon übrig. Auf die Frage nach dem Woher gaben sich die Frauen der 
Siedlung mit einfachen Antworten zufrieden. Und beim Wohin halfen sie alle in der Herberge, den besten Weg 
zu finden. Keine kam auf den Gedanken, dass die beiden gesucht würden. Vielleicht war es ihnen auch absolut 
egal, was Polizistinnen suchten.   
Der Esel trug jetzt das meiste ihres Gepäcks. Am Anfang machte er manchmal Schwierigkeiten, doch dann 
wurden er und Nanina Freunde und der Esel vertraute ihr vollkommen. Auf den Wegen, die sie jetzt gehen 
konnten, trafen sie auch andere Reisende, meist mit Kindern, sodass sie nicht auffielen. Manchmal reisten sie 
sogar in einer kleinen Gruppe, was vor allem Nanina viel Spaß machte. Gertrud hatte ihr eingeschärft, dass sie 
nichts von ihrer besonderen Identität preisgeben durfte. Nanina achtete darauf. Von den anderen Frauen wurde 
sie gern angeschaut und in Gertrud wuchs ein mütterlicher Stolz. War sie nicht irgendwie auch so etwas wie eine 
Mutter für Nanina? War sie doch damals mit Anna maßgeblich an den gentechnischen Experimenten beteiligt.  
Kleinere Flüsse konnten an einer Furt überquert werden. Bei den größeren Flüssen führte sie der Weg 
immer zu einer Siedlung, in der es eine Fähre gab. Meist war es nur ein stabil gebautes Floß, später dann gab es 
auch schon mal größere Lastkähne. Zunehmend mehr Warentransporte begegneten ihnen jetzt. Hätte Nanina 
nicht so an ihrem Esel gehangen, so hätten sie jetzt auch mit Post- oder Gepäckwagen weiterreisen können.  
Als sie im letzten Mittelgebirge in einer Herberge übernachteten, hatte sie der Winter eingeholt. Früh war 
alles weiß und ein feuchtkalter Wind vom Atlantik trieb schwere Schneeflocken gegen die Berghänge. Vor ihnen 
lag jetzt nur noch eine große Tiefebene und dann mussten sie die Flussmündung erreichen, in der Gertrud das 
Segelboot zurückgelassen hatte.  
Nur die Hoffnung, bald dort zu sein, ließ Gertrud ihr Gepäck zusammenpacken, um trotz des Schneesturms 
loszuziehen. Sie tranken noch einen heißen Tee, bevor sie aufbrechen wollten, als Nanina Gertrud am Ärmel zog 
und ihr zuflüsterte: »Hier passiert etwas Schlimmes, oben in den Schlafräumen ² wir müssen hoch gehen!" 
Gertrud zuckte zusammen: »Was? Nanina, sprich!"  
 »Ich weiß nicht, jemand ruft nach Hilfe."  
Gertrud ging ganz schnell ihre Erinnerungen durch, um herauszufinden, wer da noch oben sein konnte. 
Einige Händlerinnen waren schon vor ihnen sehr früh mit ihren Wagen aufgebrochen. Zwei Frauen und ein Kind 
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waren noch in der Gaststube, die wollte auch aufbrechen, aber in eine andere Richtung als sie. Dann erinnerte sie 
sich, noch zwei kleinere Mädchen gesehen zu haben. Waren die schon weg?  
Gertrud ging mit Nanina die Treppe hoch. Unter dem großen Giebeldach waren verschiedenen Koben mit 
einfachen Bretterwänden als Schlafkabinen abgeteilt. Aus einer dieser Kabinen hörten sie leises Stöhnen einer 
Frau, nach Luft ringend, bleich und mit Schweißtropfen im Gesicht lag sie auf einem dieser einfachen Bettgestelle. 
Auf dem anderen Bett saßen zwei Mädchen, sechs und acht Jahre alt, mit vor Angst aufgerissenen Augen und 
starrten zu ihrer Mutter. Das kleinere Mädchen umklammerte ihre ältere Schwester. 
 »Nanina, bleib am Eingang stehen!" kommandierte Gertrud scharf. Sie näherte sich vorsichtig der Frau. 
Gertrud vermutete, dass es sich um eine der gefürchteten Viruskrankheiten handelte, die einfach nicht in den 
Griff zu kriegen gewesen waren. Da hatte auch die genetische Selektion wenig gebracht. Immer wieder tauchte 
sie auf und wer davon befallen war, erlitt einen Kreislaufzusammenbruch, der in kurzer Zeit zum Tode führte. Die 
Anfangssymptome waren kaum zu merken und wurden oft mit anderen verwechselt. Über die Art der 
Verbreitung dieses Virus gab es mehr Spekulationen als gesicherte Erkenntnisse.  
Das Letzte, was Gertrud von der Frau noch hören konnte, war immer wieder die monotone Wiederholung 
der zwei Worte: »Meine Kinder!"  
Gertrud sagte ihr beruhigend mehrmals: »Ich sorge mich um sie, du kannst beruhigt sein!" Die Frau 
öffnete noch einmal die Augen und sah Gertrud an. Dann schloss sie die Augen und röchelte noch eine Weile, bis 
der Atem mit einem letzten tiefen Ausatmen stehen blieb. Gertrud schaute in den wenigen Habseligkeiten der 
Frau nach und fand auch etwas über ihre Identität und die der Mädchen. Das nahm sie an sich und sagte dann 
den Mädchen, sie sollten ihre Sachen ausziehen und alles liegen lassen.  
 »Nanina, fass nichts hier an! Geh nach unten in die Gaststube und warte dort auf mich!" Dann ging sie mit 
den weinenden Mädchen hinunter und informierte eine der Wirtinnen. Sie bat um warmes Wasser und Seife. Mit 
den Mädchen ging sie in den Waschraum und seifte sie von oben bis unten ein, um sie dann abzuspülen. Das 
wiederholte sie noch ein zweites Mal. In der Gaststube war inzwischen Panik ausgebrochen. Alle beeilten sich, so 
schnell wie möglich aufzubrechen.  
Zwei Wirtinnen banden sich Tücher übers Gesicht und zogen Handschuhe an, dann packten sie alles, was 
in dem Raum der toten Frau gewesen war zu einem Bündel zusammen und schleppten es weit hinter das Haus 
auf eine Abfallgrube. Zuletzt holten sie die Frau, in ein weißes Tuch eingewickelt, und legten sie oben drauf. Dann 
wurde Holz darüber geschichtet und alles angebrannt. In dem Schlafkoben waren nur noch die hölzernen 
Bettgestelle, die jetzt nach der allgemeinen Vorschrift zwei Wochen nicht benutzt werden durften.  
 »Mami, Mami", weinte das kleinere Mädchen und war nicht zu beruhigen. Gertrud versuchte, so gut es 
ging die Mädchen, an der offenen Tür des Waschraumes auf Rötungen an den Schleimhäuten zu untersuchen. 
Sie konnte nichts feststellen. 
Im Ort versuchte Gertrud Kleidung für die verängstigten, in Decken gehüllten Mädchen aufzutreiben. 
Nanina blieb in der Herberge bei ihnen. Gertrud kam zurück und brachte noch einen weiteren Esel mit. Mit den 
beiden Wirtinnen verhandelte sie noch um Reiseproviant und bezahlte sehr großzügig, dafür versprachen sie, 
den Tod der Frau nicht weiterzumelden. Das lag aber auch in ihrem Interesse. 
Nach einem Mittagessen in der Herberge machte sich die kleine Karawane auf den Weg, der sie jetzt hinab 
in die Tiefebene führte. Gertrud dachte im Stillen daran, wie sie jetzt plötzlich dreifache Mutter geworden war. Sie 
nahm innerlich diesen zusätzlichen Auftrag an. Sie dachte auch an den Nebeneffekt, dass sie jetzt viel weniger 
bei den Polizistinnen auffallen würden und das war beruhigend und ließ wieder Freiräume für andere Gedanken 
aufkommen.  
Nanina versuchte, sich um die Mädchen zu kümmern, in den Pausen mit ihnen zu spielen und ihnen so 
etwas zu sein, was sie für Sika gewesen war, ein älteres Geschwisterkind. Sie hatte die Zuversicht, dass es Rona 
und Sika jetzt gut gehen würde. 
In der nächsten Herberge entschied sich Gertrud, sehr zum Leidwesen von Nanina, die Esel zu verkaufen 
und die nächsten Etappen im Postwagen zurückzulegen. Die Wege waren schlammig geworden. Wolken von 
nassem Schnee zogen ihnen vom Atlantik entgegen. Sie hatten weder einen Schutz gegen die Nässe noch gegen 
den kalten Wind. Die Sandalen und um die Füße gebundenen Lappen konnten nicht so oft getauscht werden, 
wie es notwendig geworden war.  
Mitten im Winter erreichten sie die Stadt Bordo und quartierten sich in einer etwas außerhalb gelegenen 
Herberge ein. Eine Polizeikontrolle hatte Gertrud gut überstanden dank der Papiere, die sie von der Mutter der 
Mädchen hatte. Kinder wurden sowieso nicht gezählt. Jetzt fühlte sie sich sicherer in dieser Stadt als das erste 
Mal.  
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Den Winter wollte Gertrud noch in der Herberge verbringen. Sie besuchte mehrere Gasthäuser und 
Herbergen und versuchte an Informationen aller Art zu kommen. Es waren aber nur die bekannten Probleme der 
Versorgung mit Nahrungsmitteln und welche notwendigen Dinge des täglichen Bedarfs wo und wie zu erhalten 
waren. Es gab außer den bekannten keine neuen Krankheiten. Die Reproduktionszahl der Kinder hatte immer 
noch das gleiche Niveau und Versuche sie zu steigern, führten zu keinen durchgreifenden Erfolgen. Der dazu 
notwendige technische Aufwand war enorm und erforderte schon jetzt größte Anstrengungen. Was Gertrud mit 
steigendem Interesse aufnahm, war der Umstand, dass zurzeit der Kinderwunsch einiger junger Frauen nicht 
erfüllt werden konnte. War das ein vorübergehender Engpass oder wurde das langsam zur Dauererscheinung? 
Gertrud fand keine Antwort. 
Hatte Gertrud bisher vornehmlich darüber nachgedacht, wie sie das genetische Experiment Nanina und 
sich selbst retten konnte und sich über die weitere Zukunft nur vage Vorstellungen gemacht, so reifte in ihr 
immer mehr der Entschluss, ein neues Menschengeschlecht zu begründen. Sie wusste, das würde eine 
Kampfansage an alles bisher Bestehende sein und als die Gedanken an ihre letzten demütigenden, schrecklichen 
Ereignisse in ihr hochkommen wollten, begann es sie zu würgen. Das festigte unerbittlich ihren Entschluss. Sie 
hatte jetzt Zeit, gedanklich alles vorzubereiten. Sie traf sich mit Frauen, die gern ein Kind hätten und versprach 
ihnen, ein neues Siedlungsgebiet zu eröffnen, in denen ihr Wunsch Realität werden konnte. Die Frauen waren 
gern bereit, den Versprechungen Gertruds zu vertrauen. Ihr Auftreten wies sie immer noch als etwas Besonderes 
unter den Frauen aus. 
Gertrud hatte Nanina schon eine Zeit lang beobachten können und war anfangs überrascht gewesen, dass 
Nanina Gedankeninhalte von anderen Lebewesen aufnehmen und auch selbst beeinflussen konnte. Wie frühere 
Experimente vor tausend Jahren gezeigt hatten, war das bei vielen Lebewesen in unterschiedlicher Ausprägung 
vorhanden gewesen. Meist war nur die Reichweite sehr begrenzt. Mit Elektroden direkt am Kopf war es aber auch 
technisch damals möglich, bei fast allen höheren Lebewesen Gedankeninhalte zu entschlüsseln. Sie hatte das mit 
Anna besprochen, aber der Erfolg war ausgeblieben. Gertrud wusste nur, dass die letzten genetischen 
Konstruktionen zu ganz bestimmten Zeiten realisiert werden mussten.  
Anna hatte darüber nur sehr wenig gesprochen. Offenbar hatte sie befürchtet, Gertrud würde es lächerlich 
finden, die Konstellationen von Sonne, Mond und Planeten zu berücksichtigen. Anna meinte, dass die Evolution 
über Milliarden Jahre sich nicht diesem Einfluss habe entziehen können und dass das Gravitationsfeld seine 
Rhythmen aufgeprägt habe.  
Eigentlich war es Gertrud damals gleichgültig gewesen. Zeit war eine Messgröße und mit keinen Attributen 
wie harmonisch oder disharmonisch behaftet. Der Charakter der Zeit war bestenfalls menschengemacht. 
Mit solchen Überlegungen würde sie nun nur auf Unverständnis stoßen. Sie musste den gebärfreudigen 
und siedlungswilligen Frauen etwas anderes bieten. Sie hatte kein Labor und keine Hormone. Konnte sie Nanina 
überhaupt dazu benutzen? Sie wusste ja noch nicht einmal, ob Nanina in die Lage kommen würde, einen 
reproduktionsfähigen Samen zu erzeugen. Sie wusste nur, wann es beginnen konnte und das war frühestens im 
Sommer.  
Gertrud suchte alle Läden nach Hilfsmitteln für ihren Plan ab. Sie musste eine Produktion, von den 
Rohstoffen und Werkzeugmaschinen bis zu den Reproduktionsgeräten aufbauen. Sie brauchte Glas und 
Möglichkeiten für die Herstellung von Alkohol. Sie musste an mehr Silber kommen, um einfache Geräte 
herstellen zu können. Ohne eine künstliche Befruchtung, wenigstens am Anfang, würde sie es nicht schaffen. Sie 
kannte ihre Labors auf der Insel und den Aufwand, der da betrieben wurde und das musste sie vereinfachen. Sie 
hatte keine Werkzeugmaschinen. 
In der Stadt gab es zwei Werkstätten, die Schmuck aus Silber und Gold herstellen konnten. Nur, es waren 
Silber und Gold sehr selten und wurden nur in geringen Mengen aus den Schuttbergen des Nordens in den 
Süden geliefert. Gertrud wusste, dass es auch im Süden größere Mengen Gold und Silber gegeben hatte und 
nicht nur das, was man zufällig fand. Es war nur niemand bereit, danach zu suchen. Die Probleme waren anderer 
Natur und Schmuck konnten sich die Frauen auch aus Naturmaterialien fertigen.  
Gertrud gelang es, eine der jüngeren Frauen in einer der Schmuckwerkstätten für das neue 
Siedlungsprojekt zu gewinnen. Sie gab ihr zwei große runde Goldmünzen und den Auftrag, soviel Werkzeuge 
wie möglich und etwas Silber zu besorgen, damit sie dort sofort mit einer neuen Werkstätte beginnen konnte.  
Der Winter ging vorüber und Gertrud hatte ihre Herberge zu einem Hauptquartier ihres 
Siedlungsprojektes gemacht. Es wäre sicher der Stadtverwaltung bald aufgefallen, hätte Gertrud nicht auf strikte 
Geheimhaltung geachtet und nur ausgewählte Frauen in das Projekt einbezogen. Doch auch das wäre nicht 
genug gewesen. Lange hatte sie hin und her überlegt und dann stand es fest: Sie war die Hohepriesterin einer 
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neuen Religion, einer Religion der Großen Mutter, die ihren Sohn geschickt hatte, um den Menschen Hoffnung 
und eine neue Liebe zu bringen.  
Sechs Wochen hatte es gedauert, bis sie eine Religionsschrift verfasst hatte, die so etwas wie eine 
Verfassung einer neuen Gesellschaft sein sollte. Sie konnte sich noch an ihre Ausbildung erinnern, da hatte es 
auch einen kleinen Abschnitt über die Rolle der Religionen im Patriarchat gegeben. Nur an viele Details konnte 
sie sich nicht mehr erinnern.  
Dann war es soweit. In einem Hügel mit einer natürlichen Höhle, eine Tagereise weit außerhalb der Stadt 
würden die ersten zwölf Priesterinnen von Gertrud geweiht werden.  
Alles stand und fiel mit Nanina. Wird sie das alles verstehen und diese Rolle übernehmen können? Gertrud 
war sich nicht sicher. Sie wusste, es war schwierig, Nanina etwas vorzumachen, obwohl es ihr selbst auch 
zunehmend besser gelang, Gedanken nicht nach außen dringen zu lassen.  
Es war an einem trüben, verregneten Herbsttag gewesen, als Gertrud den Plan der neuen Religion aus den 
gedanklichen Nebeln heraus klarer sah.  
 »Nanina, wir müssen etwas sehr Wichtiges besprechen", fing Gertrud am Kamin an. Es waren gerade keine 
weiteren Gäste anwesend und die beiden Mädchen spielten oben mit Stoffpuppen, die Gertrud ihnen vom Markt 
mitgebracht hatte. Nanina wusste sofort, dass es etwas Außergewöhnliches sein musste. Sie spürte auch sofort, 
dass sie der Mittelpunkt sein würde.  
 »Ich habe dir schon einmal erzählt, wie ihr drei Kinder entstanden seid." Gertrud musste eine Sprache 
finden, die auch Nanina verstand. »Ihr habt keine leibliche Mutter, eure Mutter ist die Große Mutter der Erde und 
ich war eine der Priesterinnen, die euch zur Geburt verholfen hat. Du aber, Nanina, hast noch etwas Besonderes, 
du hast einen Vater." Nanina schaute Gertrud ungläubig an. Gertrud fuhr einfach fort: »Bei deiner Erschaffung 
hat der Himmel mitgewirkt. Du bist aus der Vereinigung von Himmel und Erde entstanden. Erde, Sonne, Mond 
und die Planeten haben dich geschaffen. Dein Vater ist der Himmel und deine Mutter ist die große Mutter Erde."  
 »Wieso haben dann Rona und Sika keinen Vater? Wieso nur ich?"  
Gertrud war verstummt doch dann fuhr sie nach längerem Grübeln fort: »Rona und Sika sind auch etwas 
Besonderes. Warum aber nur du einen Vater und eine Mutter hast, das wissen nur Himmel und Erde, das ist auch 
uns verborgen und ein Schleier liegt über diesem Geheimnis." 
 »Warum verfolgt man uns, hat das damit etwas zu tun?" 
 »Nein, Nanina, sie wissen nicht, was sie da tun. Nur ganz wenige der Priesterinnen, zu denen auch ich 
gehört habe, wissen etwas darüber. Die anderen sind nicht in das Geheimnis um euch eingeweiht und sie haben 
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Sollte ich sagen: vor euch, Gertrud war unsicher, »sie haben einfach Angst vor etwas Neuem. Und was die 
Menschen nicht kennen, das macht ihnen Angst." 
Gertrud weihte Nanina in ihre Pläne ein. Sie wollte die große Insel, die dem Westen des Kontinentes 
vorgelagert war als neues Siedlungsgebiet erschließen. Sie wusste, dass der Versuch schon einmal unternommen 
aber wieder abgebrochen wurde, da es einfach zu wenig Nachwuchs gab und eine Insel noch mehr 
Schwierigkeiten mit der Versorgung brachte, als sie der Kontinent sowieso schon hatte. Sie hatte dazu eine 
kleinere Insel, dicht an der Südküste der großen Insel gelegen, dafür ausgesucht. Dort wollte sie die ersten 
Tempel der Reproduktion, geschützt durch das umgebende Wasser, aufbauen.  
Die Frauen, die als erste zwölf Priesterinnen des Sohnes von Erde und Himmel geweiht werden sollten, 
wurden von Gertrud sorgfältig ausgesucht. Immer wieder hatte sie in persönlichen Gesprächen herauszufinden 
versucht, welche der Frauen geeignet sein konnten. Sie durften keine festen Beziehungen zu anderen Frauen 
haben und sie durften sich auch nicht ähneln. Sie achtete darauf, dass der genetische Pool ein größeres 
Spektrum des Nachwuchses zuließ. Die Frauen durften auch nicht zu feminin sein, sie mussten risikobereit sein 
und Entbehrungen auf sich nehmen können. Sie wählte Frauen mit schmaleren Hüften und langen Beinen aus. 
Was Gertrud nur sehr schwer abschätzen konnte, war die Reaktion auf die Männlichkeit, mit der sie 
konfrontiert werden würden. Sie ging ja selbst ein großes Risiko ein. Es bestand ja immer noch die Möglichkeit, 
dass aus Nanina etwas anderes würde, als sie sich vorstellte. Und welche Beziehung habe ich eigentlich zu Nanina, 
fragte sie sich immer öfter, was fühle ich, wenn ich mit ihr konfrontiert bin? Ihre Liebe galt immer noch Lisa. Doch 
in Nanina fühlte sie langsam etwas, das eine andere Dimension annahm und nicht auf eine sexuelle Stimulation 
gerichtet war. Nanina würde zumindest so etwas werden wie sie selbst und in dem Moment wünschte sie sich, 
dass eine tiefe Freundschaft sie auf ewig erfüllen möge. Zu den Mädchen, die Corina und Balda hießen, empfand 
sie immer mehr mütterliche Gefühle und das machte sie irgendwie auch stolz, dass sie noch zwei 
schutzbedürftige Wesen um sich hatte, da sie selbst nie Kinder haben konnte. 
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Auf dem Markt kaufte Gertrud feine, farbige Stoffe. Sie wollte eine Religion gründen, die auch die 
angenehmen und schönen Seiten des Lebens betonen sollte und nicht auf Mitleiden gegründet war. Sie ließ 
lange weiße Gewänder mit farbigen Applikationen für die Priesterinnen nähen. Die künftigen, von ihr 
auserwählten Priesterinnen würden den Monaten zugeordnet werden und sich dann auch monatlich abwechseln 
in der Führung der Gemeinschaft und jeder Monat bekam ein weißes Gewand mit farbigen Ergänzungen. Sie 
selbst würde nur ein weißes Kleid tragen mit roten Bordüren an den Säumen. Dazu trug sie das Zeichen der 
Hohepriesterin, Annas Anhänger mit Smaragd. Von ihrer, hinzugewonnen Goldschmiedin, ließ sie für jede der 
Priesterinnen einen silbernen Ring anfertigen mit dem Stein der Monatsfarbe. Was auch manchmal in 
Ermanglung eines echten Steines ein bunter, geschliffener Glassplitter war.  
Gemeinsam mit Nanina versuchte sie, das Weiheritual zu entwerfen. Es sollte eine große Hoch-Zeit 
werden, sie kannte den Begriff dunkel aus der Geschichte. Die Priesterinnen würden die Bräute Naninas werden. 
Nanina bekam ein knöchellanges weißes Gewand mit samtartigen blauen Bordüren an den Ärmeln.  
Die Goldschmiedin fertigte einen Stirnreif aus Silber mit einem goldenen Schmuckelement vorn. Auch 
Corina und Balda hatten eine wichtige Rolle bekommen, sie würden die Blumen tragen und bekamen auch ein 
weißes Kleid mit farbigen Absätzen.  
Langsam ging Gertrud das Gold aus und sie musste schon befürchten, dass es nicht mehr reichen würde. 
Aber die zukünftigen Priesterinnen setzten alles in Bewegung und verkauften und handelten mit einem 
ungeheuren Elan, um die Gemeinschaftskasse aufzufüllen. Das befriedigte Gertrud, sah sie es doch als ein 
Zeichen dafür an, dass ihr Plan gelingen würde.  
Mit Nanina besprach Gertrud die Zeremonie der Weihung. Gemeinsam, wobei natürlich Gertrud die 
meisten Ideen einbrachte, wurde die Reihenfolge der einzelnen Handlungen besprochen und auch eingeübt.  
Nanina war ja den Frauen bisher nur als eines der drei Mädchen von Gertrud bekannt. Dafür war eine 
Zeremonie vorgesehen, die Nanina erst etwas unheimlich vorkam, dann aber auch Stolz bei ihr aufkommen ließ. 
Gertrud konnte es ihr so vermitteln, dass die Offenbarung von Naninas Geheimnis zu einer Zeremonie werden 
musste.  
Ihr Leben wird sich dann grundlegend verändern, dachte Gertrud und es kamen die Gedanken in ihr auf, die 
sie wieder für einen Moment zweifeln ließ. Doch dann war sie sich wieder sicher, es war nicht nur ihr Egoismus 
und ihre Eitelkeit, es gab noch etwas, das außerhalb von ihr und von größerem Interesse war. Sie steigerte sich in 
den Gedanken, den Menschen eine neue Religion, die auch den Himmel wieder mit einschloss, zu geben. Es fiel 
ihr immer schwerer zu glauben, dass der Sohn von Mutter Erde und Vater Himmel, wie Nanina in Zukunft mit 
Beinamen genannt werden sollte, nur eine Fiktion war. Sie war jetzt schon der festen Überzeugung, dass sie 
auserwählt war, der Menschheit eine neue Liebe zu schenken.  
Dann kam der Tag der Weihehandlung. Es war ein heiterer Tag mit vereinzelten Schönwetterwolken vor 
einem blauen Himmel. Am Abend würden sie den ersten Vollmond im Frühling am Westhimmel aufsteigen 
sehen. Gertrud hatte den Mondaufgang als Beginn der Zeremonie bestimmt.  
Nanina hatte einen schlichten Leinenkittel an und unterschied sich darin nicht von den beiden Mädchen. 
Sie waren die einzigen Kinder, als die Zeremonie begann. Gemeinsam standen alle vor der Höhle und warteten 
auf den Mond am Osthimmel. Am Westhimmel ging die Sonne unter.  
Und dann war es soweit, der Mond kündigte sich mit einem hellen Schein über dem Wald an. Als der erste 
strahlend helle Saum zu sehen war, fingen die Frauen einen Choral zu singen an. Nachdem die volle Scheibe zu 
sehen war, tanzten die Frauen, von Gertrud dirigiert, im Kreis einen Wechseltanz. Nanina erinnerte sich an die 
Sonnwendfeier, dort hatte sie mitgetanzt. Hier standen die Kinder abseits und sahen zu. 
Dann begaben sich die Frauen in die von Kerzen erhellte Höhle. Nanina schlug das Herz bis zum Hals. 
Würde sie vor Aufregung auch nichts vergessen?  
Im Hintergrund war ein erhöhter Sitz mit einer hohen Lehne aufgebaut und mit Stoffen behangen. Corina 
und Balda bekamen von Gertrud ihr Festgewand übergezogen. Corina bekam eine Schale mit Silberringen und 
die kleine Balda trug einen Korb mit Frühlingsblumen in allen Farben, die aufzutreiben waren. Links und rechts an 
den Wänden standen zwei Bänke, vor denen je sechs Frauen in ihren Priestergewändern standen.  
Nanina stand am Eingang vor der Höhle und wartete auf das Zeichen. Drinnen hielt Gertrud eine 
Ansprache oder war es schon eine Predigt? Dann kam der Dank an Mutter Erde und Vater Himmel. Als die 
Frauen alle die Arme nach oben richteten, ging Nanina langsam durch die Reihe der Frauen auf Gertrud zu. Die 
aufgenommenen Gedankenfetzen der Frauen verwirrten sie. Man hatte ihnen versprochen, dass jetzt der Sohn 
von Himmel und Erde erscheinen würde und jetzt kam sie, die Tochter von Gertrud. Die Gedanken erschienen 
Nanina wie eine Welle aus Ungläubigkeit und Skepsis. Gertrud lächelte sie an und das gab ihr wieder Mut zurück. 
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Mit pathetisch heiligen Worten kündete sie die Metamorphose an. Dann legte sie das Festgewand des 
Sohnes über den Stuhl und zog Nanina den schlichten Kittel über den Kopf. Auf ein Zeichen Gertruds gingen die 
angehenden Priesterinnen in die Knie. Nanina stand in der Vollkommenheit ihres nackten Knabenkörpers vor den 
sprachlos erstaunten Frauen und bewegte die ausgestreckten Arme in Richtung ihrer Köpfe, um sie dann nach 
vorn und nach oben zu heben. Jetzt kam Gertrud mit dem Festgewand und ließ es langsam über Nanina nach 
unten gleiten. Dann setze sie ihr den silbernen Reif mit dem goldenen Stern auf die Stirn.  
Nanina begann mit der Priesterin des Januars. Sie ging zu ihr hin, links von Corina und rechts von Balda 
begleitet. Dahinter stand Gertrud und griff immer etwas korrigierend bei Balda ein, um sie richtig zu platzieren. 
Nanina war so aufgeregt, dass ihr Gertrud bei der Auswahl des ersten Ringes etwas helfen musste. Nanina nahm 
den Ring und steckte ihn der ersten Frau auf den Zeigefinger der rechten Hand, die leicht zitterte. Aus dem 
Blumenkörbchen wählte sie eine Blume, die ähnlich der farbigen Applikation auf dem Gewand der Priesterin war. 
Nanina nahm den Wunsch nach einem Kuss von ihr auf den Mund auf. Gertrud hatte ihr gesagt, wenn sie 
Wünsche oder Fragen der Priesterinnen spüren würde, sollte sie unbedingt darauf eingehen, sofern es auch 
möglich ist. Wenn es unmöglich zu erfüllende Wünsche seien, sollte Nanina nur zurücklächeln. Das hatte sie 
sogar mit Gertrud geübt, weil ihr das wichtig zu sein schien.  
 »Du sollst deinen Kuss bekommen", sprach Nanina jetzt schon wieder sicherer und beugte sich zu der 
Priesterin, fasste sie mit beiden Händen am Kopf und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Dann sah sie 
noch, wie die Frau in eine Art Verzückung geriet, und wandte sich der nächsten zu.  
 »Ja, ich werde der Vater deiner Kinder sein", bestätigte Nanina der zweiten Frau, obwohl sie erst unklar 
von Gertrud wusste, was das bedeutete. Auf Gertruds gedankliche Aufforderung hin gab sie jetzt jeder Frau 
einen Kuss.  
Nanina bestätigte die gedankliche Frage der dritten Priesterin: »Wir reisen zusammen zur Insel und 
werden dort in einer Gemeinschaft leben." 
 »Nein, ich bin kein Mädchen", bestärkte sie einer ungläubig Zweifelnden. »Ja, Gertrud ist die 
Hohepriesterin, von Mutter Erde und Vater Himmel eingesetzt als ihre oberste Vertreterin unter den Menschen", 
beantwortete Nanina eine weitere Frage, die Gertrud vorausgesehen und eingeübt hatte und Nanina jetzt in 
ihrem Sinn beantwortete. Ein paar der Priesterinnen bekamen als Antwort nur ein Lächeln von Nanina und 
gerieten daraufhin in eine tränenreiche Verzückung. 
Dann begann das Festessen. Gertrud hatte mit Hilfe von Nanina und zwei Lohnfrauen ein Festmahl aus 
weißem Geflügelfleisch, weißem Brot und Rotwein vorbereitet. Sie hatte sogar ein weißes Tafeltuch aufgetrieben 
und drei Bretter, die über jetzt herbeigetragene Steine gelegt, eine Tafel für das Festmahl abgaben. Jede der 
frisch geweihten Priesterinnen bekam von Nanina aus einem Krug Rotwein in den Becher ausgeschenkt. Dann 
wurde gemeinsam angestoßen und die Atmosphäre lockerte sich langsam auf. Nanina saß an der rechten Seite 
von Gertrud auf dem erhöhten Sitz, links die Priesterinnen der  Monate Januar bis Juni und rechts die der 
Monate Dezember bis Juli. Die Mädchen saßen auch links und rechts bei den Frauen auf den Bänken. 
Nanina hatte plötzlich Hunger und begann langsam und etwas verunsichert zu essen. Was jetzt nach der 
Weihehandlung kam, war nicht mehr eingeübt und sie musste allein fertigwerden mit den verstohlenen oder 
auch verzückten Blicken und Gedanken der vielen Frauen.  
Mit dem zweiten Becher Rotwein wurde die Stimmung so euphorisch, dass Gertrud Nanina beauftragte, 
mit den beiden Mädchen zu dem kleinen Anwesen in der Nähe zu gehen und dort zu schlafen. Fünf Frauen 
hatten dort einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb, deren Erzeugnisse sie in der Stadt verkauften. Bei ihnen 
hatte Gertrud das Festmahl und die Übernachtung in der Heu-Scheune vorbereitet. Gertrud selbst und die Kinder 
schliefen in der Gemeinschaftsstube der Frauen. 
Die nächsten Tage verliefen in fieberhaften Reisevorbereitungen. Die neu geweihten Priesterinnen gingen 
mit großem Enthusiasmus an ihre Aufgaben. Gertrud verstand es, die Arbeit gut aufzuteilen. Sie war stolz auf 
ihren zeremoniellen Erfolg, musste aber schnell handeln. Die Priesterinnen waren so voll von Wunderbarem, was 
sie bei der Zeremonie erlebt hatten, dass Gertrud befürchtete, ihnen würde der Mund überlaufen.  
Siedend heiß überlief es sie, als sie feststellte, dass sie in ihrer Religion keine strafenden Elemente hatte. 
Würde das gut gehen, würde nicht die Disziplin darunter leiden. War es genug Strafe, wenn einem das 
Wohlwollen von Himmel und Erde entzogen war, weil man nicht im Einklang mit ihnen lebte? 
Dann tauchten Gerüchte in der Stadt auf. In einer Höhle unweit der Stadt habe es eine Erscheinung 
gegeben. Gertrud beschleunigte die Abreise. Sie hatte schon ein paar Frauen und eine Priesterin vorausgeschickt, 
um das Segelboot für die erste Fahrt vorzubereiten. Von dort kam die Rückmeldung, dass alles in Ordnung sei. 
Gertrud wollte nicht mehr länger warten, sie bekam wieder Angst vor den Polizistinnen. Wann würden sie wieder 
verfolgt? Das konnte nur eine Frage der Zeit sein. Dem musste sie zuvorkommen.  
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31 Die Rückkehr der Evolution 
 
Sechs Wochen nach ihrer Ankunft in der Handelsstation der Templerinnen segelten Rona und Sika weiter 
nordwärts. Sie sollten sicherer untergebracht werden. Niemand wollte mehr ein Risiko eingehen. 
Die Herbststürme hatten schon begonnen und das Segeln war nicht leicht. Zweimal mussten sie Schutz in 
einer Bucht suchen und ein paar Tage warten, bis sich die See wieder etwas beruhigt hatte. Sicherheit war das 
oberste Prinzip. Beide waren seekrank geworden und hatten das Gefühl, weder leben noch sterben zu können. 
Dann endlich verließen sie die offene See und segelten durch Fjorde und größere Binnenseen, bis sie die neue 
Stadt Alburg erreichten. Es war noch keine Stadt, es war vorerst eine Baustelle.  
Für Rona und Sika begann eine Zeit der Ausbildung, der Spiele und der Jagdabenteuer. Untergebracht 
und betreut wurden sie ausschließlich von den schon älteren Templerinnen. Es fehlte aber nicht an Nachwuchs 
für den Orden. Junge Frauen meldeten sich und wollten sich den Zielen und dem Kodex des Ordens anschließen. 
Die Gebäude mit ihren Bibliotheken des alten Wissens wuchsen ständig.  
Die Stadt Alburg, Hauptstadt eines neuen Gebietes, wuchs langsam. Die Bevölkerung änderte sich ständig. 
Während es anfangs keine Babys und Kleinkinder gab, waren plötzlich sehr viele da und es mussten Kinderhäuser 
gebaut werden, später dann Schulen und neue Werkstätten. 
Seba war viele Jahre das Oberhaupt des Ordens. Was sie von Anna damals nicht erfahren hatte, war der 
Umstand, dass mehr Mädchen geboren wurden als Jungen und dass die Knaben alle nur immer geringfügige 
Abweichungen von Rona und Sika zeigten und außerdem eine sehr lang ausgedehnte Jugendzeit hatten.  
Es begannen die glücklichen Tage des Ordens der Templerinnen. Dann waren Rona und Sika erwachsen 
geworden und eine neue Zeit für den Orden kam aus der Zukunft auf sie zu. 
 
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32 Das Goldene Zeitalter 
 
Gertrud und ihre drei Kinder, zusammen mit drei Priesterinnen und zwei anderen Frauen fuhren als erste 
Siedler zur Insel. Sie fanden ein unbewohntes Land, nur von wilden Ziegen, Schafen, Schweinen und Raubtieren, 
die offenbar von einstmals wildernden Hunden stammten, bewohnt.  
Die ersten Unterkünfte wurden mit dem frischen Holz aus den noch reichlich vorhandenen, von den 
Ziegen verschonten, Wäldern in der geschützten Bucht ihrer Landung gebaut. Eine der Frauen hatte sich 
besonders geschickt beim Segeln angestellt. Sie wurde von Gertrud noch weiter unterwiesen und zum Kapitän 
ernannt. Dann bekam sie eine Liste der notwendigen Werkzeuge, die noch fehlten, und segelte mit einer 
Priesterin zurück, um die Nächsten zu holen.  
Im Herbst stand das erste Dorf an der zu einem kleinen Hafen ausgebauten Bucht. Eine Gruppe 
Siedlerinnen war im Innern der Insel damit beschäftigt, das religiöse Tempelzentrum und die erste Stadt 
aufzubauen. Anfangs diente dieser erste Tempel der Liebe der Reproduktionszeremonie. Gertruds 
Befürchtungen, es könne Nanina Schwierigkeiten bereiten und sie würde mit der neuen, emotional schwierigen 
Situation nicht fertigwerden, waren unbegründet. Nanina war dieser Rolle gewachsen und sie vergaß darüber 
nicht das Spielen und auf die Jagd gehen. Kleinwild gab es reichlich auf der Insel.  
Der Herbst des nächsten Jahres war erfüllt mit dem Geschrei der ersten Kinder. Es wurden nahezu gleich 
viel Mädchen wie Jungen geboren. Fröhliches Kinderspiel herrschte in den nächsten Jahren auf Teilen der Insel. 
Gertrud achtete bei allen Planungen darauf, dass die gesamte Insel im Stil eines Heiligtums, das im Einklang mit 
der Natur war, aufgebaut wurde. Später dann würden sie auch die große Insel besiedeln. Nanina wurde langsam 
größer. Wurde sie auch älter? Das fragte sich Gertrud die nächsten Jahre oft und immer stärker wurde ihre 
Gewissheit, dass Nanina nicht in der ihr bekannten Weise älter wurde. 
Das waren die beglückenden Jahre für Gertrud. Wenn ihr die Verwaltung des neuen Reiches Zeit ließ, so 
schrieb sie nieder, was sie an altem Wissen aus ihrer Erinnerung noch heraufholen konnte. Nanina war immer 
wissbegierig und ihr konnte sie alles beibringen.  
Die neuen Kinder wuchsen heran. Es gab weniger Schwierigkeiten als Gertrud und die anderen Frauen es 
aus ihrer Kindheit kannten. Erst Häuser der Kinder und dann auch ein Tempel des Wissens mussten eingerichtet 
werden. Gertruds Niederschriften dienten den ersten Kinderbetreuerinnen als Hintergrundwissen. Es gab kein 
verborgenes Wissen mehr. Alle Kinder wurden gleich behandelt und waren sich auch äußerlich und in ihren 
Motivationen und Verhalten sehr ähnlich und es machte praktisch keinen Unterschied mehr, ob das Kind als 
Mädchen oder Junge geboren wurde. Gertrud beobachtete alles mit großem Interesse und machte viele Notizen.  
Für Gertrud, Nanina und ihre Gemeinschaft begann eine Zukunft, die zu den glücklicheren Zeitaltern der 
Menschheitsgeschichte gehören könnte. Wie lange würde diese Zeit anhalten?  
 
Fortsetzung dieses Romanes "2045++ - Die Jugend der PANDEAE" auf www.nanina-roman.de  
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